Maja Lunde - Die Geschichte der Bienen / Bienes Historie

  • Kurzmeinung

    Pasghetti
    Durchaus spannend und interessant, aber nicht ausreichend genug im Fokus
  • Kurzmeinung

    Klarascha
    Ganz nett, verschiedene Ebenen gut verwoben.
  • Eine ungewöhnliche Romankonstruktion hat Maja Lunde für 'Die Geschichte der Bienen' gewählt: Drei Erzählstränge gibt es, die in völlig unterschiedlichen Zeiten spielen. Im Jahr 1852 ereilt William, verhinderter Wissenschaftler und Familienvater von unzähligen Töchtern :wink: und einem Sohn, nach einer persönlichen Kränkung eine mysteriöse Krankheit, die ihn jeglicher Energie beraubt (heutzutage würde man vermutich Depression dazu sagen). Nach einer spontanen Erholung kehrt er in den Alltag zurück und widmet sich neben dem Gelderwerb als Samenhändler auch wieder der Wissenschaft: Bienen werden sein Forschungsobjekt. Etwas mehr als 150 Jahre später begleiten wir George in Ohio, der von der Imkerei lebt und sich nichts sehnlicher wünscht, als seinem Sohn Tom einen gutgehenden Hof zu hinterlassen - doch das gestaltet sich aus unterschiedlichen Gründen wesentlich schwieriger als gedacht. Im Jahre 2098 in China ist Tao die Protagonistin, die ihren Unterhalt damit verdient, Bäume von Hand zu bestäuben, da es keine Bienen mehr gibt. Ein hartes, ein schweres Leben, das nur durch ihre kleine Familie erträglich ist: ihren Mann Kuan und ihren kleinen Sohn Wei-Wen. Doch dann geschieht ein Unglück.
    Abwechselnd werden die Geschichten dieser drei Hauptfiguren erzählt, und ich war wirklich gespannt darauf, wie sich diese zusammenfügen. Doch es dauerte und dauerte und dauerte. Nicht dass ich mich gelangweilt hätte, aber ich hatte zusehends den Eindruck, hier drei unabhängig voneinander verlaufende Erzählungen zu lesen, deren einzige, nicht allzu starke Verbindung die Bienen waren. Erst kurz vor dem Ende wurden die Zusammenhänge dann deutlich, doch nach meinem Empfinden fügte es sich nicht selbstverständlich zusammen, sondern es kam mir vor, als hätte auf den letzten Seiten etwas nachgeholt werden müssen. Um nicht falsch verstanden zu werden: Das Buch ist gut geschrieben, doch die Unterteilung in drei Teile hätte auch als Ganzes erfolgen können und nicht aufgeteilt in Häppchen - jeweils eine Erzählung William, George und Tao wäre nicht nur genauso gut, sondern vielleicht sogar besser gewesen.
    Den Titel (im Original 'Bienes Historie') empfand ich als eher irreführend, denn auch wenn die Bienen eine nicht unbedeutende Rolle spielen, liegt doch das Hauptaugenmerk meiner Meinung nach bei den Protagonisten und deren jeweiligen Söhnen, auf denen Erwartungen ruhen, denen sie nicht gerecht zu werden scheinen. In diesem Sinne steht der Titel dann doch für etwas, was ein Hauptthema des Buches ist: falsche Erwartungen :wink:
    Fazit: Statt einer Geschichte der Bienen sind es drei Familiengeschichten, die von den Erwartungen an den Nachwuchs und den damit verbundenen Enttäuschungen handeln - verknüpft durch die Existenz bzw. Nichtexistenz der Bienen, an denen mehr oder weniger nebenbei auch noch große Themen wie die Klimaveränderung und die Industrialisierung der Landwirtschaft abgehandelt werden. Ein bisschen viel für nur ein Buch :wink:

    :study: Das Eis von Laline Paul

    :study: Der Zauberberg von Thomas Mann
    :musik: QUALITYLAND von Marc-Uwe Kling

  • Vielen Dank, @Xirxe, für die Vorstellung. Ich habe das Buch zum Geburtstag bekommen und bin schon sehr gespannt darauf. Nachdem ich es von meinem Bruder bekommen habe, gehe ich davon aus, dass es ziemlich genau meinen Geschmack treffen wird.

  • Danke @Xirxe für die Rezi ! Ich hatte das Buch letztens eher durch Zufall bei amazon entdeckt und es mir in der Onleihe auch gleich vorbestellt. Bin gespannt !

  • Danke, @Xirxe, das Buch wurde letzte Woche in meiner Lieblingsbuchhandlung bei der sogenannten "Frühlings-Vorlese" vorgestellt. Ich hatte es mir sofort notiert und bin froh, dass meine Bücherei es schon besitzt.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Absolut empfehlenswert - T O P


    Da es sich um ein sehr bedeutendes Thema handelt mit dem sich durch dieses Buch hoffentlich viel mehr Leute damit beschäftigen. Das Thema ist eine tolle Wahl und schon lange habe ich dem Buch entgegengefiebert - und wurde nicht enttäuscht.
    Der Inhalt ist sehr interessant aufbereitet und regt zum Nachdenken an.
    In dem Buch sind Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft abgedeckt. Ich finde diese Einteilung in verschiedene Zeitzonen macht das Buch besonders.
    Es ist ein neues Thema und irgendwie eine ernste Handlung - auch wenn ich normalerweise Bücher dieser Art nicht lese, hat mir das Buch gut gefallen. Der Schreibstil selber ist klasse - man kommt flüssig voran.
    Definitiv ist das Buch eine Empfehlung wert - absolut lesenswert.

  • Die Geschichte der Bienen, Roman von Maja Lunde, 512 Seiten, btb-Verlag.
    Geschichte von Verlust und Hoffnung, vom Miteinander der Generationen und dem unsichtbaren Band zwischen der Geschichte der Menschen und der Geschichte der Bienen.
    Eine Erzählung in 3 Zeitebenen.
    Historischer Teil. 1852 Der Samenhändler William liegt krank im Bett, der Vater sieben Töchter und eines Sohnes, setzt alle Hoffnung auf seinen Sohn. Er soll alles erreichen an dem William immer und immer wieder scheitert. Dabei übersieht er, dass seine älteste Tochter das alles erreichen könnte. Durch die Entwicklung eines neuartigen Bienenstocks, bekommt sein Leben neuen Sinn.
    Gegenwart 2007 in Ohio, der Imker George schuftet täglich schwer um seine Familie zu ernähren, er ist enttäuscht von seinem Sohn Tom der nicht in seine Fußstapfen treten will. Hilflos muss er mit ansehen, wie immer mehr seiner Bienenvölker einfach verschwinden.
    Dystopischer Teil 2098 in China, Tao hat einen Mann und ihrem dreijährigen Sohn Wei-Wen. Sie bestäubt in einer Obstplantage die Blüten auf den Bäumen von Hand. Bestäubende Insekten gibt es schon lange nicht mehr. Lebensmittel sind knapp. Sie will für ihren kleinen Sohn eine bessere Zukunft und lernt sooft sie kann mit ihm. Eines Tages gönnt sich die kleine Familie einen Ausflug und da geschieht ein Unglück.
    Im vorliegenden Roman handelt es sich um drei nebeneinander laufende Erzählstränge in denen es um die Erwartungshaltung von Eltern gegenüber ihren Kindern geht und wie eine schwierige Situation auch die Partnerschaft belasten kann. Im Hintergrund sind die Bienen ein wichtiger Faktor in der Erzählung. Der Spannungsbogen ist eher flach, was in einem Roman dieser Art von mir auch nicht anders erwartet wurde. Spannend fand ich trotzdem, wie sich das Schicksal Wei-Wens entwickelt und ob Tao ihren Sohn wiederfindet. Der sympathischste Charakter im Buch war George sein Handeln konnte ich jederzeit nachvollziehen, William war ein Verlierer und Weichei, immer zu spät, immer peinlich. Seine Antriebslosigkeit und seine depressive Haltung gingen mir auf die Nerven. Am wenigsten konnte mich die Figur Tao überzeugen, zwar hochintelligent aber in ihren Handlungen manchmal unüberlegt und emotionslos.
    Dass Maja Lunde auch Kinder- und Jugendbuchautorin ist, merkt man ihrem Stil unbedingt an, die einzelnen Kapitel sind kurz und der Schreibstil erzählt in einfachen, klaren Sätzen in der Ich-Form aus der Sicht des jeweiligen Charakters. Das Erscheinen des Namens der erzählenden Person, am Fuß der Seite, ist sehr hilfreich um den Überblick zu behalten. Da jedes Kapitel mit einem Cliffhanger endet, liest sich der Roman sehr flüssig.
    Die Aussage die Lunde mit ihrem Werk gemacht hat beeindruckt mich, lässt mich wohl noch länger darüber nachdenken. Ganz deutlich macht sie den Leser darauf aufmerksam was geschieht, wenn der Mensch sein Verhalten gegenüber der Natur nicht rigoros ändert. Klimawandel, Einsatz von Pestiziden, Genmanipulation – schon heute sind die Bienen in aller Welt gefährdet. Und wenn es keine bestäubenden Insekten mehr gibt, wird sich das Leben der Menschheit erschreckend verändern, dies zeigt die Autorin in ihrem Werk ganz deutlich auf.
    Eine Leseempfehlung, für jeden Leser geeignet. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: Sterne

    :study::musik::montag:


    Und wenn mir alle Königskronen für meine Bücher und meine Freude am Lesen angeboten wären: Ich würde sie ausschlagen.
    François Fénelon

  • Ich habe heute morgen mit dem Buch angefangen. Ist es nicht drollig, dass ausgerechnet eine Autorin mit dem Vornamen "Maja" ein Buch über Bienen geschrieben hat? :lol:

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  • Ich habe heute morgen mit dem Buch angefangen. Ist es nicht drollig, dass ausgerechnet eine Autorin mit dem Vornamen "Maja" ein Buch über Bienen geschrieben hat? :lol:

    Stimmt, ist mir noch gar nicht aufgefallen. Heisst die Serie im Ausland auch so?

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  • die Serie

    Keine Ahnung, die Serie konnte ich noch nie leiden, nachdem ich als Kind das Buch gelesen hatte.


    Aber das Buch ist laut Wikipedia in 40 Sprachen übersetzt worden, darunter ist sicher auch ins Norwegische.

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  • Keine Ahnung, die Serie konnte ich noch nie leiden, nachdem ich als Kind das Buch gelesen hatte.

    Wie peinlich :uups: das Buch war sowas von überhaupt kein Begriff. Ich kannte nur die Serie, habe sie aber auch nur selten gesehen. Stellt sich aber immer noch die Frage, ob die Biene auch im Norwegischen Maja heisst :wink:

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  • Ein historischer Erzählstrang, ein gegenwärtiger und ein dystopischer nebeneinander – man springt beim Lesen vom einen zum anderen. Zunächst sieht es aus, als wären die drei nur durch ihr gemeinsames Thema, die Bienen, verbunden; erst am Ende offenbart sich auch ein innerer Zusammenhang. Dass man als Leser drei Geschichten in einem Buch bekommt, gibt es öfter, dass man drei verschiedene Genres bekommt, ist selten.


    Ich habe das Buch gern gelesen, auch wenn die beiden männlichen Protagonisten durch ihre cholerische und selbstherrliche, bzw. selbstmitleidige und larmoyante Art nicht gerade Sympathieträger sind. Die Spannung verteilt sich auf die drei Stränge und bietet dreimal eine interessante Handlung, die besorgt und betroffen macht.



    Auch wenn die Handlung fiktiv aufbereitet ist, steht sie leider auf realem Boden: Die Bestäubung der Obstbäume durch Menschen muss in China schon seit zwei Jahrzehnten praktiziert werden. Hier ein kurzer Bericht dazu (Trailer zum u.a. Film).
    Noch ist es hierzulande nicht so weit, aber die Bienen vermehren sich nicht mehr so stark wie bisher, fallen Viren zum Opfer und produzieren weniger Honig. Wenn man unter einem blühenden Busch steht und das Gesumme hört, glaubt man fast nicht, dass es selbst hier auf dem hügligen Lande wesentlich weniger Bienen gibt als vor einigen Jahren, aber ein Freund, Berufsimker, von dessen Bienenstöcken ich meinen Honig beziehe, versicherte mir, dass man sich Sorgen macht.


    Dass ein belletristisches Buch sich des Themas annimmt, hat für die Bewusstmachung des Problems einen großen Vorteil: Zu einem Sachbuch greifen eher diejenigen, die sensibel für ein Thema sind, während die Leser einer Erzählung einer Figur folgen und so quasi nebenbei Fakten erfahren.


    Hier die Film-Empfehlung für diejenigen, die sich weiter mit dem Thema beschäftigen wollen.


    edit: Die ASIN wird nicht genommen, daher hier der Link.

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  • Das Buch stand schon auf meiner Wunschliste, bevor mein Freund im Buchladen meinte "Oh Bini, deine Geschichte, das musst du lesen". Also wurde es tatsächlich gekauft.


    Ich muss gestehen, dass ich mich noch nie intensiv mit Bienen beschäftigt habe, dass mir zwar bekannt ist, dass sie so wichtig für uns Menschen sind, ich aber trotzdem keine Ahnung habe, womit wir diesen Tieren schaden und was wir besser machen können.
    "Die Geschichte der Bienen" bringt mich schon sehr zum Nachdenken, ohne dass ich das Gefühl habe, die Autorin steht mit erhobenem Zeigefinger vor mir.


    Mir gefällt das Buch sehr gut. Die Familiengeschichten und Charaktere sind interessant und stellenweise sogar spannend, was ich mir hier gar nicht erhofft habe.


    Tao:


    George


    William,


    Das ist das erste Buch in diesem Jahr, für das ich wirklich eine Leseempfehlung geben würde. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass der ein oder andere Leser gelangweilt nach den ersten 50+ Seiten abbricht.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: , :bewertungHalb:

  • Ist es nicht drollig, dass ausgerechnet eine Autorin mit dem Vornamen "Maja" ein Buch über Bienen geschrieben hat?

    Ja, das hab ich mir auch gedacht. :lol:


    Ich werde heute Abend damit beginnen und bin sehr gespannt.

  • Zunehmend häufen sich die Berichte über das Insektensterben und auch ich habe es schon mitbekommen, dass wir viel weniger Stare im Garten haben bzw. Bienen um unsere Blumen herumfliegen. Ich freue mich über jedes Insekt, das seinen Weg zu uns in den Garten findet und wenn wir Menschen nicht achtgeben schaffen wir uns noch selber ab. Ein Buch, dass dieses Thema aufgreift ist „Die Geschichte der Bienen“ von Maja Lunde, welches ich euch heute vorstellen möchte.
    Die Geschichte der Bienen von Maja Lunde

    Klappentext von der Verlagsseite:


    England im Jahr 1852: Der Biologe und Samenhändler William kann seit Wochen das Bett nicht verlassen. Als Forscher sieht er sich gescheitert, sein Mentor Rahm hat sich abgewendet, und das Geschäft liegt brach. Doch dann kommt er auf eine Idee, die alles verändern könnte – die Idee für einen völlig neuartigen Bienenstock.


    Ohio, USA im Jahr 2007: Der Imker George arbeitet hart für seinen Traum. Der Hof soll größer werden, sein Sohn Tom eines Tages übernehmen. Tom aber träumt vom Journalismus. Bis eines Tages das Unglaubliche geschieht: Die Bienen verschwinden.


    China, im Jahr 2098: Die Arbeiterin Tao bestäubt von Hand Bäume, denn Bienen gibt es längst nicht mehr. Mehr als alles andere wünscht sie sich ein besseres Leben für ihren Sohn Wei-Wen. Als der jedoch einen mysteriösen Unfall hat, steht plötzlich alles auf dem Spiel: das Leben ihres Kindes und die Zukunft der Menschheit.


    Wie alles mit allem zusammenhängt: Mitreißend und ergreifend erzählt Maja Lunde von Verlust und Hoffnung, vom Miteinander der Generationen und dem unsichtbaren Band zwischen der Geschichte der Menschen und der Geschichte der Bienen. Sie stellt einige der drängendsten Fragen unserer Zeit: Wie gehen wir um mit der Natur und ihren Geschöpfen? Welche Zukunft hinterlassen wir unseren Kindern? Wofür sind wir bereit zu kämpfen?


    Autoreninfo von der Verlagsseite:


    Maja Lunde wurde 1975 in Oslo geboren, wo sie auch heute noch mit ihrer Familie lebt. Sie ist eine bekannte Drehbuch- sowie Kinder- und Jugendbuchautorin. Die Geschichte der Bienen ist ihr erster Roman für Erwachsene, der zunächst national und schließlich auch international für Furore sorgte. Er stand monatelang auf der norwegischen Bestsellerliste und wurde mit dem Norwegischen Buchhändlerpreis ausgezeichnet.

    Erster Satz:


    Wie verwachsene Vögel balancierten wir auf unseren Ästen, das Plastikgefäß in der einen Hand, den Federpinsel in der anderen.


    Meinung:


    Ein grandioses Werk hat Maja Lunde mit „Die Geschichte der Bienen“ vorgelegt. In drei unabhängig voneinander wirkenden Erzählsträngen zu drei verschiedenen Zeiten erzählt sie den Wandel in dem Vorkommen der Bienen. Dabei nie sachlich und minutiös, sondern packend und mitreißend.


    Die Erzählstränge kommen im stetigen Wechsel und ich konnte dies, dank den Kapitelüberschriften gut nachverfolgen. Alle drei Erzählstränge haben mich fasziniert. Williams Anfang mit der Entwicklung eines Bienenstocks und dem Wunsch, dass sein Sohn in seine Fußstapfen tritt, hat mich gefesselt. Er war so auf seinen Sohn fixiert, dass er gar nicht erkannt hat, welche große Hilfe ihm seine Tochter Charlotte beim Studium der Bienen ist. Sie tat mir leid und ich habe das junge Mädchen bis zum Ende hin ins Herz geschlossen.
    Auch der zweite Teil birgt einen Vater-Sohn-Konflikt in sich, auch da soll Georges Sohn Tom die Imkerei später übernehmen, aber dieser möchte lieber Journalist werden, deswegen bekommt die Vater-Sohn-Beziehung einen Knacks. Bei den beiden ist immer alles in der Schwebe und bis zum Ende hin, hat Maja Lunde mich zittern lassen, wie es sich auflöst.
    Der dritte Erzählstrang führte mich in eine Zukunft ohne Bienen nach China. Die junge Tao arbeitet als Bestäuberin für Obstbäume. Die Welt hat es geschafft die Bienen auszurotten, und wenn man sich die heutigen Artikel in den Zeitungen liest, sind wir nicht mehr so weit davon entfernt, es endgültig hinzubekommen, wenn wir auch noch weitere Bienengifte zulassen. Taos Erzählstrang hat starke dystopische Züge und ist dementsprechend erschreckend. Um einen Einblick in die Bestäubungspraxis in China zu bekommen habe ich nach einem Video gesucht und folgendes gefunden: Klickt hier.


    Ein erschreckendes Szenario und Taos Welt ist streng diktatorisch, sie muss genug Geld zusammenbekommen um mit ihrem Mann ein weiteres Kind gebären zu dürfen. Eine erschreckende Welt, in dem dann auch noch ihr Sohn nach einem Unfall nach Peking kommt, und sie sich auf die Suche nach ihm macht. Sie kommt in ein Peking, dass nichts mehr vom heutigen Peking hat, eine zerstörte, heruntergekommene Hauptstadt, wie nach einem großen Krieg.


    Durch den stetigen Wechsel der Handlungsstränge, verweilte ich nie lange in einer Zeit und konnte so nach Taos Kapiteln wieder durchatmen, aber auch da gibt es Schwierigkeiten. Allerdings wurden diese nicht so grausam direkt dargestellt.


    Maja Lunde will mit ihrem Buch aufrütteln und ich kann verstehen, weshalb sie den norwegischen Buchhändlerpreis gewonnen hat. „Die Geschichte der Bienen“ ist ein ernsthaftes und nachdenklich machendes Buch. Es klingt lange nach, nicht nur Taos Welt, sondern auch die von William und George.
    Bis zum Ende hin habe ich immer wieder gefragt, will Maja Lunde nur aufklären oder ist da noch mehr. Ja „Die Geschichte der Bienen“ ist mehr als nur ein Buch über Bienen, ihre Entwicklung bis hin zu den düsteren Zukunftsvisionen, es ist auch ein Familienroman. Mit der Entwicklung der Bienenzucht verläuft parallel bei Maja Lunde, die Entwicklung der Familiengeschichten und gegen Ende hin löst sich alles auf.


    Das letzte Kapitel handelt dann wieder von Tao und es ist das, was mich an unbefriedigsten zurücklässt und für mich nach der ganzen Handlung nicht hundertprozentig passt. Auch wenn es für mich nicht stimmig ist, ist es doch hoffnungsvoll. Aber mehr erzähle ich nun nicht mehr, lest es selbst.


    Fazit


    Maja Lundes „Die Geschichte der Bienen“ ist für mich das Buch des Jahres. Eindrücklich erzählt sie die Entwicklungen der Bienen, eingebettet in drei Familiensträngen, die unterschiedlicher nicht sein könnten und sich dennoch ähneln. Absolute Leseempfehlung!


    Bewertung


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    Liebe Grüße von der buechereule :winken:


    Im Lesesessel


    Kein Schiff trägt uns besser in ferne Länder als ein Buch!
    (Emily Dickinson)



    2024: 010/03.045 SuB: 4.302

    (P/E/H: 2.267/1.957/78)

  • Ich werde das Buch heute fertig lesen.


    Ehrlich gesagt hatte ich mir mehr davon versprochen :-k
    Die Idee des Buches ist sehr gut und man kann die drei Handlungsstränge ohne Probleme auseinander halten. Aber mir waren die Geschichten zu ähnlich.
    Sowohl William als auch George und Tao sind mit Menschen verheiratet, die eigentlich gar nicht zu ihnen passen.
    Je weiter ich in dem Buch kam, desto unsympathischer wurden mir alle drei. Am liebsten war mir Charlotte, Williams Tochter :lol:


    Zuerst Tao, die ich als Helikopter-Mutter empfunden habe,


    William versinkt permanent in Selbstmitleid und George ist eigentlich nur verbittert.


    Der Schreibstil gefiel mir ganz gut und es lies sich leicht lesen, so dass es sich nicht nach 500 Seiten angefühlt hat.


    Auf jeden Fall behandelt das Buch ein wichtiges Thema und die Einblicke in die Zukunft fande ich sehr erschreckend und nah an der Realität. Den Hype, den das Buch verursacht hat, kann ich allerdings nicht nachvollziehen ?(

  • Maja Lunde, Die Geschichte der Bienen


    Die Konstruktion der Geschichte gefällt mir gut. Wir haben drei Erzählstränge mit drei Protagonisten:

    1852 Konstruktion verschiedener Bienenkörbe (William) - 2007  Bienensterben, Umweltprobleme (George) - 2098  Rückkehr der Bienen (Tao)


    Die drei Erzählstränge werden von Anfang an zusammengeschweißt durch die Farbe Gelb:  „das leichte Gold der Pollen“ bei Tao und ihr Gedanke an die goldenen Birnen, das Ergebnis ihrer Arbeit. „Alles um mich herum war gelb, grenzenlos gelb“ bei William, und bei George gibt es Hackbraten mit Mais, „die gelben Maiskörner leuchteten“.  Auch der Umschlag und das Lesebändchen sind gelb, insofern passt alles.


    Die drei Protagonisten sind alle keine Sympathieträger. Mit der Ich-Perspektive hätte die Autorin das Innere ihrer Figuren sehr schön ausloten können. Das macht sie leider nicht, und die Figuren bleiben seltsam flach.


    Die Handlungen laufen mehr oder weniger parallel: es geht um Bienen und ihre Bedeutung für den Menschen, und es geht zugleich um Hoffnungen und Sehnsüchte, die Söhne betreffend. Enttäuschte Hoffnungen führen bei den beiden Männern zu Suizid-Gedanken. Gegen Ende werden die Handlungsstränge nicht nur durch die Leitmotive, sondern auch inhaltlich über die Generationen hinweg miteinander verschränkt durch Williams Tochter Charlotte. Manche Parallelen fielen mir erst nach der Lektüre auf: der Ameisenhaufen in Williams Kindheit - dann die Bienenmassen - und schließlich die Chinesenmassen, und ich weiß immer noch nicht, ob mir das gefällt :-k

    Einige Handlungselemente blieben unklar: der Alkoholismus Edmunds ist plötzlich weg, und genauso unverhofft taucht bei William der Sohn Tom wieder auf und übernimmt offenbar den Betrieb. Tao sucht in einer dystopisch zerstörten Stadt ihren Sohn, wehrt sich gegen kannibalistische (?) Übergriffe, geht durch kafkaeske Flure und wird schließlich genauso kafkaesk von der Staatspräsidentin persönlich zu ihrem toten Sohn geführt. Wieso wird der tiefgekühlt konserviert?

    Und wieso sind die Bienen eigentlich zurückgekehrt, und woher kamen sie?

    Die Sprache ist sehr einfach, ein kurzer Satz reiht sich an den anderen. Manchmal driftet sie ins Banale ab: die "Mistgabel im Herzen", weil der Sohn erwachsen wird - nun ja, das geht ja noch, aber wenn die "Erhabenheit der Natur" beschworen wird - dann wird es banal. Vermutlich ist die Übersetzung auch nicht so gelungen, denn der britische William hat seinen Bienenkorb sicher nicht in Zenti- und Millimetern berechnet. Und das tägliche Bad, das er sich wieder gönnen will - also da möchte ich doch auf die Anekdote um Queen Victoria verweisen, die alle 4 Wochen ein Bad nahm, auch wenn es gar nicht nötig war. Ein tägliches Bad um 1852? Abstrus.


    Ich war von dem Buch enttäuscht und finde, dass man von der Konstruktion und vor allem vom Thema her mehr hätte machen können.


    :study: Joseph Roth, Hiob. MLR.

    :study: Vigdis Hjorth, Ein falsches Wort.

    :musik: Leonie Schöler, Beklaute Frauen.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • drawe ich hörte mir diese Geschichte an, und wie du nachlesen kannst war ich auch nicht ganz glücklich. Jedoch auf deine Frage "wieso der Sohn tiefgekühlt konserviert wird" kann ich dir eine Antwort welche plausibel klingt geben. Erinnerst du dich man sieht den Einstich am Kopf des Jungen. Ich nehme an indem die Ärzte diesen noch weiter untersuchen werden, wir sind schliesslich in der fernen Zukunft werden sie indem sie den Schädel öffnen hoffen weitere Erkenntnisse daraus ziehen zu können.

    Na ja könnte sein. :-k

    Für die andern Fragen ist mir die Geschichte nicht mehr präsent genug.

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • Und wieso sind die Bienen eigentlich zurückgekehrt, undwoher kamen sie?

    Das hatte ich mich auch gefragt, aber das Buch gibt keine eindeutige Antwort. Also nahm ich an, dass die Autorin damit sagen will: Bienen sind im Prinzip unberechenbar, und vielleicht gelingt ihnen die Rückkehr aus eigener Kraft. (Möglicherweise ist hier mein Wunsch der Vater des Gedankens. O:-))

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)