Elisabeth Büchle - Der Korsar und das Mädchen

  • 1814 South Carolina. Der Unabhängigkeitskrieg gegen die Briten wütet, deshalb schickt der Plantagenbesitzer Frederick Hansen seine beiden Töchter, die Halbschwestern Emily und Catherine nach England, wo Emilys Verlobter Stattford lebt. Die 17-jährige Catherine soll ebenfalls dort ihren zukünftigen Ehemann kennenlernen. Die beiden Schwestern sind so verschieden wie Tag und Nacht. Während die ältere Emily schon eine guterzogene und sittsame Südstaatenlady ist, liebt es Catherine, Hosen zu tragen, kann reiten, fechten und benimmt sich auch sonst eher wie ein Junge. Ihr bester Freund ist der gleichaltrige Sklave First. Während der Überfahrt wird ihr Schiff gekapert und die beiden Schwestern finden sich auf dem Freibeuterschiff von Commander Lennart Montiniere wieder, der in geheimer Mission unterwegs ist. In einem spontanen Einfall gibt sich Catherine als Schiffsjunge Cato aus. Montiniere ist misstrauisch ob dieses Wildfangs und lässt ihn nicht aus den Augen. Bald schon erleben die Schwestern an Bord so einige Abenteuer und Catherine ist immer kurz davor, dass ihre Verkleidung auffliegt. Je länger sie an Bord ist, umso mehr wachsen ihre Gefühle für den Commander. Aber sie hat noch ein anderes Problem, denn jemand trachtet ihr nach dem Leben. Wer will sie umbringen?


    Elisabeth Büchle hat mit ihrem Buch „Der Korsar und das Mädchen“ einen sehr fesselnden, rasanten und atmosphärischen historischen Abenteuer-Liebesroman vorgelegt, der den Leser bereits von Beginn an in die Handlung hineinzieht und dieser sich der Sogwirkung dieses Pageturners nicht entziehen kann bzw. will. Zu schön sind der bildhafte Schreibstil, der auch eine gute Prise Humor nicht vermissen lässt ebenso wie der Handlungsaufbau und die aufregende Reise der Frauen auf dem Freibeuterschiff; man hat als Leser das Gefühl, ebenfalls mit an Bord und unsichtbarer Teil der Mannschaft zu sein. Die Spannung wird bereits mit dem Prolog aufgebaut, der 17 Jahre zuvor spielt und dessen Rätsels Lösung von der Autorin sehr geschickt erst ganz am Ende präsentiert wird. Währenddessen stellt der Leser immer wieder Überlegungen an, was es mit dem Geschehen in der Vergangenheit auf sich hat. Sehr unterhaltsam werden die Schlachten zur See beschrieben, wobei die Autorin für alle Nicht-Bootskundigen neben einer Schiffszeichnung auch ein Glossar im Anhang des Buches zur Verfügung stellt, damit man weiß, wovon die Rede ist. Ebenso werden die rauen Sitten an Bord, das wechselnde Wetter und die harte Arbeit auf einem Schiff thematisiert.

    Die Autorin beweist mit der Schaffung ihrer Protagonisten ein besonderes Feingefühl. Die Charaktere wurden so liebevoll und individuell ausgearbeitet, dass einige von ihnen das Herz des Lesers im Sturm erobern, bei anderen ist man sich noch nicht so sicher. Sie wirken so lebendig und authentisch, als würden sie einem gegenüber stehen. Cat ist eine sehr resolute und energische junge Frau, die recht selbstbewusst wirkt und eine gehörige Portion Mut und Abenteuerlust besitzt. Durch ihre recht unkonventionelle Erziehung kommt sie im ersten Moment wie ein Junge daher, allerdings entwickelt sie sich während der Reise immer mehr zu einer Frau, die sich auch ihrer Weiblichkeit bewusst wird und zum ersten Mal der Liebe begegnet. Ihre Schwester Emily ist eher die zurückhaltende, etwas snobistisch und ängstlich wirkende Südstaatenlady, die sich nur für Mode und das nächste Teekränzchen interessiert. Doch die Zeit auf dem Schiff verändert auch Emilys Wesen, sie packt mit an und wächst über sich hinaus. Lennart ist ein sympathischer Mann, der seine Mannschaft gerecht und klug zu leiten versteht. Er besitzt ein gesundes Misstrauen und einen klaren Verstand, der nur von einer Person vernebelt werden kann. Auch die anderen Protagonisten wissen mit ihrem Handeln und Tun zu überzeugen, mancher hat gar schlimmes im Sinn, doch alle unterstützen die Handlung und verleihen ihr weitere Spannung.


    Mit „Der Korsar und das Mädchen“ ist Elisabeth Büchle wieder ein toller Roman gelungen, der den Leser in eine aufregende Welt entführt, aus der man nur schwer wieder in die Wirklichkeit auftauchen möchte. Ein wundervoller Schmöker, der sowohl Abenteuer mit einer schönen Liebesgeschichte vereint und mit einigen Wendungen zu einem überraschenden Ende führt. Dieses Buch hat alles, um den Leser an sich zu ketten, bis die letzte Seite gelesen ist. Absolute Leseempfehlung, besser geht es nicht.


    Chapeau für ein Highlight! :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Das klingt ja nach einem großartigen Schmöker. Ist gleich auf die Wunschliste gewandert.
    Wie verhält es sich in dem Buch denn mit den christlich-religiösen Aspekten? Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, verlegt Gerth-Medien hauptsächlich Bücher in dieser Richtung.

  • 1814 South Carolina. Der Unabhängigkeitskrieg gegen die Briten wütet

    Dieser Krieg hat meines Wissens um 1776 herum gewütet. Es scheint sich also in der Tat eher um einen Abenteuer- und Liebesroman vor historischer Kulisse zu handeln (samt dem üblichen Sujet der hosentragenden Frau) statt um einen historischen Roman im engeren Sinne.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Dieser Krieg hat meines Wissens um 1776 herum gewütet. Es scheint sich also in der Tat eher um einen Abenteuer- und Liebesroman vor historischer Kulisse zu handeln (samt dem üblichen Sujet der hosentragenden Frau) statt um einen historischen Roman im engeren Sinne.


    Es scheint sich also in der Tat eher um einen Abenteuer- und Liebesroman vor historischer Kulisse zu handeln (samt dem üblichen Sujet der hosentragenden Frau) statt um einen historischen Roman im engeren Sinne

    Davon bin ich ausgegangen nach der Rezension :) . Aber wenn es gut geschrieben ist, lese ich ein solches Buch auch mal gern. Allerdings nur dann, wenn sich das "missionierende" Element in Grenzen hält :wink: .

  • Aber wenn es gut geschrieben ist, lese ich ein solches Buch auch mal gern

    Klar, warum auch nicht, wenn man Abenteuer- und/ oder Liebesromane mag. Das kann ja durchaus gute und spannende Unterhaltung sein. Für mich fällt so etwas nur nicht unter "historischer Roman", sondern eben unter "Abenteuerroman" oder "Liebesroman", je nach Gewichtung dieser Schwerpunkte.
    Für einen historischen Roman braucht es hauptsächlich historische Persönlichkeiten (im Umgang mit fiktiven Romanfiguren) in einem penibel recherchierten historischen Kontext. Da kann natürlich auch eine Liebesgeschichte enthalten sein (z.B. John of Gaunt und Katherine Swynford), aber diese sollte nicht Selbstzweck sein.
    Auch diese ständige "Frau in Hosen"- Geschichte lehne ich als unrealistisch ab, es sei denn, das ist historisch verbürgt wie z.B. in "Schandweib" von Claudia Weiss, dessen Protagonistin Ilsabe Bunk eine historische Persönlichkeit ist, die tatsächlich "wider die Natur" als Mann gelebt hat. Es gibt ja auch wahre(!) Geschichten von Frauen, die in der Verkleidung eines Mannes als Soldaten angeheuert haben.


    Allerdings nur dann, wenn sich das "missionierende" Element in Grenzen hält .

    Dem stimme ich vollumfänglich zu. :wink:

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  • Enigma Du meinst, man hätte es in eine andere Kategorie setzen sollen?
    Was wäre denn passender? Liebe? Abenteuer gibt es nicht, oder?
    Ich frage deshalb so ausführlich nach, weil hier neu bin und Informationen sammle. Ich könnte ja mal vor der gleichen Frage stehen, welche Rubrik am besten passt.

  • Was wäre denn passender? Liebe? Abenteuer gibt es nicht, oder?

    Das ist eine Sache der persönlichen Einstellung. Für mich wäre es anhand der Rezension ein Liebesroman, aber auch eine Einordnung bei den historischen Romanen kann man "verantworten", wenn der Roman im Jahr 1814 spielt.
    Man sollte die Rezensionen am besten immer sehr genau lesen, dann merkt man eigentlich schnell, ob das Buch den eigenen Erwartungen an ein bestimmtes Genre gerecht wird. :wink:

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  • Dieser Krieg hat meines Wissens um 1776 herum gewütet. Es scheint sich also in der Tat eher um einen Abenteuer- und Liebesroman vor historischer Kulisse zu handeln (samt dem üblichen Sujet der hosentragenden Frau) statt um einen historischen Roman im engeren Sinne.

    Der eigentliche Unabhängigkeitskrieg schon, aber von 1812 bis 1814 gab es den Britisch-Amerikanischen Krieg, der auch als Zweiter Unabhängigkeitskrieg bezeichnet wird.
    Die Aussage, dass der Roman während des Unabhängigkeitskriegs spielt, ist dennoch verwirrend, da man damit ja eigentlich einen bestimmten Krieg verbindet. Der Krieg von 1812 ist uns dagegen weitestgehend unbekannt, da er ja auch relativ folgenlos geblieben ist.

  • Davon bin ich ausgegangen nach der Rezension :) . Aber wenn es gut geschrieben ist, lese ich ein solches Buch auch mal gern. Allerdings nur dann, wenn sich das "missionierende" Element in Grenzen hält :wink: .

    Das Buch ist wirklich eher als Abenteuer- und Liebesroman zu verstehen, missioniert wird darin wirklich nicht. Es ist einfach toll geschrieben und liest sich wie von selbst. Mir hat es sehr gefallen und ich kann es beruhigenden Gewissens auf jeden Fall empfehlen.

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  • Das Buch ist wirklich eher als Abenteuer- und Liebesroman zu verstehen,

    Danke, dann habe ich mit meinem Verdacht richtig gelegen und brauche dieses Buch nicht. :wink:

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  • Schönes Seeabenteuer mit weiblicher Besetzung


    Anfang des 19. Jahrhunderts: Die Schwestern Emily und Catherine machen sich auf den Weg von Amerika nach England. Emily soll dort verheiratet werden und auch auf Catherine wartet ein potenzieller Ehemann. Aber es kommt anders als erwartet. Das Schiff, mit welchem sie unterwegs sind, wird von einer amerikanischen Kriegsfregatte gestellt und die Frauen in Gewahrsam genommen. Bevor allerdings ihre Identitäten geklärt werden können, gelingt es Catherine sich zu verkleiden und sich als Schiffsjunge auszugeben. Während Emily nun die nächste Zeit in einer engen Kabine hockt, kann die Schwester sich frei bewegen. Zugleich kann sie ihren Traum von Freiheit ein bisschen weiter träumen. Der Lieutenant Commander des Seglers, Lennart Montiniere, ist wenig begeistert von seinen Neuzugängen.


    „Der Korsar und das Mädchen“ ist ein schöner, historischer Abenteuerroman. Er spielt vor der Kulisse des britisch-amerikanischen Krieges von 1812-1814. Der Commander der Siver Eagle ist in geheimer Mission unterwegs, als er sich durch widrige Umstände gezwungen sieht, die Schwestern an Bord zu nehmen. Wobei Lennart zunächst gar nicht weiß, dass er zwei Frauen an Bord hat. Dann beginnt ein lustiges Katz und Maus Spiel zwischen dem Commander und Catherine.


    Auch wenn es am Anfang so nach 'typisch-Frau-geht-als-Junge-durch-die-Geschichte' klingt, ist es doch sehr unterhaltsam. Nicht zuletzt durch die spritzigen Dialoge zwischen Catherine und Lennart. Es ist einfach lustig zu lesen, wie sie sich kappeln und umeinander herumschleichen, denn beide entwickeln Gefühle füreinander, ohne zunächst zu ahnen, wie es mit dem jeweils anderen aussieht. Für Lennart ist es sogar noch ein Stück schwieriger, da er Catherine ja für einen Jungen hält. Umso amüsanter aber für den Leser. Catherine hat aber auch bereits durch ihren Vater einiges an Wissen mitbekommen, welches eben nicht typisch für eine Frau des 19. Jahrhunderts war. Dadurch bedingt ist ihr Freiheitsdrang dann auch größer als bei ihrer Schwester, die diese Erziehung so eben nicht hatte. So konnte Catherine sich auf dem Schiff frei bewegen und auch glaubhaft als Schiffsjunge durch gehen. Am Ende hat es mir gut gefallen, Catherine, Emily und Lennart auf ihr Seeabenteuer zu begleiten. Es hat Spaß gemacht, mit diesen sympathischen Charakteren auf Seereise zu gehen. Auch wenn hier natürlich auch das eine oder andere Gefecht stattgefunden hat, ist es der Autorin wunderbar gelungen diese Ereignisse zu schildern, ohne dabei zu sehr ins Detail zu gehen. Ich mag die Art, wie Elisabeth Büchle solche Ereignisse schildert, sehr gern lesen. Sie beschreibt das Leben auf See mit all den Schwierigkeiten, die es vor allem für die Frauen gab, nachvollziehbar.


    Ein Personenregister sorgt für den nötigen Überblick der Protagonisten, ein Glossar am Ende für das Verständnis der fremden Begriffe. Das Cover mit dem Segelschiff und ebenso der Titel passen hervorragend zu der Geschichte, die erzählt wird.


    „Der Korsar und das Mädchen“ ist ein unterhaltsamer, historischer Roman aus den Anfängen des 19. Jahrhunderts. Er ist amüsant zu lesen, hat eine Geschichte, die in sich abgeschlossen ist, aber trotzdem noch Spielraum für eine eventuelle Fortsetzung lässt. Auch wenn ich mit dem Ende nicht ganz einverstanden war, ich hätte der einen oder anderen Protagonisten einfach ein anderes Ende gewünscht, hat mir dieser Roman von Elisabeth Büchle wieder gut gefallen.


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  • Inhalt
    Catherine wächst mit ihrer Halbschwester auf der Plantage ihres gemeinsamen Vaters in South Carolina auf. Obwohl Amerika und England sich gegenseitig bekämpfen, soll Emily einen Briten heiraten, um die finanzielle Lage der Plantage zu stabilisieren. Catherine soll sie begleiten, um einerseits auf ihre ältere Schwester aufzupassen, aber andererseits auch um in Großbritannien ihren möglichen zukünftigen Ehemann zu treffen. Denn Catherine ist entgegen der gesellschaftlichen Erwartungen wie ein Junge mit Fecht-, Schieß- und Reitunterricht aufgewachsen und findet nicht bei jedem Gentleman gefallen.
    Doch aufgrund eines unvorhergesehenen Vorfalls, müssen Emily und Catherine das Schiff wechseln und, um nicht verdächtigt zu werden, verkleidet sich Catherine als Schiffsjungen. Nach einem anfänglichen schweren Start gewinnt sie bald als Junge die Sympathie der Mannschaft und wird zum persönlichen Laufburschen des Commanders Lennart. Doch dann entdeckt Lennart zufällig, dass sein Laufbursche überhaupt kein Junge ist …


    Meine Meinung
    Ich habe mich von Anfang an auf das Buch gefreut, obwohl ich eigentlich nicht so gerne „normale“ Liebesgeschichten lese – also Liebesgeschichten außerhalb des Genres Fantasy. Doch da es sich um einen historischen Roman handelt, dreht sich die Geschichte nicht wie in den modernen Romanen um eine Beziehung nach der anderen: Erst wird die Frau verlassen, dann lernt sie jemand neuen kennen oder merkt, dass sie allein viel besser dran ist. So oder so ähnlich verlaufen viele Liebesromane. Dabei scheint es, als würde es immer nur eine Romanze nach der anderen geben und keine langfristigen Bindungen.
    In diesem Buch ist das zum Glück ganz anders. Wie in den guten Jane-Austen-Romanen entwickelt sich eine Liebesgeschichte, die normalerweise in der entsprechenden Gesellschaft nicht möglich gewesen wäre. Die Liebe wächst langsam, aber stetig, überwindet lange räumliche und zeitliche Distanzen und sonstige Hindernisse. Es ist einfach eine unglaubliche Geschichte zum Schwärmen und Sich-Verlieben. Wer die Romane von Jane-Austen liebt, wird auch dieses Buch lieben. Ich habe es innerhalb weniger Tage regelrecht verschlungen. Zum Schluss habe ich den ganzen Sonntag bis spät in die Nacht hinein und gleich am nächsten Morgen weitergelesen – bis das Buch vorbei war. Bereits während des Lesens wurde „Der Kosar und das Mädchen“ in die Reihe meiner Lieblingsbücher aufgenommen. Ich kann es nur weiterempfehlen!
    Auch wenn ich so von diesem Buch schwärme und es natürlich ein Happy End gibt, ist es doch nicht kitschig – oder zumindest nicht zu kitschig. Ganz im Gegenteil, manchmal hätte ich mir ein wenig mehr Liebesgeständnisse von Lennart gewünscht, ein wenig mehr Aufklärung seiner Gefühle oder seines Verhaltens Catherine gegenüber. Aber seine unbeholfene Art ihr gegenüber gehört einfach zu seinem Charakter und macht ihn kein bisschen weniger liebenswert. Wenn man sich in eine Romanfigur verlieben kann, dann habe ich mich definitiv in Lennart verliebt. Und auch irgendwie in Catherine. Sie sind ein echt wundervolles Paar.
    Zudem dreht sich die Geschichte nicht nur um die Liebesgeschichte zwischen Lennart und Catherine. Sie handelt auch von einer bedingungslosen Vater- und Geschwisterliebe sowie einer unzertrennlichen Freundschaft zwischen Catherine und First, einem Sklavenjungen.
    Die Charaktere entwickeln sich und wachsen an den Herausforderungen, bleiben aber doch sie selbst. Zudem enthält der Roman sehr viele Wendungen, mit denen ich nicht gerechnet habe. Mehr als einmal haben sich die Charaktere anders verhalten als erwartet oder es sind andere Ereignisse eingetroffen als gedacht.
    Wie bereits erwähnt ist wie in Jane Austens Romanen das Ende sehr schön. Was mir besonders gefallen hat, ist, dass es noch einen Epilog gibt, der einen kurzen Einblick gibt, wie es mit Catherine und Lennart ein paar Jahre später weitergeht.


    Glaube
    Der christliche Glaube spielt nur hin und wieder am Rande eine Rolle. Das macht sich dann dadurch bemerkbar, dass die Figuren beten oder sich an Gott richten, ihm bewusst vertrauen und ihr Leben in seine Hand legen. Es sind einzelne Sätze, die hin und wieder fallen. Demnach ist dieses Buch nicht sonderlich stark vom Glauben geprägt. Die einzelnen Sätze haben für mich als Christ das Buch noch schöner gemacht, allerdings sind es nicht diese Sätze gewesen, weshalb ich das Buch so gerne mag. Wen als nicht gläubiger Mensch ein paar gläubige Charaktere nicht stören, kann sich in dieses Buch genauso sehr verlieben wie ich.


    Schiffssprache
    Am Ende des Buches – nach der Danksagung – befindet sich eine Zeichnung eines Schiffes. Ich nehme an, es soll die Korvette aus der Geschichte sein. Diese ist an bestimmten Stellen mit Nummern gekennzeichnet. Im Glossar befinden sich alle möglichen Begriffe rund um die Schiffsfahrt. Einzelne Bezeichnungen sind mit den Nummern von der Korvette gekennzeichnet. So weiß man, wie die einzelnen Teile eines Schiffes bezeichnet werden.
    Leider habe ich diese Zeichnung und das Glossar erst nach dem Lesen des Buches entdeckt. Dadurch konnte ich mit den meisten speziellen Begriffen aus der Schiffssprache nicht sonderlich viel anfangen. Allerdings hat mich das nicht weiter gestört, da ich dennoch die Handlung verstanden habe und es den Lesefluss nicht beeinträchtigt hat.
    Ein paar Begriffe sind sogar im Text mit Fußnoten versehen und man kann dann gleich auf der Seite die dazugehörige Erklärung lesen.


    Gestaltung
    Sowohl das normale Cover als auch das Cover der Club-Ausgabe gefallen mir unglaublich gut. Da ich die normale Ausgabe besitze, kann ich nur deren weitere Gestaltung beurteilen:
    Die Innengestaltung ist schlicht ohne Schnörkeln oder dergleichen, aber dennoch liebevoll. Jedes Kapitel beginnt mit einer Initiale. Bei einem Wechsel der Erzählperspektive innerhalb eines Kapitels befindet sich dann doch eine kleine Verzierung zwischen den Absätzen, um diesen Wechsel zu betonen.


    Fazit
    Der Kosar und das Mädchen hat sich seinen Platz in der Reihe meiner Lieblingsbücher absolut verdient. Es ist eine Geschichte ganz nach Jane Austen und wird jeden ihrer Fans begeistern. Das gilt sowohl für christliche als auch für nicht gläubige Leserinnen. Und wie ich es von Jane Austen gewohnt bin, versteht es auch Elisabeth Büchle mein Herz zum Schmelzen zu bringen ohne dabei kitschig zu werden. So steht die Liebesgeschichte vielleicht im ersten Moment im Vordergrund, doch das täuscht. Ebenso spielen die Liebe zwischen Catherine und ihrer Schwester Emily, Catherine und ihrem Vater oder die Freundschaft zwischen Catherine und First eine bedeutende Rolle. Alles in allem kann ich einfach nur sagen: Ich habe schon lange keinen so guten Roman mehr gelesen – und erst recht nicht von einer gegenwärtigen Schriftstellerin!

    :huhu: Hier geht's zu meinem Blog. Schau doch mal vorbei, ich freue mich sehr darüber!

  • Typisch für den Titel findet man auf dem Cover ein Segelschiff. Dieses gehört wohl zum Anfang des Titels, nämlich dem Kosaren. Das Mädchen ist jedoch nicht zu erkennen.


    Aufgrund der Farbgestaltung zieht das Cover meinen Blick magisch an. Es wirkt so ein bisschen Retro, was mich neugierig macht.


    Ein kurzer Blick auf den Rückentext zeigt, dass neben dem Abenteuer auch die Liebe nicht zu kurz kommen wird. Ob es wohl eher ein Liebes- als ein historischer Roman sein wird?


    Noch schnell einen Blick auf den Preis des Buches. Oh, den findet man erst nach der Recherche. Ein T(r)ick des Verlages? Nun ja, 17,00 € für ca. 440 Seiten. Für mich wäre es etwas überteuert. Okay, es ist ein Hardcover. Dennoch lese ich für gewöhnlich ein Buch nur ein Mal. Und dann 17,00 €... hm. Dieses Kriterium lasse ich jedoch nicht in meine Bewertung einfließen, da es eine Entscheidung des Verlages ist und nichts mit dem Werk der Autorin zu tun hat.



    Aber gehen wir nun zum Innenteil, wo den Leser ein ausführliches Personenverzeichnis erwartet. Nach einer kurzen Einleitung gelangt man zum Prolog, der im Jahr 1797 spielt. Dort angekommen, ist man bereits nach zwei Sätzen mitten im Geschehen. Weshalb ist ihr Mann so grausam? Und wer war der Tote?


    Und schon startet die Story, allerdings 17 Jahre später. Wir lernen Cathrine kennen. Sie ist, trotz ihrer 18 Jahre, noch immer ein richtiger Wildfang. Reitet, geht mit Waffen um,...wie ein Mann. Im Gegensatz zu ihrer Schwester Emily, die sehr weiblich ist. Als Catherine ihre Schwester auf einer Reise nach Übersee begleiten soll, wird es an Bord etwas brenzlig und sie muss eine andere Identität annehmen. So wird aus Catherine, der Schiffsjunge Cato, der es nicht immer leicht haben wird. Gerade mit dem Koch kommt es sehr schnell zum Eklat. Aber Kapitän Lennart spürt, dass in dem Schiffsjunge mehr steckt.


    Mehr möchte ich nun aber wirklich nicht verraten.



    Mit sehr viel Fingerspitzengefühl beschreibt die Autorin nicht nur die zarte Liebesgeschichte, die auch mit einem Quentchen Humor belegt ist, sondern auch die Gefechts- und Unwetterszenen. Ich hatte hierbei oft das Gefühl mittendrin zu sein, den rauen Wind und die Gischt des eiskalten Wassers zu spüren. Aber auch das Miteinander an Bord wird hervorragend dargestellt. Sehr schnell entwickelte ich, durch den bildhaften Schreibstil, Sympathie oder Antipathie für die unterschiedlichen Charakteren.



    Von der ersten bis zur letzten Seite war die Spannung und Hoffnung auf ein schönes Ende stets gegeben. Kein Kapitel glich dem Anderen und alle waren mit Spannung und Cliffhanger gefüllt. Der Roman übte schon fast eine Sogwirkung auf mich aus.




    Fazit:




    Wie bei Ihren anderen Romanen, so hat es die Autorin, Elisabeth Büchle, auch dieses Mal geschafft, dass ich während des Lesens, Raum und Zeit vergessen konnte. Ja, stellenweise musste ich mich wirklich zwingen, das Buch aus der Hand zu legen. Stets wollte ich wissen, wie alles weiter geht.


    Dieses Buch zählt zu meinen Lesehighlights des Jahres 2017.