Eigentlich eine Dystopie - aber da das Thema "Zukunft" hier so gut wie keine Rolle spielt, hab ich es im Jugendbuchbereich eingeordnet. Leider ist die Thematik Geschichte eher in eine Beziehungsgeschichte abgedriftet ...
Achtung! Spoiler zu Band 1!
Verlagsinfo
Seit Davy positiv auf das Mördergen (HTS) getestet wurde, hat sie alles verloren: ihre Familie, ihre Freunde, ihre Zukunft – und was am schlimmsten ist, sich selbst. Denn obwohl sie verzweifelt dagegen angekämpft hat, ist sie doch zu dem geworden, was sie nie sein wollte: eine Mörderin.
Eine Widerstandsgruppe und ihr Anführer Caden geben ihr ein neues Ziel. Und Caden weckt Gefühle in ihr, zu denen sie glaubte, nie mehr fähig zu sein. Aber die Schuldgefühle lassen Davy einfach nicht los ...
Meine Meinung
Lange hab ich auf die Fortsetzung gewartet und ich war so gespannt, wie es mit Davy weitergeht. So ganz überzeugend fand ich den ersten Band ja nicht. Mit der Protagonistin bin ich nicht so recht warm geworden und stellenweise hatte es sich etwas gezogen - deshalb hatte ich jetzt viele Erwartungen in einen rasanten und spannenden Abschlussband.
Leider hat mir auch hier ein bisschen die Begeisterung gefehlt ...
Davy musste ja jemanden töten, um ihren Freund Sean zu retten. Ich weiß ja nicht, wie andere das sehen oder ob es (sehr wahrscheinlich) am Alter der Protagonistin liegt, aber in dieser Situation war diese Handlung für mich absolut nachvollziehbar. Im Gegensatz zu Davy, die damit überhaupt nicht klarkommt.
Die Geschichte startet in einer Art sicherem Unterschlupf kurz vor der mexikanischen Grenze, wo Davy mit Sean, Gil und Sabine auf Nachricht warten, um den Fluss nach Mexiko in eine geschützte Zone zu überqueren. Die Behörden sind ihnen auf den Fersen und die Angst um Entdeckung allgegenwärtig.
Bis sie dann endlich aufbrechen zieht sich ewig hin - das ganze erste Drittel des Buches - und wird geprägt durch Davys Gedankenkarussell um den Mann, den sie erschossen hat. Natürlich hängt einem das nach und natürlich kann man das alles nicht so einfach wegstecken. Aber für mich war es einfach zu viel und mit ständigen Wiederholungen.
Als Davy dann endlich auf Caden trifft hab ich gehofft, dass jetzt endlich etwas mehr Action in die ganze Sache kommt, aber der richtige Schwung hat mir immer noch gefehlt. Es gibt zwar schon das ein oder andere, das Spannung reinbringt, aber richtig mitreißen konnte es mich nicht.
Mit Davy kam ich auch immer noch nicht so recht klar, auch wenn ich ihre Handlungen und Gedanken teilweise nachvollziehen kann.
Ein großer Lichtblick war Caden, der sich in dieser wirklich grausamen und verqueren Welt einen Ort geschaffen hat - und nicht nur physisch - in dem er noch sieht, was im Leben wichtig ist.
Davys Gedanken kreisen immer nur um dieses Gen und dass sie damit "böse" ist. Sie erwartet Vertrauen ist aber nicht bereit, welches zu geben. Und jede Handlung, die eigentlich ganz normal erscheint, schiebt sie auf das Gen und zeigt auch immer demonstrativ auf ihren Hals mit der Tätowierung. Sie definiert sich völlig darüber und das ist auch das, was mich schon im ersten Band etwas genervt hat: Sie lässt sich völlig von diesem Stempel vereinnahmen und denkt nur noch total unlogisch, was ihr Verhalten betrifft. Obwohl ihr genug Beispiele vor Augen geführt werden und die schon der gesunde Menschenverstand eigentlich in sich trägt, die ihr das Gegenteil beweisen.
Der Schreibstil war sehr angenehm und flüssig zu lesen, auch wenn es wie gesagt sehr langsam voranging und erst im letzten Drittel wirklich Tempo und Action aufgekommen ist.
Vor jedem Kapitel gibt es Statements zur aktuellen Lage über die Entwicklung des HTS Gens, den bedrohlichen Situationen in den verschiedenen Staaten oder auch kleinen Nachrichten, die zum Verständnis der Handlung beitragen. Sowas mag ich sehr gerne!
Bei manchen Jugendbüchern kann ich mitfiebern und mitfühlen ohne dass ich merke, dass eine bestimmte Altersgruppe angesprochen wird - hier hab ich mich definitiv zu alt gefühlt für dieses pupertäre Gehabe. Auch wenn ich natürlich die Hintergründe dazu super interessant finde, grade weil man weiß, dass sich die Gen Forschung in unserer Zeit ja ebenfalls in dieser Richtung entwickelt, ist die Vorstellung von diesem Szenario mehr als gruselig; aber mit dieser übertriebenen Charaktervorstellung kann ich mich einfach nicht anfreunden. Auch das überdramatisierte Ende war nicht so meins.
Fazit: 2.5 Sterne
© Aleshanee
Weltenwanderer