Original : Französisch, 2017
INHALT :
Erinnerungen der französischen Schauspielerin und Schriftstellerin an ihren Französisch- und Lateinlehrer aus der Jugendzeit am Anfang der 60iger Jahre in Caracas/Venezuela, den Priester Deau. Und ihre Kontakte mit diesem in Frankreich, an die 25 Jahre später und bis zu seinem Tode, 2006.
BEMERKUNGEN :
Dem leidenschaftlichen Kinogänger mag Anne Wiazemsky auch in Deutschland schon gut bekannt sein, spielte sie doch in Filmen von Luc Bresson, Jean-Luc Godard, Pier Paolo Pasolini und an der Seite von Jean-Pierre Léaud ua… Später würde sie ihre Schauspielerei ganz hinter sich lassen und wendete sich dem Schreiben zu, wofür sie inzwischen in Frankreich sehr bekannt geworden ist. Dabei greift sie oft auf (auto-)biographisches Material zurück : Man denke an die reiche Familiengeschichte, den Wurzeln einerseits in Russland auf Seiten ihres Vaters (Grossgrundbesitzer und Diplomaten), aber auch den nicht nur in Frankreich sehr bekannten Literaturnobelpreisträger François Mauriac. Oft fanden ihre literarischen Bearbeitungen kein positives Echo in der eigenen Familie : offenbarte sie Interna, Geheimnisse ? Zudem kamen manche Entscheidungen, wie das Leben als Künstlerin, die Heirat mit dem älteren Godard, das Engagement im Kampf für straffreie Abtreibung in ihrer bürgerlichen Familie nicht gut an.
Hier nun aber kommt Wiazemsky auf einen Teil ihres Lebens zu sprechen, der vielen unbekannt war : die immensen Vertrauensbeweise und Anspornungen seitens eines Priesters, der in der frühen Jugend in Caracas/Venezuela ihr Lehrer war. Der ihr quasi nie für ihre Fehler (so sagt sie) Vorwürfe gemacht hat, aber vielleicht mit einer war, mit dem sie sich austauschen konnte. Und als er sich an die 25 Jahre später 1988 bei einer Erstveröffentlichung der Schriftstellerin plötzlich telefonisch bei ihr meldet – der Kontakt war lange abgebrochen – ist dieses wundersame gegenseitige Vertrauensverhältnis sofort wieder da. Es ist beeindruckend, wie urteilsfrei der Priester einerseits dieser Frau begegnet, die viele andere Wege gegangen ist. Und genauso beeindruckend, mit welchem Respekt Wiazemsky von diesem letztlich einfachen, kaum viel älteren, aber immer sich einwandfrei haltenden, jovialen und lachenden Priester spricht. Betitelt sie nicht ihre Schilderung mit « Ein heiliger Mann » ? Wiegt das nicht vielleicht von ihr aus kommend viel mehr als manche offiziellen Lobeshymnen ?
Eine Bewertung fällt mir sehr schwer, da es sich ja quasi um eine sehr persönliche Schilderung handelt. Es scheint mir ziemlich klar – und es wird auch angesprochen – dass Wiazemsky ihre Wunden trägt und tragen muss. Sie zeigt sich als zerbrechlich und auch liebebedürftig, nach Schutz und Anerkennung dürstend. Das ist so viel. Vielleicht sollte man das nicht einfach « bewerten » ?
AUTORIN :
Anne Wiazemsky (* 14. Mai 1947 in Berlin) ist eine französische Schauspielerin und Schriftstellerin. Sie verbrachte einen Großteil ihrer Kindheit in Genf und Caracas (Venezuela). 1961 kehrt die Familie nach Frankreich zurück.
Die Enkelin von Schriftstellermonument François Mauriac und Tochter eines russischen Diplomaten gab ihr Filmdebüt 1965 als Marie in Robert Bressons « Zum Beispiel Balthasar » (Au hasard Balthazar). 1966 holte sie ihr Abi nach und schrieb sich für Philosophie an der Universität ein, schloß aber nie ab. Von 1967 bis 1979 war sie mit Jean-Luc Godard verheiratet und spielte in mehreren seiner Filme mit: 1979 in Die Chinesin (La Chinoise) an der Seite von Jean-Pierre Léaud und Weekend, 1968 in One plus One. Für Pier Paolo Pasolini stand sie 1969 in Teorema – Geometrie der Liebe vor der Kamera und 1970, erneut an der Seite von Léaud, in Der Schweinestall.
Neben ihrer Arbeit als Schauspielerin machte sich Wiazemsky auch als Regisseurin und vor allem als Schriftstellerin einen Namen. Die Enkelin des französischen Literaturnobelpreisträgers François Mauriac erhielt für ihr literarisches Werk mehrere Preise. Dieser bedeutende Teil ihrer Arbeit ist aber dem deutschsprachigen Publikum weitestgehend unzugänglich mangels Übersetzungen. Oft verarbeitet sie in einer verwandelten Fassung Elemente ihrer Biographie oder ihrer Familie.
Anscheinend ist bislang nur « Mein Berliner Kind » auf Deutsch übersetzt ?!
(Quellen: wikipedia.fr und .de)
Broché: 128 pages
Editeur : Gallimard (2 février 2017)
Collection : Blanche
Langue : Français
ISBN-10: 2070107124
ISBN-13: 978-2070107124