Hape Kerkeling - Ich bin dann mal weg

  • Inhaltsangabe:


    Im Juni 2001 macht sich Hape Kerkeling, bekennende Couch-Potato, auf zum Jacobsweg. Persönliche Ereignisse führten ihn zu diesem Pilgerweg, um sich aus dem alltäglichen Leben einmal auszuklinken.


    In Form eines Tagebuchs hat der Autor, Komiker, Entertainer und Schauspieler seine Erlebnisse und Gedanken festgehalten und offenbahren dem Leser bzw. Hörer einen sehr tiefsinnigen und durchaus feinfühligen Menschen mit Humor, der sich selbst dabei nicht immer so ernst nimmt.


    Mein Fazit:


    Vor ein paar Jahren habe ich mir die Print-Ausgabe dieses Werkes von einer Nachbarin ausgeliehen und schon verschlungen. Meine Nachbarin fand es langweilig – ich nicht. Und es bot sich mir die Gelegenheit, es nun als Hörbuch zu hören.


    Seine Erlebnisse und Schilderungen sind facettenreich, häufig mit einer Prise Humor gewürzt oder nachdenklich stimmend. Das Hape Kerkeling sein Werk selbst vorliest, macht es dabei noch interessanter. Wer ihn schon oft auf der Bühne oder im Fernsehen gesehen hat, wird sich seine Miene beim Vorlesen durchaus vorstellen können. Ich jedenfalls konnte es.


    Einige Höhepunkte von seinen Erzählungen bleiben natürlich hängen, leider sind diese Erzählungen nicht witzig, sondern sehr traurig und berührend. Ich finde, der Autor hat sich da ziemlich nackig gemacht und sich sehr tief in sein Seelenleben blicken lassen. Das er es seinen Lesern gewährt, finde ich sehr bemerkenswert und respekteinflössend.


    Ebenso begeisterten mich aber auch die Erzählungen mit seiner „Familie“, die sich gerade so ab etwa der Hälfte des Weges entwickelt hat, mit Anne und Sheila. Man spürt sehr deutlich, wie sehr er die Frauen mochte und wie viel Spaß sie beim Wandern hatten. Aber immer wieder macht er auch deutlich, dass der Jacobsweg kein Spaziergang ist. Es ist anstrengend und kräftezehrend. Ich glaube, dass viele es unterschätzen – mich eingeschlossen.


    Dieses Hörbuch ist für mich ein wahrer Genuss gewesen und ich könnte mir vorstellen, irgendwann sein jüngstes Buch irgendwann zu hören. Dieses bekommt begeisterte fünf Sterne mit einer dringenden Hör-Empfehlung.

  • Im Rezensionsthread zum Printbuch verstecken sich ein paar Beiträge, die sich auf der Hörbuch beziehen, z.B. der hier. Vielleicht hast Du die Beiträge im Kopf?

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Den Hype, den Hape Kerkeling mit seinem Buch ausgelöst hat, durfte ich schon ein paar Mal miterleben: Auf einmal machten sich Leute, die wie Hape nicht besonders sportlich waren und die sich selbst nicht unbedingt religiös nannten, auf den Jakobsweg. Manche schafften es, andere brachen ab, die dritten liefen nur einige Tagesetappen.


    Einer der Rückkehrer, der mich gern zum Pilgern bekehren würde, weil er es jetzt schon dreimal geschafft hat, lieh mir das Hörbuch. Die Bekehrung fand nicht statt, aber meinen Spaß beim Hören hatte ich.
    Egal, ob er den Zustand seiner Füße beklagt, sich über Mit-Pilger lustig macht (wie unchristlich ist das denn? :shock: ) oder einfach seinen Gedanken nachhängt, es ist äußerst kurzweilig, ihm zuzuhören.


    Natürlich ist Kerkeling ein privilegierter Pilger: Er hat es (finanziell) nicht nötig, in überfüllten, stickigen und hygienisch fragwürdigen Pilgerherbergen inmitten von Menschenmassen zu übernachten, sondern kann sich Hotels leisten, auch gern die besten am Platze, dazu ein üppiges Frühstück und ein tolles Abendessen.
    Sehr schön, dass das Buch nicht zur Seelenstriptease ausartet, sondern diskret bleibt, und dass Autor, Pilger und Erzähler Kerkeling noch ein paar Geheimnisse für sich behält.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Egal, ob er den Zustand seiner Füße beklagt, sich über Mit-Pilger lustig macht (wie unchristlich ist das denn? ) oder einfach seinen Gedanken nachhängt, es ist äußerst kurzweilig, ihm zuzuhören.

    es war auch kurzweilig zu lesen und sehr sympathisch fand ich, dass er sich selbst nicht so ernst nahm und auch zugab, wenn er leicht "schummelte" - also im Hotel übernachtete oder auch mal den Bus nahm :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn