James Dawson - Der Fluch von Hollow Pike / Hollow Pike

  • Originaltitel
    Hollow Pike


    Inhalt
    Lis ist ein typischer Teenager mit typischen Teenager-Problemen - zumindest auf den ersten Blick. Nachdem an ihrer alten Schule Mobbing ein immer wiederkehrendes Thema für sie war, beschließt das Mädchen, zu seiner älteren Schwester in das beschauliche Örtchen Hollow Pike zu ziehen. Tatsächlich sieht es anfangs so aus, als hätte sie die richtige Entscheidung für sich getroffen: Sie wird sofort von ihren neuen Mitschülern akzeptiert, gliedert sich problemlos in deren "Nahrungskette" ganz oben ein und kann ihr altes Leben hinter sich lassen. Nur eines verfolgt sie nach wie vor. Ihr Albtraum. Immer wieder raubt er ihr den Schlaf, wobei Schauplatz und Handlung immer gleich bleiben. Das Mysteriöse an der Sache ist, dass, obwohl es der gleiche Traum bleibt, jedes Mal neue Aspekte hinzukommen, die erschreckend real sind. Umso schlimmer, dass Lis neue Umgebung ihrer beängstigenden Traumwelt teilweise schockierend ähnlich sieht. Zufall? Nur kurze Zeit nach ihrem Umzug erschüttert ein furchtbarer Vorfall den kleinen Ort, der ihre neue Zuflucht sein sollte. Und mit einem Mal ist in Lis' Leben nichts mehr, wie es einmal war ...


    Aufbau
    "Der Fluch von Hollow Pike" wird dem Leser in überschaubaren Kapitel-Häppchen serviert, die nur wenige Seiten umfassen. Jedes einzelne besitzt eine eigene Überschrift, die das kommende Geschehen grob zusammenfasst, dabei aber nie zu viel verrät. Dekorative Vogelschwärme flattern auf der ersten Seite jedes neuen Kapitels umher - eine hübsche und durchaus stimmungsvolle Idee, die für meinen Geschmack super zum Gesamtkonzept des Buches passt.


    Eigene Meinung
    James Dawson ist so ein Autor, über den ich ohne den Büchertreff vermutlich nicht so schnell gestolpert wäre. Umso schöner, dass meine Eltern mal wieder meine Gedanken lesen konnten und mir dieses Buch zu Weihnachten geschenkt haben. Dabei sei erwähnt, dass "Der Fluch von Hollow Pike", wie ich gelesen habe, Dawsons Erstlingswerk war und mich - so viel kann ich schon jetzt sagen - sehr beeindruckt hat.


    Eigentlich bin ich gar kein großartiger Jugendbuchleser, stelle aber vor allem in der letzten Zeit immer wieder fest, dass es durchaus Autoren gibt, die interessante Themen aufgreifen und diese zu bearbeiten verstehen, ohne dass ihr Jugendbuch zu kindlich oder zu erwachsen daherkommt. Denn das kann eine äußerst schweißtreibende Gradwanderung sein - sowohl für den Autor als auch für mich als Leser. Weder möchte ich einen anstregenden Protagonisten haben, der dauernd rumzickt, noch einen pubertären Besserwisser, der auf wirklich alles eine altkluge Antwort hat. Leider sind mit in der Vergangenheit beide Extreme oft begegnet, sodass ich bei Jugendbüchern vorsichtig geworden bin. Gut zu wissen, dass ich in Dawson einen weiteren Autor gefunden habe, bei dem ich solche Bedenken getrost zur Seite schieben kann.


    Mit Lis hat Dawson eine tolle Protagonistin geschaffen. Sie war mir von Anfang an sympathisch und wirkte auf mich wie das Mädchen von nebenan, das echt gebeutelt ist und nach einem Neuanfang einfach nur versucht, dazuzugehören. Dabei handelte sie für mich stets nachvollziehbar und natürlich, was es mir sehr leicht machte, dieses herrliche Band aufzubauen, das es mir als Leser ermöglicht, mich mit ihr zu freuen oder auch zu zittern. Und beides habe ich ausgiebig getan. Das könnt ihr mir glauben. Neben Lis gefielen mir aber auch die anderen Charaktere wirklich sehr, wobei ich hier hervorheben möchte, dass ich Dawson besonders für einen Fakt dankbar war: Er betreibt keine 100%ige Schwarz-Weiß-Malerei und Charakterzüge, welche Richtung auch immer sie bedienen, sind stark, aber begründet von ihm bearbeitet worden. Das hat mir wirklich gut gefallen.


    Die Handlung selbst beginnt eher unscheinbar und im typischen "Teenager"-Style. Lis ist die Neue, die an eine fremde Schule kommt, sich behaupten muss, Ängste und Sorgen hat. All das gibt es in der Jugendbuch-Literatur en masse. Dennoch schaffte es der Autor mühelos, einen spannenden Start für seine Geschichte hinzulegen und mich an das Geschehen zu binden. Der Spaß an dem Ganzen wuchs sogar noch an, als die fast schon niedliche Stimmung umschlug und ich mich als Leser plötzlich eher in einen jugendlich angehauchten Thriller versetzt fühlte. Viel Fingerspitzengefühl setzte Dawson ein, während er anfing, Lis in eine Dunkelheit zu stürzen, von der sie nichts geahnt hat, und das war richtig großes Kopfkino für mich. Mit dem Lesen aufzuhören, war schon nicht einfach. Auch die Auflösung der Geschehnisse hat mir durchaus gefallen und passte für mich voll und ganz zu allem, was ihr vorangegangen war.


    Zusammenfassend würde ich sagen, dass James Dawson für mich eine weitere Entdeckung im Jugendbuch-Genre ist, für die ich dankbar bin. Auch wenn er das Rad nicht neu erfindet, sprüht seine Geschichte vor Witz, Charme, Spannung und Nervenkitzel und konnte mich sehr gut unterhalten. Ich vergebe unheimlich gern :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: , wobei es nur deshalb einen halben Stern Abzug gibt, da ich dem Autor noch einiges mehr zutraue und mir selbst Luft nach oben lassen möchte. Sein nächstes Buch wird garantiert schon bald in mein Regal einziehen. Ich freue mich drauf.


    ~ Was mich im Alltag auffängt, ist die Möglichkeit, mich einfach mal fallen lassen zu können. ~