Patrick Kingsley - Die neue Odysse

  • Über den Autor


    Patrick Kingsley ist der Migrationskorrespondent des „Guardian“. Er wurde 2015 zum Auslandkorrespondenten des Jahres gewählt und hat für seine Arbeit bereit mehrere Auszeichnungen erhalten.
    Zum Buch
    Europa erlebt die größte Migrationswelle seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs – und niemand hat intensiver und mehr über die Krise berichtet als Patrick Kingsley. Der Migrationskorrespondent des «Guardian» hat siebzehn Länder bereist und Hunderte von Flüchtlingen auf ihrer epischen Odyssee gesprochen und begleitet. Sein Buch ist die Geschichte dieser Menschen. Es erzählt, wer sie sind, warum sie kommen und wie sie es bewerkstelligen. Es berichtet von Schleppern, denen sie sich ausliefern, von der Küstenwache, die sie aus Seenot rettet, von Helfern, die sie versorgen, und von Grenzpatrouillen die sich ihnen in den Weg stellen. «Die neue Odyssee» ist ein außergewöhnliches Buch, wie es noch niemand geschrieben hat über die große Tragödie unserer Zeit. Ein dringend nötiges Buch, das Augen und Herzen öffnet. Wer noch immer nicht begriffen hat, was gerade geschieht und warum es geschieht, der muss dieses großartige Buch lesen.»
    Prolog
    Es ist dunkel, weit draußen auf dem Meer. Haschem al-Souki kann seine Nachbarn nicht sehen, aber er kann sie hören. Es sind zwei afrikanische Frauen – vielleicht aus Somalia, aber jetzt ist nicht die Zeit, danach zu fragen –, und Haschem liegt mit ausgestreckten Armen und Beinen auf ihnen. Seine Schenkel pressen sich auf ihre. Sie wollen, dass er wegrückt, schnell, und das möchte er auch tun. Aber er kann nicht – mehrere andere Menschen liegen auf ihm. Und über diesen befindet sich möglicherweise noch eine weitere Schicht Menschen. Dutzende Menschen sind auf dieser hölzernen Jolle zusammengepfercht.
    Mit diesen Eindrücken einer Fahrt über das Meer wird der Leser auf den ersten Seiten des Buches konfrontiert.
    Die Zahlen welche der grössten Massenemigration welche nun folgen, und man muss sich beim Lesen bewusst sein, jede dieser Zahl steht für einen Menschen, sind erschreckend in ihrem ganzen Ausmass.
    Der Autor beschreibt die Situation der Länder aus denen diese Menschen aufbrechen da die politische Ordnung in diesen im Gefolge des Arabischen Frühlings zusammen gebrochen ist.
    Wie hat der Westen applaudiert wie der Arabische Frühling begann, und was ist daraus geworden?
    Europa nicht nur Westeuropa konnte diese Herausforderung nicht bewältigen, und zwar weil die einzelnen Staaten unfähig waren und es immer noch sind diese Krise gemeinsam zu lösen. Griechenland und Italien kamen sich verraten vor.
    Wie haben sich die zahlenverliebten Bürokraten stolz gefühlt wie sie eine Vereinbarung präsentieren konnten demzufolge 120‘000 Flüchtlinge von den an der EU-Aussengrenzen liegenden Staaten in die übrigen Länder des Kontinent verteilen werden sollten. Eine erbärmliche Zahl für eine Europa mit 800 Millionen Einwohnern wenn man bedenkt dass allein der Libanon mit einer knapp 4.5 Millionen umfassenden Bevölkerung, 1.2 Millionen syrische Flüchtlinge beherbergt.
    Über das Versagen der europäischen Flüchtling Politik ist schon sehr viel geschrieben worden und auch dieses Buch behandelt die Situation welche dadurch entstanden ist.

    Zitat von Patrick Kinsley

    In erster Linie aber ist Die neue Odyssee die Geschichte eines bestimmten Menschen: eines Syrers namens Haschem al-Souki. Ungefährin jedem zweiten Kapitel geht es um Haschems Suche nach einem sicheren Hort. Seine sehr persönliche Geschichte wird der Darstellung der allgemeinen Krise gegenübergestellt,was es uns ermöglicht, zwischen der Reise eines Einzelnen und der Entwicklung des Kontinents, den er durchquert, hin und her zu springen. Warum gerade Haschem? Er istkein Freiheitskämpfer und kein Superheld. Er ist nur ein gewöhnlicher Syrer. Abergerade deshalb möchte ich seine Geschichte erzählen. Es ist die Geschichte eines Durchschnittsmenschen…

    2011 begannen die Unruhen in Syrien welche sich zu einem Krieg ausbreitete welche Millionen von Menschen zur Flucht getrieben hat. 2012 wird für Haschem ein bitteres Jahr, er ist 37 Jahre alt, Beamter beim regionalen Wasserverband, politische nicht besonders interessiert, Wird im April verhaftet mit vielen andern Männern mehrmals von Gefängnis zu Gefängnis verlegt, gefoltert ohne dass klar wird weswegen eigentlich. Wie er wieder frei kommt beschliesst er mit seiner Familie Syrien welches sehr unsicher geworden war zu verlassen, wird wieder verhaftet, wieder freigelassen, kann endlich Pässe beantragen und macht sich auf die Reise.


    Nebst der Geschichte um Haschem kommen auch die „Menschenschmuggler“ zu Worte und so trifft der Autor in Libyen Cisse mit welchem er erlebt wie die Menschen in Agadez ankommen um die weitere Reise in Europa anzutreten, wie um den Preis gefeilscht wird, und wie die gefährliche Fahrt durch die Sahara beginnt.


    Er lernt in Sizilien Ibrahim Mbalo kennen einer der 28 Überlebenden, des grössten Unglücks im Mittelmeer welche im April 2015 mindestens 700 Menschenleben forderte.


    Im Juni 2015 steht der Autor mit einem Begleiter vor der Küste Griechenlands und sieht den ankommenden Botten mit den Flüchtlingen entgegen. Und so beginnt die Balkanroute…


    Das Buch ist Fotos, Abbildungen sowie ein ausführliches Register ausgestattet welche zum Verständnis der Erzählung beitragen

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter