Ich möchte die Rezi nicht mit Spoilern belegen, dennoch werde ich ein paar interessante Sachen in dieser Rezi darlegen. Aber bei einem Sachbuch finde ich das OK. Und wer dieses Buch nicht in Gänze lesen möchte, wird vielleicht anhand meiner Beispiele aus dem Buch doch neugierig. Ich muss sagen das Buch sollte man wirklich gelesen haben.
Peter Wohlleben ist Förster aus Leidenschaft.
Er versucht seine Umwelt aufzuklären. Die Forstwirtschaft, wie wir sie kennen, ist fehlgeleitet.
Kahlschläge und Monokulturen haben den Urwald, wie er in unseren Breitengraden beheimatet war, fast komplett ausgelöscht.
Das Ökosystem Wald ist in höchster Gefahr.
In den Forststuben sitzen alte Förster mit veralteten Ansichten über die Forstwirtschaft. Das Geld soll fließen, das Holz muss gerade wachsen. Nur so ist es rentabel im Sägewerk.
Studien, die ein Umdenken nahelegen werden unter den Tisch gekehrt.
Junge Förster kommen kaum zu eigenen Waldparzellen, denn wenn sich pensionsbedingt eine Nachfolge ergäbe, werden benachbarte Parzellen zu größeren Wäldern zusammengelegt, die unter althergebrachter Führung ökologisch verkümmern und um des Profites wegen ausgeschlachtet werden. Alles unter dem Deckmäntelchen der umweltbewussten Hege und Pflege durch Jagd und Forst.
Die Verantwortung für die Zukunft des Waldes liegt in falschen Händen, ambitionierte Jungförster mit fortschrittlichem Wissen kommen nicht an die Macht.
Wohlleben legt den Finger in viele Wunden. Auch bekommen wie immer die Jäger ihr Fett weg.
Neue Förster (oft Beamte) werden mit der Aussicht auf den kostenlosen Abschuss eines kapitalen Bocks im eigenen Revier „geschmiert“. Wer einmal so ein Schmiergeld annimmt macht sich verwundbar. Ein späteres Aufmucken gegen die Jägerschaft kann nicht mehr gelingen, denn diese könnten dann Bestechlichkeit ins Feld führen. Die Karriere wäre beendet. So halten viele Förster still und machen alles mit, was an Unsinn von der Jägerschaft und anderen Beteiligten vorgeschlagen wird.
In den Büchern von Wohlleben wird konsequent aufgeräumt mit dem Mythos Umweltschutz durch Forstwirtschaft.
Das normale, ursprüngliche Ökosystem gibt es nicht mehr. Fremde Pflanzen halten mehr und mehr Einzug. Dazu gehören vor allem die hoch gelobten, gerade und schnell wachsenden Nadelbäume, die in Plantagen und Monokulturen angepflanzt werden. Rentabel für die Gemeinden, aber tödlich für die Mikroorganismen, die Laubbäume gewohnt waren. Diese Sterben (Käferarten und Pilze zum Beispiel) und werden durch fremde Käfer und Pilze ersetzt. Diese werden durch Europaletten aus fremden Ländern eingeschleppt.
Laubbäume, wie es sie in Mitteleuropa früher gab, können kaum ungestört wachsen, da sie von der viel zu hohen Anzahl von Rehen (angefüttert und gezüchtet durch die Jägerschaft, damit mehr Abschüsse möglich sind). abgefressen werden. Schaffen sie es doch über das Höhenmaß von Rehmäulern hinweg, wird der Mutterbaum, der Schatten spendet und über die Wurzeln Nährstoffe verteilt, hemmungslos abgerodet und als Möbelholz verkauft. Die Folge ist, dass die zarten Jungpflanzen zu viel Sonne abbekommen und der Boden austrocknet, weil die Krone des alten Baumes keinen Schatten mehr spendet. So funktioniert der natürliche Kreislauf nicht mehr. Die Jungen Bäume sind kaum überlebensfähig. Wenn sie wachsen, dann krumm und so sind sie nur ein Störfaktor, weil sie für die Holzindustrie nicht taugen. Ergo: Sie müssen wieder weg.
Solche, und jede -Menge andere Fehlleistungen der Forstwirtschaft prangert Wohlleben an.
Auch über seinen Werdegang und seinen oft schwierigen Alltag als Förster erfahren wir einiges.
Wohlleben ist bemüht sein Revier ökologisch sinnvoll zu bewirtschaften. Aber auch er gibt zu dabei oft an seine Grenzen zu stoßen.
Wohlleben kommt in dem Buch ziemlich kritisch rüber. Man könnte es wirklich als Schwarzsehen mit erhobenem Zeigefinger sehen. (Daher einen halben Stern Abzug). Dennoch bin ich eher bereit ihm zu glauben als der veralteten Förster- und Jägerlobby.
Ich könnte noch mehr aufzählen, was der Förster aus Leidenschaft an Misswirtschaft aufdeckt, aber ich schlage lieber vor die Bücher von Wohlleben zu lesen und sich sein eigenes Bild zu machen.
Fazit:
Für Wald- und Naturliebhaber ist dieses Buch ein Weckruf. Es muss ein Umdenken in der Forstwirtschaft stattfinden. Wenn mehr Menschen, die es anginge, dieses Buch lesen würden, und einige Ansätze umsetzen würden, wäre der Natur schon ein Stück weitergeholfen.
Und Wohlleben fordert jeden Einzelnen auf den Forstämtern auf die Füße zu treten. Denn der Wald gehört uns allen und er geht uns alle an!