Maria W. Peter - Die Festung am Rhein

  • Kurzmeinung

    Smoke
    schon nach wenigen Seiten abgebrochen, aufgrund des Sprach- und Erzählstils für mich nicht lesbar, leider.
  • Kurzmeinung

    Mystery
    Ok. Gut. Aber es hat mich nicht richtig mitgenommen.
  • Inhaltsangabe:


    Coblenz 1822: Christian Berger, Sohn eines französischen Offiziers unter Napoleon und zum Militärdienst gezwungen, wird verdächtigt, geheime Baupläne von der Feste Ehrenbreitstein gestohlen zu haben. Da er sich in Schweigen hüllt, sieht seine Schwester Franziska sich gezwungen, seine Unschuld zu beweisen.


    Nur widerwillig muss sie dabei die Hilfe des Leutnants Rudolph Harten in Anspruch nehmen, der in diesem Frauenzimmer anfangs sogar eine Komplizin des Verdächtigen sieht. Doch Franziska ist beharrlich und ziemlich unerschrocken, um ihrem Bruder zu helfen und geht dabei sogar erhebliche Risiken ein. Das imponiert ihm und langsam taut Rudolph auf und lässt sich auf die freiheitliche Lebensweise der Rheinländer allmählich ein.


    Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach der Wahrheit und spüren schon bald eine tiefe Verbindung zueinander, trotz aller Standesunterschiede und über die verschiedenen Religionen hinweg.


    Mein Fazit:


    Oh, wie sehr habe ich mich auf dieses Buch gefreut. Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Autorin und bei Bastei Lübbe für die Bereitstellung des eBooks, damit wir es in einer kleinen begleiteten Leserunde lesen konnten. Und es war eine äußerst spannende wie lehrreiche Lektüre.


    Denn wer die Autorin Maria W. Peter kennt, weiß, dass sie zu ihren Büchern gründlich recherchiert. Das hat sie schon in „Die Küste der Freiheit“ bewiesen und auch hier mangelt es nicht geschichtlichem Hintergrundwissen. Von Anfang taucht der geneigte Leser, in diesem Falle ich, in eine sehr atmosphärisch erzählte Geschichte ein, die in einer Zeit des Umbruchs spielt. Die französische Revolution hat halb Europa auf den Kopf gestellt. Plötzlich weht der Wind von Freiheit und bürgerlichen Rechten über den Kontinent. Das Rheinland war ein Teil Frankreichs, ehe es nach dem Krieg 1815 an die Preußen fiel. Den Code Civil, also das französische bürgerliche Gesetzbuch, welches Napoleon in seinem Land eingeführt hatte und damit den Anfang von großen Veränderungen nahm, existierte auch nach der Übernahme der Preußen noch und so kam es, dass sich Franziska und Christian sich an eine durchaus unbeschwerte Kindheit erinnern, doch die Preußen wollen ihnen diese Freiheit wieder einschränken. Daher gibt große Spannungen zwischen den Rheinländern und Preußen.


    Die zwei Geschwister, halb Deutsch, halb Französisch, sind durch Liebe und Vertrauen fest miteinander verbunden und in ihrer Treue unverbrüchlich. Als Christian verdächtigt wird, geheime Baupläne gestohlen und sie dem Feind mittels Kontaktmann übergeben zu haben, steht nicht nur sein Leben auf dem Spiel, sondern auch die Karriere von Leutnant Rudolph Harten. In seiner Einheit hat Christian gearbeitet und daher ist er umso mehr interessiert, der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Schließlich ist er die Pflichtschuldigkeit in Person.


    Zwei so grundverschiedene Menschen – Franziska und Rudolph – haben ein gemeinsames Ziel und doch ist es so viel mehr. Beide Figuren sind sympathisch, sehr authentisch gezeichnet und sehr present, denn viele Protagonisten gibt es nicht, was für mich sehr wohltuend war. Ihre Handlungen und Gedanken sind nachvollziehbar und glaubhaft. Und sie machen eine erstaunliche Entwicklung durch, sie lernen beide vom anderen.


    Die Geschichte ist in fünf Teile unterteilt und zum Anfang eines jeden Teils gibt es einen Auszug aus einer Geschichte, die sich sieben Jahre zuvor bei der Schlacht von Waterloo ereignet hat. Auch wenn die Auszüge jeweils kurz sind, so sind sie doch nicht weniger bedeutsam, denn in ihnen ist ein großer Kern der Geschichte verwurzelt. Von der Autorin ist es sehr geschickt gemacht und es verleitete mich zu einigen Vermutungen, die zum Teil auch eingetroffen sind. Der Spannung hat es jedoch keinen Abbruch getan, im Gegenteil, ich fieberte immer weiter dem Ende – der Auflösung des „Falls“ – entgegen.


    Am Ende des Buches gibt es sehr viele Informationen zur damaligen Zeit, ein Glossar sowie Hinweise, um die Geschichte der Feste Ehrenbreitstein genauer studieren zu können. Denn der Bau dieser Feste ist in diesem Roman ein großer Bestandteil und durchaus plastisch wie authentisch geschildert.


    Für mich ist dieses Buch ein bisheriger Höhepunkt in 2017 und ich bin gespannt, welche tollen Geschichten sich die Autorin noch ausdenkt. Wer historische Romane mag, sollte sich diesen nicht entgehen lassen. History und Fiction ist wunderbar miteinander verknüpft und Kopfkino kann ich auch nach dem Ende des Buches noch längst nicht abstellen. Begeisterte und überzeugte fünf Sterne von mir!

  • Danke für die Vorstellung dieses Buches.
    Das wäre mir sonst wahrscheinlich "durchgerutscht", aber da ich in Koblenz aufgewachsen bin, möchte ich es natürlich unbedingt lesen. Bislang ist mir noch kein historischer Roman mit Schauplatz Koblenz aufgefallen.

  • Nach der Niederlage der Franzosen bei Waterloo wird das Rheinland preußisch und Koblenz soll in eine Feststadt umgewandelt werden. Über der Stadt entsteht die Festung Ehrenbreitstein, bei ihrem Bau werden modernste Techniken angewendet. Der preußische Ingenieuroffizier Rudolph Harten ist an diesem Bau beteiligt und sehr stolz auf das, was hier geschaffen wird.


    Als Baupläne der Festung verschwinden, wird der Halbfranzose Christian Berger verdächtigt. Christians Schwester Franziska tut alles dafür, die Unschuld ihres Bruders zu beweisen, und trifft dabei immer öfter auf Rudolph Harten. Die Ressentiments gegenüber dem jeweils anderen sind groß, Preußen und Rheinländer bzw. Preußen und Franzosen passen wohl einfach nicht zueinander – oder etwa doch?


    Maria W. Peter nimmt den Leser mit in eine Zeit, die noch gar nicht so lange her ist, gerade in diesem Jahr ist das 200jährige Jubiläum der Festungsstadt Koblenz. Der Autorin gelingt es gut, dem Leser die Atmosphäre, die in Koblenz (stellvertretend für das Rheinland) geherrscht haben muss, die Rückschritte, die mit den Preußen ins Land kamen, die Einengung, die nicht nur tatsächlich durch den Bau einer Stadtumwallung entstand, sondern auch durch die rückschrittliche Gesetzgebung der Preußen, durch das Aufoktroyieren der preußischen Lebensart. Dem gegenüber die Preußen, die ihre Art zu Leben als richtig und wichtig empfanden, hierarchisch dachten und voller Vorurteil gegenüber den Franzosen waren. Beide Aspekte kommen zum Tragen durch die beiden Protagonisten, durch sie wird außerdem aufgezeigt, dass es durchaus möglich ist, aufeinander zuzugehen. Sehr zur Atmophäre des Romans tragen die verschiedenen Dialekte und Sprachen bei, man hört die rheinischen, französischen, schottischen, aber auch ostdeutschen Klänge regelrecht.


    So sind die Charaktere der Autorin sehr gut gelungen, man entwickelt Verständnis und Sympathie sowohl für Franziska als auch für Rudolph. Auch die weiteren Charaktere sind gut ausgearbeitet, wenn auch manchmal etwas klischeebehaftet, wie etwa der unsympathische Feldwebel Bäske oder der Onkel der Geschwister. Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir Alasdair McBaird, ein schottischer Rheinreisender und Künstler, der dem Leser schnell sehr sympathisch wird, der aber auch eine eher düstere Seite hat. Ein weiterer erinnerungswürdiger Charakter ist Rudolphs Bursche Fritz, der Frische und Lebensmut versprüht.


    Die Begegnungen zwischen Rudolph und Franziska sind, vor allem zu Beginn, immer wieder recht amüsant, der Roman hat aber auch düsterere Szenen, die manchmal regelrecht traurig machen. Manche Wendung sorgt für Überraschungen und der fast krimiartige Plot für einiges an Spannung. Natürlich fehlt auch eine Liebesgeschichte nicht, diese passt aber sehr gut in das Geschehen und fühlt sich richtig an. Die Auflösung schließlich hat mich ein bisschen geschockt, aber sie ist letztlich nachvollziehbar. Trotzdem hätte ich mir hier ein etwas anderes Ende gewünscht.


    Als Leser erfährt man viel über das damalige Leben und ist mit Franziska und Rudolph nicht nur in Koblenz sondern auch in Köln unterwegs. Letzteres ist vor allem für jene faszinierend, die die beiden Orte näher kennen. Der Roman ist nicht nur unterhaltsam sondern auch lehrreich, dabei aber nie trocken oder gar langatmig.


    In einem historischen Roman erwarte ich grundsätzlich eine gewisse Zusatzausstattung, wie etwa Karten oder ein Personenregister. Beides ist hier vorhanden, außerdem ein umfangreiches und nützliches Glossar, Zusatzinformationen zu den historischen Personen, Reise- und Stöbertipps (nicht nur) zu Köln und Koblenz und ein sehr ausführliches und informatives Nachwort der Autorin. Auch anhand der Danksagung kann man erkennen, wie umfassend Maria W. Peter recherchiert haben muss. Insgesamt eine absolut perfekte Zusatzausstattung!


    Ich vergebe 4,5 Sterne. Freunde historischer Romane bekommen eine spannende, interessante und gefühlvolle Geschichte, die gekonnt historische Hintergrundinformationen vermittelt – sehr empfehlenswert!

  • Franziska und ihr Bruder wachsen bei ihrem Onkel in Coblenz auf. Der Bruder wird zum Militärdienst gezwungen und muss helfen an der Feste Ehrenbreitstein mitzubauen. Doch dann wird er beschuldigt, wichtige Pläne gestohlen zu haben und diese an den Feind zu verkaufen. Er wird in Haft genommen. Franziska glaubt an seine Unschuld und versucht die wahren Verräter zu finden. Dabei lernt sie Leutnant Rudolph Harten kennen. Er untersucht den Fall. Er und Franziska kommen sich näher, aber ihre Beziehung ist nicht einfach, Franziska hat einen französischen Vater und damit ist sie für den durch und durch preußischen Offizier unerreichbar.


    Die Festung Ehrenbreitstein liegt in Coblenz direkt am Rhein und wurde zwischen 1817 und 1828 erbaut. Maria W. Peter lässt ihre Leser hier daran teilhaben, wie diese Festung entstand. Was es brauchte, um so etwas entstehen zu lassen. Vor allem aber erzählt sie von den Menschen am Rhein, die noch kurz vorher zu Frankreich gehörten und nach der Niederlage Napoleons plötzlich preußisch wurden. Sie erzählt von den Problemen, von dem Hass untereinander und von dem schwierigen Miteinander.


    Franziska und ihr Bruder sind hier in etwas hinein gestolpert, was sie dazu zwingt, sich mit den Menschen auseinander zusetzen die sie für ihre Feinde halten. Die Suche nach dem Verräter gestaltet sich spannend wie ein Krimi und erzählt gleichzeitig von den Intrigen, die es braucht, um ein Verräter zu sein. Der Erzählstil ist dabei locker und leicht zu lesen.


    Das Verhältnis von Franziska zu Rudolph entwickelt sich im Verlauf der Handlung und hat einige schöne Wendungen parat. Die einzelnen Charaktere hat die Autorin wunderbar gezeichnet und ihnen Leben eingehaucht. Es macht Spaß hier zu lesen und dabei zuzusehen, wie sich die Handlung entwickelt und auch einige Überraschungen parat hat. Das Lebensgefühl aus den Anfängen des 19. Jahrhunderts hat die Autorin schön eingefangen und lässt hier ein authentisches Bild der Zeit entstehen.


    „Die Festung am Rhein“ ist ein schöner historischer Roman vor der Kulisse einer großen Festung. Hier wird von allem etwas erzählt, von einer Verschwörung, dem Bau einer großen Anlage und eine schöne Liebesgeschichte rundet die Handlung ab. Ein lesenswerter Roman, der gut unterhält.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Die Autorin (Quelle: Amazon)


    Maria W. Peter ist seit ihrer Kindheit dem Zauber längst vergangener Zeiten erlegen. Bereits während ihres Studiums an der Universität des Saarlandes und der Université de Metz, arbeitete sie als Journalistin. Nach einem Fulbright-Stipendium an der „School of Journalism“ in Columbia/Missouri begann sie, exakt recherchierte historische Romane zu schreiben. Ihr 2014 erschienener Roman „Die Küste der Freiheit“ über deutsche Einwanderer während der Amerikanischen Revolution wurde für den Homer-Literaturpreis nominiert und war zudem auf der Shortlist des LovelyBooks-Leserpreises 2015. Heute ist Maria W. Peter als freie Autorin tätig und pendelt zwischen dem Rheinland und dem Saarland.




    Produktinformation


    • Taschenbuch: 608 Seiten
    • Verlag: Bastei Lübbe (Bastei Lübbe Taschenbuch) (16. März 2017)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 3404175190
    • ISBN-13: 978-3404175192
    • Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 16 Jahren



    Wer ist der Verräter?


    Es war der 18. Juni 1815. Napoleon, der Kaiser der Franzosen war geschlagen. Doch schon einmal hatte er sich wie Phönix aus der Asche erhoben, dass musste man verhindern… Doch der Reiter kam nicht zu seinem Ziel….


    Franziska Berger sollte sich mit ihrem Bruder treffen. Er war am Bau der Festungsanlage Ehrenbreitstein als Pionier beschäftigt. Doch bevor er ihr irgendetwas Wichtiges sagen konnte, kamen die Soldaten und nahmen ihn mit…...


    Christian Berger war zum Militärarresthaus gebracht worden und Franziska wusste nicht warum….


    Aus den Büroräumen des Captains von Rülow waren geheime Dokumente verschwunden, den Bau der Festung betreffend. Und auch Premierleutnant Rudolph Harten war von Christians Schuld überzeugt….


    Doch Franziska beschloss, die Unschuld ihres Bruders zu beweisen…


    Und dann geriet sogar Rudolphs Überzeugung ins Wanken…...


    Außerdem gab es da noch den schottischen Maler und Rheintourist Alasdair Mc.Baird, den Franziska bei ihrer Freundin und Gastwirtin Therese Fassbender kennenlernte…. Und den auch Rudolph sehr gut kannte….


    Was wollte der Soldat tun, um zu verhindern, dass man nochmal gegen Napoleon kämpfen müsste? Warum kam er nicht an sein Ziel? Was passierte mit ihm? Was wollte Christian Berger seiner Schwester mitteilen? Wieso konnte er in das Visier der Soldaten geraten? Wer hatte ihn denunziert? Hatte es etwas mit der Nationalität seines Vaters zu tun? Warum war Rudolph Hartung von seiner Schuld überzeugt, und wieso geriet diese Überzeugung dann doch noch ins Wanken? Wie wollte Franziska die Unschuld ihres Bruders beweisen? Was hat es mit diesem schottischen Maler auf sich? Woher kannte Rudolph Harten diesen? Alle diese Fragen – und noch viel mehr – beantwortet dieses Buch.




    Meine Meinung


    Das Buch ließ sich sehr leicht und flüssig lesen. Es ist unkompliziert geschrieben, das heißt es tauchen keine Fragen nach dem Sinn von Worten oder gar ganzen Sätzen auf. In der Geschichte war ich schnell drinnen. Auch konnte ich mich in die Protagonisten sehr gut hineinversetzen. Franziska tat mir furchtbar leid, als sie mit ansehen musste, wie ihr Bruder abgeführt wurde. Was konnte sie schon tun, als Frau, damals? Doch ihre Idee fand ich sehr gut. Es hat mir gefallen, wie sie sich für ihren Bruder eingesetzt hat. Das Buch war durch die anfängliche Verhaftung Christians gleich spannend und es blieb spannend bis zum Ende. Und obwohl das Buch dann zu Ende war, hat die Autorin noch einen draufgesetzt. Weiter sage ich nichts dazu. Denn es gab am Ende des Buches eine Überraschung, und die Frage von Verzeihung. Auf jeden Fall hat mich das Buch so sehr gefesselt, dass ich es fast nicht aus der Hand legen konnte: Ich habe es in einem Rutsch gelesen. Von mir eine klare Lese-/Kaufempfehlung sowie volle Bewertungszahl.

    Liebe Grüße
    Lerchie



    _______________________
    nur wer aufgibt, hat schon verloren

  • Dieser historische Roman von Maria W. Peter konnte mich nicht so ganz überzeugen. Die Geschichte mag zwar in einem historisch korrekten Kontext stehen, aber mir fehlten die Verbindungen der fiktiven Protagonisten zu historischen Persönlichkeiten, die gute historische Romane auszeichnet. Im übrigen war das Verhalten der Protagonisten nicht nur in Bezug auf die Liebesgeschichte etwas too much und auch der Kriminalfall war in der Logik etwas löchrig. Die knappen drei Sterne stocke ich auf, weil ich drei Jahre in Koblenz lebte, Orte und Straßen wiedererkannte und das Buch eine schöne Anregung für den nächsten Sonntagsausflug brachte.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    Die Erfindung des Buchdruckes ist das größte Ereignis der Weltgeschichte (Victor Hugo).

  • In "Die Festung am Rhein" geht es um Franziska, eine Halbfranzösin, die sich mit der neuen preußischen Herrschaft nicht richtig anfreunden kann. Als ihr Bruder wegen des Verdachts auf Landesverrat und Spionage verhaftet wird, ist sie fest entschlossen, alles zu tun, um ihn zu befreien. Dabei gerät sie mehrfach mit Rudolph Harten aneinander, einem preußischen Offizier, der ebenfalls Ermittlungen anstellt, allerdings nicht wirklich an Christians Unschuld glaubt. Dennoch kommen die beiden sich im Laufe der Handlung näher.


    Franziska war mir von Anfang an sehr sympathisch. Sie weiß, was sie will, ist bereit, dafür zu kämpfen und sich selbst für ihre Familie in Gefahr zu begeben, doch zugleich hat sie eine verletzliche Seite. In ihrer Position ist es für sie nicht leicht, die Wahrheit herauszufinden, vor allem, da ihr Bruder selbst sich in Schweigen hüllt, aber sie gibt nicht auf und das hat mir gut gefallen. Mit Rudolph hatte ich dagegen ein paar Schwierigkeiten. Auch er war mir die meiste Zeit über sympathisch, aber sein Umgang mit Franziska hat mich ein paar Mal gestört, selbst wenn ich nachvollziehen konnte, dass die Situation aus seiner Sicht komplex war und verdächtig wirkte. Zudem ist er lange Zeit, was für seine Stellung wohl normal ist, steif und auf die Regeln bedacht. Trotzdem ist er mir ans Herz gewachsen und ich fand die Romanze der beiden schön geschrieben, vor allem in Bezug darauf, wie die Charaktere sich dadurch weiterentwickelt haben - obwohl sie gerade später recht viel Raum einnahm und die Ermittlungen für mich interessanter waren. Allerdings war die Geschichte für mich in vielerlei Hinsicht vorhersehbar, was ein bisschen schade war.


    Die Handlung an sich ist gut aufgebaut und mir hat besonders gefallen, dass die Autorin sich große Mühe gegeben hat, Coblenz im Jahr 1822 authentisch darzustellen. Es werden verschiedene Ansichten dargestellt und wie Peter im Nachwort schreibt, hat objektiv betrachtet nicht jeder Recht, sondern sie haben kontrastierende Meinungen, die sie aufgrund ihrer Lebensumstände geformt haben. Die unterschiedlichen Mentalitäten wurden glaubwürdig geschildert und es gab dadurch einige interessante Konflikte, natürlich gerade bei den Protagonisten, die in vielen Punkten entgegengesetzte Vorstellungen und Ideale vertreten. Die Einblicke in die komplexe politische Situation und die Auswirkungen auf die Bevölkerung waren wirklich faszinierend.


    "Die Festung am Rhein" bekommt von mir :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: . Die damalige Zeit wurde sehr gut und überzeugend dargestellt und die Ermittlungen um den wahren Verräter waren interessant, wenn auch teilweise vorhersehbar. Dazu kommen noch ein paar Probleme, die ich zunächst mit Rudolph hatte und die dafür gesorgt haben, dass es eine Weile gedauert hat, bis ich mich richtig auf ihn und seinen Charakter einlassen konnte.
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    Herzlichen Dank an den Verlag und Jellybooks.de, die das Buch für Testleser zur Verfügung gestellt haben.

    Carpe Diem.
    :study: Yrsa Sigurðardóttir - Gespenstisches Island

    2024 gelesen: 13 Bücher | gehört: 4 Bücher

  • „Im Vertrauen auf Gott und auf die Treue und den Mut meines Volkes habe ich die Rheinländer in Besitz genommen und mit der preußischen Krone vereinigt. Und so, Ihr Einwohner dieser Länder, trete ich jetzt mit Vertrauen unter Euch, gebe Euch Eurem deutschen Vaterlande wieder und nenne Euch Preußen! Kommt mir mit redlicher, treuer und beharrlicher Anhänglichkeit entgegen! Ihr werdet gerechten und milden Gesetzen gehorchen.“

    Nicht alle Rheinländer fühlen sich durch diese Worte, mit denen König Friedrich Wilhelm III. von Preußen nach den Befreiungskriegen seine neuen Untertanen begrüßt, in Feierstimmung. 20 Jahre französische Besatzung und auch die französische Revolution haben ihre Spuren hinterlassen. Vor allem was die moderate französische Gesetzgebung betrifft, die sich deutlich vom konservativen Allgemeine Preußischen Landrecht unterscheidet.

    Einer, der die Härte der nun geltenden Gesetze zu spüren bekommen soll, ist Christian, junger Soldat in der preußischen Armee. Als 1822 beim Bau der neuen Festung Ehrenbreitstein, die hoch über der Stadt Coblenz errichtet wird, Baupläne gestohlen werden, gerät er in Verdacht, diese militärisch wichtigen Unterlagen entwendet zu haben. Für die Preußen liegt der Fall klar auf der Hand: als Sohn eines französischen Offiziers kann nur Christian zum Verräter geworden sein und die Papiere dem Feind zugespielt haben.

    Verzweifelt kämpft Christians Schwester Franziska darum, die Unschuld ihres Bruders zu beweisen und zu verhindern, dass ihn das Schicksal der Todesstrafe ereilt. Hierbei ist sie auf die Hilfe von Christians unmittelbaren Vorgesetzten angewiesen: Leutnant Rudolph Harten. Der strenge Offizier entpuppt sich zwar als äußerst misstrauisch, gleichwohl nicht unempfänglich für mögliche Ungereimtheiten. Und wider Erwarten blühen zwischen Franziska und Rudolph Gefühle auf, die keinesfalls von jedermann mit Gefallen betrachtet werden...


    Maria W. Peter führt uns in „Die Festung am Rhein“ nach Coblenz, das inmitten des einst heiß umkämpften Rheinlandes nach den Befreiungskriegen nunmehr zu Preußen gehört. Die Autorin kleidet ihre Geschichte in ein historisches Gewand, das einerseits außerordentliche Sachkenntnis erkennen lässt, andererseits den Leser in seiner Fülle nicht überfordert. Sie schafft ein authentisches Bild von einer mit diversen Spannungen aufgeladenen, problematischen Zeit, in dem sich die angestammten Rheinländer und die Preußen – Soldaten und Zugezogene – nicht allesamt mit Wohlwollen gegenüberstehen, und beleuchtet mit viel Realitätsnähe die Verhaltensweisen, Handlungen, Unterschiede und Empfindungen der Menschen im gesellschaftlichen Wandel. Zudem ergänzt die Autorin den Roman durch ein umfangreiches Nachwort, ein ebensolches Glossar und diverses Kartenmaterial, welche eigene Recherchen überflüssig machen.

    Allerdings lebt die Geschichte nicht allein von der Historie. Vielmehr finden sich in der Handlung jede Menge Geheimnisse und Verwicklungen, Spionage und Abenteuer, Freundschaft und Liebe, und Maria W. Peters erzählt in gewohnt ansprechender und lebendiger Sprachkunst mit viel Bildkraft, Atmosphäre und Empathie.

    Die Autorin hat ihr Protagonisten mit Bedacht ausgewählt und sowohl die Haupt-, als auch die Nebenrollen mit Charakteren besetzt, die aufgeschlossen und unvoreingenommen, jedoch auch skeptisch oder gar feindselig sind, und somit das Geschehen komplettieren.

    Nicht nur ihre beiden Helden Franziska und Rudolph sind von ihrer Herkunft und Vergangenheit beeinflusst und damit einigen Beschränkungen unterworfen. Es gelingt Maria W. Peter exzellent, die gegensätzlichen Ansichten der beiden darzustellen.

    Franziska steht als Beispiel für die mit Beharrlichkeit zu Werke gehenden Rheinländer, gepaart mit einer von ihren Eltern vermittelten liberalen Grundeinstellung sowie einer einfühlsamen Erziehung. Die liebenswürdige junge Frau ist durchflutet vom französischen Freiheitsgedanken und betrachtet deshalb die Preußen als herrschsüchtige Tyrannen, die über ein rückschrittiges Volk gebieten. Dabei handelt sie das eine oder andere Mal unüberlegt und achtet nicht darauf, was sie sagt. Aber sie hält zu ihrem Bruder Christian und glaubt unerschütterlich daran, dass er die ihm vorgeworfenen Taten nicht begangen hat.

    Rudolph ist eine ambivalente Persönlichkeit. Einerseits pedantisch korrekt und distanziert, andererseits besessen von seiner Arbeit und ausgestattet mit Visionen. Als Mann aus dem Volk, Sohn einer Wäscherin und eines Feldarbeiters, hat er sich auf einem schwierigen und anstrengenden Weg aus eigener Kraft und mit etwas Glück zum Offizier hochgearbeitet und eine Laufbahn eingeschlagen, die eine Generation zuvor lediglich dem Adel vorbehalten gewesen ist. Er demonstriert, dass er trotz seiner einfachen Herkunft über Fähigkeiten verfügt, die über das erwartete Maß hinausgehen. Und da es Neider und Vorgesetzte gibt, die in ihm immer noch einen Emporkömmling sehen, muss er sich jeden Tag aufs Neue beweisen, was Verständnis und Respekt abnötigt.

    Vor allem aber ist seine Entwicklung im Verlauf der Ereignisse bemerkenswert. Rudolph verändert sich nicht plötzlich und beginnt nur langsam, den seinem Wesen inne liegenden Argwohn und Zweifel abzulegen sowie seine Geradlinigkeit, Klarheit und Ehrlichkeit zu offenbaren. Er weiß die Loyalität, die Franziska ihrem Bruder als Mitglied ihrer Familie entgegenbringt und die er selbst nicht kennengelernt hat, zu schätzen und zeigt seine hinter Härte und Disziplin verborgenen anderen Seiten: Verständnis und Güte.

    Überhaupt ist es der Autorin hoch anzurechnen, dass sie mit Franziska und Rudolph ein Paar geschaffen hat, das sich trotz vorhandener Sympathie und aufkeimender tieferer Gefühle sehr bedächtig annähert und nicht vorurteilsfrei miteinander agiert. Sie reiben sich aneinander, schenken sich nichts und fallen immer wieder in ihre alten gegensätzlichen Ansichten zurück. Nach und nach erarbeiten sie sich das Verständnis füreinander und setzen sich für den anderen ein. Sie begreifen, wofür der andere (ein)steht und dass es sich lohnt, über den eigenen Schatten zu springen, sich von starren Vorurteilen zu lösen, die Wertungen und Meinungen anderer zu akzeptieren und gegebenenfalls zu hinterfragen, um sich so frei zu machen für einen anderen Blick auf die Welt. Davon könnte so mancher auch heute noch lernen...


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Coblenz, 1822. Der Bruder der jungen Franziska wird verhaftet, man wirft ihm Landesverrat vor. Franziska ist von seiner Unschuld überzeugt und glaubt, dass etwas Anderes dahinter steckt. Kurz vor seiner Verhaftung wollte Christian ihr etwas Wichtiges sagen. Aber alles spricht gegen den jungen Soldaten, erst recht seine Herkunft, denn sein und Franziskas Vater war ein französischer Soldat, der in der Schlacht bei Belle-Alliance im Kampf für den französischen Kaiser Napoleon gefallen ist. Ihre deutsche Mutter schickt ihre Kinder nach dem Krieg von Cöln nach Coblenz zu ihrem Bruder, damit sie es besser haben. Aber Franziskas Onkel nutzt sie als billige Arbeitskraft aus und schickt Christian zur Preußischen Armee, wo er gleichzeitig beim Bau der Feste Ehrenbreitstein helfen muss. Und als Halbfranzosen haben sie es unter Preußischer Besatzung sowieso nicht leicht.
    Ausgerechnet der preußische Leutnant Rudolph Harten soll Christians Fall untersuchen, da er seinem Kommando unterstellt war. Dabei möchte Rudolph eigentlich nur "seine" Feste Ehrenbreitstein als verantwortlicher Ingenieur fertigstellen. Aber nach dem ersten Verhör von Christian wird klar, dass die Sache nicht so einfach ist, wie sie aussieht. Und Franziska versucht alles, die Unschuld ihres Bruders zu beweisen.


    Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, allerdings hatte es auch einige Längen. Es wird sehr oft wiederholt, wie angespannt das Verhältnis zwischen den Preußen und den Rheinländern ist, wie alles so gekommen ist, dass die Preußen streng ihren Regeln und Grundsätzen folgen usw. Auch der Werdegang von Harten und Franziska wird mehrmals während der Handlung erwähnt. Hier wäre etwas weniger vielleicht mehr gewesen und hätte die ganze Geschichte um etwa 100 Seiten verkürzt.

    Die geschichtlichen Hintergrundinformationen, die in die Handlung eingewoben sind, fand ich dagegen sehr interessant. Über diese Epoche in Deutschland habe ich noch nicht viel gelesen und mir war gar nicht mehr klar, dass bis zu Napoleons Niederlage diese Region am Rhein französisch war. Da waren Konflikte natürlich vorprogrammiert, als die Preußen in diese Gegend kamen. Die angespannte Atmosphäre wird gut von der Autorin wiedergegeben und die Gegensätze gerade zwischen Franziska und Rudolph sind nachvollziehbar.

    Die Liebesgeschichte ist schön erzählt und nicht schnulzig, sondern der damaligen Zeit sicher angemessen.

    Historisch interessierten Lesern kann ich "Die Feste am Rhein" auf jeden Fall empfehlen. Schade, vor zwei Jahren waren wir für einen Tag in Koblenz und jetzt ärgere ich mich, dass wir nicht mit der Seilbahn zur Feste hochgefahren sind, um sie zu besichtigen.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Die Festung am Rhein von Maria W. Peter


    Mein Leseeindruck

    Ich bin eigentlich eher durch Zufall über das Buch gestolpert und da mir das Cover und auch die Kurzbeschreibung ziemlich gut gefallen haben, wurde es spontan gekauft. Ich selbst war erst letztes Jahr in Koblenz und auch auf der Feste Ehrenbreitstein und hatte durch Lesen des Buches wieder alles lebhaft vor Augen. Die Autorin hat sehr gut recherchiert und die historischen Begebenheiten geschickt mit der Liebesgeschichte verknüpft. Was meiner Meinung nach ebenfalls gut gelungen ist, ist die Darstellung der Feindschaften und Fehden zwischen den Preußen und den Rheinbewohnern. Trotz Ende des Krieges lebt der Krieg in den Köpfen vieler Leute immer noch weiter. Aber am Beispiel von Franziska und Rudolph kann man sehen, dass ein Umdenken stattfinden kann. Beide sind zunächst voller Vorurteile gegenüber des Anderen und nur allmählich, Schritt für Schritt, können sie aufeinander zugehen und den anderen akzeptieren, trotz dessen Herkunft. Diese Entwicklung wurde wunderbar von der Autorin geschildert. Alle Charaktere und auch die Informationen rund um den Bau der Feste Ehrenbreitstein waren für mich glaubhaft und bildhaft dargestellt. Die eigentliche Kriminalgeschichte (den wahren Verräter finden) geriet ein bisschen in den Hintergrund und ein bisschen mehr Spannung hätte nicht geschadet. Die Enttarnung des Verräters barg für mich leider auch keine große Überraschung-hatte ich doch in dieser Hinsicht schon recht früh eine Ahnung. Das Buch hat mir dennoch so gut gefallen, dass ich mir nun auch noch „Die Melodie der Schatten“ von der Autorin geholt habe.


    Fazit:

    Das Buch hat mir sehr gut gefallen, so dass ich eine klare Leseempfehlung aussprechen kann. Aber es ist noch etwas Luft nach oben und deshalb vergebe ich sehr gute :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study:  Christian Piskulla - Der Pacific Crest Trail Killer


    2024: 10 Bücher/ 3.303 Seiten

    SUB: 214

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Maria W. Peter: Die Festung am Rhein“ zu „Maria W. Peter - Die Festung am Rhein“ geändert.