T.C.Boyle - Die Terranauten/The Terranauts

  • Kurzmeinung

    mofre
    Flache Charaktere, flache Sprache. Langweilige Seifenoper im Seifenoperstil. Was ist nur in Boyle gefahren?
  • Kurzmeinung

    Chattys Buecherblog
    Mich konnte das Buch leider nicht begeistern.
  • Auch ich möchte hier noch mal betonen, und ich glaube, dass ich da mitreden kann, psychologisch ist das Buch auf Küchenniveau. Wer hier Einsichten erhält, sollte sich Gedanken machen. So einfach gestrickt ist die menschliche Psyche definitiv nicht.
    Genau so etwas hatte ich nämlich erwartet, ein Gedankenexperiment, wie reagieren Menschen auf diese Situation, was verändert sie? Boyle hätte die Figuren aber genau so gut in eine andere Umgebung setzen können, was weiß ich ein Krankenhaus, eine Verwaltung, es hätte kaum etwas verändert. Das ist Schummelei.
    Und wenn der Klappentext sagt, das Buch sei irre komisch... Hat jemand beim Lesen geschmunzelt? Ich nicht.

  • Auch ich möchte hier noch mal betonen, und ich glaube, dass ich da mitreden kann, psychologisch ist das Buch auf Küchenniveau.

    Da darf ich sicher laut lachen, Küchenniveau :D Ich stehe nämlich gerade in der Küche und im Wasser sind die selber gemachten Nudeln, welche in 5Minuten bereit sind :wink:
    Gut ehrlich gesagt ich weiss nicht was unter "Küchenniveau" zählt in der Literatur und da hier sehr hohe literarische Ansprüche gestellt werden muss ich leider passen :wink: und werde somit anscheinend weiterhin Literatur mit "Küchenniveau" geniessen :wink:

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • ich weiss nicht was unter "Küchenniveau" zählt in der Literatur

    So ähnlich wie "Küchenlatein", würde ich sagen; sprachlich und inhaltlich ganz einfach gestrickte Geschichtchen.
    Eine interessante Diskussion habt Ihr da entfacht. :thumleft: Mitreden kann ich leider nicht, weil ich den Unsinn nicht zu Ende lesen wollte.


    und werde somit anscheinend weiterhin Literatur mit "Küchenniveau" geniessen

    Wieso nicht! Die darf einem ja auch gefallen.
    Und Du magst ja auch andere Literatur, die nicht in diese Rubrik fällt, wenn ich mich recht erinnere. :wink:

  • @Sylli ich darf dir sagen, mich amüsiert diese Diskussion sehr, auch wenn sie langsam etwas absurd wird. Denn ich verstehe nicht ganz wie man genau an diesen Roman so "hohe Ansprüche" stellt. Ist es etwa weil uns T.C. Boyle in unverschämter Weise den Spiegel vor Augen hält :?: Denn das macht er nämlich indem er dieses Reality TV so in den Vordergrund stellt. Denn diese Shows haben ein Millionen Publikum, jedoch niemand schaut diese.... :wink:
    Übrigens deshalb habe ich auf das Wort "Küchenniveau" mit einem :wink: reagiert, denn es ist mir absolut "Wurst" wie das was ich lese von andern genannt wird. :wink:

    Gebt gerne das, was ihr gerne hättet: Höflichkeit, Freundlichkeit, Respekt. Wenn das alle tun würden, hätten wir alle zusammen ein bedeutend besseres Miteinander.

    Horst Lichter

  • So ähnlich wie "Küchenlatein", würde ich sagen; sprachlich und inhaltlich ganz einfach gestrickte Geschichtchen.

    Küchenpsychologie hat in der Tat nichts mit sprachlich und inhaltlich einfach gestrickten Geschichten zu tun, sondern, wie Klaus schreibt, mit einer simplifizierenden, banalisierenden und plakativen Darstellung psychologischer Vorgänge und Zusammenhänge. Ich kenne die "Terranauten" nicht und kann dazu nichts sagen, aber ich habe schon viele Bücher gelesen - und es waren durchaus auch komplexere Texte dabei - die mir durch ihre Küchenpsycholgie vergällt wurden.

    Übrigens deshalb habe ich auf das Wort "Küchenniveau" mit einem reagiert, denn es ist mir absolut "Wurst" wie das was ich lese von andern genannt wird.

    Wenn Klaus der Meinung ist, dass die Psychologie in diesem Buch "Küchenpsychologie" ist, ist das ja kein Angriff gegen Dich. :friends: "Küchenpsychologie" ist eigentlich ein ganz gebräuchlicher Begriff. Paolo Coelho ist übrigens der unübertroffene Meister darin. :lol:

    :study: Willa Cather - Meine Antonia

    :study: Wolfgang Herrndorf - Tschick

    :study: Reiner Stach - Kafka. Die Jahre der Entscheidungen

    :study: James Wood - Die Kunst des Erzählens















  • psychologisch ist das Buch auf Küchenniveau.

    Für mich sind das verschiedene Begriffe Küchenniveau und Küchenpsychologie.

    Küchenpsychologie hat in der Tat nichts mit sprachlich und inhaltlich einfach gestrickten Geschichten zu tun

    In dem Fall schon. Soweit ich gelesen habe (270 eBook-Seiten) war alles ziemlich einfach gestrickt, sowohl inhaltlich als auch sprachlich.
    Dabei lese ich T.C. Boyle gerne, allerdings schwanken seine Bücher im Niveau meiner Meinung nach sehr. "Hart auf hart" fand ich genauso schlecht wie die "Terranauten". Andere hingegen habe ich sehr gerne gelesen ("Die Frauen", "Grün ist die Hoffnung").

  • Für mich sind das verschiedene Begriffe Küchenniveau und Küchenpsychologie.

    Na ja, jedenfalls hat Klaus Küchenpsychologie gemeint. Gibt es überhaupt den Begriff "Küchenniveau" in der Literatur? Für mich hat der keinen negativen Beiklang. Ich mag Küchen und alles, was man darin brutzelt. :wink:

    allerdings schwanken seine Bücher im Niveau meiner Meinung nach sehr

    Ja, das finde ich auch, deswegen habe ich schon lange kein Buch mehr von Boyle gelesen. Er zählte allerdings noch nie zu meinen Lieblingsautoren.

    :study: Willa Cather - Meine Antonia

    :study: Wolfgang Herrndorf - Tschick

    :study: Reiner Stach - Kafka. Die Jahre der Entscheidungen

    :study: James Wood - Die Kunst des Erzählens















  • Gibt es überhaupt den Begriff "Küchenniveau" in der Literatur?

    Als negative Bewertung von Literatur ist er mir schon geläufig, wobei es sich um völlig anspruchslose Geschichten handelt. Wie ja auch "Küchenlatein" abwertend für schlechte Übersetzungen verwendet wird. Mein Lateinprofessor zumindest hat diesen Ausdruck geliebt. :roll:

  • Paolo Coelho ist übrigens der unübertroffene Meister darin.

    Aber jetzt bitte nicht T. C. Boyle und Paolo Coelho in einen Topf schmeißen. Ich meine, man muss jetzt nicht alles von Boyle mögen und man kann ihn natürlich kritisieren, aber unter die Gürtellinie soll es nicht gehen. :wink:

  • Aber jetzt bitte nicht T. C. Boyle und Paolo Coelho in einen Topf schmeißen.

    Soweit würde ich nie gehen, was denkst Du denn von mir? :(

    aber unter die Gürtellinie soll es nicht gehen.

    Haha, ein Vergleich mit Paolo Coelho ist wirklich für jeden wahren Schriftsteller ein schmerzhafter Tritt in die Weichteile. :-,:lol:

    :study: Willa Cather - Meine Antonia

    :study: Wolfgang Herrndorf - Tschick

    :study: Reiner Stach - Kafka. Die Jahre der Entscheidungen

    :study: James Wood - Die Kunst des Erzählens















  • Ich habe Eure Diskussion eher überflogen als gründlich gelesen, aber
    ich habe vor einigen Tagen das Buch beendet und brauchte tatsächlich länger als sonst,
    bis sich die Geschichte gesetzt hat.


    Und ich habe deswegen länger gebraucht, weil mich das Menschenbild mehr als irritiert hat.
    Alle Charaktere sind so, dass man sich als Leser mit keinem identifizieren kann - na gut, das muss
    ja auch nicht sein. Aber sie verhalten sich so animalisch, hormon- und triebgesteuert,
    ein entbehrungsreiches Leben in ihrer abgeschlossenen Welt, sie sind wie
    Zootiere in ihrer Glaskuppel. Für mich war das ein schlimmes Bild: die Zuschauer, die sich
    die Nasen an der Glaswand plattdrücken und Fotos machen.
    Dieser Lemuren-Streit am Anfang kam mir vor wie ein Grundakkord, ein Leitmotiv.
    Sie starten als Gemeinschaft - und das Ganze endet in einem Kampf aller gegen alle, der Mensch wird des Menschen
    Wolf. Ich habe gerade bisschen Freud gelesen, "Das Unbehagen in der Kultur", und ich glaube, ich muss mich jetzt sehr
    anstrengen, um mein Menschenbild nicht komplett runterzuziehen....


    Und um was geht es? Um Geld. Judy: „Wir verkaufen der Öffentlichkeit was“ „Wir rühren dieTrommel tun, was wir können, wir verteilen Werbegeschenke und organisierenPresseausflüge – alles, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Und Geld einzunehmen."


    Die religiöse Facette fand ich auch mehr als ernüchternd: Die heilige Drei-Einigkeit hat zwar die Welt geschaffen, aber jetzt ist sie
    beschäftigt mit Intrigen, mit Geldeintreibereien, mit PR und Vermarktung, mit Manipulation. Allesamt sind sie Miststücke,
    auch die Jungfrau Maria, die in der Glaskuppel sitzt und sich als Haupt-Star feiert und feiern lässt.


    Der Kernpunkt des Romans ist folgender Satz von Ramsay, der einzigen Person, die das System durchschaut, die sich selber als "hormongerittenen Teenager" bezeichnet, als "seicht":
    „Warum ich das alles erzähle? Weil wir Menschen Reinheitvielleicht bewundern oder das jedenfalls behaupten, in Wirklichkeit aber sehenwollen, wie sie kompromittiert wird, wie Ideale zerstört, beschmutzt und in denDreck gezogen werden, in dem wir selbst tagaus, tagein leben.“


    Das ist doch schrecklich, finde ich.

    :study: Joseph Roth, Hiob. MLR.

    :study: Vigdis Hjorth, Ein falsches Wort.

    :musik: Leonie Schöler, Beklaute Frauen.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Nachdem @drawe das Buch zufällig ungefähr zur gleichen Zeit wie ich (aus)gelesen hat, kommt hier noch meine Meinung:
    Ich bin ein großer Boyle -Fan, obwohl ich nicht alle seine Romane gelesen und mehr als einen abgebrochen habe bzw. nur durchschnittlich fand.
    „Die Terranauten“ rangiert bei mir unter Durchschnitt. Unterhaltung, ohne ein Pageturner zu sein oder besondere Momente zu besitzen. Mit dem einen besonderen Moment, der

    wird ja leider schon im Klappentext für den Roman geworben.


    Dass die Charaktere keine Identifikationsfiguren sind, störte mich weniger. Wegen mir können alle handelnde Personen in einem Roman die vollkommenen Gegenteile von Sympathieträgern sein. Aber hier fehlte mir die Würze. @taliesin s Beschreibung im 365 - er - Thread „wissenschaftliche Soap - Opera“ trifft es für mich haargenau. Im Grunde sind sich alle Personen relativ ähnlich.


    Ich habe im Gegensatz zu @Ambermoon keine wissenschaftlich fundierte Erzählung erwartet. Das, was an derartigen Passagen vorhanden war, reichte mir aus. Es war mir relativ klar, dass Boyle den psychologischen Weg gehen wird und da muss ich leider sagen, gerade als es anfing, wirklich interessant zu werden, hörte es auch schon auf. Der beste, weil absurdeste Moment, war für mich der,

    Absurde Situationen aufbauen, das kann Boyle einfach am besten. Ich denke an „Wassermusik“ ebenso wie an „America“ oder „Worldˋs End“. Manche Leser sind davon genervt, aber genau das mag ich an ihm am meisten. Und dass sich mein persönlicher Höhepunkt auf weniger als hundert Seiten abspielte, macht mir auf jeden Fall Lust auf Boyles aktuellen Kurzgeschichtenband :) .


    Von mir gab es :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

  • Klappentext

    Der verspricht uns auch Komik.
    Hast Du irgendwo was Komisches gefunden?
    Mir ist keine Stelle untergekommen, an der ich lachen musste / durfte, ganz im Gegenteil.
    Ich fand es von Seite zu Seite beklemmender.

    :study: Joseph Roth, Hiob. MLR.

    :study: Vigdis Hjorth, Ein falsches Wort.

    :musik: Leonie Schöler, Beklaute Frauen.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Der verspricht uns auch Komik.Hast Du irgendwo was Komisches gefunden?
    Mir ist keine Stelle untergekommen, an der ich lachen musste / durfte, ganz im Gegenteil.
    Ich fand es von Seite zu Seite beklemmender.

    Ach, siehst Du, das habe ich ganz übersehen. Bei Onleihe - Büchern überfliege ich Vor -, Nach - und Klappentext - Worte dann wohl doch eher.
    Auf Anhieb fällt mir nichts ein :-k .

  • "Die Terranauten" war mein erster Boyle, und auch wenn er nicht so typisch für diesen Schriftsteller sein soll, hat es mir gut gefallen. Der Schreibstil ist flüssig und ließ sich gut lesen. Dass es so viel von Sex und Beziehungen gehandelt hat, war manchmal etwas nervig, denn eigentlich hätte ich gerne mehr von der wissenschaftlichen Tätigkeit erfahren, aber ich denke, das war gar nicht die Absicht Boyles. Stattdessen war das geschlossene Ökosystem nur Fassade für ein soziales Experiment und im Grunde wurden die Vorurteile dann auch bestätigt. Nämlich, dass viele Menschen dumm, eigensinnig und berechnend sind.

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: Matthias Bogner / Kevin Zindler - Die besten Horrorfilme des 21. Jahrhunderts

    :study: SUB: 330

  • Manche Romane von T.C. Boyle finde ich großartig, andere wiederum gefallen mir gar nicht. Dieses Buch ist für mich bis jetzt mit Abstand sein schlechtestes. Natürlich ist alles Geschmackssache, trotzdem kann ich die positiven Stimmen hier nicht nachvollziehen. Ich weiß, Sex sells, aber diese paar Sexszenen können es doch nicht sein, so prickelnd sind sie auch wieder nicht.


    Boyle macht den großen Fehler gleich am Anfang: Er stellt diese acht jungen, gut ausgebildeten und auf ihrem Gebiet beschlagenen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen als einen Haufen sexbesessener, pubertär wirkender Egomanen hin. Das gleiche gilt für die vier Leute, die das Experiment draußen begleiten. Alle sind durch die Bank ziemlich bis sehr unsympathisch.


    Wie hier schon mehrfach bemängelt, spielt das Experiment in dem hermetisch abgeschlossenen Ökosystem nur eine untergeordnete Rolle, und im Verlauf des Romans wird „biosphere 2“ immer mehr zur reinen Kulisse degradiert. Die gesamte Handlung ist vorhersehbar oder birgt zumindest keine Überraschungen, auch mit Dawns Schwangerschaft ändert sich im Grunde genommen nichts. Worauf wollte Boyle denn mit diesem Buch hinaus, was nicht von Anfang an schon festgestanden hätte?


    In meiner Ratlosigkeit habe ich im Internet nach irgendeinem Kommentar des Autors zu seinem Buch gesucht und bin tatsächlich fündig geworden. In einem Interview sagt Boyle, es wäre ihm in dem Roman um die Frage gegangen, was passieren würde, wenn man vier Weibchen und vier Männchen zusammen in einen Käfig sperren würde. Was passieren würde? Nichts! Acht sexbesessene, pubertär wirkende Egomanen bleiben acht sexbesessene, pubertär wirkende Egomanen und verhalten sich eben auch so. Das hätte ich Boyle gleich sagen können, dann hätte er mir dieses banale und mich ziemlich langweilende Buch vielleicht erspart.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    :study: Willa Cather - Meine Antonia

    :study: Wolfgang Herrndorf - Tschick

    :study: Reiner Stach - Kafka. Die Jahre der Entscheidungen

    :study: James Wood - Die Kunst des Erzählens