Sam Pivnik - Der letzte Überlebende / Survivor - Auschwitz, The Death March and My Fight for Freedom

  • Kurzmeinung

    syko
    sehr berührend und traurig, obwohl ich schon so viel darüber gelesen habe
  • Originaltitel: Survivor - Auschwitz, The Death March and My Fight for Freedom (2012)


    Klappentext:


    Der Junge, der dem Tod entkam


    Sam war dreizehn Jahre alt, fast noch ein Kind, als die Deutschen kamen. Seine Familie lebte in einem kleinen oberschlesischen Städtchen. Da brach die Hölle über sie herein. Auschwitz, die Todesmärsche, die Bombardierung der "Cap Arcona" - vierzehn Mal hätte der Junge in diesen Jahren getötet werden können. Doch er widerstand.


    über den Autor:


    Sam Pivnik, geb. 1926, entkam als Einziger aus seiner Familie der Verfolgung durch die Nationalsozialisten. Er lebt heute ineinem Altersheim in London.


    Meine Meinung:


    Mir fiel das Cover sofort ins Auge und der Titel "Der letzte Überlebende" mit dem Zusatz "Eine wahre Geschichte" reichte vollkommen aus um meine Aufmerksamkeit zu erreichen. Dann las ich den Klappentext und ich wusste, daß ich für mich ein absolut interessantes und lesenswertes Buch in den Händen halte. Es ist eine Autobiographie eines bedeutenden Mannes und Zeitzeugen, der über seine friedvolle Kindheit erzählt bis die Deutschen kommen. Es ist eindringlich, erschütternd, aber nicht anklagend geschrieben und das macht es meiner Meinung um so schlimmer, weil er seine wahre Lebensgeschichte ziemlich detailgetreu schildert. Mein Fazit des Buches ist, dass es für mich ein sehr wichtiges Buch ist, weil Zeitzeugen und Geschichte möglichst authentisch erhalten bleiben sollte. Ich persönlich kann mich nur verneigen und mich bedanken, dass ich an des Autors Lebensgeschichte teilhaben durfte, weil ich außer dem Schulwissen nur das nötigste erfahren habe und das war natürlich nicht so detailiert. Ich kann ehrlicherweise immer noch gar nicht wirklich beschreiben wie sehr mich das Buch aufwühlt und sprachlos macht.


    Fazit:


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    :study: 13 Gebote (Mortimer Müller) 274 / 426 Seiten

    :study: Einfach Mensch sein (Sy Montgomery) 32 / 208 Seiten


    SUB: 857

  • Von den Grausamkeiten der Nazis weiß in der heutigen Zeit jeder Erwachsenen. Trotzdem ist es immer wieder schockierend darüber zu lesen. Erzählt von realen Personen, die diesen Schrecken am eigenen Leib erleben mussten. Unschuldige Menschen, die nur wegen ihrer Herkunft bzw. wegen ihres Glaubens dem Tod geweiht waren. Immer wieder schrecklich und schockierend und nicht verständlich, wie Menschen zu solchen Grausamkeiten gegenüber anderen fähig waren.


    Sam Pivnik erzählt seine Geschichte mit all ihren schockierenden Tatsachen. Sie beginnt ganz harmlos mit seiner Kindheit. Eine Kindheit wie ich sie auch hatte. Mit Freunden, spielen im Freien, herumtollen, Unsinn treiben. Doch mit 13 ist diese Kindheit vorbei, von einem auf den anderen Tag. Die Nazis besetzten Polen und für die jüdische Bevölkerung ist nichts mehr wie es war. Plötzlich werden sie gemieden, ihre Freunde verachten sie, ihre Nachbarn schneiden sie. Die erste Aussortierung findet in einem Sportstadion statt. Als Leserin verspürte ich hier schon einige Male ein beklemmendes Gefühl, bin vorbereitet auf das was kommt und kann es doch nie fassen. Es folgt eine scheinbar sichere, aber harte Zeit im Ghetto, gefolgt vom grässlichen Zug nach Auschwitz. Sam überlebt diese schreckliche Zeit nur knapp. Er beschreibt diese Monate mit all ihrer schonungslosen Brutalität. Hat er das eine entsetzliche Lager überlebt, folgt sogleich das nächste. Wieviel Leid kann ein Mensch ertragen? Wieviel Leben steckt in einem? Sam Pivnik kann viel ertragen und in ihm stecken viele Leben. So manches mal ist er schon an der Kippe, doch er kämpft sich mit eisernem Willen immer wieder zurück. Kurz vor der Befreiung durch die Alliierten wird das Lager geräumt, es beginnt eine weitere Odyssee. Trauriger Höhepunkt ist der Angriff auf die Cap Arcona. Auch diese Unfassbarkeit überlebt Pivnik.


    Mein Fazit:


    Schockierend, dass sind meine Gefühle am Ende dieser Lektüre. Auch wenn mir die Vorkommnisse bekannt waren, es zu lesen mit all den unbeschönigten Worten bestürzt mich immer wieder. Es ist gut, das Sam Privnik seine Erlebnisse veröffentlicht hat, denn diese Geschehnisse dürfen nicht in Vergessenheit geraten!


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  • Der letzte Überlebende – Unbeschreibliche Abgründe und die Freude an den kleinen Dingen


    Ob Details und Tatsachen nun exakt historisch belegt sind (was sie tatsächlich sind) oder nicht – daran verschwendet man beim Lesen dieser Biografie keinen Gedanken. Zu unmittelbar geschrieben steht da alles, was Szlamek Pivnik vor allen in seinen Teenagerjahren erlebt hat und erleiden musste. Sein Ghostwriter trifft die richtigen Zwischentöne, hat viel Zeit mit dem heute über 90-Jährigen verbracht. Trotz der so guten medizinischen Versorgung in Europa ist es heutzutage besonders, so alt zu werden.Dass Pivnik es wurde ist eigentlich unfassbar.


    Denn noch bevor er seine Ausbildung abschließen, eine Arbeit suchen, eine Familie gründen und in Ruhe alt werden konnte, wurden seine Heimatstadt besetzt und sein Weltbild zerstört. Niemand außer anderen Zeitzeugen kann auch nur annähernd ermessen, welche Abgründe menschlicher Grausamkeiten dieser polnische Jude in den für einen Menschen mitunter prägendsten Jahren seines Lebens sah und am eigenen Körper spürte.


    Getrennt von seiner Familie, überlebte Pivnik jahrelange Prügel, psychische wie physische Folter und lernte, was er tun musste um buchstäblich seine Haut zu retten. Füße voller blutiger Blasen waren beim Anblick von einem Stück Brot schon vergessen. Dass ein paar Schritte neben einem ein anderer eine Kugel in den Kopf bekommt, alltäglich. Doch es war nicht nur das Gelernte und sein Gespür für gefährliche Situationen, die der Teenager sich zunutze machte. Auf unbestechliche Weise erzählt der heute in London lebende auch von den Momenten, als pures Glück ihm sein Leben rettete.


    Pivnik verhehlt nicht, dass er immer noch Albträume hat. Sehr gut trifft es eine Bemerkung von Ghostwriter Mei Trow am Ende in einer Art Nachwort: „Wenn Sam sagt: ‚Ich fühlte mich benommen‘ oder ‚Die Angst kam zurück‘, dann können Außenstehende (…) nur ansatzweise verstehen was er meint.“ Das stimmt. Und dennoch ist es wichtig, dass wir solche wahren Geschichten in Ehren halten, zwischen den Generationen weitergeben und sie genauso wie andere historische Tatsachenberichte in die Geschichte Europas und der Welt aufnehmen.


    In dieser Hinsicht war auch Pivnik nicht untätig. Abbildungen im Buch zeigen Ausschnitte aus den Reisen, die er mit eine Gruppe Studenten und einmal mit einem Fernsehteam unternahm. Er kehrte nach Polen zurück, nach Będzin, seinen Geburtsort zurück, in die Lager und an andere Gedenkstätten und Orte seines persönlichen Todesmarsches. Doch nicht nur beklemmende Momente sind in diesem Buch festgehalten. Nach der Besetzung Nazi-Deutschlands durch die Alliierten ist Platz für andere Emotionen. Es sind die kleinen Dinge, die bei den Befreiten große Freude hervorrufen: Kleidungsstücke, die nicht gestreift sind, am Morgen ohne Zählappell aufzuwachen oder sich sattessen zu können.


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  • Ergreifend...


    Das Buch ist in meinen Augen absolut empfehlenswert - eine richtig berührende und ergreifende Erzählung. Das Buch hat mich persönlich schon nach wenigen Seiten eingefangen und an sich gebunden. Ich habe mitgefiebert und mitgefühlt, wie es selten bei einem Buch ist.
    Das Buch gehört normalerweise so gar nicht zu meinen bevorzugten Genre, jedoch ist es ein bedeutendes Thema, was jeden von uns betrifft, deswegen greife ich bewusst immer wieder zu Büchern wie zu diesem. Ich kann dieses Buch absolut weiterempfehlen, und hoffe, dass es noch viele viele Menschen genauso erreicht, wie mich.
    Ein Buch, mit einem tollen Schreibstil und einer wichtigen Botschaft.

  • Szlamek Pivnik feiert gerade seinen dreizehnten Geburtstag, als die Wehrmacht 1939 in Polen einmarschiert. In der Folge verliert seine jüdische Familie immer mehr Rechte, bis sie 1943 nach Auschwitz-Birkenau deportiert werden. Im Gegensatz zu seiner Familie überlebt Szlamek das Konzentrationslager und erzählt mehr als 70 Jahre später seine Erlebnisse als polnischer Jude während des zweiten Weltkriegs.Die letzten Kapitel fassen kurz sein Leben in den Jahren nach Kriegsende zusammen.


    Der Autor Sam Pivnik, der zu dieser Zeit noch Szlamek hiess, erzählt seine Geschichte in der Ich-Perspektive. Er bleibt dabei eher nüchtern, fast kühl, was ich aber ziemlich passend fand. War er als Jugendlicher erlebt hat war so schrecklich, dass alleine die Schilderung der Tatsachen ausreicht, um den Leser tief zu berühren. Eine pathetische Wortwahl oder ein Drücken auf die Tränendrüse wäre hier zu viel gewesen. So stellt sich das Buch als das dar, was es auch ist: die Dokumentation eines Schicksals, das Sam mit Millionen von anderen geteilt hat, mit dem Unterschied, dass er es als einer der wenigen überlebt hat und heute davon erzählen kann. Bei der Lektüre fühlte ich mich öfters, als würde ich neben Sam auf einer Bank sitzen und er würde mir seine Geschichte selbst erzählen.


    „Der letzte Überlebende“ ist in erster Linie ein Zeitzeugenbericht über eines der dunkelsten Kapitel der Menschheitsgeschichte. Im Holocaust während des zweiten Weltkriegs wurden mehr als sechs Millionen Juden ermordet, rund eine Million davon im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Sam Pivnik erzählt aber nicht nur von seinen Erlebnissen, sondern bringt auch Zahlen und Namen. Man merkt, dass er sich in den Jahren danach intensiv mit dem Konzentrationslager befasst hat, da er Fakten auflistet, die er damals schlicht nicht wissen konnte. Daher erinnert das Buch öfters fast eher an ein nüchternes Geschichtsbuch mit Fakten als an wahre Erlebnisse. Ich denke, dass dieses Abstrahieren, das Auflisten von Fakten Sam Pivniks Weg ist, mit den erlebten Gräueltaten umgehen zu können und sie emotional von sich fernzuhalten, um nicht daran zu zerbrechen.


    Neben dem Text enthält das Buch auch einige schwarz-weisse Abbildungen von Karten, um sich die Umstände des Lagers und des Todesmarsches besser vorstellten zu können, sowie Fotos von Auschwitz-Birkenau und der Familie Pivnik.



    Mein Fazit
    Ziemlich nüchtern geschildert, aber trotzdem sehr berührend.


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  • Als ich einige Wochen vor der Veröffentlichung der deutschen Version dieses Buchs erfahren hatte, war ich sehr gespannt. Die Themen "Auschwitz" und "Judenverfolgung" waren für mich schon lange interessant. Ich finde, über diese Themen kann man nicht genug reden, schreiben und lesen, besonders jetzt, in der Zeit, in der der Frieden auf der ganzen in solcher großen Gefahr steht.


    Ich weiß wirklich nicht, was ich in meiner Rezension auf dieses Buch groß schreiben soll. Ich kann nicht über den Stil des Autors sprechen, etwas daran kritisieren, zumal bei der Literatur dieser Art (Erinnerungen der Überlebenden) der Inhalt viel wichtiger ist als stilistische Merkmale und Ausdrucksweise.


    Ich finde nur, dass ähnliche Bücher öfter in die Lektürenlisten in den Schulen aufgenommen werden sollten, damit die wichtigen Lektionen, die uns die Überlebenden des Holocausts geben, an der jungen Generation nicht vorbeigehen.

  • Sam Pivnik, 13 Jahre alt, Jude. In diesem Buch erfahren wir etwas über die schlimmste Zeit seines Lebens, ein Leben als Jude im Holocaust. Von den Anfängen bis zum bitteren Ende nimmt Sam uns mit, beschreibt seinen grauenvollen Alltag, ohne dabei anklagend oder persönlich zu sein, sachlich, mit einem Hauch von Bitterkeit. Er scheut sich nicht, Namen zu nennen und das ist auch gut so. Diese Zeit darf nicht unter den Teppich gekehrt werden, es muss immer wieder darauf aufmerksam gemacht werden, zu was die Menschen fähig sind.
    Sam hat fast alles verloren, seine Familie, sein zu Hause, seine Würde. Er entgeht so oft knapp dem Tod, dass es schon ein Wunder grenzt, dass er überhaupt überlebt hat.
    Besonders gefallen haben mir, neben dem ergreifenden Tatsachenbericht, die Fotografien, die in dem Buch enthalten sind. Und auch die Berichte über die Zeit danach sind äußerst informativ. Ich kann dieses Buch jedem ans Herz legen, der sich für diese Zeit interessiert und einen "Insider"-Bericht lesen kann und möchte. Es fällt schwer, diese ganzen Gräuel der Zeit zu erfassen und zu verarbeiten, wie es jemand schafft, der wirklich dabei war, ist mir ein Rätsel. Danke an Herrn Pivnik für dieses tolle, wichtige, besondere Buch.

    Auf Veränderung zu hoffen, ohne selbst etwas dafür zu tun, ist wie am Bahnhof zu stehen und auf ein Schiff zu warten. (Albert Einstein)

  • "Die Leute fragen mich oft, warum ich so lange gewartet habe meine Geschichte zu erzählen. Das ist eine einfache Frage, aber die Antwort ist es nicht." (Sam Pivnik)
    Der 13-jährige Szlamek Pivnik, erlebte bisher eine unbekümmerte Kindheit in Bedzin. Doch dann musste mit ansehen wie die Deutschen am 1. September 1939 in Polen einmarschierten. Ab diesem Tag feierte man auch Sams Geburtstag nicht mehr, auch seine Bar Mizwa wurde nicht groß gefeiert. Doch das dies nur der Anfang sein sollte hatte Sam damals nicht gedacht, wie auch, er war noch ein Kind. Der Vater war Schneider, Mutter war eine gute jüdische Mutter, dann gab es noch die Schwestern Hendla, Chana und seine Brüder Majer, Wolf und Josek. Irgendwann kamen sie in das Ghetto in Kaminoka, Sam berichtet: "Da saß ich auf dem Dachboden mit seinen 17 Jahren, trank Pisse, hörte seine Familie schluchzen und draußen schossen die Deutschen". Doch auch diese Zeit verging und sie wurden in ein Lager abtransportiert. Dies war so ein Ort, wo man Männer zu Krüppel prügelte, nur weil sie eine höfliche Frage stellten. Dieser Ort war kein anderer als Auschwitz Birkenau, hier war Schlafen Luxus, Schläge waren an der Tagesordnung, Essen gab es nur spärlich, die Kälte grausam und wer nicht lernte, der starb. Die Hölle konnte nicht schlimmer sein als dieser Ort, aber das sollte nicht Sams letztes Martyrium sein was er erleben musste. Vierzehnmal kann er in dieser Zeit dem Tod entrinnen, er überlebt als einziger seiner Familie und dies ist seine Geschichte.


    Meine Meinung:
    Dieses Buch hat mich neugierig gemacht, da ich schon viele Berichte von Überlebenden gelesen habe. Ich kann Sam nicht oft genug danken, das er uns an seiner wahren Geschichte teilhaben lässt. Diese Berichte und Bücher wühlen und erschüttern mich jedes Mal aufs neue, auch wenn ich schon so viele gelesen habe. Gerade in der heutigen Zeit wo der Antisemitismus wieder zunimmt, müssen wir achtsam sein. Ich habe diese Gelände von Auschwitz vor Jahren besucht, habe selbst mit Zeitzeugen geredet und bin jedes Mal erschüttert was diese Menschen durchlebt haben. Deshalb kann ich Sam auch verstehen, warum er so lange geschwiegen hat. Viele Überlebende können über ihr Erlebnisses nicht reden, nicht mal mit ihren eigenen Kindern. Grausam waren die Bedingungen um das tägliche Überleben in dieser Zeit für Juden. Sam gibt uns in seinem Buch genügend Einblick dazu, auch wie er dies alles als Kind empfunden hat. Dieses Buch schildert Sams Leben zwischen 13 und 22 Jahren, es zeigt auf durch welche Hölle er ganz alleine gehen musste. Und da fragen wir uns allen Ernstes wieso wir immer noch für diese Menschen bezahlen müssen? Menschen, die unser Volk schlimmer behandelt hat als jedes Tier. Immer wenn diese Frage aufkommt, sollte man diesen Sams Bericht vorlesen. Ein Buch, das jeder lesen sollte, damit es nie wieder so weit kommt, das man einem Volk so was antut. Vergebung ist möglich, hat mal ein Überlebender zu mir gesagt, aber vergessen kann man nie. Wir sollten diesen Mensch aufmerksam zuhören, den es werden immer weniger die aus der Zeit berichten können. Deshalb sind diese Zeugnisse aus der Zeit, die Bücher die geschrieben werden um so wichtiger. Ich kann nur jedem raten sich einmal diese Lager anzusehen, manch einem werden da er die Augen geöffnet. Von mir für diesen eindrucksvollen Lebensbericht eine Leseempfehlung und 5 von 5 Sterne. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::thumleft::applause:

  • Was für ein Buch, was für eine Lebensgeschichte.
    Sam ist 13, als die deutsche Wehrmacht in Polen einmarschiert. Die Leute denken, dass bald Hilfe von Seiten der Franzosen oder Briten kommen wird, aber niemand ist da, um ihnen zu helfen. Um das Grauen abzuwenden, das sich mehr und mehr verbreitet.


    Sam und seine Familie werden vertrieben und kommen dann nach Auschwitz-Birkenau. Er ist gerade mal 16. Seine Kinder- und Jugendjahre hat er wohlbehütet mit den Eltern, Geschwistern und der Großmutter verbracht. Doch von heute auf morgen ist all das vorbei. Es ist vorbei, ein normaler, Fussball spielender Junge zu sein, es ist vorbei, in der Schule zu lernen oder zu lachen. Denn nun erlebt er die Hölle auf Erden, eine Hölle, die "Menschen" geschaffen haben.
    Er verliert seine Familie und sieht jeden Tag das absolute Grauen, das niemand auch nur erleben sollte.


    Ich muss sagen, dass ich beim Lesen öfter tief durchatmen musste, und dass mir auch Tränen in den Augen standen. Zu erschütternd, zu schlimm sind die Ereignisse, die Sams junges Leben bestimmt haben. Da fragt er sich zurecht, wo Gott zu dieser Zeit war.
    Es ist unglaublich, wie oft er überlebt hat, welch starken Lebenswillen er in sich hatte, wie er sich schlau und verbissen durch diese Welt des Todes, der Folterungen und der Unmenschlichkeit gekämpft hat.
    Neben Auschwitz hat er zudem noch auf einem anstrengenden und kräftezehrenden Todesmarsch und dem Schiff Cap Arcona ums Überleben kämpfen müssen, das von den Briten bombardiert wurde.
    Wie viel kann ein Mensch ertragen?


    Mich hat es unfassbar traurig gemacht, was Sam alles verloren hat. Seine Unbeschwertheit, seine Jugend, seine Familie, sein Zuhause, seine Hoffnungen. Aber selbst jetzt noch, ist er ein Kämpfer. Ein Mensch, der überlebt hat, und der Welt erzählt, was sich damals zugetragen hat. Gegen das Vergessen, gegen Ignoranz.


    Für all das, was damals geschehen ist, gibt es keine Wiedergutmachung, keine Entschuldigung. Ein Stück Geschichte, das es niemals hätte geben dürfen.


    In dem Buch findet man auch Bilder und Zeichnungen, die das Ganze noch untermalen.


    Bedrückend und niederschmetternd.


    5 Sterne.

  • Sam Pivnik
    Der letzte Überlebende
    Theiss


    Autor: 1926 geboren, wächst Sam im schönen oberschlesischen Städtchen Bedzin auf. Am 1. September 1939, Sams 13. Geburtstag, überfallen die Deutschen Polen. Über das, was dann geschah, hat Sam Pivnik lange geschwiegen. Er lebt heute in einem Seniorenheim in London. (Quelle: Theiss)


    Sam lebt mit seiner Familie in Bedzin. An seinem Geburtstag 1939 spielt er mit seinen Freunden Fußball, als plötzlich der Trubel beginnt. Von einer Menschenmenge umringt setzen die Soldaten sich in Bewegung, denn der Einmarsch der Deutschen hat begonnen.


    Das Buch hat 16 Kapitel, die alle eine Kapitelziffer und einen Titel tragen. Der erste Buchstabe eines neuen Kapitels ist jeweils auch immer großgeschrieben bzw. geht über 2 Zeilen. Außerdem steht auf jeder Seite Links und Recht das jeweilige Kapitel nochmals. Dies hilft besonders, wenn man das Buch einige Zeit weglegt und weiterliest, da man so immer direkt sieht, wo man sich gerade im Buch befindet. Wie man schon auf dem Cover sehen kann, handelt es sich bei der Geschichte um eine wahre Begebenheit und der Autor ist gleichzeitig auch der Zeitzeuge. Da verwundert es wenig, dass sich das Buch wie eine Erzählung liest. Die Orte, Personen und auch Handlungen sind sehr detailliert beschrieben, was einem oftmals einen Schauer den Rücken runterlaufen lässt. Allgemein kommt man beim Lesen an einige Stellen, an denen man schlucken muss. Neben dem direkten Einblick in das damalige Leben erfährt der Leser auch einige geschichtliche Informationen. Viele der Informationen werden durch Bilder und/oder Dokumente bestätigt. Dabei befinden sich besonders in der Mitte des Buches, einige Seite, die nur Fotos zeigen. Was dem Leser außerdem hilft beim Lesen und Verständnis ist die Tatsache, dass die Namen der Städte in Klammern so stehen, wie man sie ausspricht.


    Cover: Auf der Vorderseite ist das Cover sehr dunkel und düster gehalten. Auf der Rückseite jedoch haben wir sehr helle Farben (Weiß und Blau). Wir sehen auf der Vorderseite einen Jungen in gestreifter Kleidung (die Kleidung der Inhaftierten eines Konzentrationslagers). Dieser Junge steht inmitten von Bahngleisen. Im Hintergrund erkennt man einige Baracken. Damit nimmt das Cover einen direkten Bezug zum Inhalt des Buches, denn dieses spielt die meiste Zeit in Arbeitslagern bzw. Konzentrationslagern. Was außerdem sofort ins Auge fällt, ist der rote Kreis indem geschrieben steht “Eine wahre Geschichte”.


    Fazit: Sicherlich gibt es schon genug Bücher, die genau dieses Thema behandeln. Trotzdem schafft es das Buch voll zu überzeugen. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass man einen sehr genauen Einblick in die damalige Zeit bekommt, die nicht verschöntwird, sondern so erzählt wird, wie sie damals erlebt wurde. Von mir bekommt das Buch 5/5 Sterne.


    Klappentext: Sam Pivnik war gerade mal 13 Jahre alt, als die Wehrmacht in Polen einmarschierte. Mit der Familie lebte er in einem oberschlesischen Städtchen, der Vater war Schneider und stopfte den Leuten die Hosen. Da wurde aus dem Städtchen ein Ghetto, und Sam, der damals noch »Szlamek« hieß, war mittendrin. Er überlebte - auch das Grauen von Auschwitz, die Selektion durch Mengele, die Zwangsarbeit, den Todesmarsch, den Schiffbruch der Cap Arcona. Unzählige Male entging er dem Tod. All das erlebte Sam in den kurzen Jahren seiner Kindheit und Jugend.
    Der Krieg ließ keine Möglichkeit, an ein Morgen zu denken. Und wen interessierte nach dem Krieg das Gestern? Am Ende seines unglaublichen Lebens gelingt es Pivnik, einem der letzten Überlebenden von Auschwitz, über seine Erlebnisse zu sprechen. (Quelle: Theiss)


    Autor: Sam Pivnik
    Titel: Der letzte Überlebende
    Verlag: Theiss
    Genre: Roman
    Seiten: 296
    Preis: 19,45
    ISBN: 9783806234787

  • Der letzte Überlebende lebt nun nicht mehr


    Sam Pivnik war einer der Überlebenden von Auschwitz. Im März 2017 erschien seine in Buchform verfasste Lebensgeschichte, im August desselben Jahres ist er gestorben.
    Bald existieren keine Zeitzeugen mehr, die leibhaftig über den Wahnsinn des Dritten Reiches, des Faschismus und des Antisemitismus und seine Folgen sprechen können; dabei wäre dies so wichtig, gerade in der heutigen Zeit, in der rechte Gruppierungen immer weiter zunehmen.


    In seinem Buch berichtet Sam Pivnik aus seiner Kindheit und Jugend, die eigentlich gar nicht stattfanden, denn als Kind polnischer Juden Anfang des 20. Jahrhunderts war er unmittelbar in das politische Weltgeschehen mit all seinen Auswirkungen involviert. Doch er agierte trotz Verzweiflung und Angst stark, mutig und forsch und gab nicht auf, obwohl Krankheit, Hunger und Pein herrschten. Er überstand Auschwitz, Zwangsarbeit, den Todesmarsch und den Schiffbruch von Cap Arcona lebend.


    Wie es scheint, schafft es Sam Pivnik erst im Alter, über seine Erlebnisse zu reden und sie schriftlich festzuhalten, wobei er zu keinem Zeitpunkt mit der Vergangenheit und den damaligen Umständen abrechnet. Er schildert direkt, schonungslos und ohne Tabus Ereignisse, indem er Handlung, persönliche Eindrücke und Gefühle mit unabdingbaren Fakten verknüpft, was keine Sekunde trocken und langweilig wirkt. Der Veranschaulichung des Erzählten dienen einige im Text platzierte Fotos.


    Erwartungsgemäß zählt "Der letzte Überlebende" nicht zur fröhlichen Unterhaltungsliteratur, ganz im Gegenteil: Die Erzählung berührt, erschüttert, macht wütend und regt zugleich zum Nachdenken an.


    Auch wenn es bereits viele Bücher, Augenzeugenberichte, Bild- und Filmmaterial gerade zu dem Thema gibt, kann es meiner Meinung nach nie genug davon geben.
    „Der letzte Überlebende“ von Sam Pivnik stellt ohne Wenn und Aber ein wichtiges Zeitdokument dar und kann eigentlich nur mit 5 Sternen bewertet werden. Das Werk gehört zur Erinnerungskultur, Erinnerung an einen schrecklichen Abschnitt deutscher Geschichte, der sich nie wiederholen darf.