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Wir sind nicht klüger als die Menschen, die erlebt haben, wie überall in Europa die Demokratie unterging und Faschismus, Nationalsozialismus und Kommunismus kamen. Aber einen Vorteil haben wir. Wir können aus ihren Erfahrungen lernen.
„Leiste keinen vorauseilenden Gehorsam.“ So lautet die erste von 20 Lektionen für den Widerstand, mit denen Timothy Snyder die Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika vorbereitet auf das, was gestern noch unvorstellbar zu sein schien: einen Präsidenten, der das Gesicht der Demokratie verstümmelt und eine rechtsradikale Tyrannei errichtet.
Doch nicht nur in den USA sind Populismus und autoritäres Führertum auf dem Vormarsch. Auch in Europa rückt die Gefahr von rechts immer näher – als ob es das 20. Jahrhundert und seine blutigen Lehren niemals gegeben hätte. Snyders historische Lektionen, die international Aufsehen erregt haben, sind ein Leitfaden für alle, die jetzt handeln wollen - und nicht erst, wenn es zu spät ist.
Beschreibung:
Timothy Snyder, ein US-amerikanischer Historiker und Profesor an der Yale-University, ist davon überzeugt, dass sich ein Rückfall in düstere Zeiten in der Welt anbahnt, nicht zuletzt in den USA durch Donald Trump. Er legt mit seinem schmalen, gerade mal 127 Seiten umfassenden Bändchen eine politische Brandschrift vor, die provokant, eindringlich und hochpolitisch ist und in sehr einfacher, klarer Sprache verfasst ist. Er hält sich nicht damit auf, die politischen Entwicklungen Richtung Diktatur in seinem Heimatland wissenschaftlich und genau zu analysieren, sondern warnt engagiert davor, dass sich die USA wie auch andere Länder in Richtung einer neuen Diktatur verändern und zeigt auf, was seiner Meinung nach dagegen getan werden muss und von jedem getan werden kann.
"Geschichte wiederholt sich nicht, aber wir können aus ihr lernen", so lautet seine Hoffnung. Mit vielen Verweisen auf die Vorgänge in der Vergangenheit, die zur Dikatur des Nationalsozialismus, zu Faschismus, Stalinismus und Kommunismus führten, versucht Snyder klarzumachen, dass sich Diktaturen nicht aus dem Nichts von jetzt auf gleich entwickeln, sondern meistens langsam und fast unmerklich entstehen und zu Beginn sich durch Kleinigkeiten etablieren, wie der Verunglimpfung bestimmter Gruppen, der Verbreitung von Propaganda und Symbolen, und der Mithilfe der breiten Bevölkerung, die sich langsam anpasst, ihre Rechte freiwillig aufgibt und damit die Diktatur erst wirklich ermöglicht. Man darf bestimmte Dinge nicht mehr tun - was soll's. Man verliert das eine oder andere "kleine" Recht - egal, Hauptsache, es geht einem weiter gut. Menschen in der Umgebung werden verfolgt, diskriminiert, unterdrückt - geht mich nichts an, die werden schon irgendwie selber schuld dran sein. Einschränkung der Meinungs- und Redefreiheit - was kümmert es mich, solange ich genug Geld und Konsumfreiheit habe. Die Mehrheit der Bürger duckt sich weg, schaut weg, will nichts hören, nichts sehen, nichts wissen. Und wundert sich dann, wenn sie selbst auf einmal von der Tyrannei betroffen und in das Verhängnis, wenn nicht sogar in den Untergang mit hineingezogen werden.
Snyder will den Leser unmittelbar ansprechen, auch emotional, und verzichtet dafür auf wissenschaftlichen Unterbau, auf Fremdwörter, lange Sätze, Anmerkungen und alles, was vom Kern seiner Botschaft ablenken könnte. Das mag manchmal platt und allzu zugespitzt erscheinen, und es hängt sicher von der Bereitschaft des Lesers ab, sich auf diese Weise unmittelbar mit einem Thema konfrontieren zu lassen, und von dem Wissen des Lesers über vergangene Zeiten. Denn wer sich schon einmal damit beschäftigt hat, wie Hitler, Mussolini, Stalin und andere an die Macht kamen, wie Massen manipuliert werden können und damit Dikaturen entstehen, die wie bei Hitler und Stalin Millionen und Abermillionen Tote zur Folge hatten, der wird viele Aussagen Snyders nicht nur teilen, sondern auch geistig nachvollziehen können. Ob die 20 Punkte Snyders auf der Rückseite des Büchleins, die "20 Lektionen aus dem 20. Jahrhundert", wie man als normaler Bürger handeln soll und handeln kann, um brandgefährliche Entwicklungen aufzuhalten, alle durchführbar sind, darüber lässt sich diskutieren und das wird jeder für sich anders entscheiden. Wichtig sind sie allemal und unbedingt.
Fazit:
Sehr lesenswert, einfach zu verstehen, ein dringend notwendiger und klarsichtiger Appell an alle, die nicht wieder nur zuschauen und in neue Diktaturen hineingezogen werden wollen.
Viereinhalb Sterne von mir: