Ellen Lugert - Russisch rückwärts

  • Autorin: Ellen Lugert
    Titel: Russisch rückwärts
    Seiten: 209
    ISBN: 978-3-95771-096-3
    Verlag: Größenwahn Verlag


    Autorin:
    Ellen Lugert wurde 1980 in Wittenberg geboren und arbeitete nach dem Abitur als Polizistin in Brandenburg. 1993 bereiste sie das erste Mal Weißrussland über die Deutsch-Russländische Gesellschaft e.V. und unterhält seitdem eine enge freundschaftliche Beziehung zu ihrer dortigen Gastfamilie. 2006/2007 nahm sie ein Sabbatjahr und bereiste Russland querdurch. Sie lebt mit ihrer Familie in Potsdam und in der Nähe von Rostock.


    Inhalt:
    Wodkar, Blinis, Zar und Zobel - das ist typisch russisch! Oder etwa nicht? Eine junge Frau macht sich mit 25 Jahren auf, um diese Frage für sich selbst zu beantworten. Ein Jahr St. Petersburg, ein Jahr in einer multikulturellen Wohngemeinschaft leben. Zwischen knallenden Korken, liebestrunkenen Russen und den verlockenden Leckereien der russischen Küche erhält sie vor Ort durch ihre Mitarbeit bei der deutschsprachigen Sankt Petersburgischen Zeitung einen Einblick in die russische Gesellschaft.


    Hier sind die Tagebuchaufzeichnungen, die Zeitungsartikel der Autorin, Bilder sowie russische Rezepte einer Frau, die mit ihrem Rucksack und dem Zug - immer rückwärts zur Fahrtrichtung sitzend - abentuerliche Reisen von Nord nach Süd und Ost nach West quer durch das größte Land der Welt erlebt. (Klappentext)


    Rezension:
    Manchmal sollte man sich einfach eine Auszeit nehmen, den Koffer packen und dorthin reisen, wohin es eigentlich niemanden verschlägt. Ellen Lugert hat dies gemacht, nahm sich ein Sabbatjahr von ihrer Abeit als Polizistin und bereiste von 2006 - 2007 das größte und erstaunlichste Land der Erde. Ausgangspunkt, eine bunt zusammengewürfelte Wohngemeinschaft in St. Petersburg, erkundete sie das Land in allen Himmelsrichtungen. Immer in Begegnung mit ebenso abenteuerlich veranlagten Menschen und die Eigenheiten des russischen Lebens erkundend.


    Reisetagebücher, gerade in solcher Form vermögen zu fasznieren, ob der Abenteuer, die man selbst gerne erleben würde, wofür man sich aber zumeist nicht traut, die ersten Schritte dorthin zu wagen. Dabei ist es so einfach, wenn man nur die Eigenheiten und Mentalitäten des entsprechenden Landes kennenlernen und akzeptieren mag. Ellen Lugert hat dies getan und nimmt ire Leser mit auf diese lange und vielschichtige Reise. Warum ist es in Russland verboten, die U-Bahnen zu filmen? Wie viel Wodka verträgt maneigentlich und wo findet sich eigentlich die beste russische Banja? Fragen, nicht von Bedeutung, aber um so humorvoller liest sich der Reisebericht, wofür man zum Glück selbst keine Russisch-Vokabeln pauken muss, eine Tätigkeit zu der sich die Autorin während ihrer Reise jedoch stetig selbst ermahnt.


    Ellen Lugert gibt ihren Lesern eine unverfälschte Draufsicht auf liebenswerte Menschen, jenseits des politischen Geschehehns der Nachrichtenmagazine. Warum tut sich Russland mit dem Umweltschutz so schwer? Wie wird HIV-infizierten Kindern in St. Petersburg geholfen und weshalb ist die beste Polizei-Akademie Russlands in privaten Händen, wo doch sost viel Wert auf staatliche Kontrolle gelegt wird? Ergänzt durch eine bunte Mischung ihrer geschriebenen Zeitungsartikel und gesammelter Kochrezepte, möchte man beinahe mit im Zug sitzen und Russland bereisen. In Fahrtrichtung natürlich, die Autorin erwischt lt. eigener Aussage immer die entgegene.


    Einen Kritikpunkt vielleicht noch, nicht an die Autorin, eher an den Verlag. Ein paar Schlechtschreibfehler sind dem Lektorat entgangen und auch die Fotoqualität lässt zu wünschen übrig, ansonsten ist der Reisebericht eine runde Sache. Mit und auch ohne Wodka.

  • Ich habe die Autorin auf der Buchmesse getroffen als ich eigentlich zu einer Lesung ihres Buches wollte, war aber schon einige Minuten früher am Verlagsstand und konnte mich so mit Ellen Lugert ganz in Ruhe unterhalten. Eine sympathische Frau, mit viel Humor und einer Begeisterung für das Land und ihrer Menschen, unabhängig von der Politik Russlands. Das ist für mich Völkerverständigung.

  • Besten Dank für diesen Tipp. So eine Matrjoschka habe ich noch stehen, leider ohne Innenleben. Erinnert mich an frühere Zeiten, als ich im "Haus der Freundschaft" in meiner heimatstadt einen Russisch-Kurs besucht habe. Seit der Ausbildung habe ich diese Sprache nie wieder benutzt. Schade, heute habe ich eine Freundin, die russisch spricht, und hätte es gut nutzen können.


    Verzeih, ich schweife ab.


    Ich bin neugierig auf Reisebeschreibungen und Dein vorgestelltes Buch klingt einfach so interessant, dass ich es mir gleich auf den Kindle geladen habe.

    Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf


    2022 - 64

    2023 - 84 von 80 - geschafft :)