Uli Wohlers - Projekt Rahanna

  • Vorab:
    Das ist meine "allerste" Erstrezension hier im Forum und falls sie nicht den Forumsrichtlinien entsprechen sollte (trotz meiner Forschungen im Rezensionsmuster) helft mir bitte weiter und gebt mir Tipps, was geändert werden müsste.
    Z. B. bin ich mir nicht sicher unter welche Rubrik dieses Buch am besten passt. Im Braumüller Verlag läuft es unter Literatur, bei Amazon und Vorablesen unter Krimi. Unter Letzterem hab ich es dann auch hier einsortiert.


    Kurzbeschreibung (von Amazon)
    Drachenboote werden des Nachts auf Bornholm an Land gezogen. Der Kommandant des Aufklärungsbataillons wird überfallen und gleichzeitig die Bürgermeisterin gekidnappt. Handys funktionieren nicht mehr und der Rundfunk sendet nur noch Dudelsackmusik. Kommissar Stig Tex Papuga und
    sein Kollege Ole Rasmussen sehen sich einer strategisch vorgehenden Übermacht gegenüber. Eine Gruppe fanatischer Hobby-Wikinger und Mittelalter-Enthusiasten reißt auf der Ferieninsel die Herrschaft an sich. Wikinger König Knud der Gnadenreiche, sein Hauptmann Blut-Eigil und eine gemischte Kampftruppe von Kommunen-Bewohnern und Kriegerinnen haben genug von Gülle, Gammelfleisch und Glyphosat. Sie verfolgen die Vision vom Leben im Einklang mit der Natur in einer menschlicheren, gleichberechtigten Welt und wollen sie auf der kleinen Insel sofort Wirklichkeit werden lassen. Ihr Gott Odin steht ihnen mit einem heftigen Sommersturm zur Seite. Stig ermittelt undercover und muss dabei feststellen, dass auch ihm als treuem Staatsdiener und Polizisten diese Vorstellung vom naturnahen Leben zunehmend gefällt.


    Zum Autor (von Amazon)
    Uli Wohlers studierte u.a.Kulturwissenschaften in Lüneburg und Publizistik in Dublin. Er lebt auf Bornholm, in Hamburg,Berlin und on the road. Uli Wohlers schreibt Romane und Drehbücher. Zuletzt erschienen:
    Die Spur der Schweine (2011).


    Meine Meinung - originell, aber leider mit Schwächen!
    Oha! Dass mich hier eine außergewöhnliche Geschichte erwarten würde, war ja schon nach wenigen Seiten zu vermuten. Aber so abgedreht!!?? Hier kommen mir spontan so gegensätzliche Attribute wie intelligent und bescheuert, spannend und langatmig, prollig primitiv und eloquent in den Sinn. Auch sonst passt es in keine Schublade. Auf dem Cover steht einfach „Roman“, doch während und nach der Lektüre purzelte bei mir ein Reigen von Stichworten durcheinander wie: Krimi, Gesellschaftssatire, Persiflage, Öko-Romantik oder schlicht – Blödsinn.


    Nach etwas über 100 gelesenen Seiten habe ich mir den Autor und sein bisheriges Wirken genauer angesehen und festgestellt, dass es sich hier um eine Art Krimi-Reihe handeln könnte, die auf Bornholm spielt. Zumindest gibt es weitere Bücher mit den Kommissaren Stig Tex Papuga und Ole Rasmussen. Ob ein entsprechender Hinweis wohlweislich nicht erfolgt ist, damit die Erwartungen nicht zu sehr in eine falsche Richtung gehen? Könnte ich mir gut vorstellen.


    Aber nun zum Buch :) :
    Schauplatz dieser eigenwilligen Geschehnisse ist die Insel Bornholm vor dem Hintergrund eines heftigen Sommerorkans. Dazu herrscht ein gewisser Ausnahmezustandes wegen der Schweinegrippe – beides kein Zufall, wie sich später herausstellt.


    Es beginnt sehr atmosphärisch mit geballtem Wikingerfeeling, der Einstieg vollgepackt mit Elementen der nordischen Mythologie (was mir persönlich sehr gut gefallen hat). Da die Geschichte aber gleichzeitig erkennbar in der Gegenwart spielt, muten Handlung und handelnde Personen reichlich strange an. Schon hier kam mir der Gedanke, dass man nicht alles ganz ernst nehmen sollte. Passt aber auch nicht immer, weil sich auch durchaus ernstzunehmende Elemente finden. In schneller Folge werden in jedem Kapitel neue Personen vorgestellt und es zeichnet sich ab, dass und wie „Blut-Eigil“, „König Knut“ und ihre Mannen die Insel übernehmen. Diese Sequenzen werden recht ausführlich und vor allem äußerst bildhaft beschrieben, hier schimmert definitiv der „Drehbuchautor“ durch. Einer Apokalypse gleich kommen die Wikinger über das bäurische Establishment Bornholms, an mehreren Stellen gleichzeitig und die Aktion scheint gut vorbereitet. Eine neue, eigentümliche Form von Öko-Wutbürgern mit der Maxime „zurück zur Lebensweise der Wikinger“, jedoch mit gewissen Einschränkungen, denn sie verzichten keineswegs auf sämtliche neuzeitlich-technischen Mittel.


    Unter diesen Vorzeichen entwickelt sich ein wildes Durcheinander von teils absolut filmreifen Szenen, gerade, wenn es um martialische Riten, Gesänge und Gelage geht. Einen gewissen Unterhaltungswert kann man dem nicht absprechen, aber irgendwann hat es mir auch gereicht. Es gab einfach zu viele davon und ich hatte den Eindruck, dass sie immer überdrehter und ekliger wurden. Im Laufe der Geschichte spaltet sich die Wikingerschar in die „guten Ökoaktivisten“ und in die eher an Hooligans erinnernden Wüteriche, denen die hehren Ziele schnuppe sind, Hauptsache Action und was zum Draufkloppen.


    Auch sprachlich hat mich das Buch Achterbahn fahren lassen. Überwogauf den ersten Seiten der Spaß an den kargen, aber originell-abstrusen Dialogen und den temporeichen Schilderungen der Geschehnisse, bekam das Lesevergnügen mit der Zeit Risse. Insgesamt kam es mir vor wie ein Mix von derb und „Anspruch“, der zum großen Teil durch ausgiebigen Gebrauch von Fremdwörtern erzeugt wird. Hierbei sind mir einige Unsauberkeiten aufgefallen, z.B. wird auf S. 103 das Wort „Wittib“ benutzt („ihr seid krank, gute Wittib…“), obwohl die so Angesprochene keine Witwe ist. Und auf S. 91 heißt es „…während er den bewusstlos niedergesunkenen Bauern mit Faustschlägen und Tritten in die Nieren massakrierte“. Der Bauer wird keineswegs massakriert (getötet), sondern traktiert – wenn man denn ein Fremdwort benutzen möchte. Ja, man kann das als Klugscheißerei bezeichnen, aber mich stört so was. Wenn schon so viele Fremdwörter, dann bitte auch richtig. Mehr möchte ich hier nicht aufzählen, auch das wird schnell langweilig :wink: .


    Das Grundkonzept hat mir ausgesprochen gut gefallen, im Großen und Ganzen auch die Sprache. Doch um mich wirklich zu überzeugen und durchgehend zu unterhalten, ist mir die Handlung zu dünn und nicht stimmig genug gewesen. Trotz wildester Beschreibungen erscheinen die Figuren eher blass. Die gesellschaftskritischen Aspekte bleiben weit hinter den ausufernd beschriebenen martialischen Exzessen zurück und der Spannungsbogen hängt ab der Mitte durch.


    Stellenweise ist mir das Ganze einfach zu arg in Klamauk abgedriftet, auch unter Berücksichtigung des Satire-Faktors. Am Anfang dachte ich, was für ein dünnes Buch (im Vorfeld nicht auf die Seitenzahl geachtet), aber "hintenraus" war ich doch froh, dass es nicht umfangreicher gewesen ist.
    Ein bisschen schade für die gute Romanidee, aber am Ende bleiben nur :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: .

  • Alles bestens, mach Dir keine Gedanken :)

    bin ich mir nicht sicher unter welche Rubrik dieses Buch am besten passt. Im Braumüller Verlag läuft es unter Literatur, bei Amazon und Vorablesen unter Krimi. Unter Letzterem hab ich es dann auch hier einsortiert.

    Vor dieser Frage stehen Erstrezensenten öfter als Du denkst - aber Du hast in Deiner Rezension ja begründet, warum Du das Buch bei den Krimis eingeordnet hast. :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • Nicht nur die ... :( Passiert auch den Alten öfters.

    mit Erstrezensent meinte ich den Threadersteller - ganz egal, wie viele Rezis man schon geschrieben hat, manchmal weiß man einfach nicht genau, wohin mit dem Buch :-k

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • Anleitung für Wikingerspiele oder back to the roots.
    Auffällig ist das Cover des Buches. Alleine das ist schon ein Grund, das Buch in die Hand zu nehmen. Dunkler Hintergrund mit einem Wikingerschiff skizziert. Sehr interessant.
    Kurz zum Inhalt: Eine Gruppe, nennen wir sie Idealisten, Aussteiger oder doch nur einfache Verbrecher, überfallen die Insel Bornholm. Ganz in der alten Wikingertradition, mit den Drachenbooten und auch die Ausstattung ist so wie in den alten Wikingerzeiten. Der Überfall gelingt, da das Wetter mitspielt, ein verheerender Sturm mit allem was dazu gehört.
    Innerhalb kürzester Zeit wird die Insel eingenommen, die hohen Persönlichkeiten in einer Fähre auf der wütenden See ausgesetzt. Wird die Insel weiterhin besetzt bleiben, oder gelingt es einer kleinen Gruppe die Besetzung niederzuschlagen und die Insel zu befreien?
    Mein Fazit:
    Am Anfang dachte ich noch, oha hier trifft die Vergangenheit auf die Gegenwart. Irgendjemand hat einen alten Zauber gesprochen und die Wikinger sind wieder da. Ich freute mich schon auf diese Geschichte, alt und neu treffen aufeinander. Was dann passiert ist weiß ich nicht, nach kurzer Zeit hatte ich den Faden ein wenig verloren. Ich wusste nicht mehr was ist jetzt gut was böse, die benutzte Fäkaliensprache die sich durch mehr als die Hälfte des Buches zog, konnte ich schon nicht mehr lesen. Die Brutalität mit der diese feindliche Übernahme stattfand, grenzte an einen Terroranschlag. Es kostete Überwindung die Geschichte bis zum Ende zu lesen. Hab’s aber geschafft. Mit viel Mühe.
    Uli Wohlers Roman ist von der Thematik, sehr gut. Ja, man sollte sich wieder auf die Natur einlassen und back to the roots. Vielleicht ist die Geschichte von Uli Wohlers so zu verstehen, das die Menschheit wieder wachgerüttelt werden soll und daher auch die „unter der Gürtellinie“ Aussprache und die blutigen Gemetzel. Ich hab’s geschafft das Buch fertig zu lesen und kann aber nur eine bedingte Leseempfehlung aussprechen. Wie gesagt, man muss sich darauf einlassen sonst legt man den Roman sofort auf die Seite.

    :lol::totlach: Jede Minute, die man lacht, verlängert das Leben um eine Stunde (chinesisches Sprichwort)

  • Und trotzdem hast du das Buch mit 4 Sternen bewertet?Oder aus versehen einen zu viel angeklickt :-k ?

    Ganz einfach, 3 Sterne für den Inhalt und einen extra Stern für das Cover, habe ich in der Rezension jetzt nicht extra aufgeführt! :wink:

    :lol::totlach: Jede Minute, die man lacht, verlängert das Leben um eine Stunde (chinesisches Sprichwort)