Hendrik Buchna - Die drei ??? und der unsichtbare Passagier

  • Kurzmeinung

    towonder
    Verbrechen in einem geschlossenen Raum, weil fahrenden Zug! Sehr spannend, gut gemacht!
  • Hendrik Buchna: Die drei ??? und der unsichtbare Passagier; Franckh-Kosmos Verlag Stuttgart 2016; 144 Seiten; ISBN: 978-3-440-14829-7


    Justus, Peter und Bob, die drei Fragezeigen, unternehmen eine Reise mit dem Coast Imperial, den berühmten Luxuszug aus Kalifornien. Kurz nach dem Beginn der Fahrt verschwindet einer der Mitreisenden allerdings spurlos. Liegt hier eine Entführung vor?


    Die drei jugendlichen Junior-Detektive müssen unter Zeitdruck handeln. Denn beim Halt am nächsten Bahnhof würde sich eine gute Fluchtmöglichkeit ergeben.


    Die Idee "Tatort Reisezug" ist nicht neu. Schon Klassiker des Genres (Alfred Hitchcok "Eine Dame verschwindet", Agatha Christe "Mord im Orientexpreß" --> inzwischen auch erfolgreich verfilmt, sowie 007 James Bond) haben sie benutzt.


    Auch Elemente wie Zeitdruck und Raumbeschränkung sind in der Kriminalliteratur keine Mangelware.


    Die Visitenkarte, Inspektor Cotta, der Schulbesuch der Jungen sowie die ansatzweise Erwähnung der Eltern von Bob sowie Tante Mathilda und Onkel Titus (von Justus Jonas) sind formale, die Ängstlichkeit von Peter sowie die Recherchetätigkeit von Bon inhaltliche Bezüge zum amerikanischen Original aus den 1960er Jahren.


    Doch ansonsten orientiert sich die Erzählweise an der Lebenswelt heutiger jungendlicher Leser. Es gibt Handy und SMS, Internet und WLAN. Auch der Reisezug ist mit modernstem Schnickschnack ausgestattet.


    Der Handlungsstrang folgt dem klassischen Schema. Die drei Fragezeichen bewegen sich zwar nicht auf heimischem Terrain; sie schlittern aber durch Zufall in einen neuen Fall. Er scheint anfangs gar keiner zu sein; angesichts fehlender Ansatzpunkte wirkt der Fall zu Beginn auch unlösbar. Mit Hilfe ihrer Teamarbeit können die drei Fragezeichen den Fall aber dennoch erfolgreich lösen.


    Die Beschreibung des Zuges mag auf die Geschichte zugeschnitten sein. Trotzdem bietet das Buch gute Unterhaltung, die auf die Zielgruppe zugeschnitten ist.

  • Geschichten, die in Zügen spielen, können für meinen Geschmack wenig verkehrt machen. :lol: So ist auch dieser Drei-???-Roman für eine Geschichte, die sich innerhalb eines halben Tages ereignet, recht unterhaltsam. Leider gibt es ja immer weniger Drei-???-Geschichten, die sich Zeit nehmen, eine Handlung über Tage und Wochen anzulegen, so wie früher – als alles besser war... :-,:wink:


    Mal wieder scheint ein etwas zu großer Aufwand für zu wenig kalkulierbaren Effekt auf Verbrecherseite betrieben zu werden. Auch, dass die Detektive auf der Suche nach der verschwundenen Person sofort alle Abteile durchsuchen wollen, anstatt zuerst anderweitig zu recherchieren, erscheint mir seltsam übertrieben (und etwas dumm). Wie man später merkt, wären tiefgründigere Recherchen zu Beginn schon zielführender gewesen. :wink: Wie auch immer, sind bei diesem Vorgehen natürlich mal wieder etliche Einbrüche mit Peters Dietrich-Schlüsselset erforderlich; was Einbrüche angeht, sind mir die drei ??? in letzter Zeit wirklich etwas zu "lässig". Und tatsächlich führt diese Suche ja noch nicht mal zu wirklichen Ergebnissen (wenn auch zu einigen Verwicklungen und Irrläufen). Dennoch ist die Auflösung schlüssig. Buchna sieht die Lücken und stopft sie beizeiten. Der Erzählstil ist sehr gelungen und die Dialoge zwischen den Detektiven freundschaftlich und authentisch, was mir gut gefällt. Diese ständige Frotzelei, die manche Drei-???-Autoren für witzig halten, geht mir füchterlich gegen den Strich (manchmal frage ich mich in anderen Drei-???-Romanen tatsächlich fast, ob die drei Detektive überhaupt noch Freunde sind oder nur noch Sprücheablasser für den Leser.


    Die etwas aufgeblähte Monster-Nummer beim "Unsichtbaren Passagier" nervte mich allerdings, wohingegen ich die diversen Fehlvermutungen nett fand, wenn der erste Eindruck auf ein Verbrechen zu deuten scheint, was sich aber bei genauerem Hinsehen oder mit mehr Informationen dann doch als harmlos herausstellt. So laufen Ermittlungen eben auch. Eine erzählerische Neuigkeit im Drei-???-Kosmos ist das allerdings auch schon nicht mehr. Der Roman ist also leidlich unterhaltsam, aber macht zu wenig aus dem Schauplatz Zug. Atmosphärisch hat die Geschichte einige Hänger, was auch daran liegt, dass es Buchna meiner Meinung nach mit der Luxusausstattung des Zuges übertreibt: Diskowagen? Kino?? Schwimmbad??? Alles wirkt etwas künstlich und leer. Die Sprache und die bei allen Übertreibungen dann doch logisch sauber konstruierte Geschichte bescheren dem Roman dennoch gute :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: Sterne.


    PS: Lesealter bzw. Zielgruppe ist auf jeden Fall nicht ab 17 Jahren. Das Buch ist locker ab 9 Jahren verständlich und interessant, also nach BT-Kategorie: 10 bis 13 Jahre. Mit 17 hat man sicherlich was anderes im Kopf als Juniordetektive ... :wink:

    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)

    Manner "Das Mädchen auf der Himmelsbrücke" (54/151)


    :king: Jahresbeste: Gray (2024), Brookner (2023), Mizielińsky (2022), Lorenzen (2021), Jansson (2020), Lieberman (2019), Ferris (2018), Cather (2017), Tomine (2016), Raymond (2015)

    :study: Gelesen: 56 (2024), 138 (2023), 157 (2022), 185 (2021), 161 (2020), 127 (2019), 145 (2018), 119 (2017), 180 (2016), 156 (2015)70/365)
    O:-) Letzter Kauf: Kuhl "Helenes Familie" (23.04.)