Da habe ich mir nun ja mal ein sehr rätselhaftes Buch aus dem SUB rausgesucht. Als ich es mir kaufte, klang der Klappentext einfach einladend für mich. Nun, seit ich es zu lesen begonnen habe, stehe ich erst mal auf dem Schlauch.
Ich kopiere euch den Klappentext hier rein, damit ihr wißt, worum es (angeblich) geht:
"Barcelona, 1874. Gabriel Camarasa wird beinahe von einer Straßenbahn überfahren, als ihm im letzten Moment ein junger Mann das Leben rettet: Antoni Gaudí. Schnell freunden sich die beiden an. Als Gabriels Vater unter Verdacht steht, seinen Geschäftspartner erstochen zu haben, begeben sich die jungen Männer zusammen mit Gabriels Freundin Fiona auf die Suche nach dem wahren Täter. Die führt sie zu Barcelonas geheimnisvollsten Orten: in das Lokal »Die sieben Türen«, in »Das Theater der Träume« – und geradewegs in die Fänge einer skrupellosen Geheimgesellschaft …" (Quelle: amazon)
Mittlerweile bin ich auf Seite 128 angelangt. Die ersten hundert Seiten verstand ich rein gar nichts. Es wird langatmig das geschildert, was oben steht, bis kurz vor dem Drama mit dem erstochenen Geschäftspartner. Es wird viel von Barcelona erzählt, von der damaligen Kultur und Gesellschaft, alles zieht sich gemächlich und ausführlich hin, man schlendert mit dem Autor durch Barcelona und durch die Geschichte, und hat den Eindruck, es passiert im Grunde gar nichts. Und schon merkte ich, das mir für das Buch etwas Entscheidendes fehlt. Ich war noch nie in Spanien. Die spanische Kultur, Sprache und Geschichte sind mir völlig fremd, und von Barcelona weiß ich noch weniger als gar nichts. Mir sagte anfangs noch nicht mal der Name Gaudi etwas. Ganz, ganz schwach in meinem Hinterkopf war da ein leiser Hinweis - irgendwo hatte ich den Namen schon mal gelesen. Also schnell mal im Internet recherchiert, und siehe da: mir ging ein Licht auf. Antoni Gaudi, einer der größten, wenn nicht der größte und zumindest bekannteste Architekt Spaniens, der u.a. die Kathedrale Sagrada Familia maßgeblich gestaltet hat, die mehr Besucher anzieht als der Prado und die Alhambra! Gaudi, 1852 geboren, 1926 gestorben, in der Jugend ein Dandy, exzentrisch, manchmal auch provokant, im Alter fromm, so fromm, dass 1998 die Seligsprechung Gaudis beantragt wurde, war das, was man eine komplexe und schillernde Persönlichkeit nennt. 43 Jahre seines Lebens steckte er in den Bau der Sagrada Familia, als er mit 74 Jahren von einer Straßenbahn angefahren wurde und - zuerst als Vagabund verkannt, bis man merkte, dass der berühmteste Architekt Spaniens im Krankenbett lag - an den Verletzungen starb.
So, nun wissen wir alle miteinander mehr über Gaudi, aber noch nicht viel mehr über den Roman. Mir scheint, dass der Autor die jungen Jahre Gaudis darin verarbeitet, es also eine Art fiktive Biographie der frühen Jahre Gaudis ist, eingebettet in eine Handlung, in der ein reicher Sohn, Gabriel Camarasa, sein Vater, eine geheimnisvolle englische Zeichnerin Fiona Begg samt Vater und ein Mord eine Rolle spielen. Spannend finde ich das Ganze bisher nicht. Es schleppt sich eher dahin. Aber sprachlich gefällt es mir, es ist sehr flüssig und gut geschrieben, so dass man es leicht lesen kann.
Das Buch ist übrigens in Ich-Form geschrieben, aus der Sicht Gabriel Camarasas. Normalerweise mag ich diese Ich-Form nicht, weil man dadurch gezwungen wird, sich mit der erzählenden Figur stark identifizieren zu können, um in die jeweilige Geschichte hineinzukommen. Bei dem vorliegenden Roman stört es mich zumindest nicht. Vielleicht ist auch Gabriel Camarasa als Persönlichkeit so wenig markant, dass man durch nichts gehindert wird, die Ereignisse durch seine Augen betrachtet zu verfolgen.
Ich hoffe, es kommt noch ein bißchen mehr Spannung auf. Sonst schaffe ich bloß zwanzig, dreißig Seiten am Tag, ehe mich wieder das Gähnen überkommt.