Darum gehts:
Die Erde in der Zukunft ist fast ausschließlich von Wasser bedeckt. Die Klimaveränderungen haben viele Überschwemmungen hervorgerufen und die Absenkung der Erdplatten lässt kaum mehr Land übrig, auf dem die Menschen überleben können.
Die meisten haben sich deshalb unter den Meeresspiegel zurückgezogen und leben unter riesigen Kuppeln in ihrem eigenen Gesellschaftssystem.
Kenzie ist eine davon.
In ihrer "Heimat" herrscht eine strikte Ordnung, denn das Überleben der 3000 Bewohner hängt davon ab, dass sich alle den Regeln für das Kollektiv unterordnen. Die Geburtenkontrolle zwingt die Frauen zu einem konservativen Dasein, funktioniert aber sehr solidarisch mit dem Tauschsystem des Gebens und Nehmens.
Kenzie ist 18 und hat ihre letzten Prüfungen abgelegt. Natürlich erwartet man von ihr, sich eine Tätigkeit zu suchen, die dem Gemeinwohl beiträgt, doch das Meer hat sie schon immer fasziniert und die Neugier, die Welt über Wasser zu sehen. Aber es scheint keine Chance zu geben, diesem Schicksal zu entfliehen ...
Meine Meinung
Auf diesen Entwurf unserer Zukunft war ich sehr gespannt und ich finde, dass Laura Kneidl das ganze gut umrissen hat. Während man anfangs noch das ganze System kennenlernt, wie das Überleben in den Kuppeln unter Wasser funktioniert, entwickelt sich im Lauf der Geschichte aber der Fokus stark auf Kenzie.
Ich hätte mir schon noch mehr Details gewünscht, denn die Idee mit den Kuppeln ist zwar nicht neu aber immer noch faszinierend, aber für ein Jugendbuch war es okay und teilweise auch anschaulich beschrieben.
Besonders schön fand ich das Gesellschaftssystem in Kenzies Unterwasserwelt. Alles, was angebaut oder produziert wird, ist für alle da und wird gleichberechtigt vergeben. Jeder muss natürlich seinen Beitrag dazu leisten, aber man sieht hier sehr schön, dass das funktionieren kann. Demgegenüber steht natürlich die Kontrolle über die Geburten und damit die Rechte der Frauen. Sie sind hoch angesehen da sie den Fortbestand sichern, trotzdem haben sie dadurch auch Einschränkungen, die zwar logisch klingen, aber dennoch die Selbstbestimmung beschneiden.
Damit kommt Kenzie überhaupt nicht klar. Sie ist 18 und alle erwarten von ihr, sich dem Gemeinwohl unterzuordnen und eine für Frauen geregelte Arbeit anzunehmen. Allerdings hat sie ein Geheimnis das ihr schwer zu schaffen macht und ein Leben in der Kolonie nahezu unmöglich macht.
Kenzie erscheint mir tough und überzeugt davon, ihren eigenen Weg gehen zu können. Allerdings zeigt sie sich später auch etwas sehr naiv, bzw. zieht sie schnell die falschen Schlüsse und erinnert in den Momenten an einen unreifen Teenager. Das erwartet man einfach nicht von ihr, dass sie jedes Wort für bare Münze nimmt, ohne darüber nachzudenken. Aber die Gedanken, die dann auftauchen, sind doch sehr kindisch und nur für den Zweck der Handlung. Das war ein bisschen schade.
Die anderen Charaktere sind gut getroffen und passen schön ins Bild. Nichts außergewöhnliches, aber trotzdem interessant - auch wenn man leider schon früh ahnt, wie sich alles entwickeln wird.
Der Schreibstil ist einfach und flüssig zu lesen, dabei sehr unterhaltsam und es geht in einem guten Tempo voran. Insgesamt wirkt es dadurch doch etwas zu oberflächlich, aber man muss ja dabei die Zielgruppe im Auge behalten.
Der Prolog, wenn auch nur wenige Zeilen, hätte meiner Meinung nach nicht sein müssen, weil er schon eine Überraschung vorwegnimmt, die ich nicht unbedingt vorher hätte wissen müssen - auch wenn es klar erscheint, dass es darauf hinausläuft.
Insgesamt waren einige Dinge vorhersehbar, aber trotzdem gab es auch die ein oder andere Überraschung. Am Ende gab es ein spannendes Finale, das mir in manchen Punkten zu dramatisch-romantisch war, aber das ist einfach allgemein nicht so mein Ding.
Fazit: 3.5 Sterne
© Aleshanee
Weltenwanderer