Stefan Bollmann - "Briefe liebe ich, für Briefe lebe ich". Die schönsten Frauenbriefe

  • Klappentext:
    Es ist noch nicht lange her, da erzählte man sich in Briefen von Liebe und Leid, von weiten Reisen und Abenteuern, schrieb sich die Sorgen von der Seele, erteilte freundschaftliche Ratschläge und erzieherische Empfehlungen. Auf der anderen Seite wurden diese Briefe mit verzehrender Sehnsucht, großer Neugier, heimlicher oder offen bekundeter Freude erwartet. Die Gründe, warum Frauen zur Feder griffen, waren unterschiedlich, doch war die Leidenschaft, mit der sie es taten, die gleiche. Stefan Bollmann stellt in diesem Band Briefeschreiberinnen aus fünf Jahrhunderten vor, wie Caroline Schlegel, Jane Austen, Vita Sackville-West oder George Sand, und erzählt anhand ihrer Briefe und deren Eigenheiten ein Stück weiblicher Kulturgeschichte.
    Das 2008 erschienene HC wurde für die TB-Ausgabe gekürzt. Mit zahlreichen Illustrationen.


    Zum Autor:
    Stefan Bollmann, geboren 1958, studierte Germanistik, Theaterwissenschaften, Geschichte und Philosophie und promovierte mit einer Arbeit über Thomas Mann. Er arbeitet als Lektor, Autor und Herausgeber in München. 2005 und 2006 erschienen seine Bestseller Frauen, die lesen, sind gefährlich und Frauen, die schreiben, leben gefährlich, 2012 Frauen, die denken, sind gefährlich im Elisabeth Sandmann Verlag. – Amazon


    Inhalt:
    Vorwort (Thekla Carola Wied und Hannes Riekhoff)
    Briefe der Leidenschaft:
    - Elizabeth Barrett und Robert Browning
    - Madame de Sévigne an Monsieur de Coulanges
    - Julie de Lespinasse an Comte de Guibert
    - Caroline Schlegel an Friedrich Wilhelm Joseph Schelling
    - George Sand an Alfred de Musset
    - Bozena Nemcova an Josef Nemes
    - Vita Sackville-West an Virginia Woolf
    Briefe der Freundschaft:
    - Mary Wortley Montague an ihre Schwester
    - Jane Austen an ihre Schwester
    - Virginia Woolf und Katherine Mansfield
    - Ingeborg Bachmann an Hans Werner Henze
    Briefe der Mutterliebe:
    - Maria Theresia an Marie Antoinette
    - Madame Roland aus dem Kerker an Eudora
    - Johanna Schopenhauer an Arthur
    - Calamity Jane an ihre Tochter
    - Marina Zwetajewa an ihre Tochter im Arbeitslager
    Briefe des Aufbruchs:
    - Maria Sybilla Merian an Johann Georg Volckamer
    - Gertrude Bell an Horace Marshall
    - Amrita Sher-Gil an ihren Vater
    Nachweise, Personenregister, Bildnachweis
    159 Seiten


    Persönliche Meinung:
    Man kann es kaum glauben, aber die Briefeschreiberinnen des Buches beweisen: Es gibt tatsächlich einiges, das durch alle Jahrhunderte hindurch gleich geblieben ist. So zum Beispiel Liebesschmerzen, Probleme mit aufmüpfigen Kindern oder fordernden Eltern, Erwartungen der Umwelt und die Loslösung von ihnen, depressive Phasen, …


    Mit biographischen Angaben führt Bollmann in das jeweilige Kapitel, richtet dabei das Augenmerk auf die Beziehung zwischen Schreiberin und Adressat/in. Ganze Briefe oder Ausschnitte werden vorgestellt, oft auch ein Druck abgebildet. Nicht alle Frauen werden jedem Leser bekannt sein, und es ist bedauerlich, dass ausgerechnet Schriftstellerinnen wie Emily Dickinson oder namhafte Personen der Geschichte wie Katharina die Große in der Taschenbuchausgabe unter den Tisch fallen.


    Briefe zu schreiben war Arbeit. Und es dauerte und dauerte, bis Brief und Antwort eintrafen. So waren die Boten zwischen Wien (Maria Theresia) und Paris (Marie Antoinette) mindestens zehn Tage lang unterwegs.
    Besonders tragisch die Briefe, von denen man nicht weiß, ob sie den Empfänger jemals erreichen, z.B. Madame Rolands Abschiedbrief aus dem Kerker kurz vor ihrer Hinrichtung an ihre Tochter.
    Bei anderen Briefen wundert sich der Leser, wie sie überlebten oder in die Öffentlichkeit gerieten, u.a. die von Calamity-Jane.


    Die Archive vieler Museen und historischer Institute sind vollgestopft mit Briefen und bieten damit einen unmittelbare Zugang zum Wesen, zum Leben und zur Zeit ihrer Absender und Empfänger. Was wird von unserer und den nachfolgenden Generationen bleiben? Digitale Chips? Online-Tagebücher?


    Aber "Ihdl" klingt sicher nicht so poetisch wie „Ich liebe dich so tief, so hoch, so weit, als meine Seele blindlings reicht …“ (Elizabeth Barrett an Robert Browning)


    Man sollte mal wieder Briefe schreiben und nicht immer nur Mails. Einfach weil Briefe wie ein persönliches Geschenk sind. :kiss:


    (Dank an @maiglöckchen für die Leihgabe, die mitsamt einem Brief kam. :) )

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)