Empathie vs. Grausamkeit

  • Als Erwachsener denkt man wohl eher darüber nach was alles passieren könnte

    Mit Nachdenken hatte das in meinem Fall leider gar nichts zu tun, es traf mich wie ein Schock und ich dachte nur, verdammt, warum befiehlt mir mein Gehirn, dass ich mich flach auf den Boden legen sollte, damit ich nicht falle? Ich habe diese Befehle nicht kapiert, mich vehement dagegen gewehrt, und wunderte mich , woher das bloß plötzlich kommen könnte.
    Dabei bin ich noch ganz entspannt an diesen netten Aussichtspunkt gegangen, an dem ich schon mehrer Male gewesen bin und schöne Kindheitserinnerungen damit verknüpft waren.
    Konfrontiert mit der "Aussicht" begann mein Kopf urplötzlich mit Lebensrettungsbefehlen.
    Aber du hast schon recht, den Teufel male ich heutzutage genrell auch schneller an die Wand.

  • Als Erwachsener denkt man wohl eher darüber nach was alles passieren könnte, als im Kindesalter!

    Das ist bestimmt auch ein Grund. Aber mir hat wirklich jemand erklärt, dass das ein verbreitetes Phänomen bei Müttern sei. Er sagte zu mir: "Du hast doch bestimmt genau das gleiche Gefühl (weiche Knie, Kribbeln im Bauch), wenn deine Kinder an irgendeiner hohen Kante stehen oder sich über ein Geländer lehnen." Und ja - er hat recht. Aber wir schweifen geringfügig vom Thema ab :-,

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Ich verstehe nicht, was an Grausamkeit gegen Tiere schlimmer ist als an Grausamkeit gegen Menschen.

    Weil ein Tier (oder eben auch ein Kind) halt einfach generell "unschuldig" ist, empfindet man das zunächst einfach mal als schlimmer. Zumindest mir geht es so. Niemand würde wahrscheinlich unterschreiben, dass das schlimmer ist, aber es ist einfach schockierender.
    Nicht umsonst wird von vielen Autoren und auch sehr, sehr oft im Film als Stilmittel benutzt um den Bösewicht zu etablieren und als Vorstufe zur Gewalt gegen Menschen genutzt.

  • Objektiv ist das richtig.Bei mir hat es zwei Gründe:
    -Ich mag Tiere mehr als Menschen. Letztere halte ich für eine wenig gelungene Spezies (machtgeil, egozentrisch und willkürlich grausam), während Tiere nicht wegen irgendwelcher Ideologien/ Religionen töten, sondern nur um zu überleben.
    -Tiere, besonders solche, denen es in Krimis bevorzugt an den Kragen geht (Hunde und Katzen), sind loyale und vertrauensvolle Gefährten, die sich gegen Misshandlungen kaum wehren können.
    Das ist aber meine persönliche Empfindung, die niemand teilen muss. :wink:

    Dem habe ich nichts hinzuzufügen.
    Ich sehe das ganz genau so.

  • Letztere halte ich für eine wenig gelungene Spezies (machtgeil, egozentrisch und willkürlich grausam), während Tiere nicht wegen irgendwelcher Ideologien/ Religionen töten, sondern nur um zu überleben.

    In dem Punkt stimme ich dir voll und ganz zu. Und trotzdem finde ich es ebenso unerträglich, wenn die schwächeren und hilflosen Vertreter dieser Spezies gequält werden.

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  • Und trotzdem finde ich es ebenso unerträglich, wenn die schwächeren und hilflosen Vertreter dieser Spezies gequält werden.

    Selbstverständlich würde ich da auch nicht applaudieren, vor allem wenn es um Kinder geht. Wenn es allerdings Verbrechern oder sonstigen Unsympathen an den Kragen geht, wie z.B. in "Todesengel" von Andreas Eschbach, kann ich das ganz gut aushalten. Im Notfall stelle ich mir als Opfer einfach eine ehemalige Chemie-Leererin von Sohn 2 oder eine ehemalige Mathe-Leerkraft von Sohn 3, die auch jetzt nach Jahren nicht meinen Weg in der Dunkelheit kreuzen sollten, vor. :mrgreen:


    (Bestimmte Rechtschreibfehler in einschlägigen Zusammenhängen sind keineswegs unbeabsichtigt.)

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Das eher nicht, weil das Leben nun mal komplex ist.Dennoch sind Hormone Botenstoffe, die ziemlich viel in unserem Körper regeln. Braucht man sich ja nur mal anzusehen, was passiert, wenn die Schilddrüse verrückt spielt, die lebenswichtige Hormone produziert.

    Vorsicht vor Vereinfachungen. Hormone steuern auch unser Gefühlsleben, aber unser Gefühlsleben steuert auch die Ausschüttung von Hormonen. Zudem gibt es da noch eine ganze Menge externer Auslöser. Die Frage ist auch hier wieso oft die nach dem Huhn und dem Ei.

  • Weil ein Tier (oder eben auch ein Kind) halt einfach generell "unschuldig" ist, empfindet man das zunächst einfach mal als schlimmer. Zumindest mir geht es so. Niemand würde wahrscheinlich unterschreiben, dass das schlimmer ist, aber es ist einfach schockierender.Nicht umsonst wird von vielen Autoren und auch sehr, sehr oft im Film als Stilmittel benutzt um den Bösewicht zu etablieren und als Vorstufe zur Gewalt gegen Menschen genutzt.

    Aber das gilt dann doch vorwiegend für "süße" Tiere, oder? Oder ist auch die Wespe gemeint oder das Frettchen, das im Blutrausch auch mal 20 Hühner killt?

  • Oder ist auch die Wespe gemeint oder das Frettchen, das im Blutrausch auch mal 20 Hühner killt?

    Ich lasse auch weniger süße Tiere in Ruhe, solange sie mir nichts tun. Würde ich angegriffen - auch von einem "süßen", aber bissigen Hund - würde ich mich durchaus wehren. Das ist dann aber keine Grausamkeit, sondern Notwehr.

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  • Aber das gilt dann doch vorwiegend für "süße" Tiere, oder?

    Ich spreche hier nicht davon, dass irgendwelche Gewalt, sei es gegen süße oder nicht so süße Tiere oder gegen Menschen, egal ob Kinder oder sonst jemanden, besser oder schlechter ist, sondern davon, was man als Leser empfindet. Und ja, als Leser ist man sicherlich schockierter und betroffener wenn man von der Kindheit eines Serienmörders erfährt, der Katzen lebendig gehäutet hat und sich an ihren Schreien, die wie die Schreie von Kindern klangen, ergötzt hat, als wenn er ein Wespennest ausgeräuchert hätte.

  • Meine Abneigung beginnt sich mittlerweile z. B. auch auf Bücher über die Weltkriege (oder andere Kriege) auszudehnen, was ich schade finde, weil es doch unsere Geschichte ist.

    Und weil diese ja nicht vergessen werden soll, lese und blogge ich "Gegen das Vergessen". Was mir aber mittlerweile auch immer schwerer fällt. Viele Bücher zu diesem Thema stehen noch ungelesen im Regal, besonders auch zum Thema "Euthanasie". Ich überlege oft, wie lange ich das noch lesen kann und dann kommt mir der Gedanke: Mensch, diese Menschen haben das erlebt.

    Denn ich, ohne Bücher, bin nicht ich. - Christa Wolf


    2022 - 64

    2023 - 84 von 80 - geschafft :)