Thomas de Padova - Das Weltgeheimnis (Start: 01.04.2017)

  • Zudem interessant, dass Padovas Buch den gleichen Titel trägt, wie Keplers Erstveröffentlichung, Mysterium Cosmographicum.

    Ja, das ist mir auch aufgefallen. Zum Glück hat er die deutsche Übersetzung gewählt.

    Habe ich schon einmal irgendwann erwähnt, wie sehr ich unsere Sachbuchleserunden liebe? Mir wäre das nämlich überhaupt nicht aufgefallen ohne eure Kommentare. Lag auch ein klitzekleinwenig daran, dass ich nie Latein hatte. Irgendwie habe ich mir im Laufe meines Leserlebens dann dummerweise immer angewöhnt, einfach drüberwegzulesen, wenn etwas auf Latein steht, ohne auf die sensationelle Idee zu kommen, einfach mal zu recherchieren, was das denn heißen könnte #-o


    Habe es nicht gefunden, aber mich erinnert wo ich es gelesen habe und zwar bei Facebook bei der Rubrik "Faktastisch". Jetzt habe ich es gerade gegoogelt und 2 Artikel von Welt und Focus gefunden, die bestätigen, dass es nicht schädlich für die Augen ist, lediglich anstrengend und ermüdend. :D

    Ziemlich ermüdend für die Augen. Ich brauche immer sehr gutes Licht beim lesen, sonst kann ich recht früh aufhören.


    Aber das hält mich nicht vom Lesen ab und noch reicht mir eine Lesebrille vom Aldi (womit ich mich heute wieder großzügig eingedeckt habe und nun beinahe für jedes Zimmer eine hab)

    Ich beneide dich gerade darum, dass dir Lesebrillen vom Aldi reichen :uups: Ich muss immer tapfer schlucken, wenn ich die Preise für meine Gleitsichtbrillengläser höre. 8-[


    Ja, das kam irgendwie so nebenher, nicht wahr? Mit ganz anderen Dingen beschäftigt und nur durch Zufall davon gehört - und drei Wochen später ist er DER Mann in Sachen Fernrohr

    Das geht mir auch noch nicht aus dem Kopf raus. Ich bewundere ihn aufrichtig darum, dass er über diese Fähigkeit verfügt, dass derartig zu optimieren.



    Eine kleine Frage in die Runde, die mich seit gestern wieder beschäftigt. Macht ihr euch nebenbei Notizen? Oder unterstreicht ihr im Buch? Post-its? Ich habe immer noch nicht die perfekte Methode für mich gefunden und brauche ein paar Ideen, wie ich es besser gestalten könnte. @Sylli , machst du deine tollen Zusammenfassungen (Danke noch mal dafür :friends: ) frei aus dem Kopf raus?

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  • Eine kleine Frage in die Runde, die mich seit gestern wieder beschäftigt. Macht ihr euch nebenbei Notizen? Oder unterstreicht ihr im Buch? Post-its?

    Post-its - die kleinen bunten.

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    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Nun befassen wir uns also zum ersten Mal mit Kepler.

    . In Italien schaut Galileo staunend in den Sternenhimmel, und in Prag widmet Kepler seine Planetengesetze dem Kaiser, der aber in allerlei Schwierigkeiten steckt, und sich gar keine Zeit nimmt, das Meisterwerk gebührend zu würdigen.

    Das muss schon bitter sein, wenn man so viel Zeit und Mühe in ein Werk gesteckt hat, es dann endlich in den Händen hält und es einfach mal so ignoriert und nicht gewürdigt wird. Das ist ja im Kleinen bei den häuslichen Dingen im Alltag schon frustrierend - wie muss es da einem so großen Geist gehen.

    und auch sein mörderischer, unehelicher Lieblingssohn Don Julio bereitete ihm so gar keine Freude.

    Von dem hatte ich vorher noch nie was gehört. War aber wirklich kein netter Zeitgenosse.

    Kepler war also auch keine "tabula rasa" bei seinen Forschungen, sondern hat sehr wohl die Berechnungen und Aufzeichnungen seines Vorgängers Tycho Brahe herangezogen (da wären sie ja schon wieder, die Zwerge samt den Riesen). Nichtsdestotrotz beeindruckend, was er da herausgefunden hat.

    Das ist auch so ein Fakt, der mir nicht bewusst war. Klar ist mir Tycho Brahe ein Begriff und auch, dass er in Prag gewirkt hat. Aber dass Kepler auf seine kompletten Messungen zurückgreifen konnte, wusste ich nicht. Das hat ihm natürlich einen ungeheuren Vorteil verschafft. Aber trotz allem ist es ein wahrer Genie-Streich, dass er elliptische Bahnen annimmt, die er dann anhand der Messungen und Berechnungen nachweisen kann.

    Von Keplers "Traum vom Mond" hatte ich noch nie etwas gehört. Das hat ja schon fast prophetische Züge, und man bekommt einen Begriff von seiner ungeheuren Vorstellungskraft. Den Blick zurück zur Erde, wie ihn Astronauten 360 Jahre später erlebten, hat Kepler in beeindruckender Weise vorweggenommen. Und schreibt von Bergen und Tälern, die Galileo zur selben Zeit mit seinem Fernrohr sieht. Das ist schon eine bemerkenswerte Leistung und ein unglaubliches Zusammentreffen erstaunlicher Faktoren.

    Ich auch nicht und ich hatte sofort den Gedanken, dass ich mir das irgendwo besorgen will. Aber dann kam irgendeine Aussage, die mich davon überzeugt hat, es zu lassen. Nur leider habe ich mein Buch zu Hause liegen lassen und muss das Zitat heute Abend nachreichen. Ich kann immer wieder nur staunend den Kopf schütteln, wie weit dieser Mann seiner Zeit voraus war.

    Wir dürfen ja nicht vergessen, dass zur selben Zeit auch die Scheiterhaufen loderten - und genau das ist es, was ich nie so richtig begreifen werde. Einerseits dieses geistige Potential, andererseits tiefster Aberglaube in einer mythischen Welt voller Geister und Hexen.

    Das geistige Potential hatten zu der Zeit noch einige wenige, während die Masse von den Mächtigen durch das Schüren von Angst in eben jenem Aberglauben gehalten wurde. Erst durch die nun beginnenden revolutionären Veränderungen konnte auch der "einfache Mann" so langsam an Bildung und Wissen gelangen. Ich denke hier vor allem auch an die von Luther eingeführten Predigten auf Deutsch, die voll Begeisterung ja auch von Kepler erwähnt werden.

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    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Ich finde es immer wieder faszinierend, was für bahnbrechende Erkenntnisse in dieser Zeit gemacht wurden. Keiner von beiden verfügte über großartiges Equipement, wie es z.B. heutigen Forscher zur Verfügung steht. Aber sie benutzen ihren Kopf und alles was ihnen diese Zeit zur Verfügung steht um über den bekannten Tellerrand zu blicken.
    Was mir an Kepler gefällt, ist seine Art mit Rückschlägen umzugehen. Kurz gefasst: Aufstehen - Krone richten - weiter machen. Oder wie es Padova schreibt: Doch anders als Galilei lacht Kepler über die eigenen Fehler, um sich kurz darauf über seine Erkenntnisfortschritte zu freuen. (S. 42) Man bekommt den Eindruck eines Mannes, der gerne denkt und nicht festgefahren ist. Ich habe schon immer behauptet, dass den phantasievollen die Welt offensteht. Kepler ist gerade mein Beweis dafür.


    Mir hat gefallen, dass ihn die Unordnung im göttlichen Schöpfungsplan gestört hat, das konnte er als tiefgläubiger Mensch nicht hinnehmen. Und der Mars mit seinem verwirrenden Schleifenmuster hat ihm ganz schöne Sorgen bereitet. Kaum hat er das "Ellipsenmodell" angewandt und sozusagen die Sichtweise geändert, hat plötzlich auch dieses Sorgenkind ins Schema gepasst. Wirklich ein genialer geistiger Schachzug!

    Ein unglaublicher Schachzug! Wenn ich mir vorstelle, dass er seine Erkenntnisse nur durch Beobachtung und Logik, inklusive seiner Fähigkeit großes zu denken gewonnen hatte, erstarre ich fast schon vor Bewunderung oder besser gesagt Ehrfurcht.


    Jetzt, wo wir wissen, wie schwierig Keplers Arbeit zu lesen gewesen sein muss, wundert es mich gar nicht mehr, dass die Resonanz darauf so gering ausfiel. Wird sich halt keiner ausgekannt, geschweige denn die Bedeutung erfasst haben.

    Denke ich auch und dazu noch die politischen Umstände. Das war ja ein ziemliches explosives Gemisch, was ich da alles gelesen habe. Kepler hatte es mit seinem Umfeld wahrhaftig nicht so gut wie Galilei. Ständige Geldsorgen, ein Hexenprozess ( #-o ) gegen seine Mutter. Weiß man da eigentlich wie er ausgegangen war, auf der Schnelle habe ich nichts gefunden.


    Während diese beiden Männern ihrer Zeit also Jahrhunderte voraus sind, wird die Veröffentlichung seiner kleinen Mondgeschichte den Meister und seine Familie noch in Schwierigkeiten bringen. Wir dürfen ja nicht vergessen, dass zur selben Zeit auch die Scheiterhaufen loderten - und genau das ist es, was ich nie so richtig begreifen werde. Einerseits dieses geistige Potential, andererseits tiefster Aberglaube in einer mythischen Welt voller Geister und Hexen.

    Dieser Widerspruch in der Zeit geht mir auch nicht wirklich in den Kopf rein.


    Ich hatte noch gedacht an einem Hof geht es Kepler gut. Aber dem war nicht so. Er hätte zwar seine Religion ausüben können, da Rudolf II sehr liberal war, aber dafür kommt er mit seiner Wissenschaft nicht weiter. Da hatte es Galilei etwas besser, da er ja Unterstützung bekam und auch bessere Verbindungen. Auch damals waren Verbindungen schon alles.

    Genau das sehe ich auch so!


    Ich versuche mir ein Bild von Kepler zu machen, im Vergleich zu Galiei. Letzterer war wohl eher ein charismatischer Typ, mit einem großen Netzwerk. Kepler eher für sich, im Kreise seiner Familie, geschlagen mit einem Kaiser, dessen Thron gehörig wackelte. Dazu noch ein Fachgebiet, wo nicht gerade jeder verstehen kann.


    Eins ist mir nur nicht klar geworden, hat er mit seinen Veröffentlichungen den Hexenprozess gegen seine Mutter in Gang gebracht oder hat dies nur mit den Religionskonflikten zu tun. Oder doch beides?

    Ich denke, es war eine Mischung von allem?

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  • So bin auch durch mit dem 2. Kapitel und kommentiere mal anhand meiner Notizen / Stichpunkte:

    "Ich selber, der ich als Mathematiker gelte, ermüde beim Wiederlesen meines Werkes mit den Kräften meines Gehirns." Das lässt ja tief blicken, und ist für den heutigen Laien sicher unlesbar.

    Ein wirklich vorausschauender Mann, der wusste das Mathematik beschwerlich zu vermitteln ist und wenn man es vermittelt, dann nur einem kleinen ausgewählten Kreis. Hier ist auch gut zu erkennen, wie schwer es ist jemanden mit geschriebenen Worten und Schrift zu erhellen, als mit dem gesprochenen Wort.


    Interessant fand ich auch den Umstand, dass Lars Kepler für sein Hobby gar nicht so viel Zeit hatte, weil er ja beruflich in anderen Dingen verwickelt war, also auch von seinem Zeitmanagement eine beachtliche Leistung, gerade wenn man bedenkt in welcher Zeit er gelebt hat mit den ganzen Querelen drumherum.

    und auch sein mörderischer, unehelicher Lieblingssohn Don Julio bereitete ihm so gar keine Freude.

    Den habe ich gegoogelt. 8-[ Ein heimtückischer Mörder und Psychopath, der zum Glück durch ein Geschwür im Hals verstarb. Für Markete war es trotzdem zu spät.

    Indem er die Planeten auf Ellipsenbahnen um die Sonne ziehen lässt, hat er mutig jahrtausendealtes Denken torpediert und auch noch recht gehabt damit.

    Auch wenn er wie Galileo ein wenig Starthilfe hatte, eine wirklich beachtliche Denkleistung.

    Jetzt, wo wir wissen, wie schwierig Keplers Arbeit zu lesen gewesen sein muss, wundert es mich gar nicht mehr, dass die Resonanz darauf so gering ausfiel. Wird sich halt keiner ausgekannt, geschweige denn die Bedeutung erfasst haben.

    Das ist wahrscheinlich das Los des Klugen, wenn man weiß etwas neues herausgefunden zu haben, aber alle anderen trotzdem in eine ganz andere Richtung denken glauben.

    Habe ich schon einmal irgendwann erwähnt, wie sehr ich unsere Sachbuchleserunden liebe?

    Das geht mir auch so. Und am Ende der Sachbücher bin ich kluk. :loool:

    Macht ihr euch nebenbei Notizen?

    Ja mache mit Notizen und Stichpunkte.

    Klar ist mir Tycho Brahe ein Begriff und auch, dass er in Prag gewirkt hat. Aber dass Kepler auf seine kompletten Messungen zurückgreifen konnte, wusste ich nicht. Das hat ihm natürlich einen ungeheuren Vorteil verschafft. Aber trotz allem ist es ein wahrer Genie-Streich, dass er elliptische Bahnen annimmt, die er dann anhand der Messungen und Berechnungen nachweisen kann.

    Das wusste ich alles nicht. Ich kannte den Namen Lars Kepler und nun fülle ich den Namen mit Informationen. :loool:

    Aber sie benutzen ihren Kopf und alles was ihnen diese Zeit zur Verfügung steht um über den bekannten Tellerrand zu blicken.

    Und ohne Rücksicht auf ihr Leben, dass ist heutzutage eher selten. Immerhin hat er die Kirche gegen sich und die war damals sehr viel mächtiger als sie heute ist.


    Ich habe noch den Namen Stephan Gerlach rausgeschrieben, irgendwie ist mir dieser doch schon bei Leserunde zu "Als unser Deutsch erfunden wurde" von Bruno Preisendörfer über den Weg gelaufen. :-k


    Interessant auch, das Kepler schon wusste wie sportlich die Astronauten sein müssen. Habe irgendwann mal eine Doku gesehen, das diese ein strammes Sportprogramm absolvieren müssen mittlerweile, weil sonst die Muskulatur erschlafft. Hätte Kepler ihnen vielleicht auch schon sagen können. :D


    Den Blick von Mod zur Erde werde ich nur auf Fotos betrachten können, aber ich bin mir sicher, wenn man soweit weg ist und es wirklich sieht, dann hat man ein anderes emotionales Verhältnis zu.

    :study: 13 Gebote (Mortimer Müller) 274 / 426 Seiten

    :study: Einfach Mensch sein (Sy Montgomery) 32 / 208 Seiten


    SUB: 857

  • Ich kannte den Namen Lars Kepler und nun fülle ich den Namen mit Informationen.

    Dann pass aber auf, dass dem armen Lars nicht die Infos vom Johannes zuordnest. :mrgreen:

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    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Ich hatte noch gedacht an einem Hof geht es Kepler gut

    Dem Kaiser ist es ja selber nicht gut gegangen, viele Sorgen, kein Geld ... Das färbt halt auch aufs Umfeld ab.

    Sehr gut dargestellt fand ich seine Zweifel gegenüber seinen Ergebnissen, da er ja auch Theologe war.

    Ja, das beeindruckt mich auch immer. Bei Darwin oder Einstein war es auch so ähnlich. Diese Genies konnten oft selber nicht glauben, was sich ihnen da offenbarte.

    Eins ist mir nur nicht klar geworden, hat er mit seinen Veröffentlichungen den Hexenprozess gegen seine Mutter in Gang gebracht oder hat dies nur mit den Religionskonflikten zu tun. Oder doch beides?

    Ich habe nur mal gelesen, dass die Katharina Kepler von einer Nachbarin denunziert wurde, wie auch noch andere Frauen. Letztlich ist sie freigesprochen worden. Aber es war knapp, und eher ihrem berühmten Sohn zu verdanken. Ob das mit Keplers "Mondtraum" in Zusammenhang gebracht wurde, weiß ich nicht mehr.

  • @Sylli , machst du deine tollen Zusammenfassungen (Danke noch mal dafür ) frei aus dem Kopf raus?

    Vielen Dank :uups: Ich schreib mir in Stichworten auf, was ich erwähnen möchte. Wie ich es formuliere, überlasse ich der momentanen Eingebung.

  • Das muss schon bitter sein, wenn man so viel Zeit und Mühe in ein Werk gesteckt hat, es dann endlich in den Händen hält und es einfach mal so ignoriert und nicht gewürdigt wird.

    Ja, aber wenn man bedenkt, dass er selber beim Wiederlesen Schwierigkeiten hatte, wird er vielleicht schon geahnt haben, dass da nicht viel Resonanz kommt. :(

    Von dem hatte ich vorher noch nie was gehört

    Ich auch nicht! Jedenfalls ein übler Bursche.

    Klar ist mir Tycho Brahe ein Begriff und auch, dass er in Prag gewirkt hat. Aber dass Kepler auf seine kompletten Messungen zurückgreifen konnte, wusste ich nicht.

    Das ging mir auch so, und man hat auch schon von der Schule her mit gewissen Erfindungen immer nur einen Namen im Kopf. Vordenker werden fast nie erwähnt.

    Erst durch die nun beginnenden revolutionären Veränderungen konnte auch der "einfache Mann" so langsam an Bildung und Wissen gelangen.

    Ich danke dem Schicksal wirklich jeden Tag, dass wir in einer Welt leben dürfen, in der jeder Zeitgenosse zumindest einen Grundstock an Wissen hat, obwohl es viele recht geschickt zu verbergen verstehen. :wink:

  • Keiner von beiden verfügte über großartiges Equipement

    Dazu fällt mir auch Robert Koch ein, weil ich mal ein tolles Buch über ihn und Louis Pasteur gelesen habe. Unter welchen Arbeitsbedingungen der Koch Meisterleistungen vollbracht hat, von denen wir alle noch immer profitieren, wäre es wert, ihn täglich ins Gebet einzuschließen. :pray:

    Aber sie benutzen ihren Kopf

    ... und dazu kam sicher noch ungebrochene Neugierde und Begeisterungsfähigkeit.

    um über den bekannten Tellerrand zu blicken

    Was damals ja auch noch lebensgefährlich war.

    Was mir an Kepler gefällt, ist seine Art mit Rückschlägen umzugehen

    Sicher ein Teil seines Genies.

    Ich habe schon immer behauptet, dass den phantasievollen die Welt offensteht. Kepler ist gerade mein Beweis dafür.

    Ja, aber der war halt auch noch besonders gscheit, sonst wäre wohl nichts geworden mit seinen Planetengesetzen.

    erstarre ich fast schon vor Bewunderung oder besser gesagt Ehrfurcht.

    Ich auch :!:

    Weiß man da eigentlich wie er ausgegangen war, auf der Schnelle habe ich nichts gefunden

    Seine Mutter Katharina wurde mit Ach und Krach freigesprochen, habe ich mal wo gelesen, aber eher deshalb, weil der Johannes so berühmt war.

  • Nach Pfronten

    Das musste ich jetzt gerade erst mal googlen, wo das überhaupt liegt. :uups: Sieht nett aus dort. Gute Erholung!

    Natürlich möchte ich die Erkenntnisse und Verdienste nicht kleinreden, es war, gerade auf dem Hintergrund der damaligen Zeit und auch der Gefahr in einer sehr klerikal dominierten Welt(anschauung) nicht nur klug sondern auch mutig bestimmte Erkenntnisse zu gewinnen oder Denkansätze weiterzuverfolgen, aber darauf werden wir sicherlich im späteren Verlauf des Buches noch zu sprechen kommen.

    Wie recht du damit hast, sehen wir in Kapitel 2. Die neuen Entdeckungen haben auch ihren Tribut von Kepler gefordert. Er selbst schrieb: "Groß ist die Vorahnung des Todes bei einer tödlichen Wunde, bei Leerung des Giftbechers, aber nicht geringer schien sie mir bei der Veröffentlichung dieser Schrift."

    Ich fand das auch ein wenig beschwerlich zu lesen, aber ich möchte es ungern vergleichen, das Buch "Als unser Deutsch erfunden wurde" war schon gut und auch die alte Sprache hatte seinen Sinn, denn schließlich kann man so auch besser die Ethymologie der Worte erklären und wieso sich die Sprache gewandelt hat.

    Natürlich sind es zwei sehr unterschiedliche Bücher, dennoch empfand ich Preisendörfers Buch neben "sehr informativ" auch als "informationsüberflutet" und im Allgemeinen gefällt mir de Padovas Schreibstil auch besser als der von Preisendörfer. Ich kann sprachlich irgendwie besser folgen - ganz unabhängig vom Inhalt und auch ganz unabhängig von dem alten Deutsch.

    Bei mir war es eher der Eindruck, er wäre schon immer alt und weise gewesen - einen jungen Gallilei gab es in meiner Vorstellung nicht wirklich.

    :loool: Fällt mir auch eher schwer, mir den Galilei als Kind vorzustellen.

    Am besten hat mir aber folgender Satz von Kepler gefallen: "Ich selber, der ich als Mathematiker gelte, ermüde beim Wiederlesen meines Werkes mit den Kräften meines Gehirns." Das lässt ja tief blicken, und ist für den heutigen Laien sicher unlesbar.

    So ging es mir mit meiner Bachelorarbeit letztens noch :totlach: Da habe ich auch gedacht: Hab ich das etwa geschrieben? Das kann gar nicht sein. So klug bin ich sonst doch gar nicht. Ich glaube, das ist ein sehr allgemeines Phänomen, wenn man gerade knietief in irgendeinem Thema steckt.

    und auch sein mörderischer, unehelicher Lieblingssohn Don Julio bereitete ihm so gar keine Freude.

    Unheimlicher Typ. Dabei lief mir ein Schauer über den Rücken.

    Finanziell stand er auch nicht gut da, und das hat ja sein Hofmathematiker ebenfalls sehr stark gespürt. Viel "Beißens und Zürnens" wird es im Hause Kepler schon gegeben haben, wenn nicht genug Geld da war, und Barbara ihren Mann mit häuslichen Dingen belästigte

    Da war wohl noch jemand mit der Wissenschaft verheiratet. Vom Alltag will er weniger wissen, dafür ist sein Arbeitsgebiet einfach zu faszinierend. Aber unfreundlich muss man ja nicht gleich werden. Ich kann das zwar alles irgendwo nachvollziehen, trotzdem finde ich traurig, wie das Privatleben der Wissenschaftler unter ihrer Forschung leidet. Kann man denn gar kein Genie sein und sich nebenbei ein tolles soziales Umfeld schaffen? Sitzt wohl zeitlich nicht drin.

    Von Keplers "Traum vom Mond" hatte ich noch nie etwas gehört.

    Ich auch nicht, umso überraschter war ich, dass der Herr so etwas geschrieben hat. Und faszinierend, wie realistisch seine Phantasie war.

    Den Blick zurück zur Erde, wie ihn Astronauten 360 Jahre später erlebten, hat Kepler in beeindruckender Weise vorweggenommen.

    Für mich war das der spannendste Teil dieses Kapitels. Ich habe mir dann auch erstmal die Fotos angeschaut. Unser Planet sieht aus dieser Perspektive wirklich toll aus.

    Ich hatte noch gedacht an einem Hof geht es Kepler gut. Aber dem war nicht so.

    Was bei Kepler im Gegensatz zu Galilei auffällt, ist, dass er sich eben nicht vollständig auf die Wissenschaft konzentrieren kann, was unter anderem daran liegen mag, dass er aus einfachen Verhältnissen kommt und sich seinen Unterhalt am Hofe verdienen muss. Zwar hat er dort eine gute Anstellung, aber er hat eben nicht die gleichen Freiheiten wie Galilei. Auch der muss natürlich dazu verdienen, aber als gebürtiger Patrizier dürfte es ihm um einiges leichter gefallen sein, das Leben nebenbei zu meistern.

    Bahnbrechend waren ja auch seine Erkenntnise, dass sich die Planeten um die Sonne drehen und nicht um die Erde.

    Diese Erkenntnis zeigt, wie wichtig es ist, ab und an mal neue Perspektiven einzunehmen. Nicht nur in den Wissenschaften ist es ein Riesenvorteil, sondern in fast allen Bereichen des Lebens. Oft ärgere ich mich über mich selbst, wenn mir jemand etwas aus einer anderen Perspektive schildert, auf die ich vorher noch nicht gekommen bin. Aber gut, dass es sie gibt und auch jeder anders denkt. So tragen auch in dieser MLR viele verschiedene Perspektiven zu einer gelungenen Diskussion bei. :)

    Ich habe mir mal Fotos von angesehen, die Michael Collins im Weltraum gemacht hat, als er mit der Apollo 11 Mission unterwegs war. Klick hier. Die Darstellung von Kepler finde ich allerdings sehr hmmh, ich nenne es mal romantisch, mit Afrika als Kopf, Europa und Asien als ein Mädchen mit Gewand....

    Faszinierend, diese Bilder! Die Beschreibung mit dem Mädchen im Gewand und wie sie die Katze anlockt hat mich sehr interessiert. Gut, dass dann auch direkt noch die Karte abgebildet wurde. War schon drauf und dran, das noch zu googlen.

    Eins ist mir nur nicht klar geworden, hat er mit seinen Veröffentlichungen den Hexenprozess gegen seine Mutter in Gang gebracht oder hat dies nur mit den Religionskonflikten zu tun. Oder doch beides?

    Vermutlich hat er mit seiner Veröffentlichung noch Öl ins Feuer gegossen.

    Eine kleine Frage in die Runde, die mich seit gestern wieder beschäftigt. Macht ihr euch nebenbei Notizen? Oder unterstreicht ihr im Buch? Post-its? Ich habe immer noch nicht die perfekte Methode für mich gefunden und brauche ein paar Ideen, wie ich es besser gestalten könnte.

    Dieser Frage gehe ich auch schon ewig nach. :lol: Und letztendlich lande ich immer wieder bei "keine Notizen machen". Es stört meinen Lesegenuss, wenn ich mir ständig etwas aufschreibe und nebenbei notiere.

    Ich habe schon immer behauptet, dass den phantasievollen die Welt offensteht. Kepler ist gerade mein Beweis dafür.

    :thumleft:

  • Habe ich schon einmal irgendwann erwähnt, wie sehr ich unsere Sachbuchleserunden liebe?

    Ich liebe sie auch und ich lerne immer wieder etwas hinzu.

    Das ist auch so ein Fakt, der mir nicht bewusst war. Klar ist mir Tycho Brahe ein Begriff und auch, dass er in Prag gewirkt ha

    Asche über mein Haupt, aber der Name sagte mir überhaupt nichts. Bei uns gab es nur Versuche und ein Lehrer, der vor sich hingegrummelt hat. Alles an die Tafel geschrieben hat und nichts erklärt hat.

    Ich kann immer wieder nur staunend den Kopf schütteln, wie weit dieser Mann seiner Zeit voraus war.

    Ich auch.

    Dem Kaiser ist es ja selber nicht gut gegangen, viele Sorgen, kein Geld ... Das färbt halt auch aufs Umfeld ab.

    Daran hatte ich zunächst nicht gedacht. Klar, dass Kepler für seinen Unterhalt arbeiten musste, aber seinen Lohn hat er ja auch selten bekommen. Wenn Rudolf II etwas weniger ängstlich vermutlich gewesen wäre, wäre einiges anders gekommen. Meine Vermutung lediglich.

    Ich habe nur mal gelesen, dass die Katharina Kepler von einer Nachbarin denunziert wurde, wie auch noch andere Frauen. Letztlich ist sie freigesprochen worden. Aber es war knapp, und eher ihrem berühmten Sohn zu verdanken. Ob das mit Keplers "Mondtraum" in Zusammenhang gebracht wurde, weiß ich nicht mehr.

    Danke.

    Dazu fällt mir auch Robert Koch ein, weil ich mal ein tolles Buch über ihn und Louis Pasteur gelesen habe. Unter welchen Arbeitsbedingungen der Koch Meisterleistungen vollbracht hat, von denen wir alle noch immer profitieren, wäre es wert, ihn täglich ins Gebet einzuschließen.

    Kannst du das Buch noch verlinken?

    Liebe Grüße von der buechereule :winken:


    Im Lesesessel


    Kein Schiff trägt uns besser in ferne Länder als ein Buch!
    (Emily Dickinson)



    2024: 010/03.045 SuB: 4.302

    (P/E/H: 2.267/1.957/78)

  • Ich habe noch den Namen Stephan Gerlach rausgeschrieben

    Ich weiß nur noch, dass das ein evangelischer Pfarrer war, aber nicht mehr in welchem Zusammenhang wir von ihm gelesen haben beim Preisendörfer. :scratch:
    Was Du Dir alles merkst, ... aber hast ja auch noch ein junges Denkorgan.


    wenn man soweit weg ist und es wirklich sieht, dann hat man ein anderes emotionales Verhältnis zu.

    Ja, der Blick auf unseren blauen Heimatplaneten muss wunderschön sein, und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass unsere Spezies auf dem Mars oder sonst wo in einer künstlichen und im Grunde lebensfeindlichen Atmosphäre überleben könnte. Wir haben nur dieses eine Habitat, wenn wir's zugrunde richten ist halt Feierabend. (Ich denke ohnehin, dass wir zu einer aussterbenden Art gehören - und der Erde wird es ohne uns sicher besser gehen, bis die verglühende Sonne sie verschluckt.)

  • Bahnbrechend waren ja auch seine Erkenntnise, dass sich die Planeten um die Sonne drehen und nicht um die Erde.

    Ähm... die hatte schon Kopernikus vor ihm. Kepler hat erkannt, dass die Planeten sich nicht auf Kreisbahnen bewegen, sondern elliptisch um die Sonne kreisen.

    Aber dann kam irgendeine Aussage, die mich davon überzeugt hat, es zu lassen. Nur leider habe ich mein Buch zu Hause liegen lassen und muss das Zitat heute Abend nachreichen

    Nachdem ich es nicht lassen konnte und mir Keplers "Traum vom Mond" im Netz gesucht und runtergeladen hab, wusste ich wieder, was das war: der Hinweis, dass die Fußnoten mehr Raum einnehmen, als die Geschichte selbst. :lol: Mal sehen, wann ich das Werk in Angriff nehme. Hauptsache, ich hab es erstmal :totlach:

    Ich nicht! Wer is'n das ?(

    Hinter dem Namen Lars Kepler verbirgt sich ein schwedisches Autorenpaar, das Krimis schreibt :-,

    Die Beschreibung mit dem Mädchen im Gewand und wie sie die Katze anlockt hat mich sehr interessiert. Gut, dass dann auch direkt noch die Karte abgebildet wurde. War schon drauf und dran, das noch zu googlen.

    Ja, das fand ich auch toll. Ich wollte gerade aufstehen und den Laptop bemühen, als ich die Karte beim Umblättern gefunden hab. Also Phantasie hatte er ja schon, der Herr Kepler. Von alleine hätte ich dieses Bild nicht gesehen, aber auf Grund seiner Beschreibung konnte ich dann alles genauso erkennen. :lol:

    Asche über mein Haupt, aber der Name sagte mir überhaupt nichts. Bei uns gab es nur Versuche und ein Lehrer, der vor sich hingegrummelt hat. Alles an die Tafel geschrieben hat und nichts erklärt hat.

    Ich glaube nicht, dass ich den aus dem Physikunterricht kenne. Aber da Astronomie lange Zeit mein Steckenpferd war und ich außerdem schon öfter in Prag war, ist mir der gute Tycho hin und wieder untergekommen. Und außerdem fand ich den Namen immer so cool, dass ich ihn mir gut merken konnte. :wink:

    Gelesen in 2024: 7 - Gehört in 2024: 5 - SUB: 598


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Kapitel 2
    Erstmal meine ersten Gedanken

    Eine große Geistesleistung war es gewiss, wie schwer sie erarbeitet war, bringt Thomas de Padova sehr gut herüber. Am besten hat mir aber folgender Satz von Kepler gefallen: "Ich selber, der ich als Mathematiker gelte, ermüde beim Wiederlesen meines Werkes mit den Kräften meines Gehirns."

    Bei dem Satz alleine schon ging mir durch den Kopf: "Wenn schon der Verfasser selber, seine Ausführungen als schwierig bezeichnet....Wer bitte schön soll es denn dann verstehen?" :uups: Aber so ein/zwei scjlaue Köpfe wird es schon in Prag gegeben haben.

    Von Kaiser Rudolf kann man sich ebenfalls ein sehr gutes Bild machen, und ich bringe diesen Namen schon seit Schulzeiten mit Alchimie und Astrologie in Verbindung.

    Das Kapitel über den Kaiser fand ich sehr gut, so konnte man sich doch nochmal eine Vorstellung machen wie schwierig es Herr Kepler hatte, trotz das der Kaiser ein Anhänger der Astrologie war und anscheinend sehr viel von Keppler hielt. Ansonsten hätte er ja nicht nochmals Geld für ihn locker gemacht. Ein bisschen traurig fand ich schon das der Kaiser vieles versuchte auszusitzen

    Kepler war also auch keine "tabula rasa" bei seinen Forschungen, sondern hat sehr wohl die Berechnungen und Aufzeichnungen seines Vorgängers Tycho Brahe herangezogen

    Irgendwie war das neu für mich, das Kepler sich Tycho Brahe bedient hat. Das war so nicht in meinen Kopf verankert (hier kommt mal wieder das Kreide holen zu Tage)
    :totlach:

    Von Keplers "Traum vom Mond" hatte ich noch nie etwas gehört.

    Tröste dich ich auch noch nicht :friends:

    denkst Du mit dem Rüssel?

    Nee, aber ich schaffe es neuerdings das mein Gehirn immer mit *Schnotter* gefühlt ist, wenn ich Erkältung habe....Frag nicht wie ich mich gerade anhöre, es weicht einfach nicht von mir

    Die Darstellung von Kepler finde ich allerdings sehr hmmh, ich nenne es mal romantisch, mit Afrika als Kopf, Europa und Asien als ein Mädchen mit Gewand....

    So richtig konnte ich mir das erst gar nicht vorstellen, aber die Zeichnung im Buch war dann schon toll gemacht :love::love::love:

    Von dem hatte ich vorher noch nie was gehört. War aber wirklich kein netter Zeitgenosse.

    Das habe ich mir beim lesen auch so gedacht "Don Julio" [-([-([-( Was es doch immer wieder für widerwertige Menschen gibt...damals, wie heute :evil::evil:

    Sobald wir lernen, uns selbst zu vertrauen, fangen wir an zu leben. ( Johann Wolfgang Goethe )


    Jede Begegnung , die unsere Seele berührt hinterlässt eine Spur die nie ganz verweht. ( Lore-Lillian Boden )

  • Kann man denn gar kein Genie sein und sich nebenbei ein tolles soziales Umfeld schaffen?

    Geht wohl nicht, weil diese Giganten sich doch sicher so in ihre Sache verbissen haben, dass sie den Plausch mit dem Nachbarn oder der Verwandtschaft als eher störend empfunden hätten. Was Galileo, Kepler, Newton, Einstein & Co da auf die Beine gestellt haben, war schon ein geistiger Kraftakt, den auch solche Männer sicher nicht mit links aus dem Ärmel geschüttelt haben.
    Zumindest stell ich mir das so vor, weil ich small talk auch oft nicht aushalte, wenn mich irgend ein tolles Thema nicht loslässt. Dann will ich darüber reden oder mich damit befassen, und nicht erfahren, ob Lieschen Müller mit dem Hänschen Bauer gerade eine Affaire hat.

    Zwar hat er dort eine gute Anstellung, aber er hat eben nicht die gleichen Freiheiten wie Galilei. Auch der muss natürlich dazu verdienen, aber als gebürtiger Patrizier dürfte es ihm um einiges leichter gefallen sein, das Leben nebenbei zu meistern.

    So viel ich weiß, entstammte er aber einer verarmten Patrizierfamilie, sonst hätte er nicht als Mathematikprofessor arbeiten und auch noch Privatunterricht geben müssen. Das Haus war immer voller Leute, das hat sicher genervt, und ich verstehe auch, dass er sich da nicht auch noch mit einer Ehefrau und Kindern abplagen wollte. So war das getrennte Wohnverhältnis mit der Marina sicher viel praktischer.
    Jetzt komm ich schon wieder auf den Gutenberg, aber dem ist es da viel besser ergangen. Er stammte aus einer wirklich reichen Familie und konnte sich als jüngerer Sohn, der sonst keine Pflichten hatte, mit allem befassen, was ihn interessierte. Es gab damals zwar arge Auseinandersetzungen zwischen dem Patrizierstand und den Zünften, sodass Gutenberg schon wusste, dass seine Stellung kein unantastbares Privileg war, aber im Grunde genommen, musste er sich nie um leidige Erwerbsarbeit kümmern, sondern lebte als Privatier von seinen Renten (das ist auch ein tolles Thema, von dem ich noch nie hörte. - Ihr müsst dieses Buch einfach lesen, es ist fast Pflichtlektüre für alle Bücherwürmer).

    So tragen auch in dieser MLR viele verschiedene Perspektiven zu einer gelungenen Diskussion bei.

    Wohl wahr!

    Es stört meinen Lesegenuss, wenn ich mir ständig etwas aufschreibe und nebenbei notiere.

    Meinen auch, und trotzdem schreibe ich, um meine Gedanken zu ordnen und hier dann etwas sagen zu können. Aber ich hab auch schon ein mittelalterliches Gehirn und kein jugendlich frisches mehr.

    aber der Name sagte mir überhaupt nichts. Bei uns gab es nur Versuche und ein Lehrer, der vor sich hingegrummelt hat.

    Mir ist er auch erst in meinem späteren Leseleben untergekommen. In der Schule lernt man tatsächlich nichts wirklich Wissenswertes.

    Wenn Rudolf II etwas weniger ängstlich vermutlich gewesen wäre, wäre einiges anders gekommen. Meine Vermutung lediglich.

    Ja, das denke ich auch, aber die Habsburger waren insgesamt eher keine begnadete Herrscherfamilie mit genialem politischem Gespür, Weitblick und Wagemut. Ich habe immer so das Gefühl, dass Dynastien, die lange an der Macht sind, alles tun, um im Sattel zu bleiben, mehr nicht.

    Kannst du das Buch noch verlinken?

    Sehr gerne, hier ist das Schätzchen:

  • Jetzt haben wir also auch Johannes Kepler kennengelernt. Ich bin noch ganz fasziniert von seinem Vorgehen: Es besteht Unklarheit über eine bestimmte Tatsache, er wechselt mal eben kurz die Perspektive und betrachtet die Erde nicht von sich selbst sondern vom Mond aus und erkennt dadurch im wahrsten Sinne des Wortes mit dem nötigen Abstand sehr leicht die Zusammenhänge. Das klingt wie aus einem Lehrbuch für systemische Therapie und kommt dennoch von einem Mathematiker. :mrgreen: Toll !


    Seine Erzählung "Somnium", also seine Mondreise hat mich sehr fasziniert.


    Ich auch nicht und ich hatte sofort den Gedanken, dass ich mir das irgendwo besorgen will. Aber dann kam irgendeine Aussage, die mich davon überzeugt hat, es zu lassen.

    Nachdem ich es nicht lassen konnte und mir Keplers "Traum vom Mond" im Netz gesucht und runtergeladen hab, wusste ich wieder, was das war: der Hinweis, dass die Fußnoten mehr Raum einnehmen, als die Geschichte selbst. Mal sehen, wann ich das Werk in Angriff nehme. Hauptsache, ich hab es erstmal

    Das habe ich natürlich auch gemacht. Die Fußnoten nehmen ja schon Terry Pratchett-mäßige Ausmaße an. :mrgreen: Ich werde es mir auch in einer stillen Stunde näher ansehen. Beim flüchtigen Drüberscrollen ist mir übrigens etwas aufgefallen, was eigentlich nichts mit dem Thema zu tun hat, mir aber absolut unbekannt war und ich zu dieser frühen Zeit niemals vermutet hätte: In einer Fußnote stand der Verweis auf zwei Büchermessen Anfang des 17. Jh. - eine in Frankfurt am Main und eine in Leipzig. :wink:
    Zurück zum Thema:


    Ich habe schon immer behauptet, dass den phantasievollen die Welt offensteht. Kepler ist gerade mein Beweis dafür.

    Das hast du sehr schön ausgedrückt und gibt absolut punktgenau meinen Eindruck vom gesamten Kepler Kapitel wieder. :thumleft:


    Ich habe nur mal gelesen, dass die Katharina Kepler von einer Nachbarin denunziert wurde, wie auch noch andere Frauen. Letztlich ist sie freigesprochen worden. Aber es war knapp, und eher ihrem berühmten Sohn zu verdanken. Ob das mit Keplers "Mondtraum" in Zusammenhang gebracht wurde, weiß ich nicht mehr.

    Im Netz habe ich dazu gefunden, dass wohl ein geschilderter Charakter seiner Mutter recht ähnlich sein soll und sich unter anderem deswegen die Verdachtsmomente der Hexerei häuften. Aber erst etwas später - 1615 wurde sie offiziell angeklagt, von einer ehemals guten Freundin im STreit.


    Die Europakarte als Frau abzubilden war übrigens keine Idee von Kepler, die gab es schon vorher. Unabhängig davon wurde mir auch in diesen Passagen, als es um die Landkarten ging erneut klar, dass wir uns auch hier in einem Zeitalter der Globalisierung befinden. Die Welt rückt zusammen, damals nicht durch das www. oder sekundenschnelle Kommunikation über Kontinente hinweg, aber einem klaren Vorgänger, nämlich dem Entdecken eines Großteils bisher unbekannter Gebiete. Der Globus wurde also, bis auf ein paar kleiner Teilchen zuende gepuzzelt und sowohl Galilei als auch Kepler wenden sich neuen Gefilden zu, außerhalb der Erde.


    Achja, sowohl Tycho Brahe als auch Don Julio waren mir völlig unbekannt. Ersteren kannte ich offenbar bisher nur dem Vornamen nach (ich wusste, dass ein Mondkrater Tycho heißt - lang entfallene, hollywoodgebildete Nebeninformation aus den späten 80ern) und letzterer wäre ja absolute Hauptfigur für einen Horrorschocker. (brrr)

    "Imagination, rather than mere intelligence, is the truly human quality."


    "Chaos is found in greatest abundance wherever order is being sought. It always defeats order, because it is better organized."

    Terry Pratchett

    "The person, be it gentleman or lady, who has not pleasure in a good novel, must be intolerably stupid."

    Jane Austen


    :study:

    Alex Haley - Roots

    Andrew Jefford - Whisky Island

    Randale Munroe - What if 2


    :bewertung1von5: 2024: 5 :bewertung1von5:

  • Hinter dem Namen Lars Kepler verbirgt sich ein schwedisches Autorenpaar, das Krimis schreibt

    Danke, jetzt brauch ich nicht mehr nachschauen! Die sind mir noch nie untergekommen, aber ich bin auch nicht so der Krimi-Fan.

    Von alleine hätte ich dieses Bild nicht gesehen, aber auf Grund seiner Beschreibung konnte ich dann alles genauso erkennen.

    Ja, schon toll, was er alles gesehen hat, wofür ich aber Anleitung brauchte.

    wird es schon in Prag gegeben haben.

    Dort vielleicht nicht, aber die Gelehrten haben sich damals sicher grenzübergreifend ausgetauscht.

    Ein bisschen traurig fand ich schon das der Kaiser vieles versuchte auszusitzen

    Das war wohl ein Markenzeichen der (späteren) Habsburger. Bloß nichts bewegen, damit alles anders bleibt. :roll:

    (hier kommt mal wieder das Kreide holen zu Tage)

    Nein, glaub ich nicht. In der Schule werden die wenigsten von ihm gehört haben.

    Frag nicht wie ich mich gerade anhöre, es weicht einfach nicht von mir

    Aber das dauert jetzt wirklich schon sehr lange. :cry:

    Was es doch immer wieder für widerwertige Menschen gibt...

    Kriminell, würde ich den bezeichnen.