Thomas de Padova - Das Weltgeheimnis (Start: 01.04.2017)

  • Ist doch ganz einfach: je näher die Planeten an der Sonne sind, um so schneller bewegen sie sich. (ist ja auch logisch, weil es da so heiß ist... Sorry, der musste jetzt raus. Das hat mir als Eselsbrücke immer gut gedient )

    Die Erklärung vergesse ich auch nicht mehr :thumleft:



    Eine Kollegin von mir erklärt (nicht entschuldigt!) ihre ständige schlechte Laune, verbunden mit Aggressionen, die sie an ihrer Umwelt auslässt, und sämtliche weiteren schlechten Eigenschaften damit, "das ist bei Menschen so, die so intelligent sind wie ich". Nein, nicht jeder mit schlechter Laune und mangelnden Umgangsformen ist gleich hochbegabt .

    Deine Kollegin ist ja [-(:-#


    genau - ich hab das Kopfkino, wie er genau notiert, was er an welcher gut oder schlecht fand, wie sie aussieht, ob sie von Stand ist und und und - und dann vergleicht er die Listen

    :lol: Das Kopfkino hatte ich ähnlich! Mit Hochrechnung und allem drum und dran.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


    SuB-Leichen-Challenge 2024: Alle Bücher bis inkl. 2022 [-X

    Klassiker-Challenge 2024


  • Sind wir also beim letzten Kapitel und auch am Ende unserer LR angelegt. Weil ich es schon gelesen habe, schreibe ich halt noch mal etwas dazu:


    1577 staunen der Klosterschüler Galileo und der kleine Johannes über das Auftauchen eines Kometen. Auch Tycho Brahe beobachtet ihn und stellt fest, dass er sich „quer“ zu den Planeten bewegt. Wäre die alte Vorstellung von Kugelschalen, die die Planeten tragen, richtig, würde sie der Komet jetzt durchstoßen. Trotz dieser Beobachtung hält Brahe an den Kreisbahnen der Planeten fest und gibt auch die zentrale Stellung der Erde im Kosmos nicht auf, weil die Drehbewegung jeder Erfahrung widersprechen würde. Galilei kann zwar in seinem Spätwerk begründen, warum wir von dieser Bewegung nichts mitbekommen, dafür lassen sich seine physikalischen Überlegungen nicht mit den keplerschen Ellipsenbahnen auf einen gemeinsamen Nenner bringen.
    Das zeigt uns aber auch, dass die Wissenschaft eben nicht geradlinig fortschreitet, dass auch richtige Konzepte erst einmal hypotethischen Charakter haben, und sich erst behaupten müssen. Zwischen dem 16. und dem 17. Jahrhundert ist diese Umbruchsphase besonders dynamisch, wie uns der Autor bis jetzt ja auch schon sehr deutlich vor Augen geführt hat.
    In seinem „Dialog“ möchte Galilei die physikalischen Prinzipien herausarbeiten, die dem Bau der Welt zugrunde liegen. Er allein sieht sich als Nachfolger des Kopernikus und als Erneuerer der Astronomie. Brahe und Kepler mit ihren Arbeiten finden darin keine Erwähnung. Galilei projiziert die Ergebnisse aus seiner Mechanik (Flugbahn der Kugel) an den Himmel, und geht zu astronomischen Beobachtungsdaten auf Distanz. Kepler hingegen geht von Brahes präzisen Messdaten aus und glaubt an strenge mathematische Gesetze im Kosmos.
    Was mir als mathematischem Laien in diesem Kapitel nicht so richtig einleuchtet, ist der Unterschied zwischen einem geometrischen Schöpfungsplan (Kepler) und einem physikalischen (Galilei).
    Mit dem Beispiel von der Schifffahrt in einem geschlossenen Raum erklärt Galilei einleuchtend, warum man die Drehbewegung der Erde nicht wahrnimmt, zumindest solange nicht, bis eine andere Kraft einwirkt. Für Galilei ist also nicht nur die Ruhe von Dauer, sondern auch die Bewegung mit gleichbleibender Geschwindigkeit – solange sich nichts an den Bedingungen ändert.
    Kann man nur hoffen, dass es keine Menschen mehr geben wird, wenn die Sonne ihre Anziehungskraft verliert und die Planeten ihre Ellipsenbahnen verlassen. Diese Auswirkungen auf die Erde will bestimmt keiner miterleben.
    Von unserem lieben Johannes Kepler müssen wir 1630 in Regensburg Abschied nehmen, wo er nach einer langen Reise geschwächt und krank eintrifft, um auf dem Fürstentag sein ausstehendes Gehalt einzuklagen.
    Zur selben Zeit verbarrikadiert sich Galilei in Florenz aus Angst vor der Pest in seinem Landhaus. Er will seinen „Dialog“ so schnell als möglich drucken lassen, doch erst noch muss das Werk die kirchliche Zensur passieren. Dabei ist einiges schiefgelaufen, und zuletzt stellt sich sogar der ihm stets wohlgesonnene Papst – auf dem Tiefpunkt seines Pontifikats angelangt – gegen Galilei. Es kommt zum Prozess mit dem berühmten Widerruf. Aus der Haft ist letztlich doch noch ein Hausarrest im Palast des Erzbischofs Ascanio Piccolomini in Siena geworden, doch Galilei ist am Boden zerstört und gebärdet sich wie ein Wahnsinniger (was man ihm nicht verdenken kann).
    Dem einfühlsamen Erzbischof gelingt es zwar, ihn zu beruhigen und wieder zur wissenschaftlichen Arbeit zurückzuführen. Erst jetzt beginnt er seinen „Dialog über die Mechanik“ zu schreiben, eine der wichtigsten Grundlagen der modernen Physik.
    Nach einem halben Jahr darf Galilei nach Florenz zurückkehren, und wird den Rest seines Lebens im Hausarrest verbleiben.

  • Da steht im Artikel folgendes:
    Galilei hatte seit längerem Probleme mit seinen Augen; 1638 erblindete er vollständig – sei es als Folge seiner anfangs ohne ausreichenden Schutz unternommenen Sonnenbeobachtungen oder aufgrund einer genetisch bedingten Veranlagung.

    Wahrscheinlich war es ein Zusammenspiel aus beiden. Wenn man seine Augen das ganze Leben lang so sehr fordert, machen sie irgendwann einfach nicht mehr mit.

    Also spätestens jetzt hat es dann auch der letzte begriffen...

    Das klingt leicht genervt. Denkst du, de Padova schlägt sich zu sehr auf Keplers Seite?

    Äh - ja. Ich war da schon Ende 20 .

    Dann habe ich ja noch Hoffnungen, dass es bei mir auch mal wieder so werden könnte. Aber Harry Potter ist auch ein außergewöhnliches Suchtphänomen gewesen.

    Wartet nur, bis ihr alle die Postmenopause überstanden habt; dann steigt die Intelligenz schlagartig.

    Bis dahin dauert es aber tatsächlich noch ein bisschen.

    Galilei war da echt ungeschickt - ist Euch aufgefallen, dass erst durch sein Handeln Kopernikus Schriften verboten wurden? Wäre Galilei diplomatischer vorgegangen, wäre das vielleicht gar nicht passiert…

    Ja, das wird dann ja auch in Kapitel 17 thematisiert. Endlich übt Kepler mal Kritik an Galilei, wenn auch nur leicht. Galilei hat sich aber wirklich verhalten wie ein Elefant im Porzellanladen. Da hat er die Inquisition wohl unterschätzt, oder gar provoziert?

    Der lebenslange Ausschluss von der Kommunion hat ihn so schwer getroffen, wie das heutzutage kaum vorstellbar ist.

    An dieser Stelle fiel es mir schwer, mich in die Zeit zurückzuversetzen. Hat man das aber einmal getan, tut Kepler einem wirklich leid.

    Eine tapfere Frau muss sie gewesen sein, wie sie sich mit 73 Jahren standhaft und starrsinnig zeigt und selber mit dem Untervogt verhandeln will.

    73 Jahre muss für die damalige Zeit unheimlich alt gewesen sein. Nimmt man dann noch die Beschuldigungen und die Inhaftierung dazu, bewundere ich diese Frau und ihre Standhaftigkeit auch enorm.

    Dazu geht auch der Tod noch beständig um und holt sich ein Kind der Keplers nach dem anderen.

    Er hat aber auch ein Pech. Wobei er selbst ja auch nicht die besten körperlichen Voraussetzungen als Kind gehabt hat und vermutlich hat er das an seine Kinder vererbt.

    Ich verstehe zwar nichts von den Umlaufzeiten der Planeten und ihren mittleren Abständen zur Sonne, von zweiten und dritten Potenzen noch weniger, bin aber nichtsdestotrotz ebenfalls sehr beeindruckt.

    Da bin ich auch ausgestiegen. :lol: Ich zitiere: "Die dritten Potenzen der mittleren Abstände zweier Planeten von der Sonne verhalten sich so wie die zweiten Potenzen, also die Quadrate, ihrer Umlaufzeit." Ungefähr in dem Stil stelle ich mir Keplers Schriften vor. Kein Wunder, dass da niemand folgen konnte.

    Unter den Jesuiten macht sich Galilei damit zwar viele Feinde, aber in der höfischen Gesellschaft findet er immer noch viel Beifall, und auch der neue Papst Urban VIII. ist ihm lange schon freundschaftlich verbunden.

    Später offensichtlich nicht mehr, denn wie irgendwer schon in den Raum geschmissen hatte, kommt Galileis Prozess zu Zeiten ebendieses Papstes.

    Galilei hält Kometen ja für Reflexionen des Lichts an den aufsteigenden Dünsten der Erde.

    Der war doch nur neidisch, dass er selbst nichts beobachten konnte und hat sich deswegen irgendeinen Schwachsinn ausgedacht. :lol:

    Ich habe was gefunden. Einmal das untere, die soll sehr gut sein

    Auf dem Cover sieht man auch schon, dass Galilei nicht der sympathischste Mensch ist.

    Heute machen das ja die meisten Menschen auch mit sich selber aus, damals war die Macht dieser Institution aber so groß, dass selbst Genies wie Kepler nicht einmal im geheimen etwas anderes zu glauben wagten als die offizielle Kirche lehrte.

    Diese Gedanken gingen mir auch durch den Kopf. Stellt euch mal vor, die Kirche von damals wüsste, was uns heutzutage so im Kopf herumspukt. Die würden den Glauben an die Menschheit glatt verlieren. :loool:

    Eine Kollegin von mir erklärt (nicht entschuldigt!) ihre ständige schlechte Laune, verbunden mit Aggressionen, die sie an ihrer Umwelt auslässt, und sämtliche weiteren schlechten Eigenschaften damit, "das ist bei Menschen so, die so intelligent sind wie ich".

    :shock: Meint sie das ernst? Glaubt sie da selbst dran? Die hat dann wohl für alles eine Ausrede.

    genau - ich hab das Kopfkino, wie er genau notiert, was er an welcher gut oder schlecht fand, wie sie aussieht, ob sie von Stand ist und und und - und dann vergleicht er die Listen

    :lol: Eine Pro-Kontra-Liste.

    Ja, bestimmt - er hatte in Prag ja auch ein sehr anregendes Umfeld. Dass Rudolf in finanziell so hängen ließ, war halt blöd, aber intellektuell bot er ein sehr gutes Umfeld.

    Ich glaube eher, @maiglöckchen meinte vielleicht den Ruhm, der damit einhergeht, und unserem lieben Galilei zu Kopf gestiegen ist. Wäre Keplers Leben anders verlaufen, wäre es ihm vielleicht ähnlich ergangen. Zwar kann ich das nicht so recht glauben, aber mit Sicherheit wissen wir es eben auch nicht.


    Auf zum letzten Kapitel :)

  • Das klingt leicht genervt. Denkst du, de Padova schlägt sich zu sehr auf Keplers Seite?

    Ein bisschen schon. Aber das ist es nicht, was mich nervt, sondern dass er immer und wieder drauf rumreitet. Das ist aber etwas, was mich jetzt im zweiten Teil des Buches eh stört: es werden viele Fakten, die er anfangs schon genannt hat, nochmal aufgegriffen und nochmal haarklein erläutert. Das stört mich beim Lesen. Das ist so, als wenn dir einer seine Geschichte, die schon 5x gehört hast, zum 6. und 7. mal erzählt. Das magst du dann auch nicht mehr hören. :wink:

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Hab jetzt Kapitel 17 auch endlich beendet. Und bin hocherfreut, dass ausgerechnet Einstein uns den Galilei in ein etwas besseres Licht rückt. Dem glaube ich sofort, dass er weiß, wie ein Wissenschaftler tickt. :)


    Zitat von Einstein

    Ein Wissenschafter ist eine Mimose, wenn er selbst einen Fehler gemacht hat, und ein brüllender Löwe, wenn er bei anderen einen entdeckt.

    So - und jetzt lese ich mal eure Kommentare nach.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Mittlerweile hat Kepler auch Oberösterreich verlassen müssen, und schließt in Ulm seine letzte astronomische Arbeit ab, die "Rudolfinischen Tafeln".

    ... die für die nächsten einhundert Jahre der Himmelskatalog schlechthin für die Wissenschaft sein werden (wie de Padova schreibt). Wahnsinn! Was für eine Leistung, einen Wust von Messergebnissen in eine für andere verwertbare Form zu bringen :pray:


    Mir ist auf die Schnelle kein besserer Ausdruck eingefallen, aber ich wollte damit nur ausdrücken, dass Intelligenz gar nichts half, um sich von der kirchlichen Lehre, und sei es nur geistig für sich selber, zu befreien. Heute machen das ja die meisten Menschen auch mit sich selber aus, damals war die Macht dieser Institution aber so groß, dass selbst Genies wie Kepler nicht einmal im geheimen etwas anderes zu glauben wagten als die offizielle Kirche lehrte. Sicher weißt Du, wie ich das meine.
    Ich tu mir immer schwer, mir diese damalige Ernsthaftigkeit zu vergegenwärtigen, bin ich doch selber in einem sehr "ungläubigen" Umfeld aufgewachsen, wo die kirchliche Lehre oft sogar lächerlich gemacht wurde.

    Eigentlich wollte ich nicht mehr drauf herumreiten, aber vielleicht wollte sich Kepler auch gar nicht "geistig befreien". Vielleicht war der Glaube eine der wenigen Konstanten in seinem Leben, an der er sich festhalten und Kraft schöpfen konnte. Ich bin auch nicht religiös erzogen, aber ich kann mir vorstellen, dass es in vielen Situationen sehr hilft, wenn man an etwas glaubt. Und (ich hab das an anderer Stelle hier im Forum schon mal geschrieben) manchmal wünsche ich mir auch diesen Trost, den man darin Finden kann. Und auch ich schicke ab und an ein Stoßgebet gen Himmel (in der Hoffnung, dass vielleicht irgendwer es erhört), wenn die Verzweiflung mal richtig groß ist. An irgendwas glauben wir doch alle :wink: Wir müssen nur bedenken, dass der Glaube (welcher Religion auch immer) meist nicht mit der Institution Kirche gleichzusetzen ist. NIchts für ungut, aber das musste ich jetzt noch kurz loswerden :friends:


    Was mir gerade am Ende des Kapitels noch aufgefallen ist: geht es euch manchmal so, dass ihr historische Persönlichkeiten nicht mit einander in Verbindung bringt, obwohl eigentlich klar ist, dass sie in der gleichen Zeit lebten? Das halbe Buch über ist vom 30jährigen Krieg die Rede. Aber erst jetzt, als die Namen Tilly und Wallenstein fielen, hab ich den Bezug hergestellt und mir klar gemacht, dass die Zeitgenossen von Galilei und Kepler waren. #-o


    So - und jetzt auf zum letzten Kapitel (das ich aber bestimmt doch erst morgen lesen werde)

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Was mir gerade am Ende des Kapitels noch aufgefallen ist: geht es euch manchmal so, dass ihr historische Persönlichkeiten nicht mit einander in Verbindung bringt, obwohl eigentlich klar ist, dass sie in der gleichen Zeit lebten? Das halbe Buch über ist vom 30jährigen Krieg die Rede. Aber erst jetzt, als die Namen Tilly und Wallenstein fielen, hab ich den Bezug hergestellt und mir klar gemacht, dass die Zeitgenossen von Galilei und Kepler waren.

    ja, das geht mir auch so - und das, obwohl Wallenstein ja so ein abergläubischer Zeitgenosse war mit seinen ganzen Astrologen. Da hätte der Groschen ja auch früher fallen können, aber neee, ich muss erst im letzten Kapitel landen, um die Verbindung zu realisieren #-o


    Ich bin mitten im letzten Kapitel, aber grad zu müde für einen sinnvollen Zwischenkommentar :uups:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Das letzte Kapitel hat mir noch einmal richtig gut gefallen, deswegen habe ich es gestern Abend in einem Rutsch beendet.

    Galilei projiziert die Ergebnisse aus seiner Mechanik (Flugbahn der Kugel) an den Himmel, und geht zu astronomischen Beobachtungsdaten auf Distanz.

    Naja, sagt er zumindest. Letztendlich kommt aber doch heraus, dass er sich die Daten Keplers und Brahes immer wieder zunutze gemacht hat. Er wollte es nur nicht zugeben. War halt doch recht eigensinnig, unser Galilei.

    Das ist aber etwas, was mich jetzt im zweiten Teil des Buches eh stört: es werden viele Fakten, die er anfangs schon genannt hat, nochmal aufgegriffen und nochmal haarklein erläutert. Das stört mich beim Lesen. Das ist so, als wenn dir einer seine Geschichte, die schon 5x gehört hast, zum 6. und 7. mal erzählt. Das magst du dann auch nicht mehr hören

    Das ist auch die einzige Sache, die mir aufgefallen ist. Durch diese ständigen Wiederholungen fällt es mir schwer, dem Buch eine griffige Struktur zu entnehmen. Bei Sachbüchern finde ich es immer hilfreich, wenn die gedankliche Struktur offensichtlich und sinnvoll ist. Hier aber kommt es mir zwischendurch vor wie ein wildes Herumgespringe in der Zeit.
    Insgesamt hat das Buch von mir aber trotzdem :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: bekommen. Der Rest war ja einfach traumhaft geschrieben und beschrieben.

    Was mir gerade am Ende des Kapitels noch aufgefallen ist: geht es euch manchmal so, dass ihr historische Persönlichkeiten nicht mit einander in Verbindung bringt, obwohl eigentlich klar ist, dass sie in der gleichen Zeit lebten? Das halbe Buch über ist vom 30jährigen Krieg die Rede. Aber erst jetzt, als die Namen Tilly und Wallenstein fielen, hab ich den Bezug hergestellt und mir klar gemacht, dass die Zeitgenossen von Galilei und Kepler waren.

    Ja, kenn ich auch sehr gut. Liegt aber bei mir wohl eher an allgemeiner Unwissenheit. Ich kann zwar mit dem Namen Wallenstein etwas anfangen, aber so recht einordnen können, hätte ich ihn vor dieser Lektüre nicht.


    Was ich immer wieder traurig finde, ist, dass wir den Sternenhimmel heutzutage fast gar nicht mehr sehen, weil so viel um uns herum beleuchtet ist nachts, dass er schlichtweg nicht erkennbar ist. Was muss das für ein phänomenaler Anblick sein, wenn man Sterne und Planeten erkennen kann.


    Vor allem in diesem letzten Kapitel wird deutlich, dass de Padova Galilei gegenüber nicht wohlgesinnt ist. Er schreibt, dass Galilei im goldenen Käfig seiner Überheblichkeit und Überzeugungen gefangen sei. Ich glaube, er versucht mit seinem Buch bewusst, den Mythos Galilei zu durchbrechen. Dabei spielt vor allem die Überlegung, dass Galilei mehr Spielraum für Spekulationen zulässt, eine große Rolle. Und er hat schon recht, denke ich. Kepler legt uns sein Leben beinahe zu Füßen, Galilei lebt zurückgezogen und macht um vieles ein großes Geheimnis.


    Wovon ich vorher noch nie gehört hatte, war die Theorie von Gottes großem Wurf. Diese Theorie klingt aus heutiger Sicht völlig abwegig - aber ist sehr kreativ, muss man schon zugeben.


    Was mir auch mehr und mehr bewusst wurde im letzten Kapitel, ist die kreative Seite Galileis.
    Galilei war nicht nur als Wissenschaftler bekannt, sondern auch als Kunstkritiker. Schon vorher haben wir gelesen, wie gut und ausgefeilt seine Zeichnungen waren. Auch sein Dialog deutet auf seine Kreativität hin. Er ist in vielen Bereichen der Kunst unterwegs: Musik, Kunst und Literatur. Diese Seite an ihm finde ich durchaus sympathisch.


    Insgesamt bin ich wirklich begeistert von dem Buch. Thomas de Padovas Schreibstil ist meiner Meinung nach in der Sparte der Sachbücher einzigartig. Habe bisher keines gelesen, das mich so in seinen Bann gezogen hat, mich über so viel Neues informiert hat und zugleich so verständlich und einfach geschrieben war. :applause:

  • Und da sind wir ja schon beim letzten Kapitel - das ist doch sehr schnell gegangen, wie ging es euch?

    Das zeigt uns aber auch, dass die Wissenschaft eben nicht geradlinig fortschreitet, dass auch richtige Konzepte erst einmal hypotethischen Charakter haben, und sich erst behaupten müssen.

    Genau den Abschnitt fand ich sehr faszinierend, und den habe ich auch mehrfach gelesen. Obwohl es ja eigentlich logisch ist, dass nicht einer auf einmal "Knall auf Fall" oder meinetwegen auch nach langer Forschung einen ganz neuen Weltentwurf vorlegt. Es sind in den Weltentwürfen zwangsläufig immer Spuren des "Alten" enthalten, aber auch immer (naja, meistens) neue Erkenntnisse. So ganz verabschieden kann man sich doch nicht von den alten Vorstellungen.

    Mit dem Beispiel von der Schifffahrt in einem geschlossenen Raum erklärt Galilei einleuchtend, warum man die Drehbewegung der Erde nicht wahrnimmt, zumindest solange nicht, bis eine andere Kraft einwirkt.

    Ich glaube, genau damit haben auch viele Menschen ihre Schwierigkeiten gehabt bzw. haben sie immer noch: wenn sich die Erde tatsächlich um sich selbst dreht, und mit einer solchen Geschwindigkeit um die Sonne rast, wieso merkt man das nicht? Verstanden habe ich nicht, was er erklärt hat, aber ist doch beruhigend, wenn das mehrere klügere Menschen, als ich es bin, verstanden haben.

    In seinem „Dialog“ möchte Galilei die physikalischen Prinzipien herausarbeiten, die dem Bau der Welt zugrunde liegen. Er allein sieht sich als Nachfolger des Kopernikus und als Erneuerer der Astronomie. Brahe und Kepler mit ihren Arbeiten finden darin keine Erwähnung.

    War ja wieder klar :roll: .

    Kann man nur hoffen, dass es keine Menschen mehr geben wird, wenn die Sonne ihre Anziehungskraft verliert und die Planeten ihre Ellipsenbahnen verlassen. Diese Auswirkungen auf die Erde will bestimmt keiner miterleben.

    Nein, wirklich nicht. Wäre aber ein gutes Thema für einen Endzeit-Schocker :-k .

    Von unserem lieben Johannes Kepler müssen wir 1630 in Regensburg Abschied nehmen, wo er nach einer langen Reise geschwächt und krank eintrifft, um auf dem Fürstentag sein ausstehendes Gehalt einzuklagen.

    :cry:
    Allerdings, so wie ich Rudolf einschätze, hätte es auch nichts gebracht, wenn Kepler geklagt hätte. Aber ich frage mich, was aus seiner Frau und seinen (überlebenden) Kindern geworden ist :( .

    Dabei ist einiges schiefgelaufen, und zuletzt stellt sich sogar der ihm stets wohlgesonnene Papst – auf dem Tiefpunkt seines Pontifikats angelangt – gegen Galilei. Es kommt zum Prozess mit dem berühmten Widerruf

    Wobei mich interessiert, ob der Kardinal Borgia, der so gegen Urban VIII. gewettert hat, Rodrigo Borgia war, der spätere Papst Alexander VI. (Papa von Lucrezia, Cesare usw.). Lässt sich bestimmt rausfinden.
    Aber da merke ich doch, welchen Irrtümern ich aufgesessen bin: Galileos "Und sie bewegt sich doch!" hatte ich als seine letzten Worte überhaupt in Erinnerung, nicht im Rahmen seines Widerrufs (und selbst da sind sie nicht gefallen).

    Dann habe ich ja noch Hoffnungen, dass es bei mir auch mal wieder so werden könnte. Aber Harry Potter ist auch ein außergewöhnliches Suchtphänomen gewesen.

    :kiss: Vielleicht tröstet es dich, dass ich mit mittlerweile 47 Jahren immer noch Bücher finde, die in punkto "Suchtfaktor" an Harry Potter heranreichen. Und das gar nicht mal so selten.

    Meint sie das ernst? Glaubt sie da selbst dran? Die hat dann wohl für alles eine Ausrede.

    Ja, zu beiden Fragen. Und das ist auch keine Ausrede. Sie meint, sie ist in Ordnung, so wie sie ist, und wenn wir nicht damit klarkommen, ist das unser Problem und nicht ihres. Sie ist ja auch der Meinung, sie ist intelligenter und weiß mehr als ihr Chef - der immerhin nicht nur Jura studiert hat, sondern auch mehrfacher Fachanwalt und Fachautor von diversen Veröffentlichungen ist, und deutschlandweit Vorträge zu speziellen Themen hält (und das nicht vor Volkshochschulen, sondern vor ebenfalls studiertem Publikum). Tja, "Bescheidenheit ist eine Zier, doch besser lebt es sich ohne ihr." :roll: .

    die für die nächsten einhundert Jahre der Himmelskatalog schlechthin für die Wissenschaft sein werden (wie de Padova schreibt). Wahnsinn! Was für eine Leistung, einen Wust von Messergebnissen in eine für andere verwertbare Form zu bringen

    Das sind so die Leute, die ich genauso bewundere wie die Genies, die aus diesen Daten Schlüsse ziehen: Die Wegbereiter, die in jahre-, bzw. jahrzehntelanger Arbeit Daten und Fakten sammeln :pray: .

    Ich bin auch nicht religiös erzogen, aber ich kann mir vorstellen, dass es in vielen Situationen sehr hilft, wenn man an etwas glaubt. Und (ich hab das an anderer Stelle hier im Forum schon mal geschrieben) manchmal wünsche ich mir auch diesen Trost, den man darin Finden kann.

    Das geht mir genauso. Als mein vorheriger Chef nach schwerer Krankheit verstorben ist, fand er viel Kraft in seinem Glauben. Und zwar soviel Kraft, dass er nie geklagt hat, sondern nur mal nach einer durchwachten Nacht voller Schmerzen gesagt hat, "so eine Nacht kann ganz schön lang sein." :cry: . Das habe ich sehr bewundert und bewundere ich immer noch.


    Wovon ich vorher noch nie gehört hatte, war die Theorie von Gottes großem Wurf. Diese Theorie klingt aus heutiger Sicht völlig abwegig - aber ist sehr kreativ, muss man schon zugeben.

    Ich finde die Theorie ziemlich gut, weil sie Physik und Glauben miteinander verbindet (und damit für die damalige Zeit doch sehr fassbar).


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen, bis auf ein paar Kleinigkeiten, die ja bereits gefallen sind. Und Herr de Padova hat mich doch sehr auf Albert Einstein neugierig gemacht (der übrigens - passend zu der obigen Theorie - gesagt hat "Gott würfelt nicht") :mrgreen: . Von mir ebenfalls :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: .

    Lesen ist wie Reisen, ohne dass man dabei einen Zug oder ein Schiff besteigen müsste. Es eröffnet neue, unbekannte Welten. Es bedeutet, ein Leben zu führen, in das man nicht hineingeboren wurde, und alles mit den Augen eines anderen zu sehen. Es bedeutet, zu lernen, ohne mit den Konsequenzen der eigenen Fehler leben zu müssen.

    Madeline Martin, Der Buchladen von Primrose Hall

  • Was ich immer wieder traurig finde, ist, dass wir den Sternenhimmel heutzutage fast gar nicht mehr sehen, weil so viel um uns herum beleuchtet ist nachts, dass er schlichtweg nicht erkennbar ist. Was muss das für ein phänomenaler Anblick sein, wenn man Sterne und Planeten erkennen kann.

    Es war nicht wirklich eine Sternstunde von mir, aber an so Wochenende, wo man ab und an mal im Gras liegt, da sieht man mal wie hell Sterne leuchten und wie schnell diese sich bewegen und kreisen. Ich glaube das waren definitiv Kreisbahnen, aber ich habe es auch schon mal so gelegen nüchtern erlebt und das ist in warmen Sommernächten wirklich schön.


    Ich bin mittlerweile die gute Seele der Bücher. Mir hat die Art und Weise sehr gut gefallen und auch die Informationen sind angekommen, also kann man sagen, dass Thomas de Padova sein Wissen schriftlich vermitteln konnte und da ist eine gewisse Repetition sogar ganz gut. Zum Ende von Galileos Leben wurde er ja nochmal richtig aktiv, dass fand ich ja schon auch bemerkenswert, aber auch wenn ich gewisse Methoden fragwürdig und unnötig fand, hat er vieles geleistet. Menschlich und im sozialen Bereich hat die Person für mich einige Defizite, das wusste ich einfach nicht. Ich gehe da meist klischeehaft von eigenbrötlerischen und verrückten Wissenschaftlern aus.


    Ganz im Gegensatz zu Kepler, der ist für mich im Vergleich der wirklich tragische Held der Geschichte. Was der alles gerechnet und gerechnet und gerechnet und nachgerechnet hat und dabei so viele "Niederschläge" verkraften musste und oft immer noch zu überschwänglichen Enthusiasmus und Freude zur Arbeit neigte ist ja irgendwie schon wahnsinnig. Ich bin definitiv ganz froh das Buch gelesen zu haben und habe auch einige weitere Sachbücher auf meine Wunschliste gesetzt, aber ich brauche jetzt erstmal eine kleine Sachbuch / Biografie Pause um diese ganzen Informationen sacken zu lassen.

    :study: Feuerkind (Stephen King) 34 / 542 Seiten

    :study: Mit Nachsicht (Sina Haghiri) 50 / 268 Seiten


    SUB: 857

  • Was ich immer wieder traurig finde, ist, dass wir den Sternenhimmel heutzutage fast gar nicht mehr sehen, weil so viel um uns herum beleuchtet ist nachts, dass er schlichtweg nicht erkennbar ist. Was muss das für ein phänomenaler Anblick sein, wenn man Sterne und Planeten erkennen kann.

    Schon in den Bergen ist es einfach traumhaft, was der Sternenhimmel für einen Anblick bietet. Schon allein das ist die Übernachtung in einer Wanderhütte wert.


    Ich bin auch durch, aber habe gerade keine Zeit und Muße für viele Kommentare und ein Fazit. Das liefere ich dann spätestens heute Abend zur Lesenacht nach.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • das ist doch sehr schnell gegangen, wie ging es euch?

    Ja, ganz rasant, weil es ja wirklich sehr interessant war.

    Wobei mich interessiert, ob der Kardinal Borgia, der so gegen Urban VIII. gewettert hat, Rodrigo Borgia war, der spätere Papst Alexander VI. (Papa von Lucrezia, Cesare usw.)

    Alexander VI. ist 1503 gestorben (ich hab mal eine Biografie über ihn gelesen).

    Mir hat die Art und Weise sehr gut gefallen und auch die Informationen sind angekommen,

    Ging mir auch so!

  • Alexander VI. ist 1503 gestorben (ich hab mal eine Biografie über ihn gelesen).

    #-o Und ich hatte gerade vor kurzem eine Romanbiografie über Lucrezia gelesen.
    Naja, dann war es einer aus seiner Familie. Wäre ja nichts ungewöhnliches bei "Papstens" :mrgreen: .

    Lesen ist wie Reisen, ohne dass man dabei einen Zug oder ein Schiff besteigen müsste. Es eröffnet neue, unbekannte Welten. Es bedeutet, ein Leben zu führen, in das man nicht hineingeboren wurde, und alles mit den Augen eines anderen zu sehen. Es bedeutet, zu lernen, ohne mit den Konsequenzen der eigenen Fehler leben zu müssen.

    Madeline Martin, Der Buchladen von Primrose Hall

  • Sind wir also beim letzten Kapitel und auch am Ende unserer LR angelegt.

    Leider, es ging ja wirklich gefühlt schnell vorbei. Die gemeinsame MLR hatte mir eine Riesenfreude gemacht! Den Austausch fand ich einfach nur klasse und gelernt habe ich eine Menge! An der Stelle ein herzliches Dankeschön an euch alle :flower:

    Was mir als mathematischem Laien in diesem Kapitel nicht so richtig einleuchtet, ist der Unterschied zwischen einem geometrischen Schöpfungsplan (Kepler) und einem physikalischen (Galilei).

    Mir auch nicht wirklich.


    Mit dem Beispiel von der Schifffahrt in einem geschlossenen Raum erklärt Galilei einleuchtend, warum man die Drehbewegung der Erde nicht wahrnimmt, zumindest solange nicht, bis eine andere Kraft einwirkt. Für Galilei ist also nicht nur die Ruhe von Dauer, sondern auch die Bewegung mit gleichbleibender Geschwindigkeit – solange sich nichts an den Bedingungen ändert.

    Das fand ich sehr gut erklärt!


    Es kommt zum Prozess mit dem berühmten Widerruf. Aus der Haft ist letztlich doch noch ein Hausarrest im Palast des Erzbischofs Ascanio Piccolomini in Siena geworden, doch Galilei ist am Boden zerstört und gebärdet sich wie ein Wahnsinniger (was man ihm nicht verdenken kann).

    Den Teil habe ich sehr interessiert gelesen. Irgendwie hatte ich mir den Ablauf immer anders vorgestellt. Selbst wenn Galilei lebenslangen Hausarrest bekam, es hätte viel schlimmer kommen können. So konnte er eines seiner wichtigsten Werke schreiben.


    Was ich immer wieder traurig finde, ist, dass wir den Sternenhimmel heutzutage fast gar nicht mehr sehen, weil so viel um uns herum beleuchtet ist nachts, dass er schlichtweg nicht erkennbar ist. Was muss das für ein phänomenaler Anblick sein, wenn man Sterne und Planeten erkennen kann.

    Ein unglaublich schöner. Ich hatte mal das Vergnügen bei einem Urlaub in Thüringen gehabt. Von dem Anblick schwärme ich heute noch.


    Vor allem in diesem letzten Kapitel wird deutlich, dass de Padova Galilei gegenüber nicht wohlgesinnt ist. Er schreibt, dass Galilei im goldenen Käfig seiner Überheblichkeit und Überzeugungen gefangen sei. Ich glaube, er versucht mit seinem Buch bewusst, den Mythos Galilei zu durchbrechen. Dabei spielt vor allem die Überlegung, dass Galilei mehr Spielraum für Spekulationen zulässt, eine große Rolle. Und er hat schon recht, denke ich. Kepler legt uns sein Leben beinahe zu Füßen, Galilei lebt zurückgezogen und macht um vieles ein großes Geheimnis.

    Das war mir auch aufgefallen. Besonders gut kam Galilei wirklich nicht bei Padova weg. Allerdings sprechen alle Fakten wiederum für sich. Hin und wieder hätte sich Padova verkneifen können nachzutreten. Letztendlich hat der Mythos Galilei seine Risse bei mir bekommen, aber den Wissenschaflter und Forscher finde ich (mit Abstriche) nach wie vor bewundernswert. Dafür bin ich zum ersten Mal so richtig auf Kepler und seine Leistungen aufmerksam geworden. Wobei ich neugierig wäre, was ein anderer Autor so an negativem über ihn ausgraben würde. Allerdings ging Kepler scheinbar derartig offen mit seinen negativen Seiten um, dass sich da wohl nicht so viel mehr finden würde.


    Aber da merke ich doch, welchen Irrtümern ich aufgesessen bin: Galileos "Und sie bewegt sich doch!" hatte ich als seine letzten Worte überhaupt in Erinnerung, nicht im Rahmen seines Widerrufs (und selbst da sind sie nicht gefallen).

    Ich war da auch überrascht wie sich ein Mythos so in mein Wissenschatz einschmuggeln konnte.


    Mir hatte das Buch ausgezeichnet gut gefallen. Die Leistungen aber auch die Schwächen Keplers und Galileis und ihr Leben wurden mir auf verständliche Art nahegebracht. Manchmal hatte ich beim lesen fast schon das Gefühl gehabt live bei allem dabei zu sein. Padova schreibt da sehr bildhaft. Für mich volle :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: Sternchen.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


    SuB-Leichen-Challenge 2024: Alle Bücher bis inkl. 2022 [-X

    Klassiker-Challenge 2024


  • Habe fertig - ich hab das letzte Kapitel heute nochmals gelesen, da ich beim ersten Mal gestern einfach zu müde war … :uups: aber heute bin ich ausgeschlafen nach 12 Stunden Power-Napping :loool:


    Da ist ja sehr viel noch passiert in diesem letzten Kapitel :shock:

    1577 staunen der Klosterschüler Galileo und der kleine Johannes über das Auftauchen eines Kometen. Auch Tycho Brahe beobachtet ihn und stellt fest, dass er sich „quer“ zu den Planeten bewegt. Wäre die alte Vorstellung von Kugelschalen, die die Planeten tragen, richtig, würde sie der Komet jetzt durchstoßen. Trotz dieser Beobachtung hält Brahe an den Kreisbahnen der Planeten fest und gibt auch die zentrale Stellung der Erde im Kosmos nicht auf, weil die Drehbewegung jeder Erfahrung widersprechen würde.


    Dann haben diese Geistesgrößen ja eine Gemeinsamkeit: die Faszination der Beobachtung, bei Kepler und Galilei schon in Kindertagen.

    Galilei kann zwar in seinem Spätwerk begründen, warum wir von dieser Bewegung nichts mitbekommen, dafür lassen sich seine physikalischen Überlegungen nicht mit den keplerschen Ellipsenbahnen auf einen gemeinsamen Nenner bringen.


    Dieses Beispiel mit dem Schiff kenne ich - war das vorn im Buch schon enthalten oder hab ich das woanders aufgeschnappt? :-k Jedenfalls ist es eine Meisterleistung Galileis, mit genau so einem einleuchtenden Beispiel zu begründen, warum wir die Bewegung der Erde nicht spüren :pray:

    Das zeigt uns aber auch, dass die Wissenschaft eben nicht geradlinig fortschreitet, dass auch richtige Konzepte erst einmal hypotethischen Charakter haben, und sich erst behaupten müssen. Zwischen dem 16. und dem 17. Jahrhundert ist diese Umbruchsphase besonders dynamisch, wie uns der Autor bis jetzt ja auch schon sehr deutlich vor Augen geführt hat.


    Auch heute noch geht die Wissenschaft oft um viele Ecken um dann bei etwas anderem zu landen und neue Erkenntnisse daraus zu ziehen. Damals müssen diese Irrwege eigentlich noch viel häufiger vorgekommen sein, da es um viel grundlegendere Dinge ging.

    In seinem „Dialog“ möchte Galilei die physikalischen Prinzipien herausarbeiten, die dem Bau der Welt zugrunde liegen. Er allein sieht sich als Nachfolger des Kopernikus und als Erneuerer der Astronomie. Brahe und Kepler mit ihren Arbeiten finden darin keine Erwähnung.


    Da tritt wieder der Egomane deutlich hervor :-# Fast muss man ja froh sein, dass er Kepler und Brahe einfach ignoriert. Wer weiß, wie das sonst noch für deren Veröffentlichungen ausgegangen wäre, wenn Galilei sie mit in seinen Dialog eingeschlossen hätte. :-k Aber die feine Art war es nicht.

    Galilei projiziert die Ergebnisse aus seiner Mechanik (Flugbahn der Kugel) an den Himmel, und geht zu astronomischen Beobachtungsdaten auf Distanz. Kepler hingegen geht von Brahes präzisen Messdaten aus und glaubt an strenge mathematische Gesetze im Kosmos.
    Was mir als mathematischem Laien in diesem Kapitel nicht so richtig einleuchtet, ist der Unterschied zwischen einem geometrischen Schöpfungsplan (Kepler) und einem physikalischen (Galilei).


    Puh, ob ich das einfach erklären kann? :scratch: Kepler hat Brahes Datensätze genommen und so lange mit ihnen "modelliert", bis er über seine streng geometrischen Berechnungen auf die Ellipsenbahnen kam. Deshalb geht er von einem geometrischen Schöpfungsplan Gottes aus - die Geometrie war damals DIE Rechenmethode schlechthin, Integral und Differential gab es ja noch nicht.
    Galilei führte viele physikalische Experimente durch wie die zur Flugbahn einer Kanonenkugel. Daraus leitete er seine physikalischen Prinzipien ab, die zwar auch berechnet werden können, die er aber empirisch erhoben hat. Diese physikalischen Erkenntnisse über Flugbahnen etc transponiert er dann auf die Planetenbahnen - er nimmt also den physikalisch-experimentellen Weg, um auf sein Modell zu kommen. Da er noch nichts von Reibung, Widerstand u.ä. weiß, kann er das noch nicht in sein Modell mit einbeziehen, sonst wäre er evtl. auch bei einem elliptischen Modell gelandet :-k War das verständlich? ?(

    Mit dem Beispiel von der Schifffahrt in einem geschlossenen Raum erklärt Galilei einleuchtend, warum man die Drehbewegung der Erde nicht wahrnimmt, zumindest solange nicht, bis eine andere Kraft einwirkt. Für Galilei ist also nicht nur die Ruhe von Dauer, sondern auch die Bewegung mit gleichbleibender Geschwindigkeit – solange sich nichts an den Bedingungen ändert.


    Da hat er glatt das Perpetuum mobile eingeführt ohne es zu benennen. Aber es stimmt ja auch: ohne äußere Einflüsse würde eine Bewegung stets gleichbleibend weiterlaufen, das hab sogar ich in der Physik verstanden. Und Mechanik war immer mein schwächstes Gebiet O:-)

    Er will seinen „Dialog“ so schnell als möglich drucken lassen, doch erst noch muss das Werk die kirchliche Zensur passieren. Dabei ist einiges schiefgelaufen, und zuletzt stellt sich sogar der ihm stets wohlgesonnene Papst – auf dem Tiefpunkt seines Pontifikats angelangt – gegen Galilei. Es kommt zum Prozess mit dem berühmten Widerruf.


    Ich frag mich heute, ob er wirklich mit einer Zulassung durch die Zensur rechnete oder ob er nicht einfach zu viel auf seine persönliche Beziehung zum Papst setzte? Eigentlich muss Galilei doch klar gewesen sein, dass die Zensur sein Werk nicht genehmigen konnte. Und der Papst hatte sich politisch derart ins Abseits gestellt, dass er gar keine andere Wahl mehr hatte als seinen Freund den Gegnern zum Fraß vorzuwerfen. :-s

    Dem einfühlsamen Erzbischof gelingt es zwar, ihn zu beruhigen und wieder zur wissenschaftlichen Arbeit zurückzuführen. Erst jetzt beginnt er seinen „Dialog über die Mechanik“ zu schreiben, eine der wichtigsten Grundlagen der modernen Physik.


    Wie Padova schrieb: wer weiß, ob dieses Buch ohne den Hausarrest entstanden wäre…. vielleicht musste einfach manches so und nicht anders verlaufen? Wo wären wir heute wenn Galilei nicht verurteilt worden wäre? Wo stände die Physik heute, wenn er seine grundlegenden mechanischen Erkenntnisse nicht niedergeschrieben hätte? :-k

    Galilei hat sich aber wirklich verhalten wie ein Elefant im Porzellanladen. Da hat er die Inquisition wohl unterschätzt, oder gar provoziert?


    Ich glaube, er hat seine Stellung und Bekanntheit und damit seine "Immunität" überschätzt. In seiner Egomanie hat er vielleicht schlicht daran geglaubt, dass ihm nichts passieren kann.

    vielleicht wollte sich Kepler auch gar nicht "geistig befreien". Vielleicht war der Glaube eine der wenigen Konstanten in seinem Leben, an der er sich festhalten und Kraft schöpfen konnte.


    Ich seh das genauso wie Du: Kepler hat doch, soweit wir es nach dem Buch wissen, niemals auch nur im Entferntesten versucht, seinen Glauben zu widerlegen, sich der Kirche bewusst entgegen zu stellen. Ganz im Gegenteil: als ihm Ketzerei vorgeworfen wird, tut er doch alles um doch zum Abendmahl zugelassen zu werden. Ich denke, sein Glaube war ihm extrem wichtig, er betont ja auch immer wieder die Metaphysik und den göttlichen Entwurf und und und. Nein, der Glaube war nichts, von dem er sich befreien wollte.

    ich kann mir vorstellen, dass es in vielen Situationen sehr hilft, wenn man an etwas glaubt. Und (ich hab das an anderer Stelle hier im Forum schon mal geschrieben) manchmal wünsche ich mir auch diesen Trost, den man darin Finden kann.


    Auch hier bin ich deiner Meinung :friends:

    Letztendlich kommt aber doch heraus, dass er sich die Daten Keplers und Brahes immer wieder zunutze gemacht hat.


    Etwas, was ich schon vorher vermutete. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass Galilei diese Werke so völlig ignorierte. Er hat halt getan, was er immer tat: die Rosinen gepickt und für sich genutzt. Eine Haltung, die sich bis heute in der Wissenschaft immer wieder findet - wahrscheinlich liegt es einfach in der Natur des Menschen und nicht Galilei mit seiner Art ist die Ausnahme, sondern er ist die Regel, von der Kepler die Ausnahme darstellt. 8-[

    Was ich immer wieder traurig finde, ist, dass wir den Sternenhimmel heutzutage fast gar nicht mehr sehen, weil so viel um uns herum beleuchtet ist nachts, dass er schlichtweg nicht erkennbar ist. Was muss das für ein phänomenaler Anblick sein, wenn man Sterne und Planeten erkennen kann.


    Ich hab den Gegensatz ja ganz häufig: bei mir auf dem platten Land ist der Sternenhimmel wunderschön - noch schöner, wenn ich auf die Alb hochfahre. In Frankfurt dagegen sieht man fast gar nichts. Und meine Jungs sind immer fasziniert, wenn sie bei mir sind. Wir liegen oft nachts auf der Terrasse, haben alle Lichter aus und schauen in den Himmel :drunken:

    Vor allem in diesem letzten Kapitel wird deutlich, dass de Padova Galilei gegenüber nicht wohlgesinnt ist. Er schreibt, dass Galilei im goldenen Käfig seiner Überheblichkeit und Überzeugungen gefangen sei. Ich glaube, er versucht mit seinem Buch bewusst, den Mythos Galilei zu durchbrechen. Dabei spielt vor allem die Überlegung, dass Galilei mehr Spielraum für Spekulationen zulässt, eine große Rolle. Und er hat schon recht, denke ich. Kepler legt uns sein Leben beinahe zu Füßen, Galilei lebt zurückgezogen und macht um vieles ein großes Geheimnis.


    Ein wenig möchte ich da widersprechen: ich hab das Gefühl, dass Padova zwar ganz bewusst den Mythos durchbricht, aber dass er Galilei hier auch ein wenig in Schutz nimmt. Ja, Galilei ist ein arroganter A :-# , aber ihm wurde auch gleichzeitig derart gehuldigt, er wurde derart in den Himmel gehoben (und das ja auch durchaus gerechtfertigt), dass sich in der Kombination das ergab, was Padova hier als "Goldenen Käfig" beschreibt. Und wir dürfen eines nicht vergessen: auch Galilei ist ein Kind seiner Zeit und auch er stand hier vor wahnsinnigen Umbrüchen - warum soll er als einziger nicht auch einem Teil seiner alten Überzeugungen erliegen? Andren sprechen wir ja auch das Recht zu, einem Teil der alten Überzeugungen anzuhängen. :-s


    Galilei war nicht nur als Wissenschaftler bekannt, sondern auch als Kunstkritiker. Schon vorher haben wir gelesen, wie gut und ausgefeilt seine Zeichnungen waren. Auch sein Dialog deutet auf seine Kreativität hin. Er ist in vielen Bereichen der Kunst unterwegs: Musik, Kunst und Literatur. Diese Seite an ihm finde ich durchaus sympathisch.


    Du hast recht: wir sollten immer im Auge behalten, dass die damaligen Gelehrten von ihrer Ausbildung und auch ihrem Denken viel breitgefächerter aufgestellt waren als heutige Wissenschaftler. Das Studium war ja immer eine Art Generalstudium und nur weil sich Kepler und Galilei dann in bestimmten speziellen Feldern hervorgetan haben, so hatten sie doch ein viel breiter angelegtes Wissen und Interessensgebiete. Kepler war ja studierter Theologe und die Mathematik damals eher sowas wie ein Hilfsfach :shock: Und Galilei - wie Du schreibst - hatte ja auch einen ganz anderen anfänglichen Hintergrund ehe er zur Physik kam

    Es sind in den Weltentwürfen zwangsläufig immer Spuren des "Alten" enthalten, aber auch immer (naja, meistens) neue Erkenntnisse. So ganz verabschieden kann man sich doch nicht von den alten Vorstellungen.


    Es ist bestimmt schwierig, alles Alte einfach über Bord zu werfen, und wir hätten da genauso unsere Schwierigkeiten, da bin ich mir sicher.

    Allerdings, so wie ich Rudolf einschätze, hätte es auch nichts gebracht, wenn Kepler geklagt hätte. Aber ich frage mich, was aus seiner Frau und seinen (überlebenden) Kindern geworden ist .


    Es war zwar mittlerweile Ferdinand und nicht mehr Rudolf, aber der hat sich seinen Verpflichtungen genauso entzogen. Das war ja ein immenses Vermögen, dass der Kaiser Kepler schuldete! Und da ist für mich dann dieser unüberbrückbare Gegensatz zwischen dem theoretisch ach so rechtgläubigen Kaiser, der ganz Europa deshalb mit Krieg überzieht, der aber dann auf der anderen Seite sich heuchlerisch seinen Verpflichtungen entzieht, diese auf andere abwälzt und sich vermutlich mit einer Beichte selbst reinwäscht von jeder Schuld :wuetend: boah, sowas kann ich hassen :wuetend:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Upps, das war mal wieder zu lang :uups:


    Thomas de Padova sein Wissen schriftlich vermitteln konnte und da ist eine gewisse Repetition sogar ganz gut.

    Mich haben die Wiederholungen auch nicht gestört. Das kann auch daran liegen, dass ich diesen Monat so wenig Zeit hatte und oft so müde war, dass mir persönlich die Wiederholungen geholfen haben. Wäre das anders gewesen, hätte es mich evtl. auch gestört, aber so war es für mich und meine derzeitige Lesesituation perfekt.

    Zum Ende von Galileos Leben wurde er ja nochmal richtig aktiv, dass fand ich ja schon auch bemerkenswert, aber auch wenn ich gewisse Methoden fragwürdig und unnötig fand, hat er vieles geleistet.

    Padova stellt ja die interessante Frage, ob Galilei noch rechtzeitig sein Hauptwerk über die Mechanik begonnen hätte ohne den Prozess und seinen Hausarrest. Vielleicht müssen wir im Nachhinein der Inquisition dafür dankbar sein :-,

    Ganz im Gegensatz zu Kepler, der ist für mich im Vergleich der wirklich tragische Held der Geschichte.

    Das ist er wirklich - es ist erstaunlich, wie viel Menschen aushalten können und müssen und trotzdem derartiges leisten können :shock:


    Mein Fazit: nach der Lektüre wundert es mich nicht mehr wirklich, dass all diese großen Geister dann doch immer wieder in einem Teil der alten Überzeugungen hängen blieben. Immerhin reden wir hier ja stets über Hypothesen, Theorien und Beweise, die das komplette Weltbild der damaligen Zeit über den Haufen schmissen. Für uns ist es Alltagswissen heute, aber selbst für die großen Denker damals war es doch der komplette Umsturz ihrer damaligen Weltbilder. Und wenn dann eine (fehlerhafte) Theorie wie Brahes Weltbild mit den damaligen Daten in Übereinstimmung gebracht werden konnte, wer sind dann wir, dass wir heute darüber den Kopf schütteln. Galilei wurde für uns sicherlich zu einem nicht immer sympathischen Menschen gestutzt, Kepler in seiner Bescheidenheit (und Unbekanntheit, denn zumindest ich wusste eigentlich nicht wirklich etwas über ihn) zu einem sympathischen Antipoden aufgebaut, aber auch diese beiden sind doch Menschen ihrer Zeit. Und wenn wir Kepler seinen Gottesglauben und damit seine Mysterien, sein Weltgeheimnis, seinen geometrischen Schöpfungsplan zugestehen, dann müssen wir auch Galilei zugestehen, dass er an einigen seiner Überzeugungen wie den Kreisbahnen festhielt wider besseres Wissen (was möglich war, was aber eben nicht alle begreifen konnten oder wollten). Trotzdem haben all diese hervorragenden Wissenschaftler Unglaubliches geleistet mit den Mitteln ihrer Zeit und weit darüber hinaus. Ich fand es total spannend, Brahe, Kepler und Galilei zu begleiten und dann sogar noch den Schüler Galileis kennenzulernen, der es schaffte, die beiden in gewisser Weise zu vereinigen. :lechz:
    Und ich bin meiner Freundin immer noch dankbar, die mir das erste Buch von Padova schenkte und mir damit einen tollen Wissenschafts-Autor in die Hände legte. :D

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Nun ist tatsächlich das Ende erreicht und irgendwie finde ich es ein bisschen schade.

    1577 staunen der Klosterschüler Galileo und der kleine Johannes über das Auftauchen eines Kometen. Auch Tycho Brahe beobachtet ihn

    Und 30 Jahre später beobachten sie den große Kometen, der später "Halleyscher Komet" genannt werden wird und schon als Stern von Betlehem in der Geschichte eine große Rolle spielte. Das hätten die Herren sich bestimmt auch nicht träumen lassen. Wobei das ja die Beobachtung war, die Galilei verpasst hat, oder? ich hab die Stelle gerade nicht wiedergefunden und wollte jetzt nicht den halben Abend mit Suchen verbringen

    In seinem „Dialog“ möchte Galilei die physikalischen Prinzipien herausarbeiten, die dem Bau der Welt zugrunde liegen. Er allein sieht sich als Nachfolger des Kopernikus und als Erneuerer der Astronomie. Brahe und Kepler mit ihren Arbeiten finden darin keine Erwähnung. Galilei projiziert die Ergebnisse aus seiner Mechanik (Flugbahn der Kugel) an den Himmel, und geht zu astronomischen Beobachtungsdaten auf Distanz. Kepler hingegen geht von Brahes präzisen Messdaten aus und glaubt an strenge mathematische Gesetze im Kosmos.

    Was für ein geniales Werk von Galilei. Da sinke ich schon wieder auf die Knie. Auch wenn er von einer falschen Annahme ausgeht, finde ich den Ansatz seiner Schrift einfach phänomenal: einen Dialog zu schreiben, in dem Fragen, Argumente und Gegenargumente dargelegt werden. So was liest sich natürlich viel besser, als Keplers verworrene mathematische Erklärungen :wink:

    Es kommt zum Prozess mit dem berühmten Widerruf. Aus der Haft ist letztlich doch noch ein Hausarrest im Palast des Erzbischofs Ascanio Piccolomini in Siena geworden, doch Galilei ist am Boden zerstört und gebärdet sich wie ein Wahnsinniger (was man ihm nicht verdenken kann).
    Dem einfühlsamen Erzbischof gelingt es zwar, ihn zu beruhigen und wieder zur wissenschaftlichen Arbeit zurückzuführen. Erst jetzt beginnt er seinen „Dialog über die Mechanik“ zu schreiben, eine der wichtigsten Grundlagen der modernen Physik.

    Jaja... "und sie bewegt sich doch" ist genauso ein Mythos wie "Hier stehe ich, ich kann nicht anders..." Aber eigentlich ist es doch auch egal, ob diese Aussprüche getätigt wurden oder nicht. Sie sind ein Sinnbild der Hochachtung, die wir diesen genialen Geistern entgegenbringen.
    Und letztendlich müssen wir der Inquistion vielleicht sogar noch dankbar sein. Sie hat Galilei nicht dem Scheiterhaufen überantwortet und ihm Hausarrest verpasst, so dass er Gelegenheit hatte, im fortgeschrittenen Alter noch die wichtigsten seiner Erkenntnisse für die Nachwelt aufzuschreiben.

    obwohl Wallenstein ja so ein abergläubischer Zeitgenosse war mit seinen ganzen Astrologen. Da hätte der Groschen ja auch früher fallen können, aber neee, ich muss erst im letzten Kapitel landen, um die Verbindung zu realisieren

    Über den sollte ich auch dringend mal was lesen :-, also abgesehen von Schiller.

    Er schreibt, dass Galilei im goldenen Käfig seiner Überheblichkeit und Überzeugungen gefangen sei.

    Und das ist an dieser STelle einfach eine Tatsache und wahrscheinlich ziemlich wertungsfrei.

    Ich war da auch überrascht wie sich ein Mythos so in mein Wissenschatz einschmuggeln konnte.

    Ich glaube, es gibt ganz viele Dinge, von deren Wahrheit wir überzeugt sind, und die sich irgendwann als Mythos herausstellen :wink: Irgendwann war die Erde ja auch mal eine Scheibe :totlach:

    Ich frag mich heute, ob er wirklich mit einer Zulassung durch die Zensur rechnete oder ob er nicht einfach zu viel auf seine persönliche Beziehung zum Papst setzte? Eigentlich muss Galilei doch klar gewesen sein, dass die Zensur sein Werk nicht genehmigen konnte. Und der Papst hatte sich politisch derart ins Abseits gestellt, dass er gar keine andere Wahl mehr hatte als seinen Freund den Gegnern zum Fraß vorzuwerfen.

    Ich glaube, er hat an solche Nebensächlichkeiten einfach keinen Gedanken verschwendet, bis das Buch fertig war. Und dann? Wird schon schiefgehen - Augen zu und durch. Mit so einem gesunden Selbstbewusstsein, wie unser Galileo es hatte, glaubt man einfach daran, dass alles gelingt.

    Und wenn wir Kepler seinen Gottesglauben und damit seine Mysterien, sein Weltgeheimnis, seinen geometrischen Schöpfungsplan zugestehen, dann müssen wir auch Galilei zugestehen, dass er an einigen seiner Überzeugungen wie den Kreisbahnen festhielt wider besseres Wissen (was möglich war, was aber eben nicht alle begreifen konnten oder wollten). Trotzdem haben all diese hervorragenden Wissenschaftler Unglaubliches geleistet mit den Mitteln ihrer Zeit und weit darüber hinaus.

    Schöner könnte ich es nicht sagen :friends:

    Und ich bin meiner Freundin immer noch dankbar, die mir das erste Buch von Padova schenkte und mir damit einen tollen Wissenschafts-Autor in die Hände legte.

    Ich auch, denn erst durch dich bin ich auf dieses Buch und die Leserunde aufmerksam geworden.


    Es hat mir unheimlich viel Spaß gemacht, dieses Buch mit euch zu erleben und in die Welt von Kepler und Galilei einzutauchen. Ich finde es immer wieder spannend, wie andere das gleiche Buch ganz anders erleben, an anderen Stellen innehalten und nachfragen und einen selbst dazu bringen, die eigenen Gedanken nochmal zu sortieren. Vielen Dank an euch alle :friends: und auf ein Neues demnächst mit Albert Einstein :wink: Ach ja - das Buch bekommt von mir :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: Sterne und wird auf jeden Fall weiterempfohlen.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Und 30 Jahre später beobachten sie den große Kometen, der später "Halleyscher Komet" genannt werden wird und schon als Stern von Betlehem in der Geschichte eine große Rolle spielte. Das hätten die Herren sich bestimmt auch nicht träumen lassen. Wobei das ja die Beobachtung war, die Galilei verpasst hat, oder? ich hab die Stelle gerade nicht wiedergefunden und wollte jetzt nicht den halben Abend mit Suchen verbringen

    das hatte ich allerdings anders herum verstanden: die Kinder beobachten den Halleyschen Kometen und die Erwachsenen eine Reihe von anderen Kometen :-k
    Aber ich wusste gar nicht, dass der Halleysche Komet quasi der Stern von Bethlehem war :)

    finde ich den Ansatz seiner Schrift einfach phänomenal: einen Dialog zu schreiben, in dem Fragen, Argumente und Gegenargumente dargelegt werden. So was liest sich natürlich viel besser, als Keplers verworrene mathematische Erklärungen

    Auf jeden Fall! Da hatte Galilei ganz sicher das bessere Händchen, um seine Erkenntnisse darzustellen :wink:

    Aber eigentlich ist es doch auch egal, ob diese Aussprüche getätigt wurden oder nicht. Sie sind ein Sinnbild der Hochachtung, die wir diesen genialen Geistern entgegenbringen.

    Interessante Idee - und es passt ja auch. So hab ich das noch gar nicht betrachtet.

    Und letztendlich müssen wir der Inquistion vielleicht sogar noch dankbar sein. Sie hat Galilei nicht dem Scheiterhaufen überantwortet und ihm Hausarrest verpasst, so dass er Gelegenheit hatte, im fortgeschrittenen Alter noch die wichtigsten seiner Erkenntnisse für die Nachwelt aufzuschreiben.

    oh, das wäre ja auch möglich gewesen. Da ich wusste, dass Galilei überlebte, hab ich gar nicht drüber nachgedacht, dass er ja auch anders hätte enden können :shock:

    Über den sollte ich auch dringend mal was lesen

    und die Liste wächst und wächst :totlach:

    Mit so einem gesunden Selbstbewusstsein, wie unser Galileo es hatte, glaubt man einfach daran, dass alles gelingt.

    Vermutlich hast Du recht damit :lol:

    Nun ist tatsächlich das Ende erreicht und irgendwie finde ich es ein bisschen schade.

    ich auch - jedes Mal aufs Neue 8-[:uups:

    Ich finde es immer wieder spannend, wie andere das gleiche Buch ganz anders erleben, an anderen Stellen innehalten und nachfragen und einen selbst dazu bringen, die eigenen Gedanken nochmal zu sortieren.

    und gerade bei den Sachbüchern ist es auch oft so hilfreich - da hat man Knoten im Hirn und hier die Diskussionen mit Euch helfen dann einfach, all die Knoten wieder aufzulösen :D Das macht einfach Spaß, auf diese Weise Neues zu entdecken und dazu zu lernen :dance:


    Auch ich sag Danke für die Leserunde :friends: auch wenn ich weiß, dass hier noch so einige Beiträge kommen werden - und ich gespannt darauf bin, welches Fazit Ihr zieht, was Ihr alle noch zu dem letzten Kapitel zu sagen habt :)

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • das hatte ich allerdings anders herum verstanden: die Kinder beobachten den Halleyschen Kometen und die Erwachsenen eine Reihe von anderen Kometen
    Aber ich wusste gar nicht, dass der Halleysche Komet quasi der Stern von Bethlehem war

    Ich habe extra nochmal nachgeschaut :wink: Halley war 1607 wieder dran. Und das mit dem Stern von Bethlehem hab ich mir mal in der Stuttgarter Sternwarte erzählen lassen bei einer tollen Präsentation.

    und die Liste wächst und wächst

    Ja, genau so hatte ich das gemeint... :-,

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Ich habe extra nochmal nachgeschaut :wink: Halley war 1607 wieder dran. Und das mit dem Stern von Bethlehem hab ich mir mal in der Stuttgarter Sternwarte erzählen lassen bei einer tollen Präsentation.

    Stimmt und genau darauf geht ja auch Kepler in seiner Abhandlung ein (S. 295), aber die Kometen, die Galilei krankheitsbedingt nicht gesehen und trotzdem interpretiert hat, erschienen 1618 (S. 294 unten) :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier