Raymond Chandler - Lebwohl, mein Liebling / Farewell, My Lovely

  • Ein Philip Marlowe Krimi. Mord, Drogen- und Schmuckdiebstahldelikte bringen Marlowe an den Rand seiner Fähigkeiten. Auf eigene Rechnung ermittelt er weiter, nachdem sein erster Auftraggeber getötet wurde und er selbst verletzt.


    Chandler ist vielleicht immer noch der beste Kriminalautor aller Zeiten. Dies war eines seiner ambitioniertesten Werke, hier wollte er endlich "wahre" Literatur schaffen, den Ruch der U-Kunst endgültig abstreifen. Ein bisschen ist er da aber übers Ziel hinausgeschossen. Der Stil wirkt ein kleines bisschen gewollt, macht manchmal den Eindruck von Attitüde und Formalismus. Die Geschichte selbst ist immens komplex und mit Figuren ein kleines bisschen überladen.


    Aber so kann man an ein solches Buch eigentlich nicht herangehen, denn es ist ja ein sehr gutes Buch - und zwar als Krimi und auch als literarische Kunst. Es ist lediglich nicht sein bestes Werk geworden, tragischerweise vielleicht aus dem Grund, dass es das werden sollte. Self denying prophecy. Immer wieder aber begeistern seine Metaphern, seine Beschreibungen und der lakonische Humor seines Protagonisten. Die düstere Welt fesselt, ist spannend und aufregend. Seine Figuren, die mit und gegen die Moral kämpfen, die ihr Leben verzweifelt am Laufen halten wollen, sie gehen nahe, sie haben eine große Tiefe.


    Natürlich muss man dieses Buch empfehlen, Chandler hat viel zu wenige Romane geschrieben, als dass man es sich leisten könnte, eines auszulassen. Meine Empfehlung für Chandler Neulinge: Mit diesem Buch anfangen. Es ist ein sehr gutes Buch und man wird mehr von Chandler lesen wollen. Und dann hat man das große Glück, noch bessere von ihm lesen zu können.