Kapitel 14
Hier erläutert Pip, warum er unzufrieden mit seiner Lehre ist. Oder vielmehr, dass er unzufrieden ist. Mit seinem Werdegang. Damit gewöhnlich zu sein.
Ich habe so den Eindruck, dass Pip nach seinem "letzten Besuch" bei Mrs Havisham und dem Eintritt in die Lehre, seine kindliche Leichtigkeit des Seins verloren hat. Vielleicht könnt ihr euch auch noch an diese Tage erinnern, in denen man von jetzt auf gleich merkt, das alles nicht so einfach ist, Pflichten eine große Last sind.
Zitat von DickensFrüher hatte ich gedacht, wenn ich eines Tages die Hemdsärmel aufkrempelte und als Joes Lehrling in der Schmiede anfinge, würde ich mich auserwählt und glücklich fühlen. Nun, da ich der Wirklichkeit habhaft war, fühlte ich mich nur schmutzig mit dem Schmutz von Grießkohle und spürte ein Gewicht auf meiner täglichen Erinnerung lasten, neben dem der Amboss eine Feder war. Es gab Augenblicke in meinem späteren Leben (wie vermutlich in den meisten Leben), in denen mir zumute war, als hätte ein schwerer Vorhang sich auf alles gesenkt, was seinen Zauber und seine Romantik ausmachte, und hätte mich von allem abgesondert, bis mir nur ein dumpfes Erdulden blieb. Nie war dieser Vorhang schwerer und undurchdringlicher gefallen als zu jener Zeit, zu der mir mein Lebensweg auf der neueröffneten Straße der Lehrzeit bei Joe vor meinen Augen unabänderlich vorgezeichnet schien.
Zitat von DickensWas ich erstrebte, wer könnte es sagen? Wie könnte ich es sagen, der ich es doch nie wusste. Meine größte Furcht war, in einer unseligen Stunde den Blick zu heben, wenn ich am schmutzigsten und gewöhnlichsten war, und Estella zu einem der hölzernen Fensterläden der Schmiede hereinblicken zu sehen.
Es ist unglaublich traurig, das alles zu lesen. Ich habe mich an eine Zeit der Demütigung in meiner Schulzeit erinnert. Diese Angst, die einen überallhin verfolgt war gräßlich und Dickens hat es gut beschrieben. Und ja, zu dem Zeitpunkt sieht man nicht ein, dass die Personen, die demütigen, es nicht wert sind, an sie zu denken.
Kapitel 15
Zu Beginn finde ich es ebenfalls traurig, wie Pip, dass er auch Joe zu einem besseren Herrn verwandeln möchte, in der Hoffnung, das Licht würde auch auf ihn besser scheinen.
Zitat von DickensAlles, was ich mir aneignete, versuchte ich Joe zu vermitteln. Diese Aussage klingt so untadelig, dass ich es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren kann, sie unkommentiert durchgehen zu lassen. Ich wollte Joe weniger unwissend und weniger gewöhnich machen, damit er meiner Gesellschaft würdiger und in Estellas Augen weniger tadelnswert würde.
Die Szene in der Orlick Mrs Joe Kontra gibt, ist herrlich! Bildlich kann man sich vorstellen, wie diese Furie in "blindwütige Raserei" gerät und man freut sich, dass jemand endlich mal den Mund aufmacht! Allerdings ist dieser ein merkwürdiger Kerl, dem ich keinen Meter weit traue.
Und dann das Ende des Kapitels: Es haut jemand dieser o.g. Furie den Schädel ein! Kaum zu glauben! Mein erster Gedanke war, sie wäre nun dahingeschieden...
Kapitel 16
...und dann hat sie es doch geschafft! Ich muss sagen, ich bin überzeugte Pazifistin und würde so etwas niemandem gönnen, aaaber irgendwie schwirrte mir der Satz "jeder kriegt, was er verdient" im Kopf rum Mysteriös sind allerdings die Umstände und was Orlick damit zu tun hat???
Kapitel 17
Pip unterhält sich mit Biddy und das gefällt mir auch nicht. Biddy scheint sehr nett zu sein und Pip verletzt sie wohl mehrfach.
Zitat von Dickens"Du gehörst zu denn, Biddy", sagte ich, "die jede Möglichkeit nutzen. Bevor du herkamst, hattest du keine Möglichkeiten und sieh nur, was du aus dir gemacht hast!"
Ganz schön gemein. Aber Biddy tröstet Pip. Allerdings stellt sie eine wichtige Frage:
Zitat von Dickens"Willst du ein Gentleman werden um sie zu ärgern oder um sie zu gewinnen?", fragte Biddy nach einer Weile in ruhigem Ton. "Ich weiß es nicht", erwiderte ich übellaunig. "Denn wenn es darum geht, sie zu ärgern", fuhr Biddy fort, "dann würde das meiner Ansicht nach - aber du musst es am besten wissen - eher und leichter erreicht, wenn man nichts auf ihre Worte gäbe. Und wenn es darum geht, sie zu gewinnen, dann glaube ich- aber du musst es am besten wissen-, dass sie es nicht wert ist."
Ganz schön schlaues Mädchen. Und doch wirkt es nun so auf mich, als hätte sich Pip nun tatsächlich in Estella verliebt. Schier unbegreiflich.