Charles Dickens - Große Erwartungen (Start 04.02.2017)

  • Oh je, ich habe den Start und alles komplett verpasst. Bei mir war in der Arbeit seit letzter Woche die Hölle los, und ich bin zu gar nichts mehr sonst gekommen. Dass ihr mit Dickens am 4.2. loslegt, habe ich völlig aus den Augen verloren. Schade. Aber ich bin selber schuld. Ich hätte mir das Datum notieren sollen.


    Ich wünsche euch allen eine schöne Leserunde mit Dickens! :winken:

  • Hallo @Mirielle, wenn Du magst, kannst Du noch gemütlich einsteigen. Wir sind noch nicht allzuweit gekommen! Wir sind noch beim "ersten Lesepensum", und bei dieser wöchentlichen Aufteilung sind wir ohnehin sehr flexibel.

    Ab wann rechnet ihr denn die erste Lesewoche? Bis Samstag noch? Dann könnte ich es eventuell noch schaffen, mitzuhalten. Aber ob ich in vier Tagen bis Kapitel 13 komme, weiß ich nicht. :-? Ich habe unter der Woche immer nur abends ein bißchen Zeit zum Lesen, wenn nichts dazwischenkommt (und ich nicht beim Lesen nach einem sehr langen Tag vor Müdigkeit einschlafe).


    O.k., ich versuche es. Wenn ich zu sehr hinterherhechele und den Anschluß nicht finde, muss ich halt aufgeben und mich auf die nächste Mini-LR freuen.

  • O.k., ich versuche es. Wenn ich zu sehr hinterherhechele und den Anschluß nicht finde, muss ich halt aufgeben

    Musst du nicht, ich bin auch dabei und habe gerade mal 2 Seiten gelesen. Wir können zusammen hinterherlesen wenn du möchtest.





    Sich das Lesen zur Gewohnheit machen heißt, sich einen Ort zu schaffen, in den man sich vor fast allem Elend des Lebens zurückziehen kann.
    W. Somerset Maugham


  • Musst du nicht, ich bin auch dabei und habe gerade mal 2 Seiten gelesen. Wir können zusammen hinterherlesen wenn du möchtest.

    Das ist lieb von dir, danke! Zwei Seiten schaffe ich heute abend sicher noch. :) Dann bin ich wenigstens nicht allein im Hinterherlesen.

  • @Mirielle Versuch es einfach mal. Gemütliches hinterherlesen funktioniert bestimmt! Und es ist wieder so ein tolles Buch von Dickens :love:


    In Bezug auf Joe sehen wir dann später noch, dass "von Hand aufgezogen" noch eine ganz andere Bedeutung haben kann.. hier spielt Dickens wunderbar mit den Begrifflichkeiten und Interpretationsmöglichkeiten

    Ich glaube, ich weiß was du meinst :-? Da kann ich fast schon Joe nicht mehr verstehen. Er könnte -außer einer Menge Soße :wink: - doch viel mehr für Pip machen, aber er scheint ja genau so viel Angst vor ihr zu haben wie der Kleine. Oder will er einfach nicht wie sein Vater sein? Wäre natürlich auch eine Option. Er muss ja nicht mit körperlicher Gewalt reagieren (was ich eh nicht gut finde), aber wenigstens mal seinen Mann stehen und sein Mund aufmachen. Aber er scheint so ein ganz Lieber zu sein. Mal sehen was da noch kommt.

    Ja und nein - ich glaube nicht, dass dieser Mann in Pips späterem Leben eine Rolle spielt außer dem Einfluß, den eine solche Begegnung in der Kindheit auf einen Menschen haben kann. Aber ja, sie begegnen sich noch einmal.

    Ach ich weiß nicht, bei Dickens rechne ich grundsätzlich mit allem. :-, Warum ich darauf komme, habe ich unten noch bei einem Kommentar geschrieben. Aber vermutlich verspekuliere ich mich wieder aufs feinste :lol:

    Der arme Joe ist der Gesellschaft ja nicht gewachsen und verbal unterlegen, aber wenigstens so kann er Pip seine Unterstützung zeigen.

    Ich habe mir das so bildlich vorgestellt und musst leise vor mich hin kichern, bei der Vorstellung wie Pips Teller vor Soße quasi überfließt.. Aber das ist das Stichwort, was mir gefehlt hatte. Ja, stimmt. Joe ist ja wirklich dieser Gesellschaft in fast jeder Hinsicht unterlegen. Deshalb haut er mal nicht auf den Tisch um etwas zu ändern. :-k

    Das habe ich mich auch gefragt, wie alt er eigentlich ist.

    Gute Frage, ich bin gerade am nachschauen. Laut Anmerkung hat Dickens die Romanhandlung um 1810 angesiedelt. Am Anfang Kapitel II steht, dass seine Schwester gut zwanzig Jahre älter wie er ist. Und aus irgendwelchen Gründen, meine ich Pip wäre um die neun Jahre alt. Aber ich finde im Moment keinen Hinweis darauf.

    und andererseits kommt er teilweise so altklug rüber

    Da denke ich zum einen eine typisch Dickensche Figur halt und zum anderen, wenn er tatsächlich neun Jahre alt ist, dann wundert mich irgendwie nichts. Die meisten Kinder in meinem Umfeld sind so zwischen 8 und 10 Jahre alt. Und der/die eine und vor allem die/der andere reden da oft ziemlich altklug daher, dass man als Erwachsener recht staunt.

    als würde sie sich mit einer Feile statt mit Seife waschen

    Genau! Das fand ich so klasse beschrieben :applause:

    Zunächst war ich perplex, aus was für schrecklichen Charakteren die Tischgesellschaft besteht, aber dann fragte ich mich, wieso die Menschen bei Charles Dickens denn besser als bei Jane Austen sein sollten. Wobei die Figuren bei Dickens echt noch um einiges krasser und bösartiger sind.

    Und wie ich gestern Abend gelesen habe, schlimmer, schräger und krasser geht immer :shock: Ich bin jetzt bis einschließlich Kapitel IX gekommen.

    Komischerweise behauptet Pips Sträfling, dass er zurückgekommen sei, um den anderen zu fangen. Ich bin nicht sicher, wieso er das getan hat - kennen die beiden sich? Zumindest sagt er so etwas in der Art, dass sie gemeinsam vor dem Richter standen. Vielleicht bedeutet das, dass sie ein gemeinsames Ding gedreht haben, bei dem der eine den anderen verraten hat?

    Darüber bin ich auch gestolpert. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass es nicht damit endet, dass die beiden wieder auf das Schiff kommen und es damit gut ist. Da kommt noch was.

    Sehr erleichtert war ich, als Pips Sträfling angibt, dass er die Speisekammer von Mrs. Joe geplündert hat, was irgendwie zeigt, dass er Pip glaubt, dass dieser ihn nicht bei den Soldaten verraten hat. Pip ist einerseits froh, der Strafe durch seine Schwester zu entkommen und andererseits hadert er mit seinem Gewissen und würde Joe gern die Wahrheit über seinen Diebstahl erzählen - aber die Furcht, dass Joe ihn dann nicht mehr lieben würde, ist zu groß.

    Da war ich überrascht. Genau das hätte ich dem Sträfling nämlich nicht zugetraut. Vielleicht hat er deshalb meinen Argwohn geweckt, dass es nicht bei dieser einen Begebenheit bleiben wird. Keine Ahnung, mal weiterlesen. Zu dem Teil mit Pips schlechtem Gewissen, darf ich noch nichts verraten :-#



    Wie bereits erwähnt bin ich bis zum Kapitel IX gekommen. Da werde ich allerdings erst morgen etwas darüber schreiben können.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


    SuB-Leichen-Challenge 2024: Alle Bücher bis inkl. 2022 [-X

    Klassiker-Challenge 2024


  • Sowas aber auch! Dann schaue ich mal rasch nach und kann folgende Übersicht geben:
    Band 1 hat 19 Kapitel, Band 2 hat 20 Kapitel, und auch Band 3 hat zwanzig Kapitel, in Summe glücklicherweise ebenfalls 59 Kapitel wie bei @Squirrel

    gut, dann kann ich ja ganz einfach abzählen :)


    Ab wann rechnet ihr denn die erste Lesewoche? Bis Samstag noch? Dann könnte ich es eventuell noch schaffen, mitzuhalten. Aber ob ich in vier Tagen bis Kapitel 13 komme, weiß ich nicht. Ich habe unter der Woche immer nur abends ein bißchen Zeit zum Lesen, wenn nichts dazwischenkommt (und ich nicht beim Lesen nach einem sehr langen Tag vor Müdigkeit einschlafe).

    wir haben doch grad erst angefangen, das ist doch überhaupt kein Problem :friends:


    Das ist lieb von dir, danke! Zwei Seiten schaffe ich heute abend sicher noch. :) Dann bin ich wenigstens nicht allein im Hinterherlesen.

    und wir sind ja alle da zum reden und diskutieren und spekulieren - alles bestens

  • @Buchcafe24 und @Mireille schön dass ihr doch noch "mitkommt"! :friends:

    Ich habe mir dein Bild des Covers näher angeschaut. Als Filmcover ist es schon schön! Aber noch interessanter fand ich den Hintergrund Wir scheinen die gleiche Arbeitsplatte zu haben

    Hihi, das ist meine Stein-Fensterbank! :shock:


    Das war aber eine sehr liebe Fee

    Eine ganz Liebe! :wink:


    Wow, die Kirche aber auch der Ort ist sehr schön!

    Du hast eine Karte dabei?! Das hätte ich gerne gehabt, ich liebe das ja! Aber irgendwie schien es bei diesem Riesenanhang nicht mehr drin gewesen zu sein.

    Ich finde Karten auch klasse! Aber man kann sogar an der hübschen Kirche virtuell dranlangspazieren siehe hier.


    Pip in all seiner jugendlichen Naivität manchmal die seltsamen Ansichten seiner Schwester wunderbar bloßstellt

    Grandios! :totlach: Ebenso wie die Szene mit der Soße.


    Und wie ich gestern Abend gelesen habe, schlimmer, schräger und krasser geht immer Ich bin jetzt bis einschließlich Kapitel IX gekommen.

    Das trifft es wohl. Ich muss sagen diese Estella ist nicht mein Fall. Die mag ich ganz und gar nicht. Außerdem hatte ich mich verlesen, und gedacht dass sie älter als Pip ist. Hat sich dann auf den nächsten Seiten rausgestellt, dass das nicht passt.
    Zu Mrs. Havisham: Wie in einem klassischem Gruselfilm! Und zugleich hab ich direkt Mitleid mit ihr. Da geht das Kopfkino direkt los. Im Anhang ist u. a. von einer "weißen Frau" die Rede, die in den 1820er Jahren in der Berners Street in London herumgeisterte und über die Dickens in "Where We Stopped Growing" 1853 geschrieben hat. Wohl eine vor dem Altar Sitzengelassene, die in ihrem Brautkleid jahrelang den Weg zur Kirche und zurückgelaufen ist.... :-?


    Den Teil in Kapitel 8 in dem Pip nach seinem Busuch im Haus durch den Hof und die Brauerei stromert, habe ich leider sehr müde gelesen und hat mich verwirrt. So, dass ich die letzten Seiten später nochmal wiederholt habe. Und trotzdem bin ich verunsichert. Hatte er richtige Halluzinationen? :-k Aus Angst vor de m gerade Erlebten und wegen dieser gemeinen Ziege?


    Erstaunt hat mich in Kapitel 9, dass Pip, in seiner großen Angst, zum Lügen fähig ist. Habe ich so nicht mit gerechnet. Dass er gewöhnlich ist, scheint ihm nun erst richtig bewusst geworden zu sein. Das ist sehr traurig. Aber es ist sehr süß wie Joe ihn aufmuntern will:


    Dickens schrieb:

    Zitat von Dickens

    "Weißt du Pip", sagte Joe, "wie dem auch sei oder sei dem auch wie, bevor man ein ungewöhnliches, gelehrtes Haus sein kann, muss man ein gewöhnliches gelehrtes Haus sein, das denke ich jedenfalls!..."


    Bei dem Verhör mit Mr. Pumblechook fand ich folgendes interessant:

    Zitat von Dickens

    Daraufhin wandte Mr. Pumblechook sich an mich, als stünde er im Begriff, mir die Haare zu schneiden, und...

    Im Anhang steht, dass in der Manuskriptfassung, der ersten amerikanischen Buchausgabe, und den erhaltenen Fahnen (Anm.:Kann mir das mit den Fahnen jemand erklären? :ergeben: ) wie folgt lautete:

    Zitat von Dickens

    "mir die Haare zu schneiden oder mir einen Zahn zu ziehen oder eine sonstige Operation auszuführen

    Das lies mich an die umgangssprachliche Redewendung "jmd. einen Zahn ziehen" denken. Und das passt auch im übertragenen Sinn gut.

  • und den erhaltenen Fahnen (Anm.:Kann mir das mit den Fahnen jemand erklären?

    Früher wurden die ersten Drucke zum Lesen und Korrigieren noch auf schmalen Papierstreifen sogenannten Fahnen gefertigt. Nach der Korrektur gingen sie dann
    zum eigentlichen Buchdruck. Das gab es noch bis ca. 1975 rum.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • Nun habe ich meine Dickens-Ausgabe aus dem Regal geholt, ein schönes Lesezeichen rausgesucht, und war leicht geschockt, als ich gesehen habe, dass "Große Erwartungen" in meiner Ausgabe 741 Seiten umfasst. :shock: Normalerweise stört mich sowas nicht, weil ich mir ja genug Zeit lassen kann, aber wenn man diese 741 Seiten in einer bestimmten Zeit lesen soll - olala. Da werde ich noch zusätzliche Leseschichten in der U-Bahn morgens und abends und wenn möglich in der Mittagspause einlegen müssen, um durchzukommen. :wink: Irgendwie fühle ich mich momentan fast wie vor zig Jahren in der Schule, wo "Faust" oder ähnlich Gehaltvolles auf der To-do-Liste stand und man eine tägliche Pflicht-Seiten-Lektüre absolvieren musste, und dies in mir sehr widerspenstige Gefühle auslöste. :loool:


    Aber jetzt mache ich es ja freiwillig. O:-) Mal schauen, ob Dickens und ich in dieser LR miteinander zurechtkommen.

  • Zu Mrs. Havisham: Wie in einem klassischem Gruselfilm! Und zugleich hab ich direkt Mitleid mit ihr.

    Anfangs ging es mir ähnlich was das Mitleid anbetrifft, aber eine kurze Unterhaltung zwischen Miss Havisham und Estelle hat mir dieses Gefühl sofort wieder
    ausgetrieben: In Kap.8 /S.60


    Zitat

    "Let me see you play cards with this boy."
    "With this boy! Why, he is a common labouring-boy!"
    I thought I overheard Miss Havisham answer - only it seemed so unlikely - "Well? You can break his heart."

    Schon ziemlich bösartig, oder?


    Weiter gibt es eine meisterhafte und aus der Sicht Pips sehr gruselige und intensive Beschreibung von Miss Havisham, die dem Leser schon den Eindruck vermittelt, das
    mit dieser Frau keine schöne Zeit auf Pip wartet. (Das gleiche gilt wohl auch für die hochnäsige Estelle.) Kap. 8 /S.60


    Zitat

    So she sat, corpse-like, as we played at cards; the frillings and trimmings on her bridal dress, looking like earthy paper. I knew nothing then, of the discoveries
    that are occasionally made of bodies buried in ancient times, which fall to powder in the moment of beeing distinctly seen; but, I have often thought since, that
    she must have looked as if the admission of the natural light of day would have struck her to dust.


    Die Demütigungen die Pip in Kap. 8 vor allem von Estelle ertragen muss, treffen ihn natürlich sehr tief und haben auch die ersten Auswirkungen auf seine Selbstwahrnehmung.
    Er schämt sich für seine Kleidung und sein Benehmen. Was er dann über die Welt eines Kindes sagt ist sehr treffend beschrieben und auch heute noch von großer Bedeutung..
    Kap.8 / S.63

    Zitat

    In the little world in which children have their existence whosoever brings them up, there is nothing so finely perceived and so finely felt, as injustice. It may be
    only small injustice that the child can be exposed to; but the child is small and its world is small, and its rocking-horse stands as many hands high, according
    to scale, as a big-boned Irish hunter.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • Einerseits wirkt er sehr jung, naiv und voller kindlicher Phantasie (einschließlich der Angst vor dem Nebel, dem Dunklen und dem jungen Gefährten des Sträflings) und andererseits kommt er teilweise so altklug rüber.

    auch mein Gefühl sagt in etwa 10 Jahre und da passt sein Verhalten für mich recht gut. Und da er ein schmächtiger Junge ist, passt es auch für mich, dass Joe ihn aus den marshes nach Hause getragen hat. Und in der Situation dort, mit Sträfling, Nebel und allem Drum und Dran, hätten sich auch viele Erwachsene gegruselt - für mich ist das schon alles schlüssig.

    der Küster Mr. Wopsle (der ständig von seiner "offenen" Kirche faselt)

    er macht zumindest aus seinem Traum, als Pfarrer zu predigen, kein Geheimnis :totlach:

    Zunächst war ich perplex, aus was für schrecklichen Charakteren die Tischgesellschaft besteht, aber dann fragte ich mich, wieso die Menschen bei Charles Dickens denn besser als bei Jane Austen sein sollten. Wobei die Figuren bei Dickens echt noch um einiges krasser und bösartiger sind. :twisted:

    Dickens überzeichnet seine Figuren ja gerne, war auch in Bleak House so. Aber im Prinzip kann ich mir diese hier beschriebenen Charaktere gut in so einem Dorf vorstellen - ich glaub, so abartig sind die gar nicht….. Mrs. Joe stellt sich nach außen in ein gutes Licht, v.a. weil sie ihren Bruder aufgezogen hat, und die anderen kaufen ihr die Rolle ab. Und die anderen sind irgendwie bei aller Groteske doch auch gut vorstellbar wie sie da sitzen und sich über die undankbare Jugend ereifern…. es gibt bestimmt auch heute noch genügend Tischrunden, die ähnliche Gespräche führen 8)


    Komischerweise behauptet Pips Sträfling, dass er zurückgekommen sei, um den anderen zu fangen. Ich bin nicht sicher, wieso er das getan hat - kennen die beiden sich? Zumindest sagt er so etwas in der Art, dass sie gemeinsam vor dem Richter standen. Vielleicht bedeutet das, dass sie ein gemeinsames Ding gedreht haben, bei dem der eine den anderen verraten hat?

    Was es im Endeffekt bedeutet, weiß ich nicht. Aber schon als Pip "seinem" Sträfling von dem anderen erzählte, hat der ja sehr eigenartig reagiert. Er ist dem anderen ja regelrecht nachgejagt, nachdem er von Pip die Beschreibung hatte. Insofern scheint mir auch diese Aussage durchaus glaubwürdig, was auch immer der Hintergrund dazu ist.


    er scheint ja genau so viel Angst vor ihr zu haben wie der Kleine. Oder will er einfach nicht wie sein Vater sein?

    Findest Du, dass er Angst hat? Ich nicht - mir scheint, er hält doch recht viel von seiner Frau und verzeiht ihr deswegen diese Kratzbürstigkeit. Wer weiß, welchen Blick hinter die Fassade er getan hat? Wir wissen nichts über Mrs. Joes Geschichte. :-k Aber bestimmt will er nicht sein wie sein Vater, gleichgültig wie er ihn auch verteidigt. Was meint Ihr anderen?


    Aber vermutlich verspekuliere ich mich wieder aufs feinste

    spekulieren macht doch Spaß :loool:


    Joe ist ja wirklich dieser Gesellschaft in fast jeder Hinsicht unterlegen. Deshalb haut er mal nicht auf den Tisch um etwas zu ändern.

    Nur in einem ist er ihnen überlegen: er ist menschlicher, feinfühliger, sensibler - aber deswegen kann er auch nicht auf den Tisch hauen. :wink:


    Da war ich überrascht. Genau das hätte ich dem Sträfling nämlich nicht zugetraut.

    Warum? Auch über ihn wissen wir nichts außer der Beschreibung am Anfang, und damals konnte man ja schon wegen Kleinigkeiten im Gefängnis landen. Gut, er wird nicht grad positiv dargestellt, aber gleichzeitig lässt uns Dickens durch Pips Augen ein anderes Bild sehen: ein gejagter Mensch, nass, hungrig, halb erfroren, ziemlich hoffnungslos… Dickens schaut immer von mehreren Seiten auf die Menschen, so auch hier. Und er hält uns damit den Spiegel vor: schaut her, es ist nicht alles so wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Auch ein Knastbruder kann eine menschliche Seite haben und einem kleinen Jungen das Gewissen erleichtern bzw. die Furcht wieder nehmen, die er ihm eingeflösst hat.


    Alles Romantext. Ohne Anhänge. Es ist das Insel-Taschenbuch, Übersetzung von Paul Heichen.

    das ist dann aber noch immer genauso viel Text wie bei uns :friends: Du schaffst das, immerhin hast Du dann keinen Zeilenabstand wie ich - drei Zeilen in einem Zentimeter Seitenhöhe :totlach:


    Ich bin mitten in Kapitel 7, aber jetzt wird weitergelesen :study:

  • Musst du nicht, ich bin auch dabei und habe gerade mal 2 Seiten gelesen. Wir können zusammen hinterherlesen wenn du möchtest.

    Ich habe zwar am 4. angefangen, werde aber wahrscheinlich auch nicht ganz mit dem Pensum hinterhekommen. Ich bin eigentlich ganz froh, wenn dann nicht alle schon viele Kapitel weiter sind :lol: Aber Wochenpensum sei dank werden ja wahrscheinlich sowieso nicht immer alle gleich weit sein.

    Gute Frage, ich bin gerade am nachschauen. Laut Anmerkung hat Dickens die Romanhandlung um 1810 angesiedelt. Am Anfang Kapitel II steht, dass seine Schwester gut zwanzig Jahre älter wie er ist. Und aus irgendwelchen Gründen, meine ich Pip wäre um die neun Jahre alt. Aber ich finde im Moment keinen Hinweis darauf.

    Vielleicht hat Dickens die Frage bewusst etwas offen gelassen. Dass er noch sehr jung ist, wird klar - zum genauen Alter habe ich hier die Angabe 7 Jahre gefunden und hier klingt es, als wäre er 8-10 Jahre alt, was sich mit deinen Gedanken deckt. Eine verlässliche Angabe habe ich bisher nicht entdeckt, aber so haben wir immerhin eine grobe Orientierung.


    Ich habe heute das Kapitel 6 gelesen und werde wohl auch nicht mehr schaffen. Nach den Cliffhangern (wohl, weil der Text ursprünglich ja als Fortsetzungsroman erschien - da ist es sicherlich empfehlenswert, die Aufmerksamkeit der Leser aufrecht zu erhalten) ist jetzt ein Ruhepunkt erreicht, die Begebenheit um Feile, Gefangene und Festschmaus ist erst einmal aufgelöst. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass Pip so ungeschoren davon kommt :wink:

  • Nach den Cliffhangern (wohl, weil der Text ursprünglich ja als Fortsetzungsroman erschien - da ist es sicherlich empfehlenswert, die Aufmerksamkeit der Leser aufrecht zu erhalten)

    dazu steht in meinem Vorwort, dass Dickens die Geschichte deswegen so veröffentlichte, weil die Zeitung, für die er arbeitete, in die Krise geraten war wegen einer schlechten Fotsetzungsgeschichte zuvor. Ursprünglich wollte er den Roman doppelt so umfangreich konzipieren. :wink:

  • Sind bei Dir tatsächlich nur 50 Kapitel enthalten Studentine?

    Möp, nein, ich habe auch 59 Kapitel, hab nicht richtig geguckt. :pale: Aber danke für die Kapitelzahlen :thumleft: , dann kann ich die auch abzählen.

    Irgendwie fühle ich mich momentan fast wie vor zig Jahren in der Schule, wo "Faust" oder ähnlich Gehaltvolles auf der To-do-Liste stand und man eine tägliche Pflicht-Seiten-Lektüre absolvieren musste, und dies in mir sehr widerspenstige Gefühle auslöste.

    Oh, ich hoffe, dass sich das legt und du es nicht als Zwang siehst und gut reinkommst. :friends: Vielleicht kannst du am Wochenende oder an Tagen, wo es zeitlich besser klappt, mehr lesen und dafür an anderen weniger. Für mich ist es mein erster Dickens und ich finde es bisher wirklich super - die Kapitel sind relativ kurz, es ist Handlung da und der Schreibstil ist angenehm und flüssig. :thumleft:

    Ich nicht - mir scheint, er hält doch recht viel von seiner Frau und verzeiht ihr deswegen diese Kratzbürstigkeit. Wer weiß, welchen Blick hinter die Fassade er getan hat? Wir wissen nichts über Mrs. Joes Geschichte. Aber bestimmt will er nicht sein wie sein Vater, gleichgültig wie er ihn auch verteidigt. Was meint Ihr anderen?

    Kapitel 7 zeigt auf jeden Fall, dass Joe - trotz mangelnder Bildung - deutlich mehr im Kopf hat als seine Frau. Er durchschaut sie ganz gut und wer weiß was er liebenswertes an ihr entdeckt hat. Zwiegespalten bin ich seiner Einstellung gegenüber, dass er nie so werden will wie sein Vater und deswegen die Misshandlungen durch Mrs. Joe zulässt - das geht doch eigentlich auch anders. :scratch: Er ist doch als Schmied ein körperlich starker Mann, aber vielleicht geht es ihm wegen seiner Vergangenheit gegen den Strich, die Hand gegen eine Frau zu erheben. :-k Und dann ist er einfach so defensiv, dass er sich auch nicht verbal gegen sie verteidigen mag/kann oder ihr mal ordentlich den Kopf zurechtrückt. Er ist einfach zu gut für die Welt. Beeindruckend finde ich dass er da, wo er Pip nicht vor ihr schützen kann, versucht er ihm auf andere Weise zu helfen und ihm Liebe zu geben, ohne seiner Frau gegenüber illoyal zu sein.
    Mir hat in dem Kapitel dieses sehr innige Gespräch zwischen Pip und Joe gefallen, das zeigt eine sehr tiefe Bindung zwischen den beiden. Deswegen fand ich den Abschied am Ende zu plötzlich und überhastet. :cry:

    Liebe Grüße,
    Tine


    :study: Ken Follett - Die Waffen des Lichts

    :study: Taylor Jenkins Reid - Daisy Jones & The Six

  • Ich bin gestern abend doch wider Erwarten ein hübsches Stück vorwärts gekommen, bis Kapitel acht. Es ist nicht mein erster Dickens, und dennoch bin ich wieder neu überrascht, wie gut er sprachlich zu lesen ist und wie genau er Stimmungen, Landschaften und Atmosphärisches beschreibt. Allerdings macht mir genau das bei Dickens immer wieder zu schaffen. Denn er packt mich emotional. Ich leide mit, wenn es um mißhandelte und vernachlässigte Kinder geht, es trifft mich, wenn Dickens die Verhältnisse in England im 19. Jahrhundert beschreibt, und manchmal kriege ich die schrecklichen Bilder, die er mit seiner überaus lebendigen, präzisen Schilderung auslöst, nicht mehr aus dem Kopf. Dickens zu lesen ist immer anstrengend für mich, aus genau diesem Grund. Ich sehne mich in seinen Büchern bisweilen nach etwas mehr Leichtigkeit, nach einem Aufatmen, einem Lächeln, dass alles doch nicht so schlimm ist, aber Dickens ist nicht bereit, einem etwas vorzumachen, und so zu tun, als sei alles in Wirklichkeit besser und schöner. Auch das zeichnet ihn in meinen Augen als Autor unbedingt aus. Aber es macht mir die Lektüre deswegen nicht immer zum Vergnügen, eben weil ich weiß, dass er die ungeschönte Realität der damaligen Zeit schildert, und dass sein Roman zwar fiktive Ereignisse und Personen zum Inhalt hat, aber zahllose Männer, Frauen und Kinder dahinterstehen, die genau das und noch Furchtbareres real erduldet haben und daran zugrunde gegangen sind.


    Auch bei Pip geht es mir jetzt schon wieder ansatzweise so. Gottseidank halten sich bislang die Mißhandlungen und schlimmen Umstände noch einigermaßen in Grenzen, so dass ich relativ weit beim Lesen gekommen bin, ohne tief Luft holen und mir zum Ausgleich irgendwas suchen zu müssen, das meine emotionale Betroffenheit etwas abfedert. :wink: Den kleinen Pip mag ich, obwohl ich es an sich gar nicht schätze, die Welt aus den Augen eines angeblich kleinen Kindes sehen zu müssen. Denn im Endeffekt schreibt ein erwachsener Autor das, und diese kindliche Sichtweise ist die Sichtweise eines Erwachsenen, der meint, dass ein kleines Kind alles so sieht - nicht die eines Kindes. Sowas gefällt mir nicht, auch nicht bei Dickens. Zudem kommt mir Pip oft recht altkklug vor. was in meinen Augen nur bestätigt, dass ein Erwachsener eben nicht (mehr) wie ein Kind sehen und denken kann. Aber im Großen und Ganzen ist das - für mich - nur eine kleine Kritik an Dickens großartiger Erzählkunst.


    Erstaunlich finde ich, wie es andere Mitleserinnen hier auch schon erwähnten, dass in diesem Roman die Frau den Mann schikaniert und tätlich angeht, nicht umgekehrt. Für einen Autor des 19. Jahrhunderts, der ja auch unweigerlich von seiner Zeit geprägt ist, ist das schon sehr gewagt, denn damals pflegten für gewöhnlich die Männer und nur die Männer ihre Frauen zu prügeln und zu unterdrücken. Ich würde was dafür geben, Dickens selber fragen zu können, wie er auf diesen Einfall kam und warum er Joe und Mrs. Joe Gargery so schildert. Überhaupt würde ich mich liebend gerne mal ausführlich mit Dickens unterhalten! :lol:


    Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

  • Hihi, das ist meine Stein-Fensterbank!

    :lol: Ist ja witzig, bei uns ist es eine MDF-Platte.

    Das trifft es wohl. Ich muss sagen diese Estella ist nicht mein Fall. Die mag ich ganz und gar nicht.

    Ein absolut unsympathisches Persöhnchen, dagegen ist Pips Schwester ja schon die Freundlichkeit in Person.

    Zu Mrs. Havisham: Wie in einem klassischem Gruselfilm!

    Wie aus einem klassischen Gruselfilm trifft es recht gut. Die Zeit ist bei ihr buchstäblich stehengeblieben. Alles muss genau wieder an seinem Platz legen. Sehr unheimlich. In mir fangen eine Menge Fragen an zu brodeln. Was ist da passiert? War sie vorher auch schon so seltsam? Oder wurde ihr Herz gebrochen und sie wurde durch ihren Kummer so bösartig? In welcher Beziehung steht Estelle zu Ihr? Warum quälen beide Pip so? Wieso wollte sie überhaupt, dass Pip zu ihr kommt? Und wie bitte soll es gehen, dass ein Kind "auf Kommando" spielt? Was soll das Ganze überhaupt? Warum trägt sie ihr Hochzeitskleid? Da hilft nur weiterlesen :montag:

    Den Teil in Kapitel 8 in dem Pip nach seinem Busuch im Haus durch den Hof und die Brauerei stromert, habe ich leider sehr müde gelesen und hat mich verwirrt. So, dass ich die letzten Seiten später nochmal wiederholt habe. Und trotzdem bin ich verunsichert. Hatte er richtige Halluzinationen? Aus Angst vor de m gerade Erlebten und wegen dieser gemeinen Ziege?

    Vielleicht waren seine Nerven etwas überreizt und er hatte deshalb diese Wahrnehmung gehabt? :-k

    Anfangs ging es mir ähnlich was das Mitleid anbetrifft, aber eine kurze Unterhaltung zwischen Miss Havisham und Estelle hat mir dieses Gefühl sofort wieder
    ausgetrieben: In Kap.8 /S.60

    Ja, jegliches Mitleid wird da im Kern erstickt :-?

    Schon ziemlich bösartig, oder?

    Sehr bösartig!

    Die Demütigungen die Pip in Kap. 8 vor allem von Estelle ertragen muss, treffen ihn natürlich sehr tief und haben auch die ersten Auswirkungen auf seine Selbstwahrnehmung.

    Da hat er mir wirklich sehr leid getan.

    Findest Du, dass er Angst hat? Ich nicht - mir scheint, er hält doch recht viel von seiner Frau und verzeiht ihr deswegen diese Kratzbürstigkeit. Wer weiß, welchen Blick hinter die Fassade er getan hat? Wir wissen nichts über Mrs. Joes Geschichte. Aber bestimmt will er nicht sein wie sein Vater, gleichgültig wie er ihn auch verteidigt. Was meint Ihr anderen?

    Ich habe mir noch mal das siebte Kapitel angeschaut, vor allem den Teil wo Joe mit Pip über dessen Schwester spricht. Angst dürfte es wohl nicht sein, eher sein Wunsch nicht wie sein Vater zu sein. Und tatsächlich liebt er bzw. schätzt er Pips Schwester anscheinend sehr. Ich kann es nur nicht verstehen, warum er sich so behandeln lässt. Von dem was man über ihn weiß, scheint es wohl zwangsläufig zu sein.

    Nur in einem ist er ihnen überlegen: er ist menschlicher, feinfühliger, sensibler - aber deswegen kann er auch nicht auf den Tisch hauen.

    Oh ja! In der Hinsicht ist er ihr haushoch überlegen. Wenn er ihr wenigstens ihre Grenzen aufzeigen könnte. :-?

    Warum? Auch über ihn wissen wir nichts außer der Beschreibung am Anfang, und damals konnte man ja schon wegen Kleinigkeiten im Gefängnis landen. Gut, er wird nicht grad positiv dargestellt, aber gleichzeitig lässt uns Dickens durch Pips Augen ein anderes Bild sehen: ein gejagter Mensch, nass, hungrig, halb erfroren, ziemlich hoffnungslos… Dickens schaut immer von mehreren Seiten auf die Menschen, so auch hier. Und er hält uns damit den Spiegel vor: schaut her, es ist nicht alles so wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Auch ein Knastbruder kann eine menschliche Seite haben und einem kleinen Jungen das Gewissen erleichtern bzw. die Furcht wieder nehmen, die er ihm eingeflösst hat.

    Naja, weil er Pip anfänglich nicht so wirklich freundlich behandelt hatte. Sein ganzes Gebaren, diese Drohungen mit dem anderen Mann, dieses in die Luft heben, dass wirkte brutal auf mich. Deshalb war ich überrascht gewesen, dass er für Pip gelogen hatte. Das mit dem Spiegel vorhalten trifft es gut. Schauen wir mal, welches Bild uns da noch gezeigt wird.


    Kapitel IX
    Pips Schwester und Pumblechook müssen vor Neugierde schier platzen, was dessen Aufenthalt bei Miss Havisham betrifft. Ich fand es doch recht amüsant, was sich Pip alles für die beiden ausgedacht hatte. Daran werden sie noch etwas zu knabbern haben 8) Ich kann mir die beiden so lebhaft vor mir vorstellen, wie sie jedes Detail schier aufgezogen haben wie die Atemluft und jetzt gemeinsam durchhecheln.
    Nur Joe gegenüber beichtet er die Wahrheit. Und es ist wunderbar wie Joe darauf reagiert und was er über das Lügen erzählt. @RahelSa , da kann man sich lebhaft vorstellen wie es Pip damit geht, dass er nicht die Wahrheit über das "geklaute" Essen und die Feile sagen konnte.
    Ich fand das Ende mit dem Vergleich einer Kette für uns Leser recht interessant beschrieben.


    Zitat von Seite 106 / Ausgabe dtv

    Verweilen Sie, die Sie dies lesen, und bedenken Sie für einen Augenblick die lange Kette aus Eisen oder Gold, aus Dornen oder Blüten, die Sie nie gefesselt hätte, wenn nicht an jenem unvergesslichen Tag das erste Glied geschmiedet worden wäre.

    Es scheint so, dass Miss Havisham der Anfang der Kette von Pip wird.



    Kapitel X
    Das Gift von Estelle wirkt und Pip will "ungewöhnlich" werden. Biddy (die mir nebenbei gesagt auch recht nett vorkommt) soll ihm dabei helfen und ihm beibringen was sie weiß. Das dürfte wohl nicht sehr viel sein, befürchte ich. Den Einblick, den wir in eine Abendschule bekommen fand ich spannend. Im Anhang wird darüber noch mehr erklärt. Von Schulbildung wie wir sie heute kennen, ist das noch weit entfernt. Es ist eigentlich ein pures Wunder, wenn da ein Kind überhaupt irgendetwas gelernt hat.
    Den nächsten großen Aha-Effekt hatte ich im Anschluss, als Pip Joe vom Wirtshaus abholen sollte. Ein fremder Mann ist in Gesellschaft von Mr. Wopsles und Joe. Dieser Fremde will alles über Pip wissen und es zeigt sich, dass er den Sträfling kennt und lässt es Pip -und nur ihm- wissen. Der Kleine muss ja bis in seine tiefsten Tiefen erschrocken sein. Um noch seltsamer zu werden, schenkt er ihm einen neuen Schilling, eingewickelt in schmutziges Papier, dass sich später als zwei Pfundnoten rausstellt.


    Weil @Mirielle eben erwähnt hatte, dass sie sich wieder wie in der Schule fühlt, wo man in einem bestimmten Zeitraum einen Text lesen durfte. Mir ging gerade durch den Kopf, dass wenn ich in der Schule wäre, diese schmutzigen zwei Pfundnoten nicht nur als Segen für Pip sehen würde. Vermutlich würde ich es als eine Art Symbol interpretieren. Es wäre ein Symbol dafür, dass Pip zwar auch Gutes (Reichtum? welcher Art auch immer) widerfahren wird, aber es auch mit viel Schmutz (im übertragenen Sinn - vielleicht das er darauf achten soll, was er annimmt?) zu tun haben wird. Zunächst einmal bereitet ihm das Ganze sehr viel Unwohlsein. Und so haftet dieser netten Geste etwas unheilverkündetes an.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


    SuB-Leichen-Challenge 2024: Alle Bücher bis inkl. 2022 [-X

    Klassiker-Challenge 2024