Charles Dickens - Große Erwartungen (Start 04.02.2017)

  • @Kiya Da kann man dir ja für das Vorstellungsgespräch nur die Daumen drücken!

    Da will ich mich mal anschließen :thumleft:

    Seh ich das alleine so?

    Also ich habs halt so aufgefasst. Vielleicht muss ich den Absatz nochmal lesen, aber mir graut davor :totlach: Aber ich war ja auch nicht die Einzige, die das so gesehen hatte.... Ist schon sehr interessant wie man die gleichen Dinge verschieden auffasst :) Aber ich hatte wirklich das Gefühl, dass er per Holzhammer allen vor den Kopf stößt, nur damit er in Estella Augen nicht minderwertiger wird ](*,)

    Aber um den Kontrast ging es Dickens doch vermutlich - der Schmied Pip gegen den Gentleman Mr. Handel

    Ja, das glaube ich auch. Allerdings klingt es für mich halt eben blöd. :mrgreen:

    Also sagt es doch einfach, wenn Ihr eine Pause braucht. Ich kann auch schauen, ob wir das Pensum dieser beiden Wochen evtl. auf drei Strecken können mit einer neuen Aufteilung. Was meint Ihr alle dazu?

    *flüstert gaaaaanz leise* dafür :ergeben:

  • und Kind ist krank

    Ach ja, die "schöne" (Ironie off) Kindergartenzeit :-,:-?8-[ Eine Erkältung jagte die andere. Aber ich kann dir Licht am Horizont versprechen. Irgendwann wird es besser und die Krankheiten merklich weniger bis fast gar nichts mehr :friends:

    Kann man sich die mal anschauen?

    Nur für meine liebe @pralaya habe ich extra zwei Fotos gemacht. Die Notizen sind allerdings mit Bleistift geschrieben und vermutlich nicht so gut lesbar für den Rest der Menschheit :wink::uups: Ich habe sogar noch die Post-its von der MLR im Buch, aber das Foto war derartig verwackelt, dass ich das gelöscht habe.

    Wir sind gerade dabei ein Haus zu kaufen und dafür stehen jede Menge Termine an.

    Oh! Herzlichen Glückwünsch! :thumleft: Wenn auch vermutlich eine Menge Arbeit noch auf euch zukommen wird. :friends:

    Genau so werde ich das halten.....Ade du schnöde Jeckenwelt......... :lol:

    Frei nach Schiller:
    Ich sei, gewährt mir die Bitte,
    In eurem Bund die Dritte.


    Ich mag auch kein Karneval und wenn ich könnte würde ich hier auch alles verriegeln oder irgendwohin flüchten. Aber da meine Männer auch nicht die großen Karnevalsjecken sind, bleibt mir schlimmeres als die Faschingsfilmparty meiner jüngeren Nichte (bei der zwar die Eltern auch noch eingeladen sind, aber es war nicht die Rede von verkleiden der Erwachsenen :geek: ) erspart.

    Wir sind immer in der Zeit nach Friesland ausgewandert.

    :friends: Irgendwann klappt es wieder.

    verschnupftes Kind und Vorstellungsgespräch nächste Woche

    Für das Kind gute Besserung und für dich und dein Vorstellungsgespräch drücke ich alle verfügbaren Daumen.

    Ich hatte mir einen Brustwirbel ausgerenkt, aber so richtig draußen - war nicht lustig

    Aaaaauuuuuuttttsch 8-[ Ich frag nicht wie du das geschafft hast, aber gut das der Brustwirbel wieder da ist, wo er hingehört :friends:

    Ich gehe davon aus, dass Jaggers genaue Anweisungen hat und dazu gehört wohl, Stillschweigen über die Höhe des Vermögens zu bewahren.

    #-o Auf diese Idee war ich gar nicht gekommen. Der "Gönner" muss aber auch einen besonderen Sinn für Humor oder so ähnlich haben. Es ist doch absehbar, dass ein Jugendlicher wie Pip vermutlich nicht allzu sparsam mit dem Geld umgehen wird, wenn er das nie gelernt hatte.

    Es ist immer wieder verblüffend, wie detailreich und gleichzeitig menschlich Dickens solche Beziehungen und Verflechtungen und Irrungen schildert.

    Oh ja! Ganz großes Erzählkino. :pray:

    nein, das hab ich schon anders als Du empfunden. Natürlich stösst er Biddy vor den Kopf mit der (sinngemäßen) Aussage, dass sie sich zu ihrem Vorteil entwickelt hätte seit sie bei ihnen in der Schmiede ist und immer jede Chance gut nutzt, aber ich glaube nicht, dass er das bösartig gemeint hat, sondern ihr eigentlich eine Art Kompliment machen wollte. Seh ich das alleine so?

    Sehe ich auch so. Pip fehlte da jedwedes Feingefühl (ich schreib nur Bulldozer), aber böse meint er es nicht. Ich würde mal sagen, er muss noch ein wenig an sich arbeiten. Teenager halt... :roll: Trampeln über alles drüber und sind erstaunt, dass es Verletzte gab #-o

    Also sagt es doch einfach, wenn Ihr eine Pause braucht. Ich kann auch schauen, ob wir das Pensum dieser beiden Wochen evtl. auf drei Strecken können mit einer neuen Aufteilung. Was meint Ihr alle dazu?

    Eiine kleine Pause oder ein ummodeln des Pensums wäre für mich in Ordnung :thumleft: Nächste Woche sind Ferien und da versagt meine Wahrsagerkugel immer wie ich zum Beiträge schreiben komme.

    Da habe ich mich auch gefragt, wozu er den braucht. Pip hat überhaupt kein Verständnis, dass Geld auch erarbeitet werden muss. Er aast damit nur rum, spielt sich auch noch auf, wenn ihm Verschwendungssucht vorgeworfen wird und tut vor allem so, als wäre es seins - das geht mir tierisch auf die Nerven an ihm.

    Es tut schon weh, wenn man beobachtet wie schwer es Pip fällt mit Geld umzugehen. Aber es ist auch niemand da, der ihm zeigt wie man es richtig macht. Und wenn es dann noch die kleine aber gemeine Falle gibt, dass er noch nicht einmal darüber informiert wird, wie hoch sein Vermögen ist, dann hat er so gut wie keine Chancen. Dazu noch Teenager (das entschuldigt zwar nicht, aber erklärt für mich einiges) und wir können beobachten, wie der Wagen langsam an die Wand gefahren wird.

  • Ich frag nicht wie du das geschafft hast

    das war ganz leicht: ich bin in der Garage aus dem Auto gestiegen :uups:


    Teenager halt... Trampeln über alles drüber und sind erstaunt, dass es Verletzte gab #-o

    :totlach:


    Ich stelle einfach mal eine etwas gedehntere Pensumaufteilung hier ein und dann schauen wir mal, was Ihr sagt:


    diese Woche bis Kapitel 36 = Band II Kapitel 17 -- 11 Kapitel
    nächste Woche bis Kapitel 47 = Band III Kapitle 8 -- 11 Kapitel
    erste Märzwoche bis Kapitel 59 = Band II Kapitel 20 -- 12 Kapitel


    Seitenzahlen kann ich jetzt keine nennen, hab mein Buch zu Hause :wink:

  • Nur für meine liebe @pralaya habe ich extra zwei Fotos gemacht. Die Notizen sind allerdings mit Bleistift geschrieben und vermutlich nicht so gut lesbar für den Rest der Menschheit Ich habe sogar noch die Post-its von der MLR im Buch, aber das Foto war derartig verwackelt, dass ich das gelöscht habe.

    Ach du liebe du :friends: Sollte mir mal angewöhnen für leserunden notizzettel zu nutzen. Macht sich nur beim ebook so schwer :-k

    diese Woche bis Kapitel 36 = Band II Kapitel 17 -- 11 Kapitel
    nächste Woche bis Kapitel 47 = Band III Kapitle 8 -- 11 Kapitel
    erste Märzwoche bis Kapitel 59 = Band II Kapitel 20 -- 12 Kapitel

    Klingt erstmal gut, gebe aber für alles mein Bestes. egal, was kommt :totlach:

  • diese Woche bis Kapitel 36 = Band II Kapitel 17 -- 11 Kapitel
    nächste Woche bis Kapitel 47 = Band III Kapitle 8 -- 11 Kapitel
    erste Märzwoche bis Kapitel 59 = Band II Kapitel 20 -- 12 Kapitel

    Für mich wäre es auch o.k. :winken:

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • Weiter gehts :)


    Kapitel XI (Kapitel 30)
    Gleich mal die große Überraschung, weil Jaggers tatsächlich auf Pips Wunsch hin, Orlick von seinem Dienst entlässt. Obwohl, macht er das wirklich? Oder tut er nur so? Was hält ihr eigentlich von dem Laufjungen Trabbs? Egal wie "vornehm" Pip jetzt geworden ist, aber hat er wirklich ein derartiges Benehmen verdient? ich finde den Jungen ziemlich kindisch. Oder ist er im Grunde seines Herzens neidisch auf Pip? Je länger ich darüber nachdenke, hält er Pip eine Art "Spiegel" vor? Dann trifft er ziemlich ins Schwarze.
    Pip gesteht Herbert seine Zuneigung zu Estella. Was ihm wiederum nicht neu war, sondern ziemlich offensichtlich :wink:


    Wie Herbert Pip charakterisiert trifft doch ziemlich zu:

    Zitat von Seite 354 / dtv Ausgabe

    "Sag, du bist ein guter Kamerad, wenn du nach Worten suchst", sagte Herbert lächelnd und legte seine Hand auf meine Hand, "ein guter Kamerad, stürmisch und zaudernd, kühn und schüchtern, tatkräftig und träumerisch zugleich und auf sonderbare Weise gemischt."

    Nicht Fisch, nicht Fleisch, irgendwie beides :loool:
    Ich fand es klasse wie Herbert das Thema auf unangenehmeres bringt. Seine Warnung sich von Estella freizumachen sollte sich Pip unbedingt zu Herzen nehmen. Und man erfährt neues über Herbert, er ist auch verliebt und sogar verlobt, wenn auch heimlich. Warum wundert es mich nicht, dass Pip das überhaupt nicht mitbekommen hat :-,


    Kapitel XII (Kapitel 31)
    Ein denkwürdiges Theaterstück :lol: Und wie gut, dass Herbert seinem Freund Pip später "souffliert" was er Mr. Wopsle (Künstlername jetzt Mr. Waldengarver) über das Stück zu sagen hat. Ich habe mir den Schrankkoffer von Umkleideraum buchstäblich vorstellen können.


    Kapitel XIII (Kapitel 32)
    Estella kündigt ihre Ankunft in London mit einem Brief an Pip an. Und es wundert nicht, dass zwar Pip registriert, dass bei dem Brief keinerlei Anrede zu finden ist, aber ansonsten Jubelsprünge vor Glück macht. Die fehlende Anrede ist ja ziemlich unhöflich und spricht Bände. Der Tag der Ankunft naht und Pip trifft erstmal auf Mr. Wemmick und begleitet ihn zum Gefängnis, um sich ein wenig die Zeit bis zur Ankunft Estellas zu vertreiben. Vermutlich würde er ansonsten als Nervenwrack vor der Poststation enden, da er ohnehin um Stunden zu früh auf Estella wartet 8)
    Aber das Gefängnis :shock: Und wie Mr. Wemmick mit den Gefangenen respektvoll und fast vertraulich bis distanziert, je nach Situation spricht. Dickens hatte beeindruckend die Atmosphäre des Gefängnisses beschrieben.
    Pip fühlt sich regelrecht "eingefärbt" vom Beigeschmack Gefängnis und Verbrechen. Angefangen mit seiner ersten Begegnung mit dem Sträfling. Ich kann es grad nicht gut in Worte fassen, aber ich finde, dass Dickens immer mehr auf den weiteren Verlauf der Geschichte hinweist und langsam die Bühne vorbereitet. Wie so ein entferntes Donnern, das ein Gewitter ankündigt.


    Kapitel XIV (Kapitel 33)
    Und Estella schwebt überirdisch schön zu Pip. Drückt ihm weisungsgemäß (Miss Havisham plant weiterhin über ihr Leben - wie eine Spinne im Netz, die ihre Fäden immer weiter spinnt) ihren Geldbeutel in die Hand, damit er eine Kutsche mieten soll, die sie beide zu Estellas Bestimmungsort bringen soll. Und er bekommt den Auftrag, ihr in der Zwischenzeit die Möglichkeit einer Tasse Tee zu verschaffen. Ich fand es so lustig wie Dickens beschrieb, was da alles an möglichen und unmöglichen Zutaten in das Zimmer gebracht wurde, um eine einzige Tasse Tee trinken zu können. So chaotisch wie Pips Gefühle für Estella. Mich wundert es, dass Pip aus Reisig ( :lol: ) Tee brauen konnte.
    Estella warnt so oft Pip vor sich; mittlerweile müssten ihm doch trotz rosa Liebeswolkenverneblung klar sein, dass da was dran sein könnte. Wenn ihn schon die Quelle seiner Anbetung warnt #-o Und im Grunde ist es ihm auch klar, dass er mit Estella nur unglücklich werden könnte. Aber hartnäckigst geht er seinen Weg weiter. Und irgendwie hätte er schon gerne Rat von Mr. Pocket bekommen, aber wieder kam so vieles dazwischen. In dem Fall das Baby, das vermutlich Nadeln geschluckt hatte ( :shock: ) und der Anblick von Mrs Pocket, die ungerührt weiter in ihrem Adelsregister liest, nachdem sie Bettruhe als wirksames Gegenmittel für genügend befindet.


    Spannend auch wieder was Estella über Mr. Jaggers zu sagen hatte. Und was sie kurz über ihre Kindheit berichtet hatte. Und auch sie scheint eher Angst (?) vor Jaggers zu haben.


    Ich weiß nicht, aber irgendwie glaube ich nicht mehr daran, dass Pip und Estella -wie von Mrs. Havisham geplant- ein Paar werden. Sie werden vermutlich fast davor stehen, aber ich lehne mich mal weit aus dem Spekulationsfenster raus, es wird nicht zu einer Hochzeit kommen. Vermutlich im letzten Moment.

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  • bis Kapitel 29 / Band 2 Kapitel 10


    Bin gerade wieder dabei in die Geschichte einzusteigen und dabei sind mir ein paar Dinge aufgefallen, die ich loswerden möchte. Ihr habt ja alle schon zu Pips
    unvorteilhafter Charakterentwicklung etwas geschrieben. Dem stimme ich auf jeden Fall zu, denn er entwickelt sich zu einem undankbaren hochnäsigen Schnösel
    der damit alles erfüllt was die "zwanzig vor neun Dame" sich vorgestellt hat. Der Plan geht auf.
    Ich habe mich aber auch gefragt, was Dickens dem Leser damit zeigen will. Eine Idee wäre, das er uns vermitteln will, dass im Menschen das Gute und das Schlechte
    zusammen existieren und das es je nach Umständen immer möglich ist, durch geschickte Manipulation das Schlechte zum Vorschein zu bringen. Besser noch wenn das
    Versuchsobjekt jung und naiv ist. Die Dame tut das ja nicht nur Pip an, sondern eine Zeit vorher hat sie ja schon aus Estella, die wohl vorher auch nur ein ganz normales
    junges Mädchen war, ein kleines Monster geformt. So bringt sie beide dazu Schuld auf sich zu laden.
    Pip verführt sie durch die Aussicht in die feinere Gesellschaft aufzusteigen und durch das Versprechen eines Vermögens. So fliegt der kleine Pip sehr hoch und je höher
    er fliegt, umso tiefer wird der Fall.
    Was aber ist mit Estella.? Ich habe den Eindruck, dass sie nicht ganz so angreifbar ist und im Grunde keinen Gefallen an diesem perfiden Spiel hat. Natürlich gefält es ihr
    eine Zeit das Gefühl zu haben Pip völlig unter Kontrolle zu haben.Sie sonnt sich sozusagen in seiner Verliebtheit. Andererseits sagt sie ihm Dinge, die selbst durch den
    Schleier der Verliebtheit nicht falsch verstanden werden können. Hier zum Beispiel sagt sie folgendes:: (Kapitel 29)


    Zitat

    "You must know," said Estella, (...) that I have no heart -if that has anything to do with my memory."
    I have no softness there, no - sympathy - sentiment - nonsense.

    Sagt man so etwas zu jemanden, den man zu einem Werkzeug machen will, den man weiterhin manipulieren und unglücklich machen will, dessen Verliebtheit man braucht
    um dieses Ziel zu erreichen? Ich bin sehr gespannt, wie die Entwicklung und die Handlungsweise von Estella hier weitergeführt wird.


    Das waren nur ein paar Gedanken, aber nun werde ich dann wieder chronologisch zu den Kapiteln schreiben.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • Ich habe mich aber auch gefragt, was Dickens dem Leser damit zeigen will. Eine Idee wäre, das er uns vermitteln will, dass im Menschen das Gute und das Schlechte
    zusammen existieren und das es je nach Umständen immer möglich ist, durch geschickte Manipulation das Schlechte zum Vorschein zu bringen. Besser noch wenn das
    Versuchsobjekt jung und naiv ist. Die Dame tut das ja nicht nur Pip an, sondern eine Zeit vorher hat sie ja schon aus Estella, die wohl vorher auch nur ein ganz normales
    junges Mädchen war, ein kleines Monster geformt. So bringt sie beide dazu Schuld auf sich zu laden.

    Diese Idee empfinde ich momentan als den Grundgedanken bei Dickens, denn warum sonst sollte er Pip auf diesen Entwicklungsweg schicken :-k Wir haben vermutlich alle in uns schon Gefühle und Gedanken festgestellt, die uns unangenehm waren und die wir bei uns selbst lieber nicht erlebt hätten. Und vielleicht wurde der eine oder andere von uns auch schon manipuliert ohne es sofort zu merken.
    Aber ich bin mir mittlerweile nicht mehr so sicher, ob es wirklich der Plan der Dame ist oder ob uns Dickens da nicht gezielt in die Irre führen will. Einen festen Anhaltspunkt dafür haben wir nicht, nur Pips eigene Überzeugung, dass Miss A seine Gönnerin sein muss. Aber ich frage mich, warum ausgerechnet sie das tun sollte, schließlich will sie gleichzeitig Pip durch Estella demütigen und quälen. :-s Da sind in meinen Gedanken zu viele Fragezeichen, um zur Zeit davon überzeugt zu sein. Da steht für mich immer noch die Möglichkeit im Raum, dass entweder der Sträfling, dem Pip half und der ihm ja bereits Geld zukommen ließ, eine Rolle spielt oder vielleicht noch eine andere Figur aus dem Off auftaucht.

    Pip verführt sie durch die Aussicht in die feinere Gesellschaft aufzusteigen und durch das Versprechen eines Vermögens. So fliegt der kleine Pip sehr hoch und je höher er fliegt, umso tiefer wird der Fall.

    Von diesem Ergebnis ist auszugehen - und es gibt bisher auch keine grundsätzliche Aussage dazu, dass Pip wirklich ein Vermögen erhalten wird. Warum wohl hat Dickens den Titel "Great Expectations" gewählt? Expectations sind ja nur Aussichten oder auch Erwartungen, aber nichts davon ist eine Zusicherung oder gar etwas vertraglich Festgelegtes. :-k

    Was aber ist mit Estella.? Ich habe den Eindruck, dass sie nicht ganz so angreifbar ist und im Grunde keinen Gefallen an diesem perfiden Spiel hat. Natürlich gefält es ihr
    eine Zeit das Gefühl zu haben Pip völlig unter Kontrolle zu haben.Sie sonnt sich sozusagen in seiner Verliebtheit. Andererseits sagt sie ihm Dinge, die selbst durch den
    Schleier der Verliebtheit nicht falsch verstanden werden können. Hier zum Beispiel sagt sie folgendes:: (Kapitel 29)

    Dieses Verhalten ihrerseits ist mir auch aufgefallen - sie scheint den Plänen der Miss Havisham nicht so konsequent zu folgen wie diese es gern hätte. Sie ist sicher hochnäsig und selbstverliebt und genießt die Anbetung ihrer Schönheit von Jungs und Männern. Aber sie scheint mir auch sehr intelligent - zu intelligent um sich so einfach manipulieren zu lassen und vielleicht auch zu ehrlich, um ohne Vorwarnung und hinterrücks die Männer zugrunde zu richten. Ihr Hintergrund würde mich interessieren - wer ist sie wirklich, wie kam sie zu Miss Havisham? Falls sie eine Familie hat, wer würde denn ein Kind ausgerechnet einer solchen Frau anvertrauen? :-k Ich glaube, Estella ist noch für eine Überraschung gut und vielleicht will uns Dickens an ihr die entgegengesetzte Entwicklung zu Pip vor Augen führen?

    Das waren nur ein paar Gedanken, aber nun werde ich dann wieder chronologisch zu den Kapiteln schreiben.

    Ich finde so Gedanken zwischendurch immer gut, denn dabei kann man ja komplett das bereits Gelesene einbeziehen und das Bild der Geschichte abrunden - also immer her damit, hab ich ja auch schon gemacht, nur in kürzerer Form. :wink:

  • Kapitel XI (Kapitel 30)
    Gleich mal die große Überraschung, weil Jaggers tatsächlich auf Pips Wunsch hin, Orlick von seinem Dienst entlässt. Obwohl, macht er das wirklich? Oder tut er nur so? Was hält ihr eigentlich von dem Laufjungen Trabbs? Egal wie "vornehm" Pip jetzt geworden ist, aber hat er wirklich ein derartiges Benehmen verdient? ich finde den Jungen ziemlich kindisch. Oder ist er im Grunde seines Herzens neidisch auf Pip? Je länger ich darüber nachdenke, hält er Pip eine Art "Spiegel" vor? Dann trifft er ziemlich ins Schwarze.

    Ich denke, dass Jaggers nur so tut, als wolle er ihn entlassen, oder? Er wirkt nicht so, als würde er sich von so einem Grünschnabel wie Pip etwas vorschreiben lassen. Sowieso finde ich Jaggers Einstellung zu Pip schwer durchschaubar. Natürlich hat er bei seinem Besuch in der Schmiede durchblicken lassen, dass er das Arrangement um Pip nicht gutheißt. Mich würde interessieren, was er mittlerweile über Pip, der nun schon eine ganze Zeit in London lebt, denkt. Aber vielleicht ist er nur einfach hochprofessionell und zeigt seine wahren Gefühle Pip gegenüber nicht (wofür ich ihm aber wiederum Respekt zollen würde). Jaggers ist ein ziemlich undurchsichtiger Charakter - so habe ich mich auch gefragt, wieso er Estella beim gemeinsamen Dinner in Miss Havishams Haus keines Blickes würdigt, obwohl er sie in die Tischkonversation mit einbindet. :twisted:
    Ich würde sagen der Lehrjunge Trabbs verpasst Pip einen ziemlichen Denkzettel und will ihm vielleicht aufzeigen, wie Pip mit seinem ganzen Gehabe und Stolziere auf die Leute, mit denen er aufgewachsen ist, wirkt. Während die Schleimbeutel des Ortes wie z. B. Pumblechook Pip nur Honig ums Maul schmieren, nehmen ihm andere sein arrogantes Gebaren übel, da er ursprünglich aus dem gleichen "Stall" wie sie kommt. Würde sich Pip anders benehmen, wären die Reaktionen vielleicht nicht so grausam - also ja, ich denke er hält Pip einen ziemlich schmerzhaften Spiegel vor. :twisted: Garstig fand ich Pips Brief an den Schneider als Reaktion auf den Vorfall. :wuetend:

    Und man erfährt neues über Herbert, er ist auch verliebt und sogar verlobt, wenn auch heimlich.

    Auf die Verlobte Clara bin ich ja mal gespannt.

    Und wie Mr. Wemmick mit den Gefangenen respektvoll und fast vertraulich bis distanziert, je nach Situation spricht. Dickens hatte beeindruckend die Atmosphäre des Gefängnisses beschrieben.

    Das fand ich faszinierend, wie sicher und professionell Mr. Wemmick sich im Gefängnis gab. :thumleft: Einerseits war er der verlängerte Arm von Mr. Jaggers und andererseits war er vertrauensvoller Ansprechpartner für alle, die ein Anliegen an seinen Chef haben. Er hat Autorität ausgestrahlt ohne so super unnahbar wie Mr. Jaggers zu wirken.

    Pip fühlt sich regelrecht "eingefärbt" vom Beigeschmack Gefängnis und Verbrechen. A

    #-o Der Kerl hat so dermaßen Komplexe gegenüber Estella. #-o Das ist mir schon in Kap. 29 aufgefallen, als sie sich bei Miss Havisham wiedersehen und sie irgendwie meint, dass Pip alte Bekannte wohl nicht besuchen wird - er hat das gleich so interpretiert, als würde sie ihm verbieten Joe zu treffen, aber so kam das für mich gar nicht rüber.


    Ihr Hintergrund würde mich interessieren - wer ist sie wirklich, wie kam sie zu Miss Havisham? Falls sie eine Familie hat, wer würde denn ein Kind ausgerechnet einer solchen Frau anvertrauen? Ich glaube, Estella ist noch für eine Überraschung gut und vielleicht will uns Dickens an ihr die entgegengesetzte Entwicklung zu Pip vor Augen führen?

    Estella finde ich mittlerweile auch faszinierend und interessant. Wie ihr schon schreibt, sie ist nach wie vor überheblich und unnahbar, lässt aber durchaus auch kritische Anmerkungen fallen. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie Pip irgendwie mag. Vielleicht weil er ein Kindheitsgefährte in dem gruseligen Haus mit der alten Havisham war. :scratch:


    Morgen gehts weiter - ich kann heute nicht mehr denken :chesse::sleep:

    Liebe Grüße,
    Tine


    :study: Ken Follett - Die Waffen des Lichts

    :study: Taylor Jenkins Reid - Daisy Jones & The Six

  • Hallöchen, ich schneie hier mal kurz rein, um mich voraussichtlich ein paar Tage abzumelden. Mein Mann und ich sind über das Wochenende in Stockholm. Ich hatte die Hoffnung, dass ich in den letzten zwei Tagen nochmal an den pc komme, aber das wird leider nichts mehr. Gelesen habe ich eure letzten Beiträge, aber Stellung nehmen kann ich erst richtig irgendwann Anfang nächster Woche. Am Handy ist das was schwierig. Die neue Einteilung sagt mir aber auf jeden Fall sehr zu! Für diese Woche fehlt mir dann auch nur noch ein Kapitel. :)

    "I see you laugh. Very well, for simplicity’s sake, let us assume I am the center of creation. In doing this, let us pass over innumerable boring stories: the rise and fall of empires, sagas of heroism, ballads of tragic love. Let us hurry forward to the only tale of any real importance." His smile broadened. "Mine." (Kvothe in The Name of the Wind)

    2019: :study: 11 Bücher mit 3.997 Seiten

    :musik:12 Hörbücher mit 18.360 Minuten

  • bis Band II / Kapitel 10


    Soweit hab ich nun auch zu euch aufgeschlossen, ich konnte also gerade jede Menge nachlesen :wink: Danke für euer Daumendrücken! Mal schauen, wie's wird.

    Band II / Kapitel VIII
    Das war ja zum fremdschämen wie sich Pip dem guten Joe gegenüber benimmt. :wuetend: Und bewusst ist es ihm schon. Und Joe geht da so unglaublich gut damit um.

    Joe ist in dieser Hinsicht ein sehr interessanter Charakter, eben weil er so viel versteht, obwohl er ungebildet und unbeholfen ist. Er ist wohl auch ein Gegenpol zu Pip, indem er seinen Platz genau kennt, sich dort wohlfühlt und ihn nicht verlassen möchte, während Pip von Anfang an nach Höherem strebt.
    "Great Expectations" läuft, glaube ich, als Bildungsroman, also wird Pip bestimmt noch den ein oder anderen Dämpfer erhalten, um daran zu wachsen. Pip ist seine Herkunft peinlich, aber ich denke, dass Dickens das nicht ohne Sympathie geschrieben hat - mein Anhang weist darauf hin, dass Dickens mit 12 Jahren selbst in einer Fabrik für Schuhpolitur gearbeitet hat, was ihm so unangenehm war, dass er es zu Lebzeiten nie öffentlich erwähnt hat.

    Wemmick hat uns wohl alle überrascht, mit einem doch so angenehmen Zeitgenossen mit so schrulliger und doch liebenswerter Art hatte ich zumindest nicht gerechnet :)


    Ich sag ja: Tulkinghorn in Verkleidung :twisted:


    Also sagt es doch einfach, wenn Ihr eine Pause braucht. Ich kann auch schauen, ob wir das Pensum dieser beiden Wochen evtl. auf drei Strecken können mit einer neuen Aufteilung. Was meint Ihr alle dazu? :wink:

    Wemmick trennt ganz strikt zwischen Arbeit und Privatleben, so wie es heutzutage wohl viele Menschen tun. Ich habe mich auch gefreut, diese unerwartete Seite von ihm zu sehen. Und die beiden Häuser - von Wemmick und Jaggers - waren auch wieder so schön kontrastreich dargestellt.


    Ich will "Bleak House" auch unbedingt noch lesen! Allerdings habe ich mir das auf Deutsch besorgt, weil mich der Umfang doch etwas einschüchtert... Ehrlich gesagt mag ich Jaggers irgendwie. Er ist effizient und direkt, und in seinem Beruf scheint ihm keiner etwas vormachen zu können. Sicherlich ist er nicht der sympathischste Charakter, aber man weiß, woran man mit ihm ist.


    Die neue Aufteilung gefällt mir auch, zumal der ursprüngliche Plan für die vierte Woche ja ein sehr umfangreiches Lesepensum vorgesehen hatte :winken: Für heute abend werde ich mir wieder zwei Kapitel vornehmen.


    Dieses Verhalten ihrerseits ist mir auch aufgefallen - sie scheint den Plänen der Miss Havisham nicht so konsequent zu folgen wie diese es gern hätte. Sie ist sicher hochnäsig und selbstverliebt und genießt die Anbetung ihrer Schönheit von Jungs und Männern. Aber sie scheint mir auch sehr intelligent - zu intelligent um sich so einfach manipulieren zu lassen und vielleicht auch zu ehrlich, um ohne Vorwarnung und hinterrücks die Männer zugrunde zu richten. Ihr Hintergrund würde mich interessieren - wer ist sie wirklich, wie kam sie zu Miss Havisham?

    Ich habe mich gefreut, Miss Havisham und Estella, die für mich geheimnisvollsten Figuren in diesem Roman, wiederzutreffen, aber Estella kann ich momentan noch kaum einschätzen. Sie schien ja Pip fast vor sich selbst warnen zu wollen. Wir wissen noch so wenig über sie, aber ihr Hintergrund wird sich sicherlich noch klären.

  • So, da bin ich wieder! Kurzfristig waren die letzten Tage hier doch etwas turbulent, so dass ich weder Zeit für Dickens hatte, noch hier ausführlich zu lesen. Habe das jetzt endlich nachgeholt. Das Wochenende wird zwar auch nicht entspannt, aber ich hoffe trotzdem noch etwas Zeit für Dickens zu finden. Und obwohl ich im jecken Rheinland lebe, muss ich morgen arbeiten. Leider bin ich auch noch auf den Geburtstag einer sehr lieben Person eingeladen - eine Karnevalsparty! :roll: Un isch bin so ja keene Jeck... Dem Geburtstagskind zuliebe gehe ich natürlich trotzdem. :jocolor:

    Normal wäre doch nicht zu fragen, wieviel Geld willst du. Normaler wäre doch als Vormund zu sagen: Du hast soundsoviel Geld insgesamt. Du könntest den und den Betrag im Monat ausgeben. Wäre das o.k. für dich oder brauchst du mehr. Dann achte aber auf die Konsequenz daraus.

    Wurde nicht erwähnt, dass Jaggers schon ein großes Veto-Recht hat, sollte Pip über die Stränge schlagen? Wenn ja, scheint er da keinen Gebrauch zu machen.

    denn welche Gesichtszüge, welchen Ausdruck hat Pip wiedererkannt?

    Ich habe leider beim groben Durchblättern (auf der Suche in den Anhang) des Buches einen Quasi-Spoiler aufgeschnappt, mit dem ich aber auch nur zu 70% (reine Mutmaßung) etwas anfangen kann. Ich bin so gespannt, ob meine Idee, mit dem Spoiler dazu, richtig ist.... :-k


    das war ganz leicht: ich bin in der Garage aus dem Auto gestiegen

    verschnupftes Kind und Vorstellungsgespräch nächste Woche sei dank

    Gute Besserung ans Kind und auch an andere der Krankenfraktion hier :wink: und viel Erfolg!


    Natürlich stösst er Biddy vor den Kopf mit der (sinngemäßen) Aussage, dass sie sich zu ihrem Vorteil entwickelt hätte seit sie bei ihnen in der Schmiede ist und immer jede Chance gut nutzt, aber ich glaube nicht, dass er das bösartig gemeint hat, sondern ihr eigentlich eine Art Kompliment machen wollte. Seh ich das alleine so?

    Ich denke auch nicht, dass es seine Absicht war sie zu verletzen. Und ja, ein Kompliment sollte es wahrscheinlich sein. Hat aber nicht geklappt...

    ob wir hier irgendwie einen Einblick in "Shades of Jaggers" bekommen , so devot wie sich die Haushälterin gab.

    Danke für das Kopfkino, stelle mir grade vor, wie sich Jaggers nach gewisser Unzucht waschen geht... :applause:

    Hab ich auch so gedacht. Am fiesesten ist ja noch, dass er im Gasthaus logieren will und nicht bei Joe und seiner Schwester. Ich stelle mir das ganz schlimm vor, wenn Joe erfährt, dass er gleich am nächsten Tag in die Heimat aufgebrochen ist und sich noch nicht mal gemeldet hat.

    Kann Dir nur recht geben. Da will man echt nicht wissen, wie es in Joe aussieht. :cry:


    hält er Pip eine Art "Spiegel" vor? Dann trifft er ziemlich ins Schwarze

    So habe ich es auch empfunden. Auch wenn ich nach der ersten Wiederholung des Schauspiels den letzten Absatz nochmal wiederholen musste.

    Warum wundert es mich nicht, dass Pip das überhaupt nicht mitbekommen hat

    :roll: Ohne Worte

    Die Dame tut das ja nicht nur Pip an, sondern eine Zeit vorher hat sie ja schon aus Estella, die wohl vorher auch nur ein ganz normales
    junges Mädchen war, ein kleines Monster geformt.

    Kleines Monster ist gut. Und auch, dass man nicht vergessen darf, dass Estella auch irgendwann mal normal gewesen sein muss.



    Mit der neuen Einteilung bin ich auch sehr einverstanden, ich hoffe ich kann am Wochenende aufholen. Jetzt versuch ich mich direkt am Schauspiel Kapitel. :study:

  • bis Kapitel 31 - Band 2 Kapitel 11


    Ein Satz in Kapitel 29 hat mich schon etwas verwirrt.


    Zitat

    Miss Havisham had seen him as soon as I. and was (like everybody else) afraid of him.

    Warum sollte Miss H. sich vor Jaggers fürchten? Sie ist seine Auftraggeberin und könnte ihm jederzeit den Auftrag wieder entziehen. Weiß Jaggers vielleicht etwas,
    dass die alte Dame in Schwierigkeiten bringen könnte und vielleicht auch ihren Plan zunichte machen könnte? Die Wechselbeziehung zwischen Jaggers und Miss H.
    ist noch nicht ganz klar und ich bin gespannt was Dickens da noch ans Licht des Tages bringt.


    Ich würde sagen der Lehrjunge Trabbs verpasst Pip einen ziemlichen Denkzettel und will ihm vielleicht aufzeigen, wie Pip mit seinem ganzen Gehabe und Stolziere auf die Leute, mit denen er aufgewachsen ist, wirkt. Während die Schleimbeutel des Ortes wie z. B. Pumblechook Pip nur Honig ums Maul schmieren, nehmen ihm andere sein arrogantes Gebaren übel, da er ursprünglich aus dem gleichen "Stall" wie sie kommt.

    Ja genau, er hat keinerlei Respekt vor ihm, und zeigt klar auf, dass Pip keinen Respekt verdient. Nichts an seiner Situation kommt von ihm selbst. Das ganze Gentleman-
    Gehabe ist aufgesetzt und unglaubwürdig. Vor allen Dingen aber hat er vergessen, wer ihn in seiner frühen Jugend gestärkt und ihm geholfen hat sich in der Welt zurechtzu-
    finden. So spiegelt sich in des Lehrjungen Verhalten die Widerwärtigkeit und Undankbarkeit unseres Protagonisten wider.


    Das Gespräch mit Herbert in Kapitel 30 ist einfach herrlich. Herbert ist wirklich ein Gentleman an dem Pip sich ein Beispiel mehmen könnte. Wie vorsichtig und respektvoll
    Herbert seine Meinung kundtut und Puip darauf auch noch vorbereitet, dass es nun schmerzhaft werden könnte. Der Unterton macht`s z.b. hier:


    Zitat

    Have you any idea yet, of Estella`s views on the adoration question?"
    Not being bound to her, can you not detach yourself from her? - I told you I should be disagreeable."
    Think of what she is herself (now I am repulsive and you abominate me). This may lead to miserable things.

    Herbert ist imstande die klare Wahrheit zu sagen, ohne Pip allzusehr zu verletzen. Das ist einfach wunderbar und er ist wohl der einzige Freund den er noch hat.
    Ich fürchte allerdings, Pip wird sich das nicht zu Herzen nehmen.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • Und wie Mr. Wemmick mit den Gefangenen respektvoll und fast vertraulich bis distanziert, je nach Situation spricht. Dickens hatte beeindruckend die Atmosphäre des Gefängnisses beschrieben.
    Pip fühlt sich regelrecht "eingefärbt" vom Beigeschmack Gefängnis und Verbrechen. Angefangen mit seiner ersten Begegnung mit dem Sträfling. Ich kann es grad nicht gut in Worte fassen, aber ich finde, dass Dickens immer mehr auf den weiteren Verlauf der Geschichte hinweist und langsam die Bühne vorbereitet. Wie so ein entferntes Donnern, das ein Gewitter ankündigt.

    Atmosphären kann Dickens hervorragend schaffen, da spricht für mich auch ganz stark sein eigenes Leben aus ihm. Er beschreibt ja nichts, was er nicht aus eigener Anschauung heraus kennt. Und man kann sich - soweit das uns heute aus der Distanz möglich ist - wirklich in diese Situationen hineinfühlen.

    Er wirkt nicht so, als würde er sich von so einem Grünschnabel wie Pip etwas vorschreiben lassen.

    Er wirkt auf mich als ob er sich von niemandem wirklich etwa vorschreiben lässt. Er hält sich an geschlossene Verträge, aber deren Bedingungen kennt er ja vor der Unterschrift. Aber Vorschriften, was er tun und lassen sollte, die wird er wohl nicht akzeptieren.

    so habe ich mich auch gefragt, wieso er Estella beim gemeinsamen Dinner in Miss Havishams Haus keines Blickes würdigt, obwohl er sie in die Tischkonversation mit einbindet.

    Aber das tut er doch so gut wie nie - Blickkontakt und andere soziale Interaktionen beherrscht Mr. Jaggers nicht :wink: Da kommt er an seine Grenzen


    Das fand ich faszinierend, wie sicher und professionell Mr. Wemmick sich im Gefängnis gab. Einerseits war er der verlängerte Arm von Mr. Jaggers und andererseits war er vertrauensvoller Ansprechpartner für alle, die ein Anliegen an seinen Chef haben. Er hat Autorität ausgestrahlt ohne so super unnahbar wie Mr. Jaggers zu wirken.

    Wemmick entwickelt sich für mich zu einer sehr positiven Gestalt bisher, denn sowohl hier als auch am Ende unseres Pensums im Gespräch mit Pip zeigt er viel Intelligenz, aber auch Mitgefühl. Selbst als er Pip sagt, er solle sein Geld lieber in die Themse schmeißen als einem Freund zu geben, spricht da meiner Meinung einfach viel Lebenserfahrung aus ihm obwohl er selbst betont, dass hier sein "Büro-Ich" aus ihm spricht. Aber dieses Büro-Ich hat eben viele Erfahrungen gemacht, die Pip noch fehlen. Und ich kann mich seiner Meinung nur anschließen: herbert Geld zu geben kann diese Freundschaft nur zerstören, aber Herbert nicht helfen. :-k

    Joe ist in dieser Hinsicht ein sehr interessanter Charakter, eben weil er so viel versteht, obwohl er ungebildet und unbeholfen ist. Er ist wohl auch ein Gegenpol zu Pip, indem er seinen Platz genau kennt, sich dort wohlfühlt und ihn nicht verlassen möchte, während Pip von Anfang an nach Höherem strebt.

    Joe und Biddy sind für mich die beiden menschlichsten Figuren in der Geschichte. Beide haben eine enorme emphatische Intelligenz, ruhen in sich selbst und sind zufrieden mit sich und ihrem Platz im Leben. Und ich kann Dir beistimmen in dem Gefühl, dass Joe hier den Gegenpol zu Pip bildet mit dieser Zufriedenheit :wink:

    Er ist effizient und direkt, und in seinem Beruf scheint ihm keiner etwas vormachen zu können. Sicherlich ist er nicht der sympathischste Charakter, aber man weiß, woran man mit ihm ist.

    Bist Du Dir da sicher? Ich glaube nicht, dass wir alle Facetten an Mr. Jaggers kennen und wirklich wissen, woran wir mit ihm sind. 8-[ Denn er ist der Typ…..

    Warum sollte Miss H. sich vor Jaggers fürchten? Sie ist seine Auftraggeberin und könnte ihm jederzeit den Auftrag wieder entziehen. Weiß Jaggers vielleicht etwas,
    dass die alte Dame in Schwierigkeiten bringen könnte und vielleicht auch ihren Plan zunichte machen könnte? Die Wechselbeziehung zwischen Jaggers und Miss H.
    ist noch nicht ganz klar und ich bin gespannt was Dickens da noch ans Licht des Tages bringt.

    …. der bestimmt - wie Tulkinghorn in Bleak House - von jedem ein Geheimnis kennt und dieses sehr wohl einzusetzen weiß. Das vermute ich eben auch als Grund für Miss Havishams Angst vor ihm. Ja, sie ist die Auftraggeberin, aber sie wirkt nicht so, sondern eher wie jemand, der Jaggers quasi zu Gefallen ist.
    Wer weiß, was genau er z.B. über Estella und deren Beziehung zu Miss Havisham weiß. Aus Estellas Andeutungen Pip gegenüber lese ich heraus, dass sie im Haus von Mr. Pocket groß geworden ist, ich vermute sogar, dass sie somit eine Schwester Herberts ist (sind das die Züge, die Pip in ihrem Gesicht wiederkennt?). Oder warum sonst sollte sie dort aufgewachsen sein? Gleichzeitig frage ich mich, wen genau sie meinte mit ihren Andeutungen, dass die "Familie" über ihn tratsche und versuche, ihn bei Miss H. schlecht zu machen. Und warum sollte Pip für die Familie eine Bedrohung darstellen? Dickens wirft mit diesen Andeutungen ganz viele Fragen auf - aber so beiläufig, dass man sie fast überliest. 8-[


    Ja genau, er hat keinerlei Respekt vor ihm, und zeigt klar auf, dass Pip keinen Respekt verdient. Nichts an seiner Situation kommt von ihm selbst. Das ganze Gentleman-
    Gehabe ist aufgesetzt und unglaubwürdig. Vor allen Dingen aber hat er vergessen, wer ihn in seiner frühen Jugend gestärkt und ihm geholfen hat sich in der Welt zurechtzu-
    finden. So spiegelt sich in des Lehrjungen Verhalten die Widerwärtigkeit und Undankbarkeit unseres Protagonisten wider.

    also ja, ich denke er hält Pip einen ziemlich schmerzhaften Spiegel vor.

    Ich bin ganz Eurer Meinung - der Junge ist der Spiegel für Pip, nur dass dieser das nicht als solches erkennt. Er sieht nur die Respektlosigkeit, aber nicht den Grund dafür. Ob ihm diese Einsicht noch kommt? Ein wenig scheint sie ja durch als Pip während der Beisetzung seiner Schwester bei Joe und Biddy in der Schmiede ist. Da denkt er kurz darüber nach, ob es ihm nicht besser ginge, wenn er nie von dort weggegangen wäre, wenn ihm nie jemand "Große Erwartungen" in Aussicht gestellt hätte. Aber noch ist das nur ein kurzes Aufschimmern von Erkenntnis, die gleich wieder verfliegt.


    Das Gespräch mit Herbert in Kapitel 30 ist einfach herrlich. Herbert ist wirklich ein Gentleman an dem Pip sich ein Beispiel mehmen könnte.

    Aber gleichzeitig verkörpert Herbert doch das Bild des nutzlosen Gentleman, der zwar wohlerzogen, höflich, freundlich, mitfühlend ist, aber sonst wenig im Leben zustande bringt. Da er dazu keinerlei wirkliches Einkommen hat, steht er mit dem Leben doch etwas auf Kriegsfuß. Sein ewiges "Sich-Umsehen" wird ihn leider seiner ersehnten Ehe nicht näher bringen.

    Herbert ist imstande die klare Wahrheit zu sagen, ohne Pip allzusehr zu verletzen. Das ist einfach wunderbar und er ist wohl der einzige Freund den er noch hat.
    Ich fürchte allerdings, Pip wird sich das nicht zu Herzen nehmen.

    Ich fürchte noch mehr, dass Pip diese Freundschaft nicht wirklich erwidert indem er Herbert zu einem Lebensstil und Verhalten verführt, dass ihnen beiden nicht gut bekommt. Sie leben weit über ihre Verhältnisse ohne Aussicht, dass wieder in den Griff bekommen zu können. Das ist ein Bärendienst, den Pip seinem Freund leistet.


    Herrlich grotesk und überzogen ist das Kapitel über die Beerdigung - da lässt Dickens seinem schwarzen Humor und seinem Sinn für Groteske echt freien Lauf :twisted: Und außer Biddy und Joe bekommt wirklich jeder sein Fett weg inklusive Pip. Biddy gegenüber trifft Pip auch dieses Mal wieder jeden Fettnapf, dieses Mal aber nicht mehr in der kindlichen Unschuld wie vorher, denn mittlerweile ist er ein paar Jahre älter und sollte doch eher wissen, wem gegenüber er sich da im Ton vergreift. Dabei wird Biddy mit ihren Aussagen - die sie ja sehr vorsichtig und nur andeutungsweise trifft - wohl leider recht behalten. Irgendwie hatte ich am Ende des Kapitels das Gefühl eines endgültigen Abschieds - ging Euch das auch so?


    Nicht wirklich schlauer sind wir über Pips Expectations und seinen Gönner / seine Gönnerin. Wir wissen nun lediglich, dass Pip von nun an für sich selbst verantwortlich sein wird. Irgendwer hatte vorher schon mal die Frage in den Raum gestellt, warum Jaggers eigentlich nicht eingegriffen hat als Pip finanziell derart über seine Verhältnisse lebte. Ich frage mich das nun auch, denn ganz offensichtlich weiß Jaggers davon und hat Pip einfach laufen lassen. Ob er wohl die Anweisung dazu hatte? Will der Gönner - wer immer es ist - Pip nicht nur Anreize anschaffen mit seinen Expectations, sondern ihn auch gleichzeitig prüfen, ob er es denn auch Wert ist, diese zu erhalten?

  • Jetzt versuch ich mich direkt am Schauspiel Kapitel.

    Ich weiß nicht warum, aber dieses Kapitel fand ich ziemlich öde und ich habe nicht ganz verstanden, wieso Dickens uns ins Theater zu der erbärmlichen Vorstellung des ehemaligen Mr. Wopsle führt. Kann aber auch daran liegen, dass ich die Woche einfach etwas überarbeitet war. 8-[

    Warum sollte Miss H. sich vor Jaggers fürchten? Sie ist seine Auftraggeberin und könnte ihm jederzeit den Auftrag wieder entziehen. Weiß Jaggers vielleicht etwas,
    dass die alte Dame in Schwierigkeiten bringen könnte und vielleicht auch ihren Plan zunichte machen könnte? Die Wechselbeziehung zwischen Jaggers und Miss H.
    ist noch nicht ganz klar und ich bin gespannt was Dickens da noch ans Licht des Tages bringt.

    Das habe ich mich auch gefragt, wieso die alte Hexe sich vor Jaggers fürchtet. Vielleicht weil sie sieht, wie erbärmlich sie in seinen Augen eigentlich dahinvegetiert in ihrem vergilbten Hochzeitskleid, mit der Spinnenhochzeitstorte und ihren ganzen Marotten. Er ist so pragmatisch und effizient, dass er für solche Kinkerlitzchen niemals Verständnis hat, und das weiß sie. Vielleicht weiß sie, dass Jaggers sich niemals von ihr herumkomandieren oder manipulieren lassen würde. :-k

    Aber das tut er doch so gut wie nie - Blickkontakt und andere soziale Interaktionen beherrscht Mr. Jaggers nicht Da kommt er an seine Grenzen

    Das stimmt allerdings. :twisted:

    Selbst als er Pip sagt, er solle sein Geld lieber in die Themse schmeißen als einem Freund zu geben, spricht da meiner Meinung einfach viel Lebenserfahrung aus ihm obwohl er selbst betont, dass hier sein "Büro-Ich" aus ihm spricht. Aber dieses Büro-Ich hat eben viele Erfahrungen gemacht, die Pip noch fehlen. Und ich kann mich seiner Meinung nur anschließen: herbert Geld zu geben kann diese Freundschaft nur zerstören, aber Herbert nicht helfen.

    Puh, liebe @Squirrel, bei deiner letzten Kapitelüberschrift habe ich voll den Schreck bekommen, weil du Kap. 47 geschrieben hast (also Ende nächster Wochenabschnitt) und dachte, ich hänge total hinterher. :shock: Aber nach deinem Beitrag zu urteilen, hast du heute Kap. 36 beendet ("Pip wird mündig"), oder?
    Ich hatte ja kurz die Hoffnung, dass Pip sich nun, nachdem er genau weiß, über welchen Betrag er jährlich verfügen kann, etwas besonnener wird. Aber er denkt erst einmal darüber nach, seinem super lieben aber geschäftlich total unfähigen Freund Herbert etwas von dem Geld in den Rachen zu werfen #-o Puh, ich hoffe, um Herberts und Pips willen, dass einer von beiden irgendwie zu Verstand kommt und sie mit dieser Schuldenmacherei und "auf den Rand schreiben" aufhören. Die Frage ist ja auch, welche Konsequenzen ihnen drohen, wenn einer der Gläubiger seine Rechte geltend macht. Wemmicks Beispiel mit den Themse-Brücken fand ich super, ich hoffe nur, dass der private Wemmick die gleiche Ansicht hat wie der Büro-Wemmick, was wir aber erst im nächsten Kap. erfahren werden.

    Irgendwer hatte vorher schon mal die Frage in den Raum gestellt, warum Jaggers eigentlich nicht eingegriffen hat als Pip finanziell derart über seine Verhältnisse lebte. Ich frage mich das nun auch, denn ganz offensichtlich weiß Jaggers davon und hat Pip einfach laufen lassen. Ob er wohl die Anweisung dazu hatte? Will der Gönner - wer immer es ist - Pip nicht nur Anreize anschaffen mit seinen Expectations, sondern ihn auch gleichzeitig prüfen, ob er es denn auch Wert ist, diese zu erhalten?

    Das fand ich auch sehr merkwürdig, denn Jaggers schien ganz genau informiert zu sein über Pips Schulden. :-k Vielleicht ist die jährliche, auf 500 Pfund beschränkte, Zuwendung ein Test, ob Pip es schafft, in einem vorgegebenen Rahmen zu wirtschaften. Mich irritiert immer noch, wieso der/die ominöse Gönner/-in nicht darauf besteht, dass Pip irgendeinen Beruf erlernt und somit etwas tut für sein Geld oder lernt, dass Geld auch erst einmal erarbeitet werden muss. Jaggers würde ihn schon irgendwo verfrachten, wo der Junge etwas lernen würde. Vielleicht stößt dieser Umstand Jaggers ja auch so dermaßen auf, dass er immer wieder betonen muss, dass er das Arrangement um Pips Erwartungen nicht billigt. :twisted:


    Im Begräbniskapitel (Kap. 35) fand ich Mrs. Joes letzte Worte irgendwie sehr ergreifend: "Joe", "Verzeihung" und "Pip" - das hat mich echt bewegt. Als ob sie in ihren letzten klaren Momenten um Verzeihung für ihr Benehmen bittet und gleichzeitig die Menschen nennt, die ihr am meisten am Herzen liegen. Jaggers scheint Orlick, der nun Steinbruchkleidung trägt, wirklich bei Miss Havisham rausgeworfen zu haben. :shock: Biddy kennt Pip immer noch besser als er sich selbst, was ihm immer noch nicht gefällt. :wuetend: Dabei meint sie es doch nur gut mit ihm und beschuldigt ihn noch nicht mal offen irgendeines Fehlverhaltens. Aber erstaunlicherweise reagiert Pip auf Biddys Äußerungen (oder auch nur ihr beredtes Schweigen) nach wie vor ziemlich empfindlich, als wüsste er in seinem tiefsten Innern, dass Biddy ihn durchschaut und vor allem recht hat.

    Liebe Grüße,
    Tine


    :study: Ken Follett - Die Waffen des Lichts

    :study: Taylor Jenkins Reid - Daisy Jones & The Six

  • Ich weiß nicht warum, aber dieses Kapitel fand ich ziemlich öde und ich habe nicht ganz verstanden, wieso Dickens uns ins Theater zu der erbärmlichen Vorstellung des ehemaligen Mr. Wopsle führt. Kann aber auch daran liegen, dass ich die Woche einfach etwas überarbeitet war.

    Die Unterhaltung von Pip und Herbert fand ich gar nicht öde, aber das Theaterstück kann ich auch noch gar nicht einordnen :scratch:

    Puh, liebe @Squirrel, bei deiner letzten Kapitelüberschrift habe ich voll den Schreck bekommen, weil du Kap. 47 geschrieben hast (also Ende nächster Wochenabschnitt)

    Verzeihung meine Liebe, ich hab es ganz schnell korrigiert :friends:

  • Die Unterhaltung von Pip und Herbert fand ich gar nicht öde, aber das Theaterstück kann ich auch noch gar nicht einordnen

    Stimmt, die Unterhaltung zwischen den beiden Freuden war super, ich bezog mich mit meiner Äußerung wirklich nur auf das Theaterstück. Bin ja froh, dass es nicht nur mir so ging, dass sich nicht genau erschloss, was Dickens uns mit dem Theaterstück eigentlich sagen wollte.

    Liebe Grüße,
    Tine


    :study: Ken Follett - Die Waffen des Lichts

    :study: Taylor Jenkins Reid - Daisy Jones & The Six

  • Tschakaaaa! :rambo:

    Da sind beide sehr ehrlich miteinander, aber auch sich selbst gegenüber. Estella spielt Pip nichts vor und der wiederum macht sich nichts vor - außer vielleicht, dass Miss Havisham die beiden als Paar sehen will, was ich persönlich nicht glaube. Die will, dass Estella ihm das Herz bricht und ihn um den Verstand bringt. Da wiederum scheint Estella nicht mitzuspielen, denn dann wäre sie bestimmt nicht so ehrlich Pip gegenüber

    Ganz genau so sehe ich das auch. ich vermute ebenso, dass Estella nicht ganz zufrieden mit ihrer Rolle ist. Ob sie sich aber dagegen wehren kann? Ich hoffe es für beide :-k

    Mir kam in Bezug auf das echt seltsame Benehme der Haushälterin tatsächlich kurz der Gedanke, ob wir hier irgendwie einen Einblick in "Shades of Jaggers" bekommen , so devot wie sich die Haushälterin gab.

    :totlach:

    Ach ja, die "schöne" (Ironie off) Kindergartenzeit Eine Erkältung jagte die andere. Aber ich kann dir Licht am Horizont versprechen. Irgendwann wird es besser und die Krankheiten merklich weniger bis fast gar nichts mehr

    Danke, ich warte drauf :rambo:

    Und man erfährt neues über Herbert, er ist auch verliebt und sogar verlobt, wenn auch heimlich. Warum wundert es mich nicht, dass Pip das überhaupt nicht mitbekommen hat

    Weil er immer nach der Holzhammermethode lebt? :-,

    Da steht für mich immer noch die Möglichkeit im Raum, dass entweder der Sträfling, dem Pip half und der ihm ja bereits Geld zukommen ließ, eine Rolle spielt

    Das wäre eine schöne Idee, mich beschleicht aber langsam irgendwie die Möglichkeit, dass vielleicht Joe/Biddy ebenso dahinterstecken könnten? Vielleicht um Pip dadurch klar zu machen, dass man eben kein Gentleman sein muss, um wertvoll zu sein und seinen Platz im Leben zu finden. Das fänd ich auch eine schöne Idee... Allerdings frage ich mich dann, ob Joe/Biddy soviel Geld hätten, um ihn so lange "auszuhalten". Er lebt ja doch sehr verschwenderisch :-k

    Das fand ich faszinierend, wie sicher und professionell Mr. Wemmick sich im Gefängnis gab. Einerseits war er der verlängerte Arm von Mr. Jaggers und andererseits war er vertrauensvoller Ansprechpartner für alle, die ein Anliegen an seinen Chef haben. Er hat Autorität ausgestrahlt ohne so super unnahbar wie Mr. Jaggers zu wirken.

    Wemmick ist für mich ein sehr sympathischer Charakter und die Szene im Gefängnis war mit eine meiner liebsten Szenen bis jetzt :love:

    Ja genau, er hat keinerlei Respekt vor ihm, und zeigt klar auf, dass Pip keinen Respekt verdient. Nichts an seiner Situation kommt von ihm selbst. Das ganze Gentleman-
    Gehabe ist aufgesetzt und unglaubwürdig. Vor allen Dingen aber hat er vergessen, wer ihn in seiner frühen Jugend gestärkt und ihm geholfen hat sich in der Welt zurechtzu-
    finden. So spiegelt sich in des Lehrjungen Verhalten die Widerwärtigkeit und Undankbarkeit unseres Protagonisten wider.

    Kann er gerne weiter so machen :twisted: Ich bin ja gespannt ob und wann Pip da die Augen aufgehen.

    Atmosphären kann Dickens hervorragend schaffen, da spricht für mich auch ganz stark sein eigenes Leben aus ihm.

    Ich glaube ich müsste mir mal ein paar Hintergrundinformationen zu Charles Dickens besorgen. Scheint ja doch viel erlebt zu haben :-k

    Da denkt er kurz darüber nach, ob es ihm nicht besser ginge, wenn er nie von dort weggegangen wäre, wenn ihm nie jemand "Große Erwartungen" in Aussicht gestellt hätte. Aber noch ist das nur ein kurzes Aufschimmern von Erkenntnis, die gleich wieder verfliegt.

    Das war übrigen sdie Stelle, an der ich überlegt habe, ob nicht vielleicht Joe dahinterstecken könnte. Klar konnte keiner wissen, dass seine Schwester stirbt, aber das ist für mich doch eine wichtige Szene, in der genau das in Pip aufflammt, von dem ich glaube, was das Ziel des "Gönners" ist. Hat man das jetzt verstanden? :scratch: Weiß nicht, wie ich es besser ausdrücken soll.

    Ich frage mich das nun auch, denn ganz offensichtlich weiß Jaggers davon und hat Pip einfach laufen lassen. Ob er wohl die Anweisung dazu hatte? Will der Gönner - wer immer es ist - Pip nicht nur Anreize anschaffen mit seinen Expectations, sondern ihn auch gleichzeitig prüfen, ob er es denn auch Wert ist, diese zu erhalten?

    Vielleicht wollte er auch erst einmal beobachten wie Pip sich alleine macht. Er schreibt ja auch, wenn ich es richtig verstanden habe, seine ganzen Schulden mit Herbert zusammen auf. Er hat ja gegenüber Herbert fast das dreifache. Und jetzt wird es wohl in den Rahmen gelent, um zu schauen, ob er mit einem festen Budget, von dem er weiß (vorher wusste er ja nicht, wieviel er zur Verfügung hat), auch klarkommt und ob er sich dann sensibilisiert fürs Geldausgeben.

  • Teil 2 - bis Kapitel 18 (Kapitel 37)


    Selbst als er Pip sagt, er solle sein Geld lieber in die Themse schmeißen als einem Freund zu geben, spricht da meiner Meinung einfach viel Lebenserfahrung aus ihm obwohl er selbst betont, dass hier sein "Büro-Ich" aus ihm spricht. Aber dieses Büro-Ich hat eben viele Erfahrungen gemacht, die Pip noch fehlen.

    Wemmick weiß wovon er spricht, denn so wird es wohl auch kommen. Wie @Squirrel schon schrieb, ist Pips Hilfe für Herbert ein Bärendienst, denn Herbert muss sich
    wieder einmal nicht anstrengen seine finanziellen Schwierigkeiten selbstständig zu lösen. Ein guter Charakter, aber leider ein Träumer, der vielleicht auch einen Jaggers
    braucht um die Wirklichkeit zu sehen. Das Wemmick seine eigene Person so aufteilt als hätte er zwei völlig unterschiedliche Seiten, hilft Pip aber letztendlich nicht weiter,
    denn er wird das Ding an die Wand fahren und das mit der Hilfe des privaten Herr Wemmick, der es ja besser weiß..........


    Gleichzeitig frage ich mich, wen genau sie meinte mit ihren Andeutungen, dass die "Familie" über ihn tratsche und versuche, ihn bei Miss H. schlecht zu machen. Und warum sollte Pip für die Familie eine Bedrohung darstellen? Dickens wirft mit diesen Andeutungen ganz viele Fragen auf - aber so beiläufig, dass man sie fast überliest.

    Sehr rätselhaft, aber wie ich finde auch eine deutliche Warnung für Pip, sein Umfeld etwas genauer zu betrachten. Sie spielt zwar immer noch ihr kleines Machtspiel mit dem
    bis über beide Ohren verliebten und der Realität nicht gerade stark verbundenen Pip, aber das erscheint nicht mehr bösartig, sondern so als wollte sie ihn aufwecken.
    Tatsache ist, dass hier noch viele Fragen offen sind.

    Ich fürchte noch mehr, dass Pip diese Freundschaft nicht wirklich erwidert indem er Herbert zu einem Lebensstil und Verhalten verführt, dass ihnen beiden nicht gut bekommt. Sie leben weit über ihre Verhältnisse ohne Aussicht, dass wieder in den Griff bekommen zu können. Das ist ein Bärendienst, den Pip seinem Freund leistet.

    Das Unglaublichste an Pips und Herberts Verhalten ist ja diese Verweigerung wirklich zu handeln. Was nutzt es die Schulden genauestens aufzulisten, wenn dannach noch
    weiter Schulden aufgetürmt werden. Ein Selbstbetrug der finanziell tödlichen Art.

    Dabei wird Biddy mit ihren Aussagen - die sie ja sehr vorsichtig und nur andeutungsweise trifft - wohl leider recht behalten. Irgendwie hatte ich am Ende des Kapitels das Gefühl eines endgültigen Abschieds - ging Euch das auch so?

    Unbedingt. Biddy und auch Joe haben aufgegeben Pip aus seiner Fantasiewelt herauszuholen und auf den Boden der Tatsachen zu bringen. Sie geben ihn verloren und
    vielleicht ist das ja die einzige Möglichkeit, ihn fallen zu lassen, vielleicht in der Hoffnung, dass er irgendwann wieder zu sich kommt, auch wenn der Fall sehr schmerzhaft
    sein wird. Joes Aussage hier spricht Bände:


    Zitat

    - I shall be down soon and often."
    "Never too soon, sir," said Joe, "and never too often, Pip!"

    Ich frage mich das nun auch, denn ganz offensichtlich weiß Jaggers davon und hat Pip einfach laufen lassen. Ob er wohl die Anweisung dazu hatte? Will der Gönner - wer immer es ist - Pip nicht nur Anreize anschaffen mit seinen Expectations, sondern ihn auch gleichzeitig prüfen, ob er es denn auch Wert ist, diese zu erhalten?

    Mittlerweile müssten sowohl dem Gönner als auch Jaggers klar sein, dass Pip mit der Verantwortung überfordert ist. Dann wäre es ein durchaus bewusstes loslassen, in der
    Gewissheit, dass Pip scheitern wird. Ich denke schon, dass dies der Auftrag Jaggers auf Anweisung ist.
    Jaggers erinnert mich manchmal an die alte Legende über Pontius Pilatus, der nach der Verurteilung Jesus, seine Hände in Unschuld wäscht. Jaggers wäscht sich ziemlich oft
    und ausgiebig die Hände, nicht wahr?

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen