Günter Krieger - Die Tage der Sintflut

  • Die Tage der Sintflut


    1248: Aachen steht einer Katastrophe bevor. Die Stadt wird belagert, weil sich hier der Graf Wilhelm von Holland, zum König krönen lassen will. Aber noch ist Friedrich Kaiser, auch wenn er unter dem Kirchenbann steht und die Aachener ihrem Kaiser treu ergeben sind. Sie werden ihre Stadt so schnell nicht aufgeben. Ein friesischer Kriegsherr rät dazu, einen Damm zu bauen und die Stadt somit zu fluten, aber bringt dies auch den gewünschten Erfolg? In diesem ganzen Chaos trifft Beatrix, die Frau des Sattlers, auf ihren früheren Geliebten, Reimar. Dieser steht im Dienst des Grafen von Jülich und dieser wiederum vor den Stadtmauern, da er auf Seiten Wilhelm von Holland kämpft. Ob die Zwei wohl eine Chance bekommen werden? Was wird die Zukunft bringen?


    Der Autor Günter Krieger erzählt hier die Geschichte der Belagerung Aachens. Diese historische Begebenheit hat der Autor gelungen in seine fiktive Geschichte um Beatrix und Reimar eingebettet. Gekonnt schildert er die Zusammenhänge, und wie es zu der Belagerung kam und natürlich, was sie vor allem für die Menschen in der Stadt bedeutete. Da er auf beiden Seiten der Stadtmauern seine Protagonisten agieren lässt, entgeht dem Leser eben auch nicht, wie es gerade so steht. Reimar eben als Ritter aufseiten der Belagerer und Beatrix in der eingeschlossenen Stadt.


    Krieger hat seinen Charakteren alles mit auf den Weg gegeben, was sie für eine gute Geschichte brauchen. Beatrix und Reimar haben eine gemeinsame Vergangenheit, die hier so nach und nach zutage kommt. Beatrix ihr Leben ist dabei sicher nicht einfach, wie sie die Belagerung überstand, wird genauso geschildert, wie eben das Leben ihres Geliebten auf der anderen Seite. Dadurch erhält die Geschichte ihre Lebendigkeit. Es macht einfach Spaß, hier zu lesen und mitzuerleben, wie sich die Dinge entwickeln. Durch die ständigen Wechsel der Perspektiven bleibt es spannend und vor allem interessant. Mir hat es Spaß gemacht, hier zu lesen und zu sehen, wie die Dinge vorangehen, wie sich die Protagonisten verhalten und wie sie ihre schwierige Situation gemeistert haben.


    In einem Nachwort klärt Krieger noch kurz Fiktion und Wahrheit und ein Zeitungsartikel erzählt noch mal ausführlich davon, was vermutlich im Jahre 1248 geschehen ist.


    „Die Tage der Sintflut“ ist ein spannender historischer Roman über die Belagerung einer Kaiserstadt im 13. Jahrhundert. Er hat alles, was einen guten Roman ausmacht, eine interessante Geschichte, Protagonisten, die nicht zu vorhersehbar sind und eine kleine Liebesgeschichte, die zwar durch die gesamte Handlung führt, aber trotzdem nicht zu vordergründig ist.


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  • Als bekennender nach Coverkäufer muss ich gestehen, dass mir dieses etwas zu unscheinbar wird. Die blassen Farben sorgen nicht unbedingt für einen Eyecatcher.

    Jedoch ist die Stadt wunderbar dargestellt.

    Was mich allerdings etwas stutzig machte war der Preis. 15,00 € für ca. 270 Taschenbuchseiten.

    Puh, ganz schön heftig. Das würde ich mir mehrmals überlegen, ob ich das Geld hierfür investieren möchte.

    Auf der Innenseite überrascht dann eine Klappkarte der Befestigungswerke der freien Reichsstadt Aachen. Hier ist sehr schön skizziert, welche Bereiche der Stadt 1248 überflutet waren.

    Nun zum Plot: Sehr geschickt hat der Autor zwei Handlungsstränge parallel laufen lassen. Zum einen das Leben/Lieben der Beatrix und zum anderen, die Belagerung der Stadt. Während die Belagerung mit kleinen geschichtlichen Details durchzogen wird, greift Beatrix Handlungsstrang eher die Emotionen an.

    Wobei ich sagen muss, dass mir Beatrix Verhalten oft seltsam erschien. Ihr Mann verschwindet und sie wartet in aller Seelenruhe erstmal ab. Erst als die Magd ihr sagt, dass sie doch mal suchen soll, wird se aktiv. Dieses aber auch eher gelangweilt. So hatte es zumindest auf mich den Eindruck. Wo war die Power wenn jemand vermisst wird? Fragt man dann nicht überall in der Stadt nach? Freunde, Bekannte... überall? Nö, Beatrix nicht. Okay, die geht in eine Kneipe. Bleibt auch ganz ruht stehen und wartet bis sie angesprochen wird. Vielmehr interessiert sie sich für die politischen Gespräche. Hm...sehr seltsam.

    Aber auch die Kinder. Fragen ein Mal nach dem Vater. Erhalten als Antwort: "er kommt gleich" und fertig.

    Dieses Verhalten finde ich ebenfalls nicht stimmig.

    Norberts Bruder Brun wird vom Autor sehr gut charakterisiert, so dass der Leser direkt eine Antipathie aufbaut. Dieses Gefühl hält sich konstant bis zum Schluss.

    Der Autor beschreibt aber nicht nur die Belagerung Aachens, sondern greift auch ein weiteres Thema auf: Homosexualität im Mittelalter. Ein Thema, über das leider viel zu wenig bekannt ist. Aber auch verständlich, da es ja erst in den letzten Jahren "gesellschaftsfähig" wurde. Alles was wir darüber wissen, sind eher Spekulationen oder Fantasien.

    Fazit:

    Bis auf kleine Mängel hat mir dieser historische Roman gut gefallen. Spannend, unterhaltsam und lehrreich.