Armin Öhri - Die Entführung

  • Zum Inhalt (lt. Buchrücken):
    Ein einsames Hotel in den Alpen. Finstere Gestalten mit Messern und Pistolen. Ein jüdisches Brüderpaar, das für den Konkurs mehrerer Theaterbühnen verantwortlich gemacht wird. Und jemand, der noch eine Rechnung mit ihnen begleichen will ... April 1933 - Die vierzehnjährige Anna fährt mit ihrer Schulfreundin un deren Eltern in die Ferien nach Liechtenstein. Doch ihr Aufenthalt in dem kleinen Land mündet in eine Katastrophe, und sie wird Zeugin einer menschlichen Tragödie.
    Eine spannende Erzählung über die schockierenden Ereignisse, die als "Rotter-Affäre" bekannt wurden.


    Zum Autor (lt. Buch):
    Der liechtensteinische Autor Armin Öhri, geboren 1978, lebt in Bern. Er studierte Geschichte und Germanistik und schreibt Erzählungen und Romane mit zumeist historischem Hintergrund.
    Link Literatursalon Liechtenstein


    Meine Meinung:
    Das Buch beginnt damit, dass Anna, nun schon erwachsen, einen Brief ihrer ehemaligen Schulfreundin Inge erhält, in dem diese sie zu einem Klassentreffen einlädt. Beigefügt 2 Briefmarken aus Liechtenstein mit Motiven, die Anna sofort bekannt vorkommen und verdrängte Gedanken wieder aufleben lassen. Der Rest des Buches handelt bis knapp vor Ende diese Geschichte von damals, als Anna mit ihrer Schulfreundin und deren Eltern zu einem vermeintlichen "Urlaub" nach Liechtenstein aufbrechen. Gerade findet die Machtübernahme der Nationalsozialisten statt.
    Der Autor hat dieser Erzählung die tatsächlich stattgefundene "Rotter-Affäre" zugrundegelegt und sie ergänzt um die Geschichte der Familie Schacht und Anna Sontheim, die er in die tatsächliche Geschichte einbaut, und Anna damit Zeuge werden lässt, dieser grausamen Ereignisse.
    Am Ende des Buches listet der Autor noch Nachschlagequellen auf und verweist auch darauf, dass bis auf die Familien Schacht (Inge und deren Eltern) sowie Sontheim (Anna) die handelnden Akteure tatsächlich existierten.


    Ich kannte die Rotter-Affäre bis zu diesem Buch nicht und habe mich auch nie wirklich damit beschäftigt gehabt, wie es um Liechtenstein zur NS-Zeit stand.
    Darauf bezogen fand ich das Buch auch wirklich gut und dass ein Liechtensteiner Autor sich diesem Thema widmete fand ich ebenfalls positiv. Aber genau der dazu erfundene Teil um die Familie Schacht sowie die Liebelei von Anna und Inge, fand ich teilweise etwas zu konstruiert und konnte ich damit nicht ganz warm werden. Auch hätte ich mir (für mich untypisch, da ich gerne kurze prägnante Bücher lese) manchmal etwas mehr Erklärungen, Ausschmückungen, etc. gewünscht. So erschloss sich mir z.B. die Rolle der Mutter Schacht nicht wirklich. Was hat sie selbst gewußt? Wenn sie nichts gewußt hat, warum machte sie dann die Fahrt zum einsamen Hotel mit und ist nicht mit den Kindern im Tal geblieben? etc. Hier waren für mich ein paar Dinge unrund und auch zu hektisch geschildert. Auch die Schlussszene mit dem Anwalt wirkt etwas konstruiert und nur dazu eingefügt, damit die Gedankengänge abgeschlossen werden und moralisch dazu Stellung genommen werden konnte. So kam es mir zumindest vor.


    Ansich ein spannendes Buch, dessen Inhalt nicht umsonst für ausreichend Gesprächsstoff in Liechtenstein und darüber hinaus bot, bei dem die erfundene Geschichte darum herum für mich eine gute Idee war, die ich aber nicht gut genug ausgereift fand.
    2 Links darf ich hierzu anfügen (Achtung: Wenn man das Buch ohne Vorkenntnisse der Geschichte lesen will - ev. aus Spannungsgründen, dann ist es besser, sie nach der Lektüre anzuklicken)


    Wiki über Rotter
    FAZ über Roeckle (mit dem sich Vater Schacht im Buch traf)


    Ich habe lange zwischen 3,5 und 4 Sternen geschwankt, blieb jedoch dann bei :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: hängen. Trotzdem werde ich mir den Autor merken und auch noch ein neueres Buch von ihm probieren (wie z.B. Liechtenstein - Roman einer Nation).

    :study: Audre Lorde: Sister Outsider (eBook)

    :study: Joseph Roth: Hiob (eBook) - MLR

    :study: Thomas Chatterton Williams: Selbstportrait in Schwarz und Weiss - Unlearning Race



    „An allem Unrecht, das geschieht, ist nicht nur der Schuld, der es begeht, sondern auch der, der es nicht verhindert.“

    Erich Kästner

    "Das fliegende Klassenzimmer"


    Warnhinweis:
    Lesen gefährdet die Dummheit

    :study: