Thomas de Padova - Das Weltgeheimnis (Start: 01.04.2017)

  • Beim Lesen finde ich es zwar logisch, aber merken kann ich's mir nicht, weil es auch nicht so in mein Interessengebiet fällt.

    Das geht mir ähnlich :wink:


    Ich hab Kapitel 8 begonnen, aber noch nicht fertig gelesen. Wir begleiten hier im Gegenzug Kepler durch seine Kindheit und Jugend und es ist wirklich fast ein Wunder, dass aus ihm bei dieser Familiengeschichte und den körperlichen Einschränkungen ein solch bekannter Astronom und Mathematiker wurde. :shock: Na, der hatte echt ein Bündel zu tragen, der Arme. Und es wundert mich auch nicht mehr, warum seine Mutter so war wie sie war, bei der Geschichte und einem solchen Mann. Auch ist es für mich jetzt nachvollziehbar, warum Kepler und Galilei so unterschiedlich waren - das ist zwar nicht immer zwangsläufig, aber familiäre Hintergründe erklären doch immer eine ganze Menge. Ich bin gespannt, was ich heute Abend im Bett noch so alles erfahren werde.


    Aber da ich jetzt gleich ins Auto steige und nach Frankfurt fahre, muss ich mich leider von Euch verabschieden. Ich komm erst am Dienstag wieder - werde zwar ab und an übers Handy mal hier reinschauen, aber vermutlich nicht viel schreiben. Ich hol dann alles am Dienstag nach. :loool:


    Ich wünsche Euch allen ein wunderschönes Osterfest, wie immer Ihr es verbringen werdet. :winken:

  • Na, der hatte echt ein Bündel zu tragen, der Arme. Und es wundert mich auch nicht mehr, warum seine Mutter so war wie sie war, bei der Geschichte und einem solchen Mann.

    Ja, kaum zu glauben, welche Karriere der brave Johannes angesichts dieser Familienverhältnisse hinlegte, und auch noch ein umgänglicher Zeitgenosse wurde. Das hätte auch ganz anders ausgehen können.


    Ich bin gespannt, was ich heute Abend im Bett noch so alles erfahren werde.

    Ist das Büchlein also mit auf die Reise gegangen? Na dann bist Du in Gedanken ja eh bei uns ... :kiss:

  • Ist das Büchlein also mit auf die Reise gegangen? Na dann bist Du in Gedanken ja eh bei uns ...

    natürlich geht das Buch mit auf die Reise, welche Frage :loool: und ich werde viel an Euch denken

  • Ich wünsche Euch allen ein wunderschönes Osterfest, wie immer Ihr es verbringen werdet.

    Das wünsch ich dir auch. :friends: Wie verbringt man die freien Tage am besten? Wenn das Wetter so wird, wie angekündigt, wird das Wochenende hauptsächlich aus Kochen, Essen und Lesen bestehen. :koch::montag::study::lol:

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Das hatte es ja ganz schön in sich, dieses Kapitel.
    Verwirrende Verhältnisse herrschen also im katholischen Reich, in dem der württembergische Landesfürst evangelisch ist, Keplers Geburtsstadt Weil aber mehrheitlich katholisch, während die Eltern des kleinen Johannes zur protestantischen Minderheit gehörten. Die Katholischen haben zwar die Mehrheit, die Protestanten aber das Geld, und auch die Keplers gehören zu den wohlhabenden Familien; der Großvater war sogar Bürgermeister.
    Der Niedergang der Familie dürfte vielmehr dem unsteten Wesen des Vaters anzulasten gewesen sein, und die arme Katherina hatte es gewiss nicht leicht damit, ihre vier Kinder durchzubringen. Die Geburt des Johannes 1571 fiel also in keine behagliche Zeit. Es herrschte gerade eine außergewöhnliche Kälteperiode, die schlimme Hungerkatastrophen nach sich zog. Die Pest und andere Krankheiten grassierten, und es verwundert nicht, dass sich der Karfreitag gerade in dieser Zeit als Gedenktag für das Leiden Christi zu etablieren begann. Schuldige für die Gottesplagen müssen her und sind auch schnell gefunden: Ketzer, Ungläubige, Hexen und Zauberer.
    Die Zunahme der Hexenprozesse zu Beginn des 17. Jahrhunderts hatte wahrscheinlich nicht nur mit den religiösen Konflikten zu tun, sondern auch (und dieser Gedankengang war mir neu, aber einleuchtend) mit den sich ändernden Wetterverhältnissen und gleichzeitig allem anderen Ungemach.
    Die Verhältnisse in der Familie Kepler betrachtend, kann man sich nicht genug darüber wundern, dass der Johannes dennoch seinen Weg fand. Ein Glück für ihn dürfte wohl der Umzug nach Leonberg gewesen, wo die allgemeine Schulpflicht herrschte, wo Humanismus und Buchdruck der Bildung höchst förderlich waren. Es wird aber auch die Begabung des aufgeweckten Knaben aufgefallen sein, der eine starke Abneigung gegen die Feldarbeit verspürte, zu der er dennoch immer wieder herangezogen wurde. Mit diesen Fähigkeiten bietet sich eigentlich nur die geistliche Laufbahn an. Die Jahre im Internat sind für Johannes wohl alles andere als erfreulich verlaufen, und doch haben wir das Wissen über diese frühen Verhältnisse nur seiner Offenheit und seinem Mitteilungsbedürfnis zu verdanken, das bei Galileo hingegen völlig fehlt.
    Neben seinem Interesse für Mathematik und die Gesetze der Physik prägt ihn - ganz Kind seiner Zeit - doch auch der Glaube der Mutter an okkulte Kräfte. Und diesen Glauben wird er sich ein ganzes Leben lang bewahren. Als Astrologe kann Kepler aber auch die schlechten Charaktereigenschaften seiner Angehörigen erkennen und relativieren. Ihm selber sagt sein Horoskop, dass es sein Schicksal sein wird, sich mit schwierigen Dingen zu befassen.
    Den Weg zum Priesteramt verlässt Johannes Kepler nicht aus freien Stücken; er wird noch vor Beendigung seiner Ausbildung als Mathematiklehrer an die evangelische Stiftsschule nach Graz geschickt. Ich denke mir, dass das nur aufgrund seiner außergewöhnlichen Begabung geschah, durch die er bestimmt aufgefallen ist.
    Jedenfalls ein sehr aufschlussreiches Kapitel über die frühen Jahre des Johannes Kepler, aus dem wieder viel Neues zu erfahren war (zumindest für mich).

  • Das Kapitel hatte ich zwar gestern schon durch, aber leider keine Zeit, etwas dazu zu posten.

    er hat gerade mal das Fernrohr so weit verbessert, dass man damit die Sterne studieren konnte. Da ist es nicht verwunderlich, dass er auf diesen Pionierreisen in die Weiten des Alls auch mal in der Interpretation daneben liegt. Wer rechnete damals auch mit Ringen um einen Planeten? Nein, diesen Irrtum kann ich Galilei jetzt nicht anlasten.

    Anlasten möchte ich ihm diesen Irrtum auch nicht. Irren ist menschlich, allerdings muss man sich im Klaren darüber sein, wie lächerlich solche Fehler wirken, wenn man sich selbst und seine Entdeckungen für zu wichtig hält.

    Doch, das hätte er durchaus nachvollziehen können - für so fähig halte ich ihn.

    Jetzt, wo ich weiß, was für ein hochbegabter Mathematiker Galilei war, glaube ich das auch.

    Das mag aber auch zum Teil mit daran liegen, dass so sensationelle Entdeckungen am Himmel sich den Menschen weit mehr einprägen als die mühevollen Berechnungen Keplers. Insofern hat Galilei mehr Öffentlichkeit, aber ob Kepler Galilei in wissenschaftlicher Hinsicht hinterherhinkt, das will ich momentan noch nicht beurteilen.

    Ich meinte damit nicht, dass Kepler Galilei hinterherhinkt, sondern wollte einfach nur darauf aufmerksam machen, wie viel mehr Ruhm Galilei im Gegensatz zu Kepler eingeheimst hat - zumindest von meiner Warte aus. über Galilei hatte ich schon so viel vorher gehört, über Kepler recht wenig.

    Ja, das fand ich auch sehr interessant. Vor allem, dass die Musik an den Hochschulen als Teil der Mathematik gelehrt wurde.

    Diesen Aspekt fand ich hier auch sehr interessant. Ich wusste nicht, dass Mathematik und Musik so eng miteinander verbunden waren.

    Das wiederrum vermute ich aber eher nicht, wird doch gesagt, dass er seiner Kirche und seinem Glauben bis zum Ende treu war, selbst, als die Inquisition ihm schon übel mitspielte.

    Diese Information hat mich auch erstaunt. Dass man die Kirche rückhaltlos unterstützt, obwohl die Inquisition hinter einem her ist, ist schon enorm.

    Was mich in diesem Kapitel noch verwundert hat: wenn Galilei doch so von der Mathematik fasziniert war, warum gehen ihm dann später Keplers Berechnungen so am A... vorbei. Da hätte er doch eigentlich voll drauf abfahren müssen, um es mal salopp zu formulieren.

    Gute Frage. Die habe ich mir während des Lesens auch gestellt. Seltsam ist das ja schon.

    Ich denke schon, dass er in gewisser Weise hochbegabt war - nicht unbedingt in dem Sinne, in dem das Wort heute gebraucht wird, aber in dem Sinne von "sehr intelligent mit dem Drang, alles zu hinterfragen und zu verstehen"

    Ich verbinde Hochbegabung vor allem mit der Fähigkeit, Dinge zu hinterfragen.

    Dass sein Vater Musiker war und er wollte, dass sein Sohn unbedingt Mediziner wird. Zum einen ist es ein Prestigeberuf und zum anderen kann er so zur Aussteuer/Mitgift seiner Schwestern beitragen.

    Auch gemein ist mir bei deiner Formulierung aufgefallen. Er selbst darf sich beruflich in der Musik verwirklichen, aber seinem Sohn verwehrt er dieses Privileg zunächst. Fair ist das nicht unbedingt.

    Davon habe ich ehrlich gesagt kaum ein Wort verstanden, das war zu hoch für mich

    Das ging mir ganz genauso, obwohl ich mich in der Musik schon etwas auskenne. :friends:

    Du hast ja sowas von recht . Allerdings fehlt noch in der Aufzählung "sich für die Funktionsweise seines neuen Smartphones interessiert".

    Hier muss ich mal Partei für meine - manchmal zugegeben unterbelichtete - Generation ergreifen. Die Technik bedienen zu können ist heute elementarer Bestandteil unseres Alltagslebens und dass sich die Jugend damit beschäftigt ist richtig und gut, denn im Job kommt man heute ganz ohne eben auch nicht mehr weit. Und mich regen ab und an auch mal gerne die Menschen auf, die einer älteren Generation angehören und meinen, man bräuchte das alles nicht mehr, sich dann aber beschweren, weil die Wissenschaft zu schnell vorangeht. Das soll nicht böse gemeint sein :ergeben: aber manchmal muss man das auch von beiden Seiten betrachten - ich kann beide Standpunkte durchaus nachvollziehen.

  • Meine Mutter (Jahrgang 1941) hat genau das Gegenteil behauptet, und gesagt: "Du machst unbedingt die Matura, damit Du mal besser verdienst", und recht hatte sie.

    Meiner Mutter bekam den Spruch von ihren Eltern aufgedrückt, also dass eine Höhere Schule für ein Mädchen unnötig ist (vor allem mit dem Totschlag-Argument, dass Mamas älterer Bruder von der höheren Schule abgehen musste wegen schlechter Leistung. Da konnte doch ein Mädchen nicht das hinkriegen, was der ältere Bruder verbockt hat :roll: ). Später ist Oma aber klüger geworden und hat ihren Enkeltöchtern eingetrichtert, wie wichtig es ist, einen guten Schulabschluss und eine gute Ausbildung zu haben.

    Mit meinem kann ich nur telefonieren und SMS schreiben und mehr brauch ich auch nicht. Da ist mir mein eBook oder das Tablet für unterwegs zum Lesen viel wichtiger.

    Das geht mir genauso. Ich habe zwar ein Smartphone, aber mit dem telefoniere und SMSe ich auch nur. Aber mein Voyage ist mein Ein und Alles :love: .

    Hier muss ich mal Partei für meine - manchmal zugegeben unterbelichtete - Generation ergreifen. Die Technik bedienen zu können ist heute elementarer Bestandteil unseres Alltagslebens und dass sich die Jugend damit beschäftigt ist richtig und gut, denn im Job kommt man heute ganz ohne eben auch nicht mehr weit. Und mich regen ab und an auch mal gerne die Menschen auf, die einer älteren Generation angehören und meinen, man bräuchte das alles nicht mehr, sich dann aber beschweren, weil die Wissenschaft zu schnell vorangeht.

    Da habe ich mich gestern falsch ausgedrückt. Ich habe von den "Smombies" geredet, die quasi mit ihren Smartphones verwachsen sind und mir morgens im Bahnhof immer in den Weg laufen, weil sie nicht in der Lage sind, den Blick von ihren Smartphones zu heben und zu schauen, wo sie hinlaufen. Dass man heutzutage die Technik bedienen muss, mit der man im Alltag oder im Job umgehen muss, dürfte eigentlich selbstverständlich sein. Dafür bin ich viel zu froh, nicht mehr auf der elektrischen Schreibmaschine schreiben zu müssen und einen PC mit einem für meinen Beruf erforderlichen Programm benutzen zu dürfen *macht drei Kreuze*. Ist halt eine schwierige Gratwanderung.

    Lesen ist wie Reisen, ohne dass man dabei einen Zug oder ein Schiff besteigen müsste. Es eröffnet neue, unbekannte Welten. Es bedeutet, ein Leben zu führen, in das man nicht hineingeboren wurde, und alles mit den Augen eines anderen zu sehen. Es bedeutet, zu lernen, ohne mit den Konsequenzen der eigenen Fehler leben zu müssen.

    Madeline Martin, Der Buchladen von Primrose Hall

  • Also beschäftigen wir uns jetzt mit der Familie, der Kindheit und Jugend von Herrn Kepler.


    Die Geburt des Johannes 1571 fiel also in keine behagliche Zeit.

    Kann man so sagen. Die katholische Lehre und die verschiedenen evangelischen Glaubensrichtungen hatten alle ihre Anhänger (was man am Beispiel am Anfang des Kapitels gesehen hat). In Keplers Lebenszeit fiel der 30jährige Krieg, und man spürt ihn förmlich schon am Horizont heraufziehen. Die Konflikte zwischen den Konfessionen wurden langsam, aber sicher geschürt. Zwar herrschte der Augsburger Religionsfrieden, aber so ganz konfliktfrei war die Zeit doch nicht.

    Karfreitag gerade in dieser Zeit als Gedenktag für das Leiden Christi zu etablieren begann.

    Da musste ich an die Diskussionen hier im BT immer zu Ostern denken, ob Karfreitag ein Feier- oder ein Arbeitstag ist :lol: . Aber dass Karfreitag als Feiertag sozusagen auf dem evangelischen Mist gewachsen ist, habe ich auch noch nicht gewusst.

    warum seine Mutter so war wie sie war, bei der Geschichte und einem solchen Mann.

    Mama Kepler hat mir sehr imponiert. Da macht sich der Mann "vom Acker", weil er lieber Soldat spielen will als sich um seine Familie zu sorgen, und sie macht sich auf den Weg und holt ihn wieder zurück. Und das nicht nur einmal. Die Frau hatte wirklich kein leichtes Leben.

    Glaube der Mutter an okkulte Kräfte

    Womit sie es in ihrem späteren Hexenprozess den Anklägern wirklich leicht gemacht hat :cry: .

    Die Zunahme der Hexenprozesse zu Beginn des 17. Jahrhunderts hatte wahrscheinlich nicht nur mit den religiösen Konflikten zu tun, sondern auch (und dieser Gedankengang war mir neu, aber einleuchtend) mit den sich ändernden Wetterverhältnissen und gleichzeitig allem anderen Ungemach.

    Nicht "auch", sondern "vor allem". Die schlechten Ernten aufgrund der Wetterverhältnisse (Kleine Eiszeit) konnten sich die Menschen damals nicht logisch erklären (kann man heute ja noch nicht mal) und sie führten es auf Schwarze Magie zurück. Ist ja immer einfacher, wenn man ein Ventil hat. Und dann war es halt das alte Mütterchen, das irgendeinen Wetterzauber gewirkt hat. Und wenn man ihr den Prozess macht und sie auf dem Scheiterhaufen verbrennt, hat sich der Zauber vielleicht erledigt, und es kommt besseres Wetter :puker: . Und Gott ist zufrieden, weil jemand aus dem Verkehr gezogen wurde, der ihm ins Handwerk gepfuscht hat :( .


    es ist wirklich fast ein Wunder, dass aus ihm bei dieser Familiengeschichte und den körperlichen Einschränkungen ein solch bekannter Astronom und Mathematiker wurde

    Kepler ist über sich selbst hinausgewachsen bzw. an seinen Schwierigkeiten gewachsen 8) .


    Ich verabschiede mich dann auch in meinen Osterurlaub. Ostermontag bin ich wieder da :winken: .

    Lesen ist wie Reisen, ohne dass man dabei einen Zug oder ein Schiff besteigen müsste. Es eröffnet neue, unbekannte Welten. Es bedeutet, ein Leben zu führen, in das man nicht hineingeboren wurde, und alles mit den Augen eines anderen zu sehen. Es bedeutet, zu lernen, ohne mit den Konsequenzen der eigenen Fehler leben zu müssen.

    Madeline Martin, Der Buchladen von Primrose Hall

  • Die Technik bedienen zu können ist heute elementarer Bestandteil unseres Alltagslebens und dass sich die Jugend damit beschäftigt ist richtig und gut, denn im Job kommt man heute ganz ohne eben auch nicht mehr weit. Und mich regen ab und an auch mal gerne die Menschen auf, die einer älteren Generation angehören und meinen, man bräuchte das alles nicht mehr, sich dann aber beschweren, weil die Wissenschaft zu schnell vorangeht. Das soll nicht böse gemeint sein aber manchmal muss man das auch von beiden Seiten betrachten - ich kann beide Standpunkte durchaus nachvollziehen.

    Das ist völlig unbestritten und auch ich bin froh über den technischen Fortschritt, so wie es auch @Castor schon geschrieben hat. Nervig sind in meinen Augen aber vor allem die, die die Technik und vor allem die vorhandenen Medien (facebook usw.) einfach hirnlos nutzen ohne über irgendwelche Folgen nachzudenken. Aber DAS will ich auf gar keinen Fall einer kompletten Generation oder allen Smartphone-Nutzern unterstellen (zu denen ich ja auch gehöre) Es gibt eben überall "so 'ne und solche" :wink:

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • wie lächerlich solche Fehler wirken, wenn man sich selbst und seine Entdeckungen für zu wichtig hält

    Liebe Buchmaus, den Satz versteh ich nicht. :scratch: Dass es lächerlich ist, wenn man eine völlig neue Entdeckung falsch interpretiert mit technisch nicht sehr ausgereiften Mitteln, hast Du hoffentlich nicht gemeint. Dieser Mann hatte einen Blick in völlig unbekannte Welten getan, mit einem Fernrohr, dass er sich selber gebaut hatte. Dass da Irrtümer nicht auszuschließen sind, liegt auf der Hand.
    Und er hatte nun mal auch allen Grund seine Entdeckungen wichtig zu nehmen, das waren sie.


    wie viel mehr Ruhm Galilei im Gegensatz zu Kepler eingeheimst hat

    Also ich kann das bisher noch nicht erkennen, wenn man nur dem Text folgt und unser späteres Wissen ausblendet. Außer Kepler sehe ich auch keinen, der von Galileis Entdeckungen soooo begeistert gewesen wäre. Eigentlich ist das Gegenteil der Fall, hat man ihn doch des Betrugs bezichtigt, der es versteht mit seinem Fernrohr Sinnestäuschungen hervorzurufen. Vielleicht interpretieren wir da wieder zu sehr unsere heutige Sichtweise hinein, weil Galilei wirklich für jeden ein Begriff ist.

    Ich wusste nicht, dass Mathematik und Musik so eng miteinander verbunden waren.

    Hast Du keine Ingenieure in Deinem Bekanntenkreis, die auch sehr musikalisch sind? Mir ist diese Verbindung schon häufig aufgefallen, vielleicht aber auch nur, weil ich beruflich viel mit Technikern zu tun habe.

    Dass man die Kirche rückhaltlos unterstützt, obwohl die Inquisition hinter einem her ist, ist schon enorm.

    Da schlägt wieder das Weltbild einer völlig anderen Zeit zu. Gott und die Institution, die ihn auf Erden vertrat, gehörte wohl derart zum Leben einer ganzen Gesellschaft (von ganz oben bis nach ganz unten, von hochintelligent bis .... :-# ), wie wir uns das heute gar nicht mehr vorstellen können. Bleibt uns Kindern der Aufklärung nichts anderes übrig, als dies zur Kenntnis zu nehmen.

    Ich verbinde Hochbegabung vor allem mit der Fähigkeit, Dinge zu hinterfragen.

    ... und vor allem eine Lösung zu finden, die vorher noch nicht gefunden wurde, und sich im Nachhinein betrachtet auch noch als richtig erweist.

    Er selbst darf sich beruflich in der Musik verwirklichen, aber seinem Sohn verwehrt er dieses Privileg zunächst. Fair ist das nicht unbedingt.

    Wieso meinst Du, "durfte" er das? Die Erlaubnis dazu hat ihm wohl niemand erteilt, aber er war sicher ein Vollblutmusiker und hat sich die Freiheit genommen, sich so zu verwirklichen, wie er das für richtig hielt, selbst auf Kosten seiner Familie. Die konnte er finanziell anscheinend nicht so versorgen, wie das seine Pflicht gewesen wäre. Galileo konnte nicht studieren, die Töchter hatten ihre Mitgift noch nicht beieinander. Damals war es wohl üblich, dass die vom Vater vernachlässigten Pflichten auf den Erstgeborenen übergingen. Und selbst heute erbt man ja noch Schulden mit, wenn man das Erbe annimmt. Nichts anderes hat Galileo von seinem Vater übernommen.

    Da konnte doch ein Mädchen nicht das hinkriegen, was der ältere Bruder verbockt hat

    Da spielte wohl noch der Gedanke eine Rolle: die Erde ist eine Scheibe - und Männer sind klüger als Frauen. :roll:


    Ich habe von den "Smombies" geredet, die quasi mit ihren Smartphones verwachsen sind

    Was für ein schöner Ausdruck, kannte ich noch gar nicht :loool:

    und mir morgens im Bahnhof immer in den Weg laufen, weil sie nicht in der Lage sind, den Blick von ihren Smartphones zu heben und zu schauen, wo sie hinlaufen.

    Da kriegt Mr. Sylli immer die Krise. Der kann sich so ärgern wie nur was und versteht nicht, was um 5 Uhr 30 dort so wichtig sein kann. Ich hab im Zug mal einem Mädchen über die Schulter geschaut, und die hat sich Schuhe angeguckt. :-,

  • Ein sehr aufschlussreiches Kapitel, das uns viel von dem zeigt, was Kepler zu so einem herausragenden Menschen machte (und damit meine ich jetzt nicht nur den Wissenschaftler) Es war wirklich eine sehr bewegte Zeit und sein Leben war alles andere als einfach.

    Die Zunahme der Hexenprozesse zu Beginn des 17. Jahrhunderts hatte wahrscheinlich nicht nur mit den religiösen Konflikten zu tun, sondern auch (und dieser Gedankengang war mir neu, aber einleuchtend) mit den sich ändernden Wetterverhältnissen und gleichzeitig allem anderen Ungemach.

    Was der Mensch nicht kennt oder sich nicht erklären kann, das fürchtet er und dann muss eine einfache Lösung her. Und da die Kirchenväter mit ihrer ewigen Angst vor dem "bösen Weib" schon mal sauber die Richtung vorgegeben hatten, war es ein leichtes, den weisen Frauen, die einfach mehr über die Natur wussten als ihre Mitmenschen und ihnen daher unheimlich waren, nun alles Unbill anzuhängen.

    Ein Glück für ihn dürfte wohl der Umzug nach Leonberg gewesen, wo die allgemeine Schulpflicht herrschte, wo Humanismus und Buchdruck der Bildung höchst förderlich waren.

    Das war es wirklich. Und ein Fakt, den ich noch nicht kannte. Da waren sie mal richtig fortschrittlich, die Schwaben :wink:


    Neben seinem Interesse für Mathematik und die Gesetze der Physik prägt ihn - ganz Kind seiner Zeit - doch auch der Glaube der Mutter an okkulte Kräfte.

    Auch das ist ein Ausdruck seines offenen Geistes.

    Da musste ich an die Diskussionen hier im BT immer zu Ostern denken, ob Karfreitag ein Feier- oder ein Arbeitstag ist . Aber dass Karfreitag als Feiertag sozusagen auf dem evangelischen Mist gewachsen ist, habe ich auch noch nicht gewusst.

    Warum sollte Karfreitag ein Arbeitstag sein? Ist der irgendwo in christlichen Gefilden kein Feiertag? Aber du hast recht: auch ich hätte den immer als ur-katholischen Feiertag eingestuft. Wie man sich doch täuschen kann.

    Die schlechten Ernten aufgrund der Wetterverhältnisse (Kleine Eiszeit) konnten sich die Menschen damals nicht logisch erklären (kann man heute ja noch nicht mal) und sie führten es auf Schwarze Magie zurück. Ist ja immer einfacher, wenn man ein Ventil hat. Und dann war es halt das alte Mütterchen, das irgendeinen Wetterzauber gewirkt hat. Und wenn man ihr den Prozess macht und sie auf dem Scheiterhaufen verbrennt, hat sich der Zauber vielleicht erledigt, und es kommt besseres Wetter . Und Gott ist zufrieden, weil jemand aus dem Verkehr gezogen wurde, der ihm ins Handwerk gepfuscht hat .

    Und der neidische Nachbar ist auch zufrieden, weil jemand aus dem Verkehr gezogen wurde, der ihm ein Dorn im Auge war.


    Fazit dieses Kapitels: meine Bewunderung für Kepler wächst immer weiter. :pray:

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Da macht sich der Mann "vom Acker",

    Hat es also auch schon immer gegeben, die Männer, die sich verwirklichen wollen - sei es im Krieg (oder wie bei Vincenzo Galilei in der Musik) und die Frau mit dem Nachwuchs sitzen lassen (bzw. ihre Aufgaben als Versorger der Familie nicht oder nur teilweise erfüllen).


    Die schlechten Ernten aufgrund der Wetterverhältnisse (Kleine Eiszeit) konnten sich die Menschen damals nicht logisch erklären (kann man heute ja noch nicht mal) und sie führten es auf Schwarze Magie zurück. Ist ja immer einfacher, wenn man ein Ventil hat

    Vom Wetter hing nun mal das Überleben ab, und es sind ja sicher auch noch genug Menschen verhungert. So sehr man den Aberglauben auch verurteilt, den schrecklichen Tod der vielen Opfer der Hexenprozesse und die Rolle, die die Kirche dabei spielte, irgendwie kann man die tiefe Verzweiflung auch heute noch spüren, die hinter diesen Handlungen stand. Es gab nun mal keine Sicherheiten, keine EU-Entschädigungszahlungen, die Möglichkeit alltägliche Güter in großen Mengen zu importieren, dafür aber Grundherren, die die Bauern bis aufs Hemd auszogen.
    Wenn heute die Apfelernte ausfällt, merkt das wahrscheinlich keiner so richtig, im 30-jährigen Krieg (so habe ich mal gelesen) waren ein paar verschrumpelte Äpfel aus dem Vorjahr eine eiserne Reserve.
    Welten liegen zwischen damals und heute, und man kann immer wieder nur versuchen das Heute möglichst auszublenden, wenn man auch nur irgendetwas von damals verstehen will.


    Ich verabschiede mich dann auch in meinen Osterurlaub.

    Schöne Feiertage! :winken:

  • Was der Mensch nicht kennt oder sich nicht erklären kann, das fürchtet er

    Und damals hing vom Wetter und der Ernte nun Mal das Überleben ab. Gerade in unserer Gegend (Südoststeiermark) waren die Unwetter so ausgerichtet, dass etwa das Feld eines Bauern verschont wurde, während das des Nachbarn gleich daneben vom Hagel gänzlich vernichtet wurde. Konnte sich keiner erklären, und so kamen die Wetterhexen in die Welt.
    Unglück, Aberglaube und Unwissenheit sind nun mal teuflische Faktoren, die zu Boshaftigkeit führten, aber ich denke, wir sollten die tiefe Verzweiflung nicht vergessen, die dahinter stand. Die Kirche hat dann eben auch noch das ihrige zu diesem Süppchen beigetragen - und so kam nichts Gutes dabei heraus.
    Kann man gar nicht froh genug sein, dass irgendwann dann doch noch der Geist der Aufklärung am Horizont auftauchte.


    Ist der irgendwo in christlichen Gefilden kein Feiertag?

    Jaaa, bei uns! Da haben nur die Evangelischen frei, die anderen müssen arbeiten.


    Und der neidische Nachbar ist auch zufrieden, weil jemand aus dem Verkehr gezogen wurde, der ihm ein Dorn im Auge war.

    Ich glaube, so einfach war das nicht. Angst, Verzweiflung und Unsicherheit waren damit ja nicht ausgelöscht, der Hunger blieb ebenfalls, genauso wie grausame Grundherren. Und selber konnte man ja auch jederzeit denunziert werden. - Eine ganz und gar schreckliche Zeit und ein furchtbarer Existenzkampf. Umso unglaublicher und wunderbarer, welch große Geister sie dennoch hervorbrachte. :pray:

  • Unglück, Aberglaube und Unwissenheit sind nun mal teuflische Faktoren, die zu Boshaftigkeit führten, aber ich denke, wir sollten die tiefe Verzweiflung nicht vergessen, die dahinter stand. Die Kirche hat dann eben auch noch das ihrige zu diesem Süppchen beigetragen - und so kam nichts Gutes dabei heraus.
    Kann man gar nicht froh genug sein, dass irgendwann dann doch noch der Geist der Aufklärung am Horizont auftauchte.

    Und auch heute fürchten und verteufeln viele Menschen das Fremde. Da hat alle Aufklärung nicht viel gebrachte.

    Jaaa, bei uns! Da haben nur die Evangelischen frei, die anderen müssen arbeiten.

    Und wieder was gelernt.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Und auch heute fürchten und verteufeln viele Menschen das Fremde. Da hat alle Aufklärung nicht viel gebrachte.

    Ja, das schon!
    Dennoch glaube ich, dass sie viel gebracht hat die Aufklärung. Erloschene Scheiterhaufen, Freiheit des Denkens, Fortschritte in der Wissenschaft, aber auch im sozialen Zusammenleben - unsere Welt wäre eine andere ohne sie, und aller Wahrscheinlichkeit nach zumindest in unseren Breiten auch nicht so gemütlich.

  • Kapitel 8


    Was soll man da noch dazu sagen, nachdem lesen dieses Kapitels [-( denn mir war so gar nicht bewusst in welchen Verhältnissen Kepler aufwachsen musste oder wurde euch in der Schule jemals so deutlich sein Lebensweg aufgezeigt?

    Die Verhältnisse in der Familie Kepler betrachtend, kann man sich nicht genug darüber wundern, dass der Johannes dennoch seinen Weg fand. Ein Glück für ihn dürfte wohl der Umzug nach Leonberg gewesen, wo die allgemeine Schulpflicht herrschte, wo Humanismus und Buchdruck der Bildung höchst förderlich waren.

    Zu einen denke ich das in der Umzug sehr geholfen hat. Zum anderen könnte ich mir vorstellen, das er auch seinen Weg gegangen wäre (auch unter schwierigeren Umständen) denn seine Begierde nach Wissen hörte doch niemals auf...

    Jedenfalls ein sehr aufschlussreiches Kapitel über die frühen Jahre des Johannes Kepler, aus dem wieder viel Neues zu erfahren war (

    Ja, wobei ich das ein oder ander Male doch schon mit den Kopf schütteln musste bzw. mir mal wieder vor Augen führen musste das wir nicht von unserer heutigen zeit lesen :uups:

    Mama Kepler hat mir sehr imponiert.

    :thumleft:
    Seltsamerweise geistert hier ein Bild in meinen Kopf, wie Mama Kepler ihre Röcke zusammen rafft und sich wutentbrannt auf den Weg macht :uups::uups: (tschuldigung)

    Sobald wir lernen, uns selbst zu vertrauen, fangen wir an zu leben. ( Johann Wolfgang Goethe )


    Jede Begegnung , die unsere Seele berührt hinterlässt eine Spur die nie ganz verweht. ( Lore-Lillian Boden )

  • oder wurde euch in der Schule jemals so deutlich sein Lebensweg aufgezeigt?

    Nicht mal andeutungsweise!

    könnte ich mir vorstellen, das er auch seinen Weg gegangen wäre (auch unter schwierigeren Umständen) denn seine Begierde nach Wissen hörte doch niemals auf...

    Na ja, stell Dir mal vor, den Johannes hätte niemand vom Feld geholt. Dann wäre er dort womöglich versauert, :cry: wenn er nicht ganz viel Eigeninitiative an den Tag gelegt hätte, und das war damals sicher noch viel schwieriger als heute. Sind wir also froh, dass die Keplers dann doch umgesiedelt sind.

    mir mal wieder vor Augen führen musste das wir nicht von unserer heutigen zeit lesen

    Ja, damit kämpfen wir alle ganz schön. Gut, dass man sich in einer LR immer gegenseitig daran erinnern kann. :friends:

    wie Mama Kepler ihre Röcke zusammen rafft und sich wutentbrannt auf den Weg macht

    Auf jeden Fall besser als meine Vorstellung, dass die Verzweiflung sie auf den Weg geschickt hat. Aber eine Frau damals alleine mit ihrem Nachwuchs, das war schon eine harte Sache. Da blieb ihr wohl gar nichts anderes übrig als loszulaufen.

  • denn mir war so gar nicht bewusst in welchen Verhältnissen Kepler aufwachsen musste oder wurde euch in der Schule jemals so deutlich sein Lebensweg aufgezeigt?

    Von ihm so wenig wie von Galilei, Luther, Abraham Lincoln oder Lenin :wink: Das Lebenswerk wurde gewürdigt, die großen Leistungen und Lebensereignisse herausgestellt und gut war's. Aber deshalb lesen wir ja :) um die Menschen hinter den großen Namen zu entdecken.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark