Soon Ok Lee - Lasst mich eure Stimme sein! / Eyes of the Tailless Animals

  • Soon Ok Lee: Laßt mich eure Stimme sein! Sechs Jahre in Nordkoreas Arbeitslagern; Brunnen Verlag Gießen 2005; 185 Seiten; ISBN: 978-3-7655-3848-3


    Soon Ok Lee erblickte 1947 das Licht der Welt. Sie engagierte sich schon früh in der kommunistischen Partei Nordkoreas. Sie hatte dort eine gute Position in der Partei inne - sie teilte nämlich der Elite des Landes die begehrten Importgüter aus dem Ausland zu. Ein Intrige in einem Machtkampf zwischen Partei und Sicherheitsapparat zerstört aber alles. Die Frau wird zu 13 Jahren Arbeitslager verurteilt. Dort muß sie erleben, wie Christen am brutalsten behandelt und vor ihren Augen zu Tode gefoltert werden. Soon Ok Lee wird nach 6 Jahren überraschend entlassen. In der Folgezeit gelingt ihr zusammen mit ihrem Sohn die Flucht nach Südkorea. Dort schließt sie sich dem christlichen Glauben an.


    Das Buch ist in Zusammenarbeit mit Open Doors entstanden. Dieses christliche Hilfswerk gibt es seit 1955. Es setzt sich für verfolgte Christen weltweit ein. Bekannt geworden ist es durch den Weltverfolgungsindex - der just Nordkorea als dasjenige Land aufführt, das Christen am härtesten verfolgt.


    Man kann das Buch als eine Biographie begreifen. Hier stellt schließlich eine Nordkoreanerin ihre Lebensgeschichte vor. Gleichzeitig hat das Buch auch politikwissenschaftlichen Charakter. Es beschreibt die politische Situation in einem ostasiatischen Land. Darin eingeschlossen ist auch die Bestätigung, wie unmenschlich das dortige System ist. Gleichzeitig kommt ein religiöser, weil christlicher Faktor hinzu. Eine Frau erzählt, wie sie nach jahrelanger Qual und Demütigung zum Glauben gefunden hat.


    Das Buch ist so anschaulich und lebendig geschrieben, daß es glaubwürdig erscheint.


    Open Door ist leider in der allgemeinen Öffentlichkeit nicht sehr bekannt. Man muß sich schon kirchliche engagieren, um überhaupt davon gehört zu haben. Auch für konfessionslose Menschen muß es erschreckend sein, daß ein Mensch wegen einer Selbstverständlichkeit, nämlich dem Ausüben seiner religiösen Überzeugung, dermaßen verfolgt und diskriminiert wird. Es wird schnell deutlich, daß es dabei nicht um die Religion als solche geht. Sie wird einfach nur zum Vorwand genommen, um sich an einer Person zu bereichern. Gleichzeitig sind die Haftbedingungen so unmenschlich, daß sie für einen hiesigen Leser unvorstellbar sind. Aber Nordkorea ist ja weit weg. Da kann man nur ratlos staunen, was in dem Land vor sich geht und fragen: Kann man da überhaupt etwas tun? Wahrscheinlich von hier aus nicht.

  • Thread zu den Biografien verschoben und hier noch die englische Ausgabe dazu :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier