Astrid Lindgren - Die Menschheit hat den Verstand verloren – Tagebücher 1939-1945 / Krigsdagböcker 1939-1945

  • Astrid Lindgren konnte schon schreiben, als sie noch gar nicht so richtig damit begonnen hat. Das hat sie mit ihren Kriegstagebüchern bewiesen.
    Heute hat der Krieg begonnen. Niemand wollte es glauben, schreibt sie in ihrem ersten von siebzehn in Leder eingebundenen Tagebüchern. Astrid Lindgren war 32, verheiratet, Mutter zweier Kinder und hatte erst einige Kurzgeschichten in Zeitschriften veröffentlicht.
    Persönlich bekamen sie nicht viel vom Krieg mit: Ja, es gab Lebensmittelrationierungen, manchmal war der öffentliche Verkehr lahmgelegt, der Ehemann hatte militärischen Bereitschaftsdienst und die Preise stiegen.
    Und doch war jeder Tag geprägt von Angst, Angst, dass der Krieg auch zu ihnen kommen könnte.


    Warum sie diese Tagebücher begann, geht nicht aus ihnen hervor. Später sagte Astrid Lindgren mal in einem Interview, dass sie zu dieser Zeit das erste Mal eine politische Überzeugung hatte. Die ganze Familie diskutierte mit, selbst den Kindern las sie aus den Tagebüchern vor.
    Durch ihre Arbeit in der Abteilung für Postzensur im Stockholmer Zentralpostamt erfuhr sie, welche Auswirkungen der Krieg auf die Menschen hatte. Einige der Briefe, die sie während dieser Tätigkeit lesen musste, schrieb sie ab (obwohl das streng verboten war) und fügte sie den Tagebüchern hinzu.


    Schweden war, wie einige wenige andere Länder auch, neutral. Doch an den Grenzen gab es schon brenzlige Situationen. Besonders auf dem Meer, wo ein schwedisches U-Boot versank. Über diese Neutralität lässt sich wahrscheinlich diskutieren. Schweden verdiente am Krieg, ja auch die Familie Lindgren hat daran verdient.
    Aber Schweden konnte dadurch anderen Ländern mit seinen Ressourcen helfen. Und: Einer muss ja neutral sein, sonst würde es doch keinen Frieden geben – aus Mangel an Friedensvermittlern.


    Immer wieder blitzt auch die Angst vor den Russen durch. Astrid Lindgren verriet, lieber mit den Deutschen zu paktieren, als sich den Sowjets auszuliefern.
    Sie verstand auch die deutschen Menschen nicht: Mit einem Volk, das im Abstand von etwa 20 Jahren so gut wie die ganze übrige Menschheit gegen sich aufbringt, kann etwas nicht stimmen.


    Ich emfand das Lesen dieser Tagebücher als sehr interessant. Bisher habe ich ja meist Bücher gelesen, in denen einzelne Opfer berichten, aber so einen allumfassenden Überblick über diese Jahre – den habe ich nun in diesem Buch erfahren.

    Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf


    2022 - 64

    2023 - 84 von 80 - geschafft :)

  • Ich lese gerade die Tagebücher der Astrid Lindgren. Ich habe das Buch schon 2016 zu Weihnachten bekommen und nun endlich damit begonnen. Bisher bringen sie für mich auch neue Erkenntnisse, denn ich habe noch nie etwas aus Sicht der Schweden zum Zweiten Weltkrieg gelesen. Bisweilen sehr interessant, wie "gut" es Lindgren und ihrer Familie ging.

  • In meiner Familie wurde schon immer viel gelesen. Natürlich durften auch die Bücher Astrid Lindgrens nicht in der Sammlung fehlen und so wurden ihre Bücher meine ersten Ausflüge ins Lesereich. Ich habe Pippi Langstrumpf für ihren Mut bewundert, habe Tomte Tummetott geliebt und bin mit den Kindern aus Bullerbü durch die schwedische Landschaft getobt. Jetzt beschäftige ich mich als Erwachsene mit Astrid Lindgren und einer eher unbekannten Seite der Autorin.


    Astrid Lindgrens Kriegstagebücher befassen sich, wie der Name schon sagt, allein mit der Zeit des 2. Weltkrieges. Ihre Einträge starten am 01. September 1939. Zu dieser Zeit ist Lindgren noch lange keine bekannte Schriftstellerin. Die Einträge zeigen aber das Bedürfnis ihre Gedanken über den Krieg festzuhalten. So sind manche Einträge kurz gehalten und wirken wie zwischen Tür und Angel geschrieben. Viele beschäftigen sich aber sehr ausführlich mit dem Thema und im Verlauf der Tagebücher findet Lindgren immer wieder sehr deutliche Worte den Krieg und die Zustände.
    Es sind sehr faszinierende Einträge, ich zumindest empfinde es so. Es beginnt mit der Ungläubigkeit über den Einmarsch der Deutschen in Polen und den ersten Überlegungen zu den Auswirkungen. Wie wird sich Europa verändern? Welche Auswirkungen wird diese Kriegserklärung auf Schweden haben? Im Verlauf des Krieges befassen sich viele ihrer Einträge mit diesen Gedanken. Ängst und Sorgen werden deutlich, wechseln sich ab mit ruhigen privaten Momenten, in denen man sich über einen geselligen Abend mit Freunden oder den Einzug des Frühlings freut. Dabei ist Lindgren aber immer bewusst, welche Vorteile die Neutralität Schwedens ihr und ihren Landsleuten verschafft. Obwohl auch in Schweden Lebensmittel rationiert werden, schreibt sie immer wieder davon, dass es ihnen vergleichsweise gut gehe und ihre Familie nicht hungern muss. Verglichen mit anderen mit bekannten Beschreibungen dieser Zeit kann die Familie Lindgren Weihnachten noch recht opulent feiern. Dabei möchte ich keinesfalls die Angst absprechen, die auch die Familie Lindgren zweifelsohne gehabt haben muss!
    Es ist aber dieser Wechsel aus Lindgrens Gedanken zum Krieg und ihren privaten Einblicken in das Familienleben, die einen so nachhaltigen Blick auf die Autorin gewähren.


    Zusätzlich zu ihren Einträgen hat Astrid Lindgren viele Zeitungsausschnitte aus der Tagespresse eingeklebt. Diese sind als Faksimiles abgedruckt und anschließend auch übersetzt. Dabei sind die Artikel sehr vielfältig. Fahrverbote für Autos, politische Artikel zur Kriegssituation aber auch ihre erste Buchrezension sind darunter, genauso wie Artikel zu Reden von Churchill und Hitler. Diese Artkel empfand ich teilweise als sehr trocken und umständlich zu lesen, sie sind ein starker Kontrast zu Lindgrens persönlichem Stil.


    Der Aufbau des Buches ist für jedes Jahr gleich: handschriftlicher Tagebucheintrag - Abdruck der Famsimiles - Übersetzung der Faksimiles. Im Nachwort ist vermerkt, dass der Aufbau der schwedischen Ausgabe genauso erfolgt ist. Mich hat es manchmal allerdings gestört, dass die Abdrucke nicht direkt an der erwähnten Stelle nachgeschoben wurden. Zwar sind am Rand die jeweiligen Seitenzahlen vermerkt, das Umblättern um die jeweiligen Stelle wiederzufinden, empfand ich als ein etwas umständlich und es hat mich in meinem Lesefluss gebremst.


    Nichtsdestotrotz: Das Buch ist großartig und eines von sehr vielen Teilen im großen Gesamtbild der Kriegserinnerungen.
    "Die Menschheit hat den Verstand verloren" - so ein aussagekräftiger Satz, kurz und doch so viel sagend; immer wieder aktuell und auf so vielen Gebieten anwendbar.

  • Als der 2. Weltkrieg ausbricht, ist der Name Astrid Lindgren noch ein völlig unbekannter. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Stockholm, arbeitet als Sekretärin und schreibt regelmäßig in ihr Tagebuch. Entsetzt stellt sie nicht lange nach Kriegsbeginn fest: "Die Menschheit hat den Verstand verloren!" Alles gerät aus den Fugen, nie gekannte Ängste und Sorgen plagen auch die Menschen selbst in einem neutralen Land wie Schweden. Die Zukunft ist vollkommen unsicher, und jedes Jahr an Silvester hofft Astrid erneut, dass dieses Jahr nun endlich den Frieden bringen möge.


    Lindgren verfolgt das Kriegsgeschehen an diversen Schauplätzen aufmerksam, sammelt Zeitungsausschnitte, die sie in ihr Tagebuch klebt und kommentiert. Viele davon sind als Faksimiles im Buch abgedruckt und komplett ins Deutsche übersetzt, damit verständlich wird, worauf genau sie an bestimmten Stellen Bezug nimmt. Das ist nicht nur optisch sehr ansprechend, sondern auch eine inhaltlich interessante Ergänzung zu Lindgrens persönlichen Aufzeichnungen, die einige Wissenslücken schließen kann. Über die Rolle Schwedens im 2. Weltkrieg, über die braune Regierung in Norwegen und die langen bitteren Auseinandersetzungen in Finnland, wo immer wieder die russischen Truppen vorstoßen und Land an sich reißen, wusste ich bislang wenig bis gar nichts.


    Anrührende authentische Zeitzeugnisse sind auch die Briefe, die Astrid Lindgren in der Zeit, als sie bei der Briefzensur arbeitete, heimlich abschrieb, um sie für die Nachwelt zu bewahren (was natürlich strengstens verboten war).


    Doch die Tagebücher sind nicht nur Chronik des Krieges, sondern erzählen auch von Astrid Lindgrens eigenem Leben in dieser Zeit. Manchmal schämt sie sich fast, weil es ihr so gut geht, ihr Mann eine gute Stelle hat, die Kinder gedeihen, trotz der immer schwieriger werdenden Versorgungslage immer genug zu essen auf dem Tisch steht, irgendwann dann die ersten Erfolge als Schriftstellerin. Und manchmal sind es die persönlichen Sorgen, die sie noch mehr belasten als die weltpolitische Lage - die häufige Krankheit ihrer Tochter, die miserablen Schulleistungen ihres pubertierenden Sohnes und schließlich das Allerschlimmste, das Fremdgehen ihres Mannes (wobei das nur angedeutet wird, doch man spürt, wie sehr sie leidet).


    Schon in ihren Tagebuchaufzeichnungen, die sie ja ursprünglich nur für sich selbst festgehalten hat, wird deutlich, wie gut Lindgren zu schreiben verstand und was für eine großartige Einstellung sie zu vielen Dingen hatte. Ihre Einträge sind klug, nachdenklich, besonnen, ehrlich, manchmal auch wütend angesichts ihrer Machtlosigkeit gegen all den Irrsinn in der Welt und oft von einer herrlichen Ironie.


    Die Hardcoverausgabe ist ausgesprochen schön aufgemacht mit einem schlicht, aber hübsch gestalteten Einband unterm Schutzumschlag, farbigen, den Originaltagebüchern nachempfundenen Zwischenseiten am Beginn jedes Jahres und den bereits erwähnten Originaldokumenten. Eingeleitet wird das Buch durch ein einfühlsames Vorwort von Antje Rávic Strubel und abgerundet durch ein umfangreiches Personenregister, erwähnenswert ist auch die ausgezeichnete Übersetzung von Angelika Kutsch und Gabriele Haefs.


    Ein eindrucksvolles Zeitdokument aus der Feder einer tollen Frau.

  • Astrid Lindgren hat unsere Kindheit geprägt. Mit Pippi Langstrumpf und Wir Kinder aus Bullerbü hat sie unseren Blick auf die Welt verändert. Ihre Geschichten handeln von Mut, Hoffnung, Liebe und Widerstand. Lange bevor diese Bücher entstanden, schrieb sie ihre Gedanken über das dunkelste Kapitel des 20. Jahrhunderts nieder: den Zweiten Weltkrieg. In ihren Tagebüchern schildert sie, wie Europa von Faschismus, Rassismus und Gewalt vergiftet wird. Nachdenklich und betroffen, aber auch mit dem so unverwechselbaren Tonfall stellt Astrid Lindgren in ihren Tagebüchern wichtige Fragen, die heute wieder von erschreckender Aktualität sind: Was ist gut und was ist böse? Was tun, wenn Fremdenfeindlichkeit und Rassismus das Denken und Handeln der Menschen bestimmen? Wie kann jeder Einzelne von uns Stellung beziehen? Neben dem Kriegsgeschehen erzählt sie von ihrem Familienleben und den ersten Schreibversuchen: 1944 schenkt sie ihrer Tochter das Manuskript von Pippi Langstrumpf zum Geburtstag. Das persönliche Zeitdokument einer sehr klugen Frau, die schon immer den Blick für das große Ganze hatte.... (Klappentext)


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    "Im Augenblick herrscht Verdunkelung in der Stadt, und es ist tausend Mal schlimmer als beim letzten Mal, denn da glaubte man ja nicht, dass es jemals ernst werden würde."
    (1940 - S. 49)


    Astrid Lindgren begleitete mich schon als Kind mit ihren Büchern. Doch nicht Pippi Langstrumpf war meine Lieblingsfigur und Heldin, auch nicht Madita oder der kleine Michl. Zu meinen Lieblingen zählte damals Ronja Räubertochter. Vermutlich weil ich mich mit diesem Wildfang am ehesten identifizieren konnte.

    Diese Autorin schuf wunderbare Kinderbücher mit starken und eigenwilligen Kinder- und vor allem Mädchenfiguren. Mädchen mit eigenen und starken Persönlichkeiten und die selbstbestimmt ihren Weg gehen und sich nicht unterkriegen lassen, auch nicht von Erwachsenen.

    Astrid Lindgren war jedoch nichtt nur eine begnadete Schriftstellerin, sondern vor allem eine Frau, die sich für Frauenrechte stark machte, öffentlich das damalige Gesellschaftsbild bezüglich Frauen anprangerte und vor allem trat sie für Frieden, Gerechtigkeit und die Rechte von Kindern ein.


    Dieses Buch habe ich im Rahmen einer Klassiker-Leserunde gelesen und es ist völlig anders als erwartet. Hier erhält man keine allzu persönlichen Einblicke in Astrid Lindgrens Leben während der Zeit des 2. Weltkrieges, sondern in die historischen Ereignisse aus Sicht einer Unbeteiligten.


    "Krieg und Krieg und wieder Krieg und das ständige Leiden der Menschheit. Und NIEMALS lernt sie etwas daraus, sie begießt die Erde nur immer weiter mit Blut, Schweiß und Tränen."
    (1941 - S. 117)


    Das Buch beginnt mit einem äußerst interessanten Vorwort, welches allgemeine Einblicke in Schwedens Situation und Stellung während des 2. Weltkrieges gewährt, aber auch kurz auf das Leben und Schaffen von Astrid Lindgren eingeht. Das Vorwort sollte man also auf keinen Fall skippen.

    Die Tagebucheintragungen hingegen lassen einen tieferen Blick auf die damaligen Geschehnisse werfen, inklusive der eigenen Gedanken der schwedischen Schrifststellerin. Wie Schweden als neutrales Land zwischen den Fronten der Alliierten, Deutschland und Russland stand, die Angst vor dem Einmarsch der Russen, welche größer war, als die vor den Deutschen und welche Auswirkungen hatte der Krieg zu Beginn auf Schweden? Wie verlief der 2. Weltkrieg allgemein in den skandinavischen Ländern Norwegen, Finnland und Dänemark? Man erfährt aber auch vieles über das allgemeine Kriegsgeschehen. Im Grunde liegt einem hier nichts anderes vor als ein Kriegstagebuch.


    Auch in Schweden wurde bereits ab Januar 1940 die Briefzensur vom Parlament genehmigt. Astrid Lindgren war damals in der sogenannten SNUSKAVDELNINGEN beschäftigt, einer Briefzensur der Postkontrollanstalt. Dadurch wanderten viele Briefe, welche Lindgren "filzen" musste, durch ihre Hände und sie bekam tiefe Einblicke in Schicksale fremder Menschen. Dies ist ebenfalls ein Grund, weshalb sie über so manche Geschehnisse besser Bescheid wusste als so manch anderer und dieses Wissen schreibt sie auch in diesen Tagebüchern nieder.


    In private Ereignisse der Schrifstellerin erhält man nur spärlich Einblick und obwohl sie durchaus über ihre Gefühle zu diesen Ereignissen Stellung nimmt, bleibt sie hierbei doch sehr distanziert. Sie konzentrierte sich ausschließlich auf die Ereignisse des 2. Weltkrieges. Privates wie z.B. die Erschaffung von Pipi Langstrumpf, welche in diese Zeit fällt, wird kurz und fast nur am Rande erwähnt. Astrid Lindgren dürfte die Tagebücher als reine Erinnerung an den 2. Weltkrieg für die Familie verfasst haben, vielleicht auch bereits hier mit dem Hintergedanken diese irgendwann der Öffentlichkeit zu präsentieren. Dies würde auch die Zurückhaltung bezüglich ihres Privatlebens erklären.


    "Der Frühling in diesem Jahr ist so sonderbar; man muss sich einfach über ihn freuen, aber gleichzeitig ist es noch unerträglicher, daran zu denken, dass Menschen einander töten, während die Sonne scheint und die Blumen sprießen."
    (1940 - S. 56)


    Das Buch ist reich bebildert und diese Bilder bestehen aus zahlreichen Zeitungsartikeln und Briefabschriften aus ihrer Zeit als Angestellte in der Abteilung für Briefzensur des schwedischen Nachrichtendienstes, wodurch sie sich strafbar machte, da diese niemals kopiert werden durften.

    Diese Bilder sind an die Einträge des entsprechenden Jahres angehängt. Die Übersetzung dieser Faksimiles befinden sich dann direkt dahinter.

    Weiters sind noch vereinzelt bisher unveröffentlichte Familienfotos, ein Nachwort von Karin Nyman, der Tochter von Astrid Lindgren, ein Quellenverzeichns, sowie ein Personenregister im Anhang enthalten.


    Doch auch die Aufmachung des Buches muss hier Erwähnung finden. Es ist qualitativ hochwertig und mit Lesebändchen versehen. Auch ohne Schutzumschlag ist dieses Buch, aufgrund des klassischen Touch, eine kleine Augenweide. Zudem wurde die Aufmachung des schwedischen Originals beibehalten.


    Fazit:

    Wer hier persönliche Einblicke, sowie Einblicke in das Privatleben der Schrifstellerin Astrid Lindgren erwartet wird wohl enttäuscht sein. So mancher hat das Buch in der Leserunde aufgrund dessen abgebrochen. Ich hingegen, bekennender Geschichts-Geek, fand es äußerst interessant einen Blick aus "unbeteiligter" Sicht auf den 2. Weltkrieg zu werfen. Obwohl ich schon viel zu dieser Thematik gelesen habe, war mir die Situation und Stellung der skandinavischen Länder nahezu unbekannt. Es ist also ein äußerst informatives aber auch berührendes Kriegstagebuch aus Sicht des neutralen Schwedens, geschrieben von der bekanntesten Kinderbuchautorin. Dies gestaltet sich gerade deswegen als sehr flüssig zu lesen, da die Autorin bereits vor ihrer Zeit als Autorin den Leser zu fesseln weiß.

    Wer also Persönliches von Astrid Lindgren erfahren möchte, ist mit einer Biographie besser bedient. Wer hingegen einen anderen Blick auf die historischen Ereignisse des 2. Weltkrieges werfen möchte, kann sein Wissen diesbezüglich mit diesem Buch bereichern und vor allem erinnert es daran, welch furchtbare Zeit es war, die man gerade aufgrund dieser Gräuel niemals vergessen sollte. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    "Der Frieden kann den Müttern nicht ihre Söhne zurückgeben, Kindern nicht ihre Eltern, den kleinen Hamburger und Warschauer Kindern nicht das Leben. Der Hass ist nicht zu Ende an jenem Tag, an dem der Friede kommt, jene, deren Angehörige in deutschen Konzentrationslagern zu Tode gequält wurden, vergessen nichts, nur weil Frieden ist, und die Erinnerung an Tausende von verhungerten Kindern in Griechenland wohnt immer noch in den Herzen ihrer Mütter, falls die Mütter selbst überlebt haben...."
    (1943 - S. 242)


    © Pink Anemone (mit vielen Bildern, Leserprobe und Autoren-Info)

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Astrid Lindgren: Die Menschheit hat den Verstand verloren – Tagebücher 1939-1945 / Krigsdagböcker 1939-1945“ zu „Astrid Lindgren - Die Menschheit hat den Verstand verloren – Tagebücher 1939-1945 / Krigsdagböcker 1939-1945“ geändert.