Inhalt (Quelle: amazon):
Vereinfachen Sie Ihr Leben! Kaum jemandem macht es Spaß, aufzuräumen und sich von Dingen zu trennen. Die meisten von uns haben einfach nie gelernt, wirklich Ordnung zu halten. Denn auch beim Aufräumen gibt es den berühmten Jo-Jo-Effekt. Doch mit Marie Kondos bahnbrechender Methode, die auf wenigen simplen Grundsätzen beruht und dabei höchst effektiv ist, wird die Beschäftigung mit dem Gerümpel des Alltags schon mal zu einem Fest. Und die Auswirkungen, die «Magic Cleaning» tatsächlich auf unser Denken und unsere Persönlichkeit hat, sind noch viel erstaunlicher. Der Generalangriff auf das alltägliche Chaos macht uns zu selbstbewussten, zufriedenen, ausgeglichenen Menschen.
Beschreibung:
Nein, ich ersticke nicht in meinem Chaos zuhause und ich habe es durchaus gelernt, Ordnung zu halten. Aber wie es halt ist in unserem konsumorientierten Leben, es sammelt sich mit der Zeit doch Einiges an, manchmal weiß man nicht mehr, was sich in den Schubladen und Schränken in hinterer Reihe verbirgt oder stellt fest, dass es einen nervt, immer herumzuräumen,weil man zuviel von allem hat. Also habe ich beschlossen, diesen mittlerweile vor allem in Minimalismus-Kreisen berühmten Aufräumratgeber zu lesen, just for fun, und natürlich wäre es nicht schlecht, wenn das Buch mich auch noch zufriedener und ausgeglichener machen würde.
Um es vorwegzunehmen: das Buch hat mich nicht zu einem besseren, glücklichen und rundum zufriedenen Menschen gemacht, und was Marie Kondo an wundersamen Dingen diesbezüglich von ihren Kundinnen erzählt, bei denen das Leben perfekt geworden ist, nachdem sie ihre Socken und Handtücher nach KonMaris Methode zusammengefaltet und zehn gefüllte Müllsäcke weggeworfen haben, kann ich nur als perfektes Selbstmarketing erkennen, nicht aber als magische Wirkung ihrer Ordnungsmethode.
"KonMari" (der Spitzname von Marie Kondo, den sie zum Markenzeichen gemacht hat), eine junge Japanerin, hat von Kindheit an nur eine Leidenschaft: aufräumen. Ordnung im Chaos schaffen. Irgendwann macht sie einen Beruf daraus, bietet Seminare und Einzelberatungen an, schreibt das vorliegende Buch, das zum Nr. 1-Bestseller in Japan wird, und bald auch in anderen Ländern zum Bestseller wird. Sie erzählt in diesem Buch sehr viel von sich, wie sie von klein auf alles ordnen, sortieren, aussortieren wollte und wie sie heute mit der von ihr erfundenen Ordnung lebt. Und natürlich erzählt sie viel davon, wie sie Kundinnen diese Methode nahebringt und deren Leben damit verwandelt. Die KonMari-Methode besteht vor allem aus drei Punkten: rigoros alles wegwerfen, was einen nicht glücklich macht, alles, was übrig bleibt, penibel aufräumen und verstauen, und schließlich diese Ordnung erhalten, indem man allen Dingen den ihnen zustehenden Platz gibt und mit Geldbörse, Hose, Handtasche und Schuhen redet. "Danke, Handtasche, dass du mich heute begleitet hast" - und dann legt man die Tasche an ihren Platz. "Danke, lieber Schuh, dass du gut zu meinen Füßen warst" - und man stellt die Schuhe sorgsam an ihren Platz. Nein, ich mache keine Scherze, Marie Kondo spricht wirklich mit ihren Sachen. T-Shirts, Handtücher und überhaupt alles, was sich falten lässt, werden auf eine bestimmte Weise zusammengefaltet und dann aufrecht in das Regal oder Fach gestellt. Also keine Stapel aufeinanderliegender T-Shirts, der sich in einen wüsten Haufen verwandelt, wenn man mittendrin ein Shirt rauszieht, sondern alle Shirts stehen ordentlich wie kleine Soldaten nebeneinander aufgereiht im Fach, so dass man ohne Probleme eins rausholen kann, ohne dass das furchterregende und allseits lauernde Chaos schon wieder über einen hereinbricht. Diese Methode hat etwas und ohne Zweifel kann man damit besser Ordnung halten als mit den üblichen Stapeln im Schrank.
Mein Eindruck:
Das Buch ist gut zu lesen. Es ist unterhaltsam, sehr flüssig und sprachlich angenehm geschrieben, und es enthält eine Menge Anregungen, die man gut für das eigene Leben umsetzen kann. Wer eine Tendenz zum Sammeln, zum Horten von ungebrauchten Dingen und zur Unordnung hat, für den mag es möglicherweise sogar wirklich der entscheidende Anstoß sein, der "Aha-Effekt", wie man das Chaos in den Griff bekommen kann. Rein praktisch gesehen finde ich das Buch nützlich und hilfreich. Allerdings muss man ein paar Dinge dabei im Auge behalten. Marie Kondo ist Japanerin, und dieser kulturelle Kontext schwingt in sehr vielen ihrer Ratschläge und Haltungen mit. Japaner leben auf viel engerem Raum als zum Beispiel wir in Deutschland, die Wohnungen sind normalerweise standardmäßig mit großen Einbauschränken ausgestattet, was hier fast nie der Fall ist. "Unsichtbar" verstauen ist also bei uns nicht ganz so leicht möglich wie in Japan. Auch das Reden mit Dingen wie Schuhen, Taschen oder Kleidung ist bei uns nicht üblich. In Japan, das durch den Shintoismus geprägt ist, hat der Umgang mit "beseelten Dingen" eine ganz andere Bedeutung und ist keineswegs so seltsam, wie uns das anmutet. Ich persönlich glaube nicht, dass es einem bei der Ordnung viel weiterhilft, wenn man mit seinen Gummistiefeln redet, aber wie ein Rezensent dieses Buches (leider weiß ich nicht mehr, wer und wo) es so treffend angemerkt hat: es sei ihm immer noch lieber, es redet jemand mit seinen Schuhen, als dass er auf die Straße läuft und dort Hassparolen von sich gibt. Warum also nicht mit den Dingen reden, wenn man meint, dass es einem hilft, auf die Weise achtsamer und ordentlicher mit ihnen umzugehen.
Was mich an Marie Kondos Methode und Einstellung ärgert und wirklich ziemlich massiv stört: es wird unendlich viel weggeworfen, wenn man ihren Anweisungen folgt. Müllsäckeweise soll man Dinge entsorgen, die einen nicht glücklich machen. Von ökologischen Erwägungen oder auch nur davon, dass man Dinge auch anders entsorgen kann als sie nur in den Müllcontainer zu kippen (zum Beispiel verschenken, spenden, tauschen, verkaufen), ist bei ihr leider nie die Rede. Wegwerfen um des Wegwerfens willen ist jetzt nicht das, was mich selber glücklich machen würde. Es ist ja schön, wenn ein Haufen Plastikteile, die ich nicht mehr haben möchte, aus meiner Wohnung weg sind, aber das Nachdenken darüber, was dann mit dem Plastik im Müll geschieht und ob es nicht vielleicht einfach eine sehr gute Option wäre, zu überlegen, was man einkauft, bevor man etwas neu einkauft, findet bei Marie Kondo nicht mal im Ansatz statt. Und etwas, was noch funktionsfähig ist, wegzuschmeißen,weil es einen nicht glücklich macht, um sich dasselbe dann in besserer Qualität, anderer Ausstattung oder anderer Farbe neu zu kaufen, weil einen dieses Teil dann viel glücklicher macht als das alte, ist in meinen Augen nur hemmungsloser Konsumismus, sonst nichts.
Insgesamt aber finde ich das Buch empfehlenswert. Vor allem für Menschen, die zwar nicht gerade im Chaos unterzugehen drohen, aber doch beim Umschauen in ihrer Wohnung das Gefühl haben, da könnte man doch mal was machen, um ein bißchen Ordnung reinzukriegen, und die Anregungen aufnehmen, aber nicht alles bitterernst nehmen wollen, ist das Buch eine nützliche und unterhaltsame Lektüre.
Vier Sterne von mir.