Robert Jackson Bennett - Die Stadt der tausend Treppen / City of Stairs

  • 1. Band der "Die göttlichen Städte"-Reihe
    Altersempfehlung: ab 16
    Originaltitel: City of Stairs


    Inhalt:
    Manchmal ist der Abgrund nur einen Schritt entfernt
    Einst besaß die Stadt Bulikov die Gunst der Götter. Bis diese getötet wurden. Mit ihnen verschwanden ihre göttlichen Wunder und Schreine. Bulikov blieb als zerbrochene Stadt zurück. Tausende Treppen führen heute ins Nichts, ein quälendes Mahnmal vergangener Größe und Überlegenheit.
    Als ihr einstiger Mentor ermordet wird, reist Shara Thivani nach Bulikov. Offiziell ist die junge Frau nur eine weitere Nachwuchsdiplomatin, doch hinter der Fassade verbirgt sich eine Meisterspionin. Sie will unbedingt den Mord an ihrem Mentor aufklären, der in Bulikov war, um über dessen göttliche Geschichte zu forschen – etwas, das den Einwohnern von Bulikov unter Todesstarfe verboten ist. Bald gerät Shara in ein Netz aus Intrigen und auf die Spur eines lange verschütteten Geheimnisses.


    Der Autor:
    Robert Jackson Bennett wurde 1984 in Baton Rouge, Louisiana, geboren, wuchs aber in Texas auf. Studiert hat er an der University of Texas in Austin. Dort lebt er auch heute noch mit seiner Frau und seinem Sohn. Für seine Romane hat er bereits zahlreiche Preise gewonnen, darunter auch zweimal den begehrten Shirley Jackson Awards für Bester Roman sowie eine Philip K Dick Award Citation of Excellence. "Stadt der Tausend Treppen" ist sein fünfter Roman.


    Meinung:

    Zitat

    "Die Stadt hat nicht vergessen. Ihr Gedächtnis reicht weit in die Vergangenheit, auch wenn die Vergangenheit heute durch Schweigen spricht." // bei 4,7%

    "Die Stadt der tausend Treppen" hat mir gut gefallen. Es dauert zwar ein bisschen, bevor die Handlung richtig Fahrt aufnimmt, aber der Schreibstil kann von Anfang an fesseln, ebenso wie das tolle World Building. Die Stadt Bulikov (zu der es ein paar wunderschöne Illustrationen auf der Homepage des Autors gibt) wurde lange Zeit von Göttern beherrscht, doch diese wurden vor einigen Jahrzehnten getötet und seitdem hat sich alles verändert. Erinnerungen an das Göttliche wurde verboten, die Geschichte zensiert und die Großmacht von Saypur kontrolliert genau, was in der Stadt vor sich geht. Obwohl alles fremdartig ist, taucht man schnell in die Geschichte ein; das Setting ist faszinierend und die Informationen über die historischen Entwicklungen, die Kulturen und natürlich auch die fantastischen Elemente waren definitiv ein Highlight des Buches. Ich hätte sehr gerne mehr über diese Aspekte erfahren und hoffe, dass die Folgebände ebenfalls voller Hintergrundinformationen über diese Welt sein werden. Da in "Die Stadt der toten Klingen" nicht mehr Bulikov, sondern Voortyashtan der Handlungsort sein wird, freue ich mich schon darauf, mehr über das Universum zu erfahren, in dem die Reihe spielt.


    Die Handlung selbst hat mir ebenfalls gefallen. Es gibt eine Mordermittlung und auch wenn sie zwischenzeitlich in den Hintergrund gerät, weil einfach so viele andere Dinge passieren, war es interessant, gemeinsam mit der Protagonistin Nachforschungen anzustellen und das Puzzle langsam zusammen zu setzen, vor allem, da in diesem Zusammenhang auch immer übernatürliche und sogar göttliche Dinge offenbaren. Shara entdeckt, dass nichts so ist, wie es zu sein schien und dass sie sich bei nichts, das sie zu wissen glaubte, sicher sein kann und als Leser bekommt man mit ihr zusammen Einblicke in eine unglaubliche Welt. Gerade das letzte Drittel war zudem sehr spannend, sodass man das Buch kaum aus der Hand legen wollte, und es gibt einige Wendungen und Enthüllungen, die mich neugierig darauf gemacht haben, wie es im nächsten Buch weitergehen wird - es gibt zahlreiche Möglichkeiten und einiges an Potential.
    Die Charaktere sind ebenfalls gut ausgearbeitet und gerade Shara und ihr Begleiter Sigrud waren mir sehr sympathisch.


    Von mir bekommt "Die Stadt der tausend Treppen" :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: . Es ist eine interessante Geschichte voller kultureller, politischer und religiöser Konflikte, einem tollen Setting, einer packenden Handlung und geheimnisvollen Gottheiten, die ich nur empfehlen kann.
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    Herzlichen Dank an den Verlag, der mir das Buch über Netgalley zur Verfügung gestellt hat.

    Carpe Diem.
    :study: Amelie Winter - Liebesglück und Landluft

    2024 gelesen: 21 Bücher | gehört: 5 Bücher

  • Klappentext

    Einst besaß die Stadt Bulikov die Gunst der Götter, mit ihrer Macht eroberte sie die Welt. Bis ihre göttlichen Beschützer vernichtet wurden. Heute ist Bulikov nur eine weitere Kolonie Saypurs. In diese unterdrückte Stadt kommt Shara Thivani.
    Offiziell ist die junge Frau nur eine Nachwuchsdiplomatin, doch hinter der Fassade verbirgt sich eine Meisterspionin. Sie ist nach Bulikov gekommen, um den Mörder ihres Mentors zu fassen, doch eine Verbrecherjagd in Bulikov birgt ungeahnte Gefahren. Denn man weiß nie, wann eine Treppe im Nichts endet, sich plötzlich der nächste Abgrund auftut, wo vorher keiner war, oder ein Schritt zu viel einen in die Vergangenheit trägt ...

    Meine Meinung


    Absolut unerwartet!

    Ein sehr außergewöhnliches Buch in dem die Magie erst langsam Form annimmt, ein Mordfall der die Ermittlerin an ihre Grenzen bringt und ein Geheimnis, das eine ganze Welt in Atem hält ...


    Das Buch hat mich vollkommen überrascht, denn die meisten High Fantasy Romane siedeln sich ja in einer eher mittelalterlichen Welt an - und obwohl es schon einen leichten Flair dieser Atmosphäre hat, spielt es in einer Stadt, in der es durchaus fortschrittliche Techniken wie Elektrizität, Telefone, Züge und Autos gibt.

    Der Schauplatz ist die Stadt Bulikov, die noch immer sehr unter der saypurischen Invasion zu leiden hat. Den Bewohnern wurde durch die Eroberer jegliche Götteranbetung untersagt, sämtliche Vergangenheit und Zugriff auf geschichtliche Überlieferungen verwehrt. Das führt natürlich zu unterschwelligen aber auch öffentlichen Rebellionen und das Zusammenwachsen der Bevölkerung gestaltet sich als so gut wie unmöglich.


    "Nationen haben keine Moral", zitiert Shara ihre Tante, "nur Interessen."

    Zitat S. 187


    So kommt es anscheinend auch zu dem Mord an dem berühmten Historiker, der die Botschafterin Shara Thivani auf den Plan ruft. Als Kulturattachée unterwegs hat sie aber einen ganz anderen Hintergrund, der vorerst allerdings noch geheim bleiben soll. Mit ihr zusammen reist ein grober Hüne aus den Nordlanden, Sigrud, der sie vor allem durch seine schlagkräftige Seite unterstützt.

    Ich mochte beide Figuren sehr, denn sie sind ungewöhnlich, denn die Klischees die sie bedienen, sind doch eher untypisch in ihrer Umsetzung und ergänzen sich perfekt.


    Der Autor schreibt hier im Präsens, woran ich mich erst ein bisschen gewöhnen musste, obwohl das ja in Büchern nicht selten vorkommt. Vor allem aber ist es anspruchsvoll geschrieben und es sind viele Namen und Bezeichnungen von Figuren, Städten und Titel, die man sich verinnerlichen muss. Überhaupt geht es viel um politische Interessen und Gruppierungen, die sehr gut aktuelle Themen widerspiegeln.

    Das muss man mögen, aber ich fand es fesselnd geschrieben vor allem auch durch den Mix aus der Ermittlung in dem Mordfall, der Aufdeckung über die Hintergründe des Landes über die alten Götter und ihrer Magie und auch der Charaktere, deren Geheimnisse nur nach und nach ans Licht kommen.

    Der Titel mit den tausend Treppen hat mich etwas irritiert, denn ich hatte mir das anders vorgestellt und mir eher viele Verfolgungsjagden oder auch Entdeckungen vorgestellt, die damit zusammenhängen. Es gibt zwar einen Zusammenhang, aber eben anders, als man denkt. Was ja auch durchaus positiv zu sehen ist.


    Auch die Magie, die eher eine zurückhaltende Rolle spielt, hat mich fasziniert. Sie ist gekoppelt an die vielen Gottheiten, die früher in einer Art Symbiose mit den Menschen auf dem Kontinent und somit auch in Bulikov existiert haben, doch ihre Vernichtung durch den Kaj vor 75 Jahren hat das Land in tiefe Zerrissenheit gestürzt - wortwörtlich. Die Erklärungen hier sind verblüffend und eindrucksvoll und mit vielen interessanten Ideen gespickt.

    Diese beziehen sich auch auf den Glauben und die damit verbundene Lebensweise in der Gesellschaft. Hier findet man viele Paralleln zu uns und Momente, die zum Nachdenken anregen.


    "Das kann man nicht vergleichen. Wir entstammen unterschiedlichen Ländern."

    "Ich habe noch nie ein Land gesehen. Immer nur den Erdboden unter meinen Füßen."

    Zitat S. 237


    Mich hat es jedenfalls sehr begeistert, auch wenn ich anfangs öfters mal etwas angestrengt lesen musste, weil der Autor einen sehr herausfordernden Stil an den Tag legt und man sich in diese Welt erst einfinden muss. Trotzdem war ich immer gepackt und neugierig wie es weitergeht, denn es gibt eine Menge Entwicklungen und Fragen, denen man auf den Grund gehen will.

    Ich freu mich jetzt jedenfalls schon sehr auf die Fortsetzung :)


    Mein Fazit: 4.5 Sterne


    © Aleshanee

    Weltenwanderer