James Joyce - Ulysses (Start 15.05.2017)

  • als ob ich ein ganz anderen "Ullyses" gelesen / gehört ha

    Erzähl doch mal ....????!


    Wobei es mich bei dem Buch überhaupt nicht wundert, dass da jeder was anderes liest bzw. sich merkt.
    Der Kunde ist hier quasi der König :-)

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Ich sagte es schon: mich erinnert es streckenweise an die Walpurgisnacht, und inzwischen denke ich, dass das Absicht ist.

    Soweit ich mich erinere, ist das das Circe Kapitel und dein Eindruck bezüglich der Walpurgisnacht passt dann ja sehr gut, denn es geht um Wandlung
    und Verwandlung, um Zauber, Geister und Dämonen. Ein magisches Kapitel, das den Leser nicht nur thematisch sondern auch sprachlich mit auf die Reise
    nimmt. Mitten hinein in die Anderswelt. Dieses Kapitel hat mir noch einmal den nötigen Schwung gegeben den Roman nicht abzubrechen. Mit dem wunderbaren
    Monolog der Molly Bloom am Ende des Buches hat dieses Kapitel bei mir den intensivsten Eindruck hinterlassen.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • hat dieses Kapitel bei mir den intensivsten Eindruck hinterlassen.

    Das geht mir auch so.
    Allerdings frage ich mich, ob das Kapitel so unendlich lang sein muss.
    Der Schluss hat mir gut gefallen: die Erscheinung des toten Sohnes, wie ein Homunculus,
    kurz nach dem Zusammentreffen mit Stephen. Das wirkt auf mich wie eine Verabschiedung.

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Das 16. und 17. Kapitel
    Nostos - der Held kehrt heim.


    Ich hätte gerne gewusst, ob Stephen der leibliche Sohn Herrn Blooms ist. Es fallen Andeutungen:
    sein Gesicht erinnert Bloom an das seiner Schwester und seines Vaters, aber Genaues erfährt der Leser nicht,
    Jedenfalls verstehen sich die zwei gut, und Bloom übernimmt die Vaterrolle und sorgt sich um seinen
    jungen Freund.
    Das hat mir gut gefallen, wie Herr Bloom sich in sein
    Haus hineinschmuggeln muss, wie Odysseus!
    Aber ansonsten ist mir das 17. Kapitel wieder entschieden zu lang. Dieses Frage- und- Antwort-Spiel
    ist durchaus witzig, weil die Antworten aufgrund ihrer Liebe zur Genauigkeit umständlich und geschraubt ausfallen.
    Und die Betrachtung der gemeinsamen Urin-Strähle (oder wie man das nennt) fand ich abstoßend. Allerdings
    sehe ich, dass der Leser damit wieder an den Anfang, an den Morgen zurückgeführt wird, dass sich hier also
    kompositorisch ein Kreis schließt.


    Auf zum letzten Kapitel! "Penelope" - die treue Gattin. Joyce ist wirklich ein Scherzkeks!

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Das 18. Kapitel


    Auf Mollys langen Monolog war ich sehr gespannt, weil ich hier so viel Gutes gehört habe.
    Ja, er hat mir gefallen. Bewusstseinsstrom in seiner reinsten Form, mit ungenierten uro-genital-analen
    Facetten, ohne Punkt und Komma, und
    dass Joyce das Wörtchen "ja" als Zäsur verwendet, sagt alles über die Beziehung zu ihrem
    Mann aus.
    Den sie ansonsten verachtet und dem sie pausenlos Hörner aufsetzt. Nix mit treuer Penelope. Der Begriff, wie andere
    Werte ja auch, wird hier stark relativiert.
    Hat Molly wirklich nichts anderes im Kopf als Sex, Kleidung und Geld? Mir wurde sie ausgesprochen unsympathisch, als
    sie über Krieg/Soldaten räsonnierte. Eher lustig fand ich, wie ihre kurzaufflammenden mütterlichen Gefühle für Stephen sofort ins Sexuelle
    umschlugen.
    Bloom, der Durchschnittliche + Stephen, der arrogant-Intellektuelle + Molly, die Animalische.


    Ich beende jetzt mein Alleinunterhalter-Dasein hier, verkneife mir offene Fragen zu dem Roman oder Kommentare
    zum Großen und Ganzen, danke aber herzlich fürs Anfeuern auf der Rennstrecke, pardon: auf der Irrfahrt.
    Ohne diese MLR hätte ich den Roman immer noch nicht gelesen.

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Zitat von drawe

    Ich beende jetzt mein Alleinunterhalter-Dasein hier, verkneife mir offene Fragen zu dem Roman oder Kommentare
    zum Großen und Ganzen, danke aber herzlich fürs Anfeuern auf der Rennstrecke, pardon: auf der Irrfahrt.
    Ohne diese MLR hätte ich den Roman immer noch nicht gelesen.

    Wie lange hast Du dafür gebraucht?

  • Wie lange hast Du dafür gebraucht?

    Ich habe um Weihnachten herum damit angefangen, aber ich konnte nicht so zügig lesen, wie ich
    das gerne gemacht hätte.
    Die Großfamilie zwei Wochen lang am Tisch und dergleichen Weihnachtssachen - das ist alles sehr schön, aber bremst
    private Vergnügungen :wink:

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • @drawe: Dann hast Du es aber trotz Großfamilie sehr schnell gelesen. Das finde ich wirklich bemerkenswert. Es zeigt auch, dass man am besten dran bleibt an solch einem Werk, sonst liest man ewig. Jedenfalls wird es mir so gehen mit „Unendlicher Spaß“, das ich über Weihnachten unterbrochen und noch nicht wieder neu begonnen habe :uups: .


    Mich würde noch Dein Gesamtfazit interessieren. Vielleicht magst Du es ja mal, wenn Zeit und Muße vorhanden, im Rezithread hinterlassen.

  • „Unendlicher Spaß

    Oh! Das würde ich auch gerne lesen!!
    Ja, ich denke auch, dass man dranbleiben sollte, ich für mein Teil finde mich schwer
    in "angeknabberte" Lektüre wieder hinein.
    Es sei denn, es macht so gar keinen Spaß.

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Ich beende jetzt mein Alleinunterhalter-Dasein hier, verkneife mir offene Fragen zu dem Roman oder Kommentare
    zum Großen und Ganzen, danke aber herzlich fürs Anfeuern auf der Rennstrecke, pardon: auf der Irrfahrt.
    Ohne diese MLR hätte ich den Roman immer noch nicht gelesen.

    Du siehst mich gerade mit offenem Mund vor dem Bildschirm sitzen. :shock:

    Es zeigt auch, dass man am besten dran bleibt an solch einem Werk, sonst liest man ewig.

    Du sagst es. Das ist mir mit "Ulysses" passiert. :uups:


    Jedenfalls wird es mir so gehen mit „Unendlicher Spaß“, das ich über Weihnachten unterbrochen und noch nicht wieder neu begonnen habe

    Da seufze ich ja direkt wieder erleichtert auf, denn das Buch habe ich wirklich durchgehalten. Beim Ulysses tue ich mich um Längen schwerer, vielleicht auch weil ich mich so oft frage, was um Himmels Willen ich da lese und was das eigentlich soll :pale:


    Aber da hat mir @drawe wiederum gezeigt, dass das Ganze schon Sinn macht, wenn man dran bleibt. :pale: (Irgendwann schlüpf ich aus dieser Tüte auch mal wieder raus. :wink: )

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • vielleicht auch weil ich mich so oft frage, was um Himmels Willen ich da lese und was das eigentlich soll

    Also ehrlich: dann würde ich das Buch nicht weiter lesen.
    Es sollte doch Freude machen, denke ich? Wozu ist ein Roman denn sonst da?

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Ich habe um Weihnachten herum damit angefangen, aber ich konnte nicht so zügig lesen, wie ich
    das gerne gemacht hätte.

    Und wie ist das dann, wenn Du zügig liest? Den David Copperfield in 2 Tagen statt in 2 Monaten, stelle ich mir ganz einfach mal vor.
    Jedenfalls bin ich beeindruckt, :pray: weil ich den "Ulysses" nicht mal in Einzelhaft in dieser Zeit geschafft hätte, sondern an der Frage der Sinnhaftigkeit früher oder später ohnehin gescheitert wäre.

  • Den David Copperfield in 2 Tagen

    Also weißte....
    Man hat ja auch noch anderes zu tun und muss
    ab und an das bundesdeutsche Bruttosozialprodukt heben :D
    Wenn mir ein Buch so gegen den Strich geht, wie Du das schreibst, würde
    ich es auch nicht lesen.

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • und muss
    ab und an das bundesdeutsche Bruttosozialprodukt heben

    Ja, die Erwerbsarbeit stört leider immer.


    Wenn mir ein Buch so gegen den Strich geht

    Mir geht ziemlich viel gegen den Strich, deshalb fällt es mir auch immer schwerer Bücher zu finden, die mich fesseln.

  • deshalb fällt es mir auch immer schwerer Bücher zu finden, die mich fesseln.

    Das ist aber schade ... da sind die Rezensionen hier im BT aber hilfreich, denke ich?
    Oder ein guter Buchhändler vom alten Schlag!

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Und wie sieht es mit Hörbüchern aus?
    Ich bin ein Fan von Hörbüchern - da kann ich nebenher mit Nadel und Faden
    zugange sein!

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Und wie sieht es mit Hörbüchern aus?

    Sehr gerne neben dem Sticken.

    Das macht mich nun ganz traurig

    :friends: Ja, liebes Mäxchen, dieses Problem habe ich seit Jahren, und kann es auch nicht mit einer wieder verschwindenden Leseunlust erklären. Am besten ergeht es mir noch mit Sachbüchern, mit Romanen tu ich mich ganz schwer, überhaupt mit zeitgenössischen.
    Aber ich lebe damit und lasse mich ein wenig auch von der großen Begeisterungswelle im BT mittragen. Wie es ohne Euch aussähe, will ich mir gar nicht ausmalen. [-(

  • Bei mir dümpelt dieses Werk immer noch rum, eine intensive Leserunde werde ich wohl nicht schaffen, jedoch da mein Buch wunderbare Anmerkungen hat, die nicht nur interessant sondern oftmals auch sehr aufschlussreich und humorvoll sind einiges bei eueren Beiträgen einfliessen zu lassen würde ich schon gerne Ohne jeglichen Stress, allerdings

    @serjena - Ich habe Deinen Beitrag aus dem 365-Tage-Thread mal hierher kopiert (damit wir keine drüberkriegen) :king: und nehme an, Du beziehst Dich auf den "Ulysses".
    Ja, ich würde es schon gerne noch einmal versuchen, aber frühestens im Herbst, ganz ohne irgendwelche zeitliche Vorgaben oder sonstiges Pensum. @drawe würde auch noch ein zweites Mal mitlesen. Vielleicht schaffe ich es ja im zweiten Anlauf, allerdings nicht in 14 Tagen [-(