Charles Dickens - Große Erwartungen (Start 04.02.2017)

  • Seine Kommentare zu Camillas heuchlerischer Vorstellung sind einfach wunderbar und nehmen ein wenig von dem Druck weg den man empfindet, wenn man über


    Pips Schicksal bei den Havishams nachdenkt.

    :loool: Die waren wirklich Klasse und Camilla war ja wohl die Härte. :roll: Ich dachte mit Miss Havisham, Estella, Mrs. Joe und ihren verdrehten Freunden und Bekannten wäre das Gruselkabinett schon fast vollständig, aber in dem Kapitel setzt Dickens ja noch mal ordentlich einen drauf. Sei es mit den überkandidelten Verwandten von Miss Havisham oder aber mit dem seltsamen jungen Mann, der sich im Garten von Pip zusammenschlagen lässt. #-o Sowieso ist die "Bude" an dem Tag überraschend voll, auf der Treppe trifft Pip doch auch noch einen anderen Mann, der sich mit Jungs auskennen will. :scratch:


    Gute Frage, warum macht er das eigentlich. Vielleicht hofft er mit dem vielen Geld (viel zu viel Geld, wie wir ja wissen, da hätte schon auch was für Pip abfallen können ) seine Frau derartig zu beschäftigen, dass Pip problemlos sein Lehrling werden kann?

    Ich glaube, dass Joe seine Frau zwar anflunkert hinsichtlich der Person Miss Havisham (vielleicht weil er selbst überhaupt nicht glauben kann, was sie für eine Figur ist), aber bei Gelddingen ihn seine absolute Ehrlichkeit zur Wahrheit treibt. Er ist doch auch in der Szene als der Sträfling im Gasthaus das Geldstück für Pip in zwei Pfundnoten eingewickelt hat, wieder zurückgelaufen, um diese zurückzugeben.

    Was mir noch bei diesem Kapitel (Kapitel 13) arg aufgefallen ist, wie Pip sich über Pumblechook äußert. Er war ja nie besonders angetan gewesen von den meisten Erwachsenen, aber diesmal fielen Worte wie:
    "niederträchtiger Heuchler; windigste aller Schwindler" Und dann dieser Satz: " Hätte der Schurke sich damit begnügt, wäre sein Vergehen abscheulich genug gewesen, doch er steigerte seine Untat, indem er mich mit seiner angemaßten Gönnerschaft in Gewahrsam nahm die all seine bisherigen verbrecherischen Taten weit übertraf."

    Das fand ich auch überraschend. In den ersten Kapiteln wirkte Pip gegenüber Pumblechook eher ergeben, so als ob er dächte, er könne sowieso nichts gegen ihn ausrichten. Aber vielleicht richtet sich seine Wut und sein Hass auch auf zukünftige Taten von Pumblechook? :-k

    Schreckschraube ist ein passender Begriff. Ich würde noch mit haßerfüllt und zynisch ergänzen.

    Mir geht beim Gedanken an sie öfter verbitterte Vettel durch den Kopf. :mrgreen: Und als sie in Kapitel 12 Estella zuflüstert, dass sie allen Männern die Herzen erbarmungslos brechen soll, habe ich mir manipulative Hexe ins ebook notiert.

    Da hat Dickens wirklich eine sehr morbide (passt morbide?) Stimmung geschaffen.

    Morbide trifft es wirklich gut, ich bekomme schon wieder Gänsehaut. :pale:

    Surrealismus! Genau! Das trifft es!

    Mir fiel noch das Wort grotesk ein.


    Kap. 12 & 13
    Überrascht hat mich, dass Miss Havisham Joe in ihr Haus eingeladen hat. Und das "Gespräch" zwischen Joe und "dem alten Kerl" war ja so köstlich :totlach: - ich hatte die ganze Zeit Kopfkino: auf der einen Seite die schräge Miss Havisham und auf der anderen Seite der gute, einfache Joe, der mit so viel Exzentrik überhaupt nicht klar kommt.
    Überraschend war der hohe Geldbetrag, den sie für Pips Ausbildung gezahlt hat und merkwürdig fand ich, dass er nicht mehr wiederkommen soll... :-k Was hat der alte Drachen vor? Das kann doch nicht alles gewesen sein. :scratch:
    Der letzte Satz war ja auch noch mal so ein richtiger Knaller :shock: - wieso denkt Pip, dass er keinen Spaß mehr an der Ausbildung bei Joe haben wird? Haben Miss Havisham oder die arrogante Estella ihn so verdorben? Oder ging ihm das Gewese um seinen Kontrakt und die fürchterliche Einmischung von Pumlbechoock und der anderen gegen den Strich? :-k Was glaubt ihr?

    Liebe Grüße,
    Tine


    :study: Ken Follett - Die Waffen des Lichts

    :study: Taylor Jenkins Reid - Daisy Jones & The Six

  • Bei mir ist es auch ein ebook, aber meins hat 59 Kapitel ohne eine Einteilung in mehrere Bände. Ich hoffe doch @Studentine, dass dein Buch komplett ist.

    Ja, hat sich aufgeklärt, hab nicht richtig geguckt. :uups: Habe also auch die 59 Kapitel. :lol:

    Ich bin aber guter Dinge, dass ich dieses Wochenende wieder etwas aufholen kann.

    Ich habe auch kein Problem, wenn wir einen Pausentag einlegen wollen, damit ihr aufholen könnt. Es soll ja kein Gehetze sein, Spaß machen und neben dem Lesen haben alle ja auch noch ein Leben. Ich richte mich da ganz nach der Mehrheit. :lol:

    Liebe Grüße,
    Tine


    :study: Ken Follett - Die Waffen des Lichts

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  • Mir geht beim Gedanken an sie öfter verbitterte Vettel durch den Kopf. Und als sie in Kapitel 12 Estella zuflüstert, dass sie allen Männern die Herzen erbarmungslos brechen soll, habe ich mir manipulative Hexe ins ebook notiert.

    Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass die "manipulative Hexe" :lol: das alles nicht nur aus sozialer Vereinsamung macht, sondern, dass sie einen Plan hat und zwar einen
    langfristigen, weil sie Pip während seiner Ausbildung ja aus ihrem Haus fernhält. Er ist wohl noch nicht alt genug für den Rest des Plans............ 8-[

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • Tüdeldüüü :winken: nicht uwndern, ich versuche immer noch aufzuholen, momentan lese ich weniger und wenn ich lese, stolpere ich immer über dieses englisch :totlach:
    Ich versteh zwar ziemlich alles, aber ich falle immer wieder über diese komischen Satzstellungen. Das englisch, was ich gelernt habe, war geordneter, hier sind die Verben etc nicht an der Stelle, an der ich sie vermute, daher dauert es beim Lesen bei mir was länger^^ Bin gerade bei Kapitel 8 :rambo:
    Jetzt wirds ja langsam auch spannend, wenn er zu dieser Dame soll. Vorher hab ich mich gefragt, was das Ganze bezwecken soll :-k Aber ist ja auch mein erster Dickens, bisher gefällt es mir etwas über Mittelmaß, aber ab jetzt scheints Potenzial nach oben zu geben :mrgreen:

  • Zu Mrs. Havisham: Wie in einem klassischem Gruselfilm! Und zugleich hab ich direkt Mitleid mit ihr. Da geht das Kopfkino direkt los. Im Anhang ist u. a. von einer "weißen Frau" die Rede, die in den 1820er Jahren in der Berners Street in London herumgeisterte und über die Dickens in "Where We Stopped Growing" 1853 geschrieben hat. Wohl eine vor dem Altar Sitzengelassene, die in ihrem Brautkleid jahrelang den Weg zur Kirche und zurückgelaufen ist....

    Nicht nur Mrs. Havisham finde ich äußerst gruselig, sondern auch alles drum herum. Die skurrilen Gestalten, dieses eindrücklich beschriebene Hinterzimmer... :pale:

    Schon ziemlich bösartig, oder?

    Ja definitiv, das geht ja auch später so weiter:

    Zitat von Dickens

    "Break their hearts my pride and hope, break their hearts and have no mercy!"

    Findest Du, dass er Angst hat? Ich nicht - mir scheint, er hält doch recht viel von seiner Frau und verzeiht ihr deswegen diese Kratzbürstigkeit. Wer weiß, welchen Blick hinter die Fassade er getan hat? Wir wissen nichts über Mrs. Joes Geschichte. Aber bestimmt will er nicht sein wie sein Vater, gleichgültig wie er ihn auch verteidigt. Was meint Ihr anderen?

    Ich würde auch nicht unbedingt sagen, dass er Angst vor ihr hat. Mir scheint es eher so, dass er sich mit dieser Situation arrangiert hat.

    Vielleicht hat Dickens die Frage bewusst etwas offen gelassen. Dass er noch sehr jung ist, wird klar - zum genauen Alter habe ich hier die Angabe 7 Jahre gefunden und hier klingt es, als wäre er 8-10 Jahre alt, was sich mit deinen Gedanken deckt. Eine verlässliche Angabe habe ich bisher nicht entdeckt, aber so haben wir immerhin eine grobe Orientierung.

    Ich finde das Alter auch wirklich schwer zu schätzen, gerade weil Kinder damals schon in viel jüngerem Alter als heute u. a. mit hartem Alltag konfrontiert wurden und demnach, zumindest in dieser Hinsicht, "reifer" wirken.

    Den kleinen Pip mag ich, obwohl ich es an sich gar nicht schätze, die Welt aus den Augen eines angeblich kleinen Kindes sehen zu müssen. Denn im Endeffekt schreibt ein erwachsener Autor das, und diese kindliche Sichtweise ist die Sichtweise eines Erwachsenen, der meint, dass ein kleines Kind alles so sieht - nicht die eines Kindes. Sowas gefällt mir nicht, auch nicht bei Dickens. Zudem kommt mir Pip oft recht altkklug vor. was in meinen Augen nur bestätigt, dass ein Erwachsener eben nicht (mehr) wie ein Kind sehen und denken kann. Aber im Großen und Ganzen ist das - für mich - nur eine kleine Kritik an Dickens großartiger Erzählkunst.

    Ich habe das eher so interpretiert, dass der erwachsene Pip hier uns rückwirkend seine Lebensgeschichte erzählt. Daher fand ich bis jetzt alles sehr passend. Wie seht ihr anderen das?


    Ich habe heute gut aufholen können und habe eben Kapitel 14 beendet. Hier habe ich aber noch nicht komplett alles nachgelesen, das werde ich dann wahrscheinlich morgen machen. :)

    "I see you laugh. Very well, for simplicity’s sake, let us assume I am the center of creation. In doing this, let us pass over innumerable boring stories: the rise and fall of empires, sagas of heroism, ballads of tragic love. Let us hurry forward to the only tale of any real importance." His smile broadened. "Mine." (Kvothe in The Name of the Wind)

    2019: :study: 11 Bücher mit 3.997 Seiten

    :musik:12 Hörbücher mit 18.360 Minuten

  • Ich habe das eher so interpretiert, dass der erwachsene Pip hier uns rückwirkend seine Lebensgeschichte erzählt.

    Genau so sehe ich das auch. Da ist allerdings auch die Frage, wie alt PIp ist, wenn er die Geschichte erzählt. Da seine Erinnerungen sehr detailliert und
    klar sind, schätze ich, dass er währenddessen auch nicht viel älter als Anfang 20 ist.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


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  • so, jetzt bin ich auf dem Laufenden - im Buch hab ich aufgeholt und hier alles nachgelesen. Wenn man endlich mal Zeit und einen wachen Kopf hat, dann liest sich Dickens ja auch total leicht und flüssig. Und die Kapitel 11-13 haben es ja in sich und nehmen einen total gefangen. Zumindest hab ich den Eindruck, dass es uns allen hier gleich ging. :wink: Ihr habt ja schon viel darüber geschrieben, deshalb mal ein paar Gedanken von mir zu Euren Kommentaren.

    Also dieses Kapitel ist wirklich das reinste Horrorkabinett. Ich fand die Stimmung wieder so genial beschrieben, dass man regelrecht beim lesen alles nachfühlen konnte. Dazu noch eine Verwandtschaft, die heuchlerischer nicht mehr sein kann. Eine Hochzeitstafel wie aus einem Horrorfilm (ich brauch da nicht viel um mich zu gruseln ).
    Schräg wie Pip Miss Havisham durch dieses Zimmer führt, so wie bei einem Spaziergang, während sie sich mit ihren Verwandten unterhielt. Falls man das als Unterhaltung bezeichnen darf. Und wer wohl dieser Matthew ist; der klug genug scheint diesem "Schauspiel" fern zu bleiben.

    Ich hab das Gefühl, dass Dickens hier wieder eine ganze Menge Personen ins Spiel bringt, die am Ende alle irgendwo ihre Funktion und Geschichte haben. Das war ja bei "Bleak House" auch der Fall - beim Lesen dachte ich immer "noch einer mehr?" und am Ende waren sie alle in die Geschichte verwickelt und logisch miteinander verbunden. Deswegen bin ich gespannt, welche Rollen diese ganzen Figuren inklusive des Jungen und des seltsamen Manns auf der Treppe noch spielen.
    Matthew halte ich für den Mann, der die Miss zwanzig Minuten vor neun an ihrem Geburts- und geplanten Hochzeitstag hat sitzen lassen. :-, Wenn die damals nur halb so schräg drauf war, dann war das eine kluge Entscheidung :twisted:

    Pip soll nie wiederkommen. Sie lobt ja fast schon wie brav er war. Wobei mir bei einem Lob von ihr, eher ein kalter Schauer den Rücken runterrinnt.

    Ich hatte ein bisschen den Eindruck, als sei Miss Havisham von Pip doch ein bisschen beeindruck: er hat all die Monate jeden Mist mitgemacht, sich nie beschwert, sich aber auch nie offen kompromittieren und zu irgendwelchen Schmeicheleien verleiten lassen. :-k

    Mrs Havisham scheint tatsächlich stolz zu sein auf Estellas Art.

    Ich glaube, sie hat Estella bewusst so verdorben und erzogen als eine Art Werkzeug der Rache an allen Männern. :-s

    da ich bei jedem weiteren Satz hoffte, Joe würde sich eine Schummelei ausdenken, damit Pip auch tatsächlich selbst etwas von dem Geld abbekommt, wie von Mrs Havisham gewünscht. Aber nein, er ist dieser Furie so hörig und unterschlägt nicht einen Guinee!! Auch wenn das Lehrgeld damals der Lehrling bei seinem Meister zu entrichten hatte, ist diese Spende doch so großzügig ausgefallen, dass etwas übrig sein könnte für Pip.

    Zum einen ist Joe meiner Meinung nach gar nicht fähig zu schummeln. Zum andren ist er seiner Frau fast hörig und zum dritten gehörte Lehrgeld niemals dem Lehrbuben, sondern immer dem Meister. Insofern hab ich nicht damit gerechnet, dass Pip von dem Geld auch nur einen Cent ausgehändigt bekommt. Was seine Schwester damit wohl tun wird? :scratch:

    Figuren wie Pip und Joe bewahren sich doch schon etwas Ironie und Humor, so dass das Ganze doch noch irgendwie nicht ganz düster daher kommt. Und die anderen Charaktere überzeichnet er so dermaßen, dass sie eigentlich meistens ziemlich lächerlich daherkommen und so auch für etliche Lacher sorgen.

    Du hast recht, beide macht das Lesen und Erleben leichter, denn viele Szenen sind ja eigentlich sehr düster, traurig, grauslich, bedrückend und trotzdem liest sich die Geschichte gut und ist fesselnd. Dickens Kunst des Humors und der satirischen Übertreibung - taliesin nennt es auch treffend Surrealismus in Kapitel 13 - machen das Buch zu etwas Besonderem. Bei einem anderen Autor wär es nur eine bedrückende und niederdrückende Darstellung der damaligen Gesellschaft - hier wird es ein Lehrstück, eine Satire, eine Komödie und mehr in einem. :)

    Ja, aber mir hat gefehlt, dass Joe ihm das notwendige Selbstbewusstsein gibt, dass Pip trotz seiner groben Hände und der Unter-Buben-Bezeichnung beim Kartenspiel dennoch etwas wert ist und nicht schlechter als andere Menschen.

    Joe hat doch selbst kein großes Selbstbewusstsein, wie soll er das also Pip vermitteln? Oder wirkt Joe auf einen von Euch als selbstbewusst? :-s

    zu Kapitel 11

    Kapitel 11 hat mich sehr beeindruckt und ich empfand es als das mitreißendste Kapitel bisher. Da schwankt der Leser zwischen Erstaunen, Abscheu und zuweilen zaubertees mir aber auch ein breites Grinsen ins Gesicht, wenn Pip seine spöttischen Kommentare zum Besten gibt. Das Panoptikum, das Dickens hier auf die Bühne stellt sucht wirklich
    seinesgleichen. Seine Kommentare zu Camillas heuchlerischer Vorstellung sind einfach wunderbar und nehmen ein wenig von dem Druck weg den man empfindet, wenn man über
    Pips Schicksal bei den Havishams nachdenkt. Die Szene in der er den erzwungenen Rundlauf mit Miss Havisham beschreibt, erscheint ja nicht nur gruselig, sondern liegt beinahe
    schon im Bereich des Surrealismus. Das ist einfach brillant erzählt.

    Besser kann man es nicht ausdrücken :thumleft:

    Was mir noch bei diesem Kapitel (Kapitel 13) arg aufgefallen ist, wie Pip sich über Pumblechook äußert. Er war ja nie besonders angetan gewesen von den meisten Erwachsenen, aber diesmal fielen Worte wie:
    "niederträchtiger Heuchler; windigste aller Schwindler" Und dann dieser Satz: " Hätte der Schurke sich damit begnügt, wäre sein Vergehen abscheulich genug gewesen, doch er steigerte seine Untat, indem er mich mit seiner angemaßten Gönnerschaft in Gewahrsam nahm die all seine bisherigen verbrecherischen Taten weit übertraf."
    Da ist so viel Abscheu in seiner Wortwahl. Vorher hatte ich nicht so das Gefühl, dass Pip so denkt. Ich kann das jetzt irgendwie schlecht beschreiben, wie ich es meine.

    Da wir uns alle einig sind, dass Pip seine Lebensgeschichte retrospektiv erzählt, kommen für mich hier ganz viele Gefühle zum Ausdruck, die er im Rückblick hat. Denn aus der direkten Situation heraus könnte ich mir die Äußerungen nicht erklären. Ich bin gespannt, auf was sich diese Charakterisierung Pumblechooks begründet.

    Ich dachte mit Miss Havisham, Estella, Mrs. Joe und ihren verdrehten Freunden und Bekannten wäre das Gruselkabinett schon fast vollständig, aber in dem Kapitel setzt Dickens ja noch mal ordentlich einen drauf. Sei es mit den überkandidelten Verwandten von Miss Havisham oder aber mit dem seltsamen jungen Mann, der sich im Garten von Pip zusammenschlagen lässt. Sowieso ist die "Bude" an dem Tag überraschend voll, auf der Treppe trifft Pip doch auch noch einen anderen Mann, der sich mit Jungs auskennen will.

    "die Bude voll" trifft es schön, denn da ist ja auch alles dem Verfall anheim gegeben. Ein seltsames Klientel hat sich da versammelt und ich bin gespannt, in welchem Verhältnis die alle zu Miss Havisham stehen, denn das ging ja irgendwie nicht so hervor aus der ganzen Beschreibung. Und noch ein armes Kind in diesem Haus neben Estella. :-k

    Ich glaube, dass Joe seine Frau zwar anflunkert hinsichtlich der Person Miss Havisham (vielleicht weil er selbst überhaupt nicht glauben kann, was sie für eine Figur ist),

    Er muss ja flunkern um Pip nicht zu verraten - ob er nun versteht, warum Pip anfangs gelogen hat?

    Der letzte Satz war ja auch noch mal so ein richtiger Knaller - wieso denkt Pip, dass er keinen Spaß mehr an der Ausbildung bei Joe haben wird? Haben Miss Havisham oder die arrogante Estella ihn so verdorben? Oder ging ihm das Gewese um seinen Kontrakt und die fürchterliche Einmischung von Pumlbechoock und der anderen gegen den Strich? Was glaubt ihr?

    Ich denke, beides trifft zu - Pip hat ja jetzt mehrfach den Gedanken geäußert, dass er gerne mehr wissen und lernen möchte, heraus möchte aus seiner Umgebung und zur "besseren" Gesellschaft gehören möchte. Das kann er als Schmied nicht. Und zum anderen war dieser Tag derart bescheiden für ihn gelaufen, dass er ja fast zwangsläufig jeden Spaß an seinem künftigen Leben vermiesen muss.

    Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass die "manipulative Hexe" :lol: das alles nicht nur aus sozialer Vereinsamung macht, sondern, dass sie einen Plan hat und zwar einenlangfristigen, weil sie Pip während seiner Ausbildung ja aus ihrem Haus fernhält. Er ist wohl noch nicht alt genug für den Rest des Plans............ 8-[

    Da könntest Du recht haben und ich wüsste zu gerne bereit jetzt, welchen Plan sie verfolgt. Bei Dickens geschieht nichts zusammenhanglos, also muss die Hexe einen Plan verfolgen.

    Genau so sehe ich das auch. Da ist allerdings auch die Frage, wie alt PIp ist, wenn er die Geschichte erzählt. Da seine Erinnerungen sehr detailliert undklar sind, schätze ich, dass er währenddessen auch nicht viel älter als Anfang 20 ist.

    Gefühlsmäßig würde ich noch ein paar Jährchen draufschlagen…. :-k aber das ist nur ein Bauchgefühl, durch nichts begründet

  • Ich habe jetzt auch alles nachgelesen und muss ehrlich sagen, nachdem ich jetzt eure Kommentare gelesen habe, ist mir aufgefallen, dass ich zwar grundlegend vieles verstanden habe, aber die ganzen Stimmungen nicht immer so mitbekommen habe. Ich weiß nicht, woran genau es gelegen hat, ob ich zu schnell gelesen habe, oder ob es abends im bett dann schon zu spät war oder ich zu unaufmerksam war, vielleicht ein wenig zu gestresst, damit ich alles in der Zeit schaffe... Jedenfalls will ich genau das ab jetzt ändern und mich mehr auf Dickens einlassen. Ich hab auch etwas schwer reingefunden, weil man ja sofort mit Pip in den Marschen steht und bedroht wird :shock: und dann hüpfte das von einem Charakter zum nächsten und ich war verwirrt. Aber jetzt die Olle da und lässt alles mysteriös werden, was mich gerade ziemlich reizt. ich werde heute abend sicher weiterlesen :study:

    In meiner Penguin Clothbound-Ausgabe war die Einleitung 13 Seiten lang. Sie ging schon sehr ausführlich auf den Inhalt des Buches ein, und da ich mich in den Details der Handlung doch gerne noch überraschen lassen möchte, habe ich Teile davon nur überflogen

    Genauso ging es mir auch. ich hab mit der Introduction angefangen und es wurde zu den personen und den Kapiteln schon so viel erklärt, was mir vielleicht das Lesen hätte einfacher machen können, mir aber dennoch das Gefühl gab, zuviel zu verraten, daher hab ichs dann auch gelassen. ich habe übrigens das ebook von der gutenberg-Seite und eine Printversion und in der gibt es tatsächlich Fußnoten, die mir im ebook gar nicht angezeigt werden :shock: Da muss ich nochmal schauen, ob es wirklich richtige "Hinweise" zur handlung sind oder bibliographische Angaben oder so.
    bisher hatte es mich jedenfalls nicht gestört sie nicht zu haben :)

    In der deutschen Übersetzung von Melanie Walz heisst es übrigens "Wiktwalien" - und dazu gab es in dem Riesenanhang nicht mal einen Kommentar

    Und das Wort soll es geben? :shock:

    Die Unterschiede sind enorm, aber wie @Squirrel schon schrieb, immer interessant. Meistens endet es dann damit, dass ich seufzend bedauere, nicht in Original lesen zu können. Die Übersetzung von Melanie Walz gefällt mir ganz gut, sie liest sich wirklich sehr flüssig.

    Warum kannst du das nicht?

    Zu Mrs. Havisham: Wie in einem klassischem Gruselfilm! Und zugleich hab ich direkt Mitleid mit ihr. Da geht das Kopfkino direkt los. Im Anhang ist u. a. von einer "weißen Frau" die Rede, die in den 1820er Jahren in der Berners Street in London herumgeisterte und über die Dickens in "Where We Stopped Growing" 1853 geschrieben hat. Wohl eine vor dem Altar Sitzengelassene, die in ihrem Brautkleid jahrelang den Weg zur Kirche und zurückgelaufen ist....

    DAS ist total gruselig! Aber auch total genial. :lechz: Es hört sich ja stark danach an, dass sich Dickens von ihr hat zumindest inspirieren lassen!

    Dieser Fremde will alles über Pip wissen und es zeigt sich, dass er den Sträfling kennt und lässt es Pip -und nur ihm- wissen. Der Kleine muss ja bis in seine tiefsten Tiefen erschrocken sein. Um noch seltsamer zu werden, schenkt er ihm einen neuen Schilling, eingewickelt in schmutziges Papier, dass sich später als zwei Pfundnoten rausstellt.

    Das hab ich mir auch gedacht, der arme Pip. Er hatte ja sowieso schon Angst, dass es irgendwie rauskäme damals und jetzt nochmal daran erinnert zu werden...

    So, als ob Mrs Havisham weiß, wie furchtbar Estella sein kann und dass sie vielen die Herzen bricht.

    Ich glaube eher, dass Mrs. Havisham es bewusst darauf angelegt hat, dass Estella so WIRD. Sie scheint mir so verbittert zu sein, dass sie Estella dahingehend zu erzogen hat, die Männer um den Finger zu wickeln und dann fallen zu lassen und ihnen das Herz zu brechen. Stand nicht auch irgendwo, dass schon viele Jungen dort gewesen sind? Wahrscheinlich alles Übungsobjekte 8-[

    Schliesslich noch dieser komische junge Gentlemen, der sich boxen will!?

    Den fand ich auch mal merkwürdig, aber so ich das richtig verstanden habe, hat er ja vorher den dicken Affen markiert, indem er vor Pip rumgetänzelt ist. Das fand ich ja urkomisch :totlach:

    Nein, Leichtigkeit gestattet Dickens den Lesern nicht, er lässt uns nicht vom Haken und gaukelt uns keine heile Welt vor. Das war nie seine Absicht, er wollte genau diese Dinge beim Namen nennen und ins Licht zerren, denn ins Dunkel verdrängt wurden sie ja stets. Er hielt der Welt wohl immer den Spiegel vor und zeigte überdeutlich auf alle Missstände. Und trotzdem kann ich seine Bücher mit Vergnügen lesen, denn er hat auch einen wunderbaren Humor, der immer wieder durchkommt.

    Das war mir bei Dickens so zum Beispiel gar nicht so bewusst, aber ihr habt recht. Direkt aufgefallen wäre es mir jetzt nicht, (ich sag ja, wahrscheinlich zu unaufmerksam zu Beginn :-, ), aber wenn man mal drüber nachdenkt, gibt es viele Themen, die man schon heiß diskutieren kann.

    Na mir scheint, die Gute wurde vor dem Altar sitzen gelassen und hat das nie verwunden - und nun lebt sie in einer Traumwelt, falls man das Leben nennen kann.

    Genau das denke ich auch. Sehr schön fand ich die Beschreibung, wie sie selber und ihre ganze Umgebung in der Zeit stehengeblieben sind. Alles liegt immer am gleichen Zweck und so. Das war klasse. :thumleft:

    Das hat der Autor wirklich super gut drauf, ich finde das absolut faszinierend. Heute morgen beim frühstücken habe ich die Szene mit der Spinnenhochzeitstorte gelesen und ich habe mich plötzlich so unwohl und angewidert gefühlt - das hatte ich in der Art noch nie bei einem Buch.

    Also hier bin ich ja echt froh, dass ich den Satz nicht ganz verstanden hatte. Ich hab nur spider gelesen und dann wollte ich auch nicht zu genau lesen, aber eine SPINNENhochzeitstorte? Baaaah *schauder*

    Wie oben geschrieben, stecke ich mittendrin in Kap. 11. Ich frage mich, wieso in allen Räumen und Gebäuden bei Miss Havisham die Uhren stehen geblieben sind?

    Das finde ich auch total interessant und ich glaube, dass es so sein kann, wie @Squirrel glaubt und sie den Zeitpunkt festhält, in dem sie sich eingeschottet hat. Oder weiß sie vielleicht ihren Todeszeitpunkt genau? Immerhin hat sie ihre Beerdigung ja auch schon durchgeplant :pale:

    Der letzte Satz war ja auch noch mal so ein richtiger Knaller - wieso denkt Pip, dass er keinen Spaß mehr an der Ausbildung bei Joe haben wird? Haben Miss Havisham oder die arrogante Estella ihn so verdorben? Oder ging ihm das Gewese um seinen Kontrakt und die fürchterliche Einmischung von Pumlbechoock und der anderen gegen den Strich? Was glaubt ihr?

    Find ich auch merkwürdig... :-k

    Matthew halte ich für den Mann, der die Miss zwanzig Minuten vor neun an ihrem Geburts- und geplanten Hochzeitstag hat sitzen lassen.

    Miss zwanzig Minuten vor neun :totlach::totlach::totlach:

  • Und das Wort soll es geben?

    es gibt "Viktualien" - aber da Pip und Jo und alle in ihrem Umfeld Dialekt reden, hat die Übersetzerin daraus "Wiktwalien" gemacht :wink:

    Ich glaube eher, dass Mrs. Havisham es bewusst darauf angelegt hat, dass Estella so WIRD. Sie scheint mir so verbittert zu sein, dass sie Estella dahingehend zu erzogen hat, die Männer um den Finger zu wickeln und dann fallen zu lassen und ihnen das Herz zu brechen.

    Genau den Eindruck hab ich auch :)

  • Gefühlsmäßig würde ich noch ein paar Jährchen draufschlagen…. :-k aber das ist nur ein Bauchgefühl, durch nichts begründet

    Diese Frage können wir vielleicht am Ende des Buches besser beantworten, denn die Handlung erstreckt sich offensichtlich über viele Jahre. Pip scheint am Ende des Romans jedenfalls etwa 35 Jahre alt zu sein (Quelle 1, Quelle 2 - ich habe beide aber nur überflogen, um mich nicht zu sehr zu spoilern :uups: ).

  • :huhu: zusammen. Ich bin die letzte Woche kaum zum Lesen gekommen und musste noch vorher ein anderes Buch abschließen und ne Rezi für mein Blog schreiben. Jetzt hab ich aber auch angefangen mit Charles Dickens und bin bei Kapitel 5. Ich werde heute noch ein bisschen lesen und hoffe, dass ich in der kommenden Woche aufholen kann. Bisher gefällt es mir auch ganz gut und ich mag Dickens' Stil sehr, v. a. den versteckten Humor, wenn er die Dinge aus Pips Sicht beschreibt. :D


    So, werde heute noch 2-3 Kapitel lesen und melde mich morgen wieder.

  • Recht interessant. Aus Wikipedia:


    Aus literaturwissenschaftlicher Sicht wird Great Expectations zu den gelungensten Werken von Dickens gezählt. 2015 wählten 82 internationale Literaturkritiker und -wissenschaftler den Roman auf Platz vier der Liste der bedeutendsten britischen Romane. Größere Bedeutung wurde nur Virginia Woolfs Romanen To the Lighthouse (Die Fahrt zum Leuchtturm, Platz 2) und Mrs Dalloway (Platz 3) und George Eliots Middlemarch (Platz 1) beigemessen.
    Trotz seiner Komplexität im Handlungsablauf zeichnet sich der Roman Große Erwartungen durch poetische Geschlossenheit und Konzentration aus; J. H. Miller zufolge bringt er die charakteristische Weltauffassung des Autors eindrucksvoll mit einer „Anschaulichkeit und symbolischen Dichte zum Ausdruck“, die Dickens „nie wieder übertroffen hat“.


    Platz 4 der bedeutensten britischen Romane. Ich hätte da eher auf die noch bekannteren getippt, wie z. B. Oliver Twist. :-k Naja, wir werden sehen, ob er dem "Titel" gerecht wird. :)

  • Wenn die damals nur halb so schräg drauf war, dann war das eine kluge Entscheidung

    Oh ja! :-,

    Joe hat doch selbst kein großes Selbstbewusstsein, wie soll er das also Pip vermitteln? Oder wirkt Joe auf einen von Euch als selbstbewusst?

    Darüber habe ich lange nachgedacht. Ich finde schon, dass Joe Selbstbewusstsein hat. Ich empfinde ihn als einen Menschen, der mit sich, mit dem was er hat, mit dem was er kann im Einklang ist.
    Gesundes Selbstbewusstsein ist etwas, dass man -in meinen Augen- nur vermitteln kann, wenn es der andere auch annimmt. Und da scheint sich Pip -noch?- selbst im Weg zu stehen. Mal ganz abgesehen davon, dass jetzt Joe kein "Meister in Worten" ist. Er ist in meinen Augen eher so ein Praktiker. Ich finde schon, dass er Pip vermittelt, dass er so wie er ist in Ordnung ist. Er macht es halt auf seine Art und Weise, die bei Pip noch nicht so ankommt.


    Ich frage mich gerade was Pip so viel tolles mehr an dieses morbide Zuhause einer Havisham und einer Estella findet. Ich stelle mir dieses Haus schrecklich verwahrlost vor (Spinnentorten usw.), wie aus einem Gruselkabinett entsprungen. Die Vorhänge sind fast überall zugezogen und ich stelle mir meterhohe Staubschichten vor. Dagegen ist es bei der Schmiede ja direkt heimelig. Das sich Pip weiterbilden möchte ist absolut o.k., aber doch nicht um sich auf das Niveau einer Estella zu stellen. Und egal wie hübsch sie sein soll, ist Pip wirklich so in sie verliebt, dass er sehenden Auges in sein Verderben (mag ich fast schon schreiben, wenn es so weitergeht) tappt? Was also fasziniert ihn an Estella? Was meint ihr?



    Da wir uns alle einig sind, dass Pip seine Lebensgeschichte retrospektiv erzählt, kommen für mich hier ganz viele Gefühle zum Ausdruck, die er im Rückblick hat. Denn aus der direkten Situation heraus könnte ich mir die Äußerungen nicht erklären. Ich bin gespannt, auf was sich diese Charakterisierung Pumblechooks begründet.

    Zustimmendes Nicken! Das würde es erklären.


    Fällt mir gerade ein, lt. Anhang bedeutet Pips selbstverliehener Name so viel wie Pünktchen und Obstkern. Hat der Name Pumblechook auch eine Bedeutung?

    Warum kannst du das nicht?

    Englisch? Das hatte ich nicht in der Schule gehabt. Wir haben Französisch (ich wohne im Saarland) gehabt; von dem ich mangels praktischer Anwendung auch nur noch rudimentäre Kenntnisse habe. Englisch habe ich als Erwachsene in VHS Kursen mehr oder weniger (eher weniger) gelernt. Es reicht um Kinderbücher oder leicht geschriebene Bücher zu verstehen, mehr ist da nicht drin. Ich befürchte an einem Dickens würde ich den Rest meines Lebens lesen :lol:

    Diese Frage können wir vielleicht am Ende des Buches besser beantworten, denn die Handlung erstreckt sich offensichtlich über viele Jahre. Pip scheint am Ende des Romans jedenfalls etwa 35 Jahre alt zu sein (Quelle 1, Quelle 2 - ich habe beide aber nur überflogen, um mich nicht zu sehr zu spoilern :uups: ).

    Aha! Danke für die Info :winken:

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • Englisch? Das hatte ich nicht in der Schule gehabt. Wir haben Französisch (ich wohne im Saarland) gehabt; von dem ich mangels praktischer Anwendung auch nur noch rudimentäre Kenntnisse habe. Englisch habe ich als Erwachsene in VHS Kursen mehr oder weniger (eher weniger) gelernt. Es reicht um Kinderbücher oder leicht geschriebene Bücher zu verstehen, mehr ist da nicht drin. Ich befürchte an einem Dickens würde ich den Rest meines Lebens lesen

    Ah okay, ich dachte das würde an deiner Buchausgabe liegen oder so :)

  • eine Art Werkzeug der Rache an allen Männern.

    Das ist eine passende Formulierung für eine gut mögliche Idee.


    DAS ist total gruselig! Aber auch total genial. Es hört sich ja stark danach an, dass sich Dickens von ihr hat zumindest inspirieren lassen!

    Wenn ich den Anhang noch richtig im Kopf habe, hat sie wohl nicht nur Einfluss auf Great Expectations gehabt, sondern auch auf andere Dickens-Werke.


    Darüber habe ich lange nachgedacht. Ich finde schon, dass Joe Selbstbewusstsein hat. Ich empfinde ihn als einen Menschen, der mit sich, mit dem was er hat, mit dem was er kann im Einklang ist.
    Gesundes Selbstbewusstsein ist etwas, dass man -in meinen Augen- nur vermitteln kann, wenn es der andere auch annimmt. Und da scheint sich Pip -noch?- selbst im Weg zu stehen. Mal ganz abgesehen davon, dass jetzt Joe kein "Meister in Worten" ist. Er ist in meinen Augen eher so ein Praktiker. Ich finde schon, dass er Pip vermittelt, dass er so wie er ist in Ordnung ist. Er macht es halt auf seine Art und Weise, die bei Pip noch nicht so ankommt.

    Diesen Eindruck habe ich auch von Joe.


    Ich frage mich gerade was Pip so viel tolles mehr an dieses morbide Zuhause einer Havisham und einer Estella findet. Ich stelle mir dieses Haus schrecklich verwahrlost vor (Spinnentorten usw.), wie aus einem Gruselkabinett entsprungen. Die Vorhänge sind fast überall zugezogen und ich stelle mir meterhohe Staubschichten vor. Dagegen ist es bei der Schmiede ja direkt heimelig. Das sich Pip weiterbilden möchte ist absolut o.k., aber doch nicht um sich auf das Niveau einer Estella zu stellen. Und egal wie hübsch sie sein soll, ist Pip wirklich so in sie verliebt, dass er sehenden Auges in sein Verderben (mag ich fast schon schreiben, wenn es so weitergeht) tappt? Was also fasziniert ihn an Estella? Was meint ihr?

    Das überlege ich auch die ganze Zeit, und je weiter ich lese, desto weniger kann ich das nachvollziehen,


    Ich habe jetzt bis einschließlich Kapitel XVII gelesen und hätte Lust gleich weiter zu lesen. Ist denn noch jemand so weit oder schon weiter? Sollen wir etwas auf Nachzügler warten?

  • Darüber habe ich lange nachgedacht. Ich finde schon, dass Joe Selbstbewusstsein hat. Ich empfinde ihn als einen Menschen, der mit sich, mit dem was er hat, mit dem was er kann im Einklang ist.
    Gesundes Selbstbewusstsein ist etwas, dass man -in meinen Augen- nur vermitteln kann, wenn es der andere auch annimmt. Und da scheint sich Pip -noch?- selbst im Weg zu stehen. Mal ganz abgesehen davon, dass jetzt Joe kein "Meister in Worten" ist. Er ist in meinen Augen eher so ein Praktiker. Ich finde schon, dass er Pip vermittelt, dass er so wie er ist in Ordnung ist. Er macht es halt auf seine Art und Weise, die bei Pip noch nicht so ankommt.

    Okay, Du hast dir mehr Gedanken gemacht als ich und ich kann deine Gedanken komplett nachvollziehen. Danke :friends:


    Ich frage mich gerade was Pip so viel tolles mehr an dieses morbide Zuhause einer Havisham und einer Estella findet.

    Vielleicht ist es zum einen der Reiz des Fremden, die Anziehung des Morbiden? Und bei Estella die Wut darüber, dass sie so herablassend auf ihn schaut. Zumindest war die Wut als erstes da, danach vielleicht noch die Faszination der Schönheit.... :-k Jedenfalls will er Estella die Stirn bieten, damit sie eben nicht mehr so agiert - was aber nicht gelingen kann, solange Estella sich nicht auch charakterlich ändert


    Ich habe jetzt bis einschließlich Kapitel XVII gelesen und hätte Lust gleich weiter zu lesen. Ist denn noch jemand so weit oder schon weiter? Sollen wir etwas auf Nachzügler warten?

    schreib ruhig, bin auch schon soweit. Schreib dann nur die Kapitel in die Titelzeile, damit jeder weiß, dass Du schon dort angelangt bist. Dann kann jeder entscheiden, wann er deinen Post liest :wink: