Dominic Smith - Das letzte Bild der Sara de Vos / The Last Painting of Sara de Vos

  • Titel: Das Letzte Bild der Sara de Vos


    Autor: Dominic Smith


    ISBN: 978-3-550-08187-3


    Originalausgabe: The Last Painting of Sara de Vos


    Verlag: Ullstein


    Seiten: 352


    Erscheinungsdatum: 10. März 2017



    Beschreibung laut Buchdeckel –Innenseite-:


    Sara de Vos ist die erste Malerin, die 1631 in die Amsterdamer Meistergilde aufgenommen wird.


    New York 1957: Marty de Groot ist Anwalt und ein gediegener Gentleman. Sein Schlafzimmer schmückt einzig ein Gemälde von Sara de Vos, das sich seit Jahrhunderten in Familienbesitz befindet. Ausgerechnet dieses Bild wird ihm gestohlen, was er nur durch einen Zufall bemerkt. Denn die Kopie, die ihm die Diebe hinterlassen, ist exzellent. Marty findet heraus, dass die junge Kunststudentin Ellie Shipley das Bild kopiert hat. Er umwirbt sie und Ellie verliebt sich in ihn. Er jedoch hat nur die Fälschung und ihren Betrug im Sinn. Jahrzehnte später treffen die beiden Bilder, die Fälscherin und der Anwalt noch einmal aufeinander.



    Der Autor laut Buchinnendeckel:


    Dominic Smith wuchs in Australien auf und lebt heue in Austin, Texas. Seine Kurzgeschichten waren für den Pütschert Pize nominiert und sind in mehreren Magazinen erschienen, u.a. The Atlantic. Er hat mehrere Fellowships erhalten.



    Meine Meinung:


    Das Buch ist in Teil 1 und Teil 2 gegliedert.


    Teil 1 beginnt 1957 in New York und der Leser wird mit Ellie Shipley , der Fälscherin, bekanntgemacht. Ellie ist eine arme Kunststudentin, die an ihrer Doktorarbeit über die Malerinnen in Holland im 17. Jahrhundert arbeitet. Um das Studium zu finanzieren, ist sie als Restauratorin tätig. Dabei erhält sie den Auftrag von Gabriel, das Bild zu kopieren.


    Danach werden wir in das Jahr 1636 geschickt und lernen die Malerin Sara de Vos in Amsterdam mit ihrer Familie kennen.


    Danach erfahren wir, dass Ellie im Jahr 2000 mittlerweile wieder in Australien als Dozentin an der Universität tätig und als Kuratorin am Museum Inzwischen ist sie 67 Jahre alt.


    Im zweiten Teil des Buches werden die Abschnitte vertieft. Der Autor erzählt mit seiner wunderbaren Schreibart und seinem hervorragenden Umgang mit der Sprache, wie Ellie 1957 wohnte, lebte und liebte. Sara de Vos lebte, wohnte und liebte in Holland. Auch deren weiteres Leben und Werken wird und erläutert.


    Und im Jahr 2000 treffen Ellie und Marty sich wieder.


    Fazit:
    Dieses Buch kann ich mit gutem Gewissen empfehlen. Mir hat der Schreibstil des Autors schöne Lesestunden beschert.




  • Ein Meisterwerk


    Schon das Cover und der leinwandähnliche Einband zeichnen das Buch als etwas Besonderes aus.


    1631 wird Sara de Vos als erste Malerin in die Amsterdamer Meistergilde aufgenommen. Als Frau soll sie hauptsächlich Stilleben malen, ihr Interesse gilt aber eher der Landschaftsmalerei. Doch zu der damaligen Zeit hatte eine Frau hinter ihrem Ehemann zurückzustehen und sollte ihm möglichst zuarbeiten. Als ihr einziges Kind an der Pest stirbt, malt Sara de Vos ihr, vermutlich, letztes Bild: ,,Am Saum des Waldes“.


    Genau dieses Bild hängt 1957 bei dem reichen New Yorker Anwalt Marty de Groot im Schlafzimmer. Das Gemälde befindet sich seit drei Jahrhunderten in Familienbesitz.


    Nur durch Zufall bemerkt de Groot, dass das Original gegen eine, wenn auch brillante Fälschung eingetauscht worden sein muss. Mit kriminalistischem Gespür begibt er sich auf die Suche nach dem Fälscher – und stößt auf die junge und recht isoliert lebende Kunststudentin Ellie Shipley. Sie hat, ohne von dem Diebstahl zu wissen, die Kopie angefertigt. Marty de Groot will Rache und umwirbt Ellie....


    Eine dritte Zeitebene zeigt Ellie Shipley im Jahr 2000. Sie arbeitet inzwischen als Kunstprofessorin mit Schwerpunkt ,Niederländische Malerinnen im Goldenen Zeitalter’ an der Sydney University. Als sie für die Art Gallery of New South Wales eine Ausstellung mitorganisiert, kommen sowohl das Original als auch die Kopie von ,,Am Saum des Waldes“ in Sydney an und Ellie Shipley wird von ihrer Vergangenheit eingeholt.


    Die drei Zeitebenen des Romans werden äußerst geschickt miteinander verwoben. Man fühlt mit der Malerin Sara de Vos im 17. Jahrhundert genauso wie mit der jungen Studentin oder der reifen Professorin Ellie. Sehr präzise und anschaulich werden Gemälde und Maltechniken beschrieben, sodass jedes Detail und jede Farbschattierung vor dem inneren Auge des Lesers erscheint. Der Autor Dominic Smith versteht es wirklich, mit Worten zu ,,malen“.


    Auch wenn der Grundton des Romans eher melancholisch ist, gibt es immer wieder auch amüsante Situationen und Dialoge.


    Ein besonderes und äußerst lesenswertes Buch, nicht nur für Kunstinteressierte.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Dominic Smith - "Das letzte Bild der Sara de Vos" -
    Die zu korrekte Fälschung
    Dominic Smith erreichte mit seinem Buch „Das letzte Bild der Sara de Vos“ weltweite Beachtung. Das war seinen drei Vorgänger-Romanen nicht vergönnt.
    Als allererstes fiel mir das tolle Cover ins Auge. Noch mehr gefiel es mir, als ich das Buch in den Händen hielt. Es fühlt sich fast an wie Leinwand.
    Ausgangspunkt für den Roman ist das Gemälde von Sara de Vos, einer niederländischen Malerin des 17. Jahrhunderts, des sogenannten Goldenen Zeitalters. Man sieht nur einen kleinen Ausschnitt des Bildes, das eine zugefrorene Wasserfläche mit vielen Eisläufern zeigt. Es stellt eine Winterlandschaft im Abendlicht dar und wird recht ausdrucksstark am Anfang des Buches beschrieben. Sara de Vos ist eine fiktive Malerin, die 1631 als erste Frau in die Malergilde aufgenommen wurde. Nachempfunden wurde sie vom Autor einer Sarah van Baalbergen. Sie lebte von 1607 bis vermutlich nach 1638. Ein Sterbedatum kann nicht nachgewiesen werden. Sie war das erste weibliche Mitglied der Haarlem-Gilde von St. Luke und verheiratet mit dem Landschaftsmaler Barent van Eysen. Beide schufen keine bleibenden Werke bzw. können nicht sicher zugewiesen werden.
    Zur Handlung:
    Etwas mehr als 300 Jahre nach seiner Entstehung wird das einzige erhaltene Werk der Künstlerin Sara de Vos „Am Saum eines Waldes“ aus dem Haus des reichen Patentanwalts Marty de Groot gestohlen. Zwei Gangster tauschten es gegen eine „meisterlich gefertigte Kopie“ (O-ton Marty) aus. Gehörten diese zu den „Beatniks“, die Martys Ehefrau Rachel zur geselligen Umrahmung der Benefizveranstaltung für Waisen eingeladen hatte?
    Marty verständigt nicht die Polizei, sondern beauftragt einen Privatdetektiv. Dieser wird bald fündig. Eleanor Shipley, genannt Ellie, eine introvertierte, junge, etwas verwahrloste Kunstgeschichtsabsolventin fertigte nach Auftrag eine exakte Kopie. Sie setzt ihr ganzes Wissen, ihre ganze Meisterschaft bei der Kunstrestaurierung in diese Arbeit. Wie sich der 15 Jahre ältere, verheiratete Marty der Fälscherin nähert ist erstaunlich, bezaubernd und gleichzeitig befremdlich. Was bezweckt der Mann? Warum übergibt er sie nicht einfach der Polizei?
    Meine Meinung:
    Dominic Smith erzählt die Geschichte in drei Zeitebenen (1636-49/1957-58/2000) und auf drei Kontinenten (Europa/Amerika/Australien).
    Sara de Vos mit ihrer malerischen Kunstfertigkeit als Frau ist der Dreh- und Angelpunkt der unterhaltsamen und faszinierenden Geschichte. Wie der Autor die historische Fiktion aus der Vergangenheit mit zeitgenössischen Details lebendig in die Gegenwart überträgt, hat mich überzeugt. Geschickt verbindet er die Schicksale und zeigt die menschlichen Schwächen und Stärken auf. Grenzenlose Trauer, Verzweiflung und Hoffnung, Betrug, Täuschung und Selbsttäuschung, die Suche nach der Liebe, nach dem Sinn des Lebens machen einen Großteil des Buches aus.
    Die Sache mit den Bildern entwickelt ein Eigenleben, die in einer Katastrophe für Ellie zu enden droht. Ein „Kuddelmuddel“ um die beiden Gemälde entsteht. Was ist das echte? Was ist die Kopie? Doch viel Zeit vergeht. Erstaunliches bringt die Expertise im Jahre 2000 zu Tage...
    Das Buch endet versöhnlich. Es hat ein optimistisches Ende.


    Eine Leseempfehlung und fünf Sterne von mir! :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Sara de Vos ist eine holländische Malerin, die 1631 als erste Frau in die holländische Meistergilde aufgenommen wird. 300 Jahre danach ist Marty de Groot, Anwalt und reicher Erbe, im Besitz eines ihrer Bilder. Erst spät merkt er, dass ausgerechnet dieses Bild irgendwann gegen eine geniale Fälschung ausgetauscht wurde. Und dann ist da noch Ellie Shipley, eine Kunststudentin, die sich darauf spezialisiert hat, Gemälde zu restaurieren; sie ist eine Frau, die auch hervorragend alte Maler nachahmen kann. Über 40 Jahre später kommt alles zusammen - Bilder von Sara de Vos, Marty und auch Ellie, ausgerechnet in Australien bei einer Kunstausstellung. Dabei stellt sich heraus, dass es fast nie um das Bild oder die Fälschung ging, sondern um Gefühle und das Leben.


    Dieses Buch wird auf drei Zeitebenen erzählt, mit jeweils dem Fokus auf einem anderen Protagonisten. 1631 geht es um die Geschichte der Sara und der Entstehung ihres Bildes "Am Saum eines Waldes". Sara steht dabei stellvertretend für die wenigen echten historisch belegten Malerinnen, die in die Meistergilde aufgenommen wurden. 1957 wird die Geschichte von Marty erzählt, den ich bis zum Schluss nicht fassen konnte, zu widersprüchlich waren mir die Beschreibungen des Mannes. Und 2000 geht es um Ellie, die rückblickend über ihr Leben und Tun berichtet. Grundsätzlich fand ich dabei interessant, was über Kunst und Fälschung erzählt wurde, ich hatte nur überhaupt keinen Bezug zu den Hauptpersonen. Es war, als würde das ganze Buch aus einer Distanz erzählt werden, als würde ich einen Kinofilm sehen, in den mich meine Mutter widerstrebend geschleift hat, der sich zwar als spannender als erwartet herausstellt, aber nicht eindringlich genug, um wirklich nachzuhallen.

  • Ich selbst bin kein großer Kunstfan und schmunzle ehr wenn sich Personen für Millionen Bilder in ihre Wohnungen hängen, deren genaue Darstellung sich nur erahnen lässt. Was mich jedoch seither interessiert ist der Umgang mit Fälschungen, egal ob Kleidung, Lebensmittel oder Alltagsgegenstände, es gibt mittlerweile nix was es nicht auch als Fälschung gibt. Im Buch dreht sich alles um Kunstfälschung, was mich zum Teil mehr als verblüffte. Denn wer denkt eine Fälschung wäre leicht anzufertigen, der erlebt hier sein buntes Wunder.


    Wir erleben die Geschichte in verschiedenen Zeitepochen. Zum einen im 16. Jahrhundert, in dem Sara de Vos lebt und mit ihrem Mann ein Leben lebt, welches nicht gerade vom Glück überstrahlt wird. Zum einen verlieren sie in jungen Jahren ihre einzige Tochter und geraten schließlich in Geldnöte. Dann kommen wir in die 50er Jahre wo wir erleben wie das Gemälde gefälscht wird und schließlich komme wir in das Jahr 2000, in welchen Original und Fälschung wieder aufeinander treffen.


    Die Charaktere im Buch sind zahlreich, verschieden aber trotzdem sehr gut auseinander zu halten. Am sympatischsten war mir hier Sara de Vos selbst, welche ihr Leben trotz mehrerer Tiefen immer wieder probiert ins Lot zu bringen. Zudem faszinierte mich ihre Ansicht auf die Welt, da sie selbst kleinste Details wahrnahm und diese festhalten wollte. Die Person die mich nach ihr besonders mitreißen konnte, war die Fälscherin Ellie, welche selbst mich für die Kunst des Malens begeistern konnte. Es war ein wahres Erlebnis zu erfahren wie Pigmente gemischt werden um z.B. ein Bild möglichst alt aussehen zu lassen oder wie Schattierungen und bestimmte Farben überhaupt entstehen.


    Marty de Groot, seine Frau und sein ganzes Umfeld waren auch nicht ohne, waren für mich aber fast ehr nebensächlich, da mich das Thema Fälschung und die Geschichte um Sara de Vos mehr interessierte.


    Ich empfand das Buch als recht schwere Lektüre und musste teils Seiten erneut lesen um deren Inhalt zu verstehen. Man merkt eben das für Realismus gesorgt wurde und man gerade den frühereren Zeiten gerecht werden wollte. Was das Buch trotzdem vollbrachte, war wahre Hingebung. Gerade auf emotionaler Seite, war man hin und her gerissen. Man fühlte mit jedem Charakter und verstand wieso er so handelt.


    Das Buch wechselt stets zwischen Jahren, was einen überhaupt nicht verwirrte oder irritierte, sondern man ehr ein Gefühl von Einklang bekam.


    Ich möchte nicht all zu viel von der Geschichte preisgeben, da es ungeheuer viel Spaß macht sich seine eigenen Gedanken zum Thema Fälschungen und deren Handel zu machen.


    Das Cover war ein wahres Fühlerlebnis, da man zweierlei Arten von Oberflächen erfühlen konnte. Der obere Teil der Leinentuch oder ähnliches darstellen soll, war rau und fühlte sich sehr realistisch nach Stoff an. Der untere Teil wiederum war bemalte Leinwand und fühlte sich auch so an. Er war glatt und gerade wenn Licht darauf fiel, hatte man für einen kurzen Augenblick das Gefühl als würde man auf ein echtes Gemälde gucken. Auch wenn es vielleicht etwas übertrieben klingt, für mich war dieses Cover einfach ein Traum.


    Für mich war das Buch ein Einblick in eine Welt, die ich bisher nicht kannte. Eine Welt voller Farben, Schatten und Geheimnisse in jedem Pinselstrich.