Jonas Moström - So tödlich nah / Himlen är alltid högre

  • Die Psychiaterin Nathalie Svensson befindet sich auf einem Abstecher in Stockholm. Nach einem weniger erfolgreichen Date spaziert sie Nachts zurück zu ihrer Unterkunft, als sie eine kurze SMS von ihrem letzten One-Night-Stand dem bekannten Schauspieler Rickard Ekengård erhält, er will sich umgehend mit ihr treffen. Nicht abgeneigt macht sie sich auf den Weg zum vereinbarten Treffpunkt. Bevor sie jedoch auf ihn zutreten kann, wird er vor ihren Augen angeschossen und von einem Unbekannten in einen Brunnen geworfen. Auch wenn Nathalie ihn noch heraus ziehen kann, verstirbt er wenig später.
    Die herbeigerufene Polizei nimmt sofort die Ermittlungen auf. Nathalie trifft im Ermittler Frank einen alten Bekannten. Sie hält jedoch zurück, dass sie das Opfer kannte, damit sich keine Infos über ihr reges Nachtleben in Stockholm verbreiten. Allerdings fühlt sie sich auch seit Monaten verfolgt, als sie dann auch noch eine bedrohliche SMS erhält, berichtet sie zumindest davon der Polizei. Der aktuelle Mord erinnert sie stark an den Tod ihres früheren Verlobten, dem Journalisten Adam. Gibt es da einen Zusammenhang? Der Mord konnte damals nicht aufgeklärt werden.


    Zurückgekehrt nach Uppsala kramt sie die alten Kartons von Adam hervor und beginnt mit den alten Unterlagen zu recherchieren. Als sich ergibt, dass beide Opfer wohl mit derselben Waffe erschossen wurden, gibt es auch schon erste Verdächtige.


    Nach dem ersten Drittel nimmt das Buch Fahrt auf und wird zunehmend interessant. Nathalie nimmt quasi Adams journalistische Recherche wieder auf, wo sie durch seinen Tod vor zehn Jahren jäh beendet wurde. Schon bald findet sie etwas heraus, was bei allen Ermittlungen bislang übersehen wurde.


    Dann kommen nach dem ersten Drittel Kapitel hinzu, in denen wir Adam im Jahr 2004 folgen. Er hatte eine Spur, wegen der er wenige Tage vor seinem Tod an einem Pokertunier teilnahm. Wagemutig folgte er den verdächtigten Teilnehmern bis zu einer Hütte.


    Nathalie ermittelt weiter im psychiatrischen Umfeld, während Adam den Mitspielern folgt. Gibt es da einen Zusammenhang? Auf wundersame Weise ermitteln beide über den Zeitabstand von 10 Jahren hinweg quasi gemeinsam. Ein interessantes Gefühl. Nathalie ist den Ermittlungen der Polizei immer einen Schritt voraus, der Ermittler folgt ihren immer neuen Hinweisen und Gedankengängen nur widerstrebend. Man folgt der Ermittlungsarbeit gespannt und der Erzählstil lädt zum Miträtseln ein.


    Die Geschichte spielt im April, aber es ist keine Spur von Frühling zu spüren. Die Stimmung ist ernst, düster, kühl und gedämpft. Man muss eine solche Atmosphäre im Buch mögen.


    Kurz denkt man, der Stalker ist gestellt, aber dann stellt sich heraus, dass er weiter umher schleicht und nun drastische Absichten hegt, um die Geheimnisse weiter zu verbergen.


    Am Ende werden alle Taten kurz und umfassend aber auf dramatische Weise aufgeklärt. Der Täter ist eine Überraschung, durch Mitraten nicht unbedingt zu entlarven. Danach gibt es einen kurzen Ausblick auf den möglichen nächsten Fall, zu dem sich Nathalie unmittelbar auf den Weg macht. Man kann auf den Folgeband gespannt sein.


    Der Autor Jonas Moström hat mit Nathalie Svensson eine mutige, clevere und beharrliche Figur erschaffen, die man sich gut in weiteren Kriminalromanen vorstellen kann.


    Cover und Titel passen gut zum Buch.


    4 von 5 Punkten

  • Nathalie Svensson ist Psychiatrische Oberärztin an der Universitätsklinik Uppsala und anerkannte Expertin für Psychopathen. Deshalb unterstützt sie neben ihrer Beschäftigung in einer Klinik als inoffizielles Mitglied der Einheit für operative Fallanalyse (OFA), die für die Erstellung von Täterprofilen zuständig ist, das schwedische Zentralkriminalamt.


    Von ihrem Ehemann Håkan lebt die Fünfundvierzigjährige getrennt und streitet sich mit diesem um das Sorgerecht für die Kinder Tea und Gabriel. Mit ihnen wohnt sie in einem kleinen Haus, hat jedoch auch noch eine kleine Wohnung in Stockholm, wo sie die Annehmlichkeiten eines Singledaseins auslotet, wenn sie sich nicht um ihre Kinder kümmert. Dazu gehören ebenso wechselnde und kurzzeitige und in der Regel einmalige Beziehungen. Einer dieser Männern, der Schauspieler Rickard Ekengård, bittet sie um ein zweites Treffen. An jenem Abend muss sie mit ansehen, wie Rickard vor ihren Augen niedergeschossen, in einen Brunnen geworfen wird und in ihren Armen stirbt. Dieses Ereignis schockiert Nathalie verständlicherweise, weist es doch Ähnlichkeiten mit einem Geschehen zehn Jahre zuvor auf. Damals wurde Nathalies große Liebe Adam auf ähnliche Weise ermordet. Die Tat zerstörte Nathalies Leben, und dieses verschwand in undurchdringlicher Finsternis, die sie seither in sich trägt, auch weil Adams Tod nach wie vor unaufgeklärt ist.


    Nach dem Mord an Rickard fühlt sich Nathalie verfolgt, nicht nur durch die anonymen Nachrichten auf ihrem Handy. Das kann sie trotzdem nicht davon abhalten, den Fall lösen zu wollen. Und je mehr sie sich mit dem beschäftigt, das Adam an Material in einer Kiste zurückgelassen hat, desto überzeugter wird sie, dass es zwischen beiden Todesfällen eine Verbindung gibt.



    Jonas Moström ist als Krimiautor in Deutschland noch ein eher unbeschriebenes Blatt, hingegen in seiner Heimat Schweden äußerst erfolgreich. Er hat selbst Medizin studiert und als Arzt gearbeitet.


    Mit Nathalie Svensson stellt er eine kompetente und zugleich komplizierte Frau in den Mittelpunkt seiner Reihe, deren Einzelbände stringent erzählt werden und zeitlich an den jeweils vorherigen anschließen.


    Neben der Haupthandlung von „So tödlich nah“, die im April 2014 einsetzt, führt der Autor den Leser immer wieder zehn Jahre zurück und lässt ihn an der Seite von Nathalies Verlobten Adam das damalige Geschehen Revue passieren. Während die Handlungsstränge zunächst parallel verlaufen, verdichten sie sich im Verlauf immer mehr zu einem Gesamtbild. Vielleicht kommt ein wenig oft der Zufall zur Hilfe, gleichwohl treiben gerade diese Zufälle die Geschichte, die geschickt konstruiert ist und ein gutes Erzähltempo hat, voran. So wirkt sie schlüssig, verfügt über eine gewisse Dramatik und überrascht letzten Endes mit ihrer Auflösung.


    Jonas Moström bindet die landschaftliche Umgebung und örtlichen Gegebenheiten von Uppsala und Stockholm gut in seine Schilderung ein, schreibt in klarer Linie und manchmal etwas nüchterner Sprache. Die Stimmung ist nordisch unterkühlt und spiegelt die Gefühle seiner Hauptfigur wider.


    Nathalie ist als Charakter nicht einfach zu händeln. Die zweifache Mutter hat bis zur Trennung von Håkan versucht, ein möglichst angepasstes Leben zu führen. In ihrem Beruf, mit dem sie Menschen helfen kann, geht sie auf, denn hier haben ihre Selbstzweifel und das Gefühl, nie gut genug zu sein, keinen Platz. Doch nun will sie verlorene Jahre aufholen und nichts mehr verpassen und pflegt einen eher ungewöhnlichen Lebensstil.


    Obwohl die Darstellung glaubwürdig ist, fällt es nicht leicht, Nathalie nahe zu kommen. Eine Erklärung könnte eben auch ihre unaufgearbeitete Vergangenheit sein. Zudem plagt sie sich mit ihrer Mutter Sonja und deren Alkoholproblem herum. Hingegen hat Nathalie zu ihrem Vater Victor ein besseres Verhältnis. Ihm kann sie sich anvertrauen.


    Insgesamt räumt Jonas Moström den Beziehungs- und sonstigen Problemen seiner Protagonistin viel Raum ein, ohne die Kriminalhandlung aus den Augen zu verlieren. Das macht „So tödlich nah“ zu einer bemerkenswerten Lektüre.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Wer ist der Täter?


    Psychiaterin Nathalie Swensson ist Zeugin, als ein Mann in Stockholm ermordet wird. Sie kannte den Toten, er war ihre Verabredung für den Abend. Die Tat ähnelt stark einer Tat, die sich vor zehn Jahren ereignet hat. Damals wurde Adam, Nathalies damaliger Freund, auf ähnliche Art getötet. Als Nathalie auch noch von einem Stalker verfolgt wird, wendet sie sich an Frank, einen Freund, der bei der Kriminalpolizei arbeitet. Ihr Exmann Hakan nimmt den Mord als Anlass, wieder mal das Sorgerecht für die gemeinsamen Kinder einzuklagen. Nathalie geht der Sache nach und entdeckt immer mehr Parallelen zwischen den beiden Taten.


    Die Geschichte pendelt zwischen der Gegenwart im 2014 und der Vergangenheit 2004 hin und her. Und diese beiden Stränge verbinden sich schlussendlich auf tolle und schlüssige Weise. Gerade der Strang in der Vergangenheit heizt die Spannung so richtig auf, da er sehr aufschlussreich ist und man mehr und mehr die Verbindung erkennt.

    Leider wird das Privatleben von Nathalie ab und zu etwas ausufernd geschildert. Sie ist geschieden von ihrem Mann Hakan, und streitet sich mit ihm um das Sorgerecht für die gemeinsamen Kinder. Zeitweise hat mich Nathalie etwas ermüdet, denn eines ihrer Ziele besteht darin, möglichst interessante Männer aufzureissen. Sie braucht One- Night - Stands, um sich lebendig zu fühlen und endlich zu leben. Auch, dass sie ihre Kinder sehr oft vor Videospielen parkiert, damit sie sich um anderes kümmern kann, ist mir sauer aufgestossen. Wohlverstanden, die Kinder sind hauptsächlich bei ihrem Vater, und nur ab und zu bei Nathalie. Dass, sie sie dann vor den TV setzt oder ihnen immer wieder neue Videogames besorgt, damit sie Ruhe geben, wollte mir nicht so richtig in den Kopf. Auch, weil ihr Sohn Gabriel ein ADHS Problem hat, ist das wohl nicht unbedingt eine angemessene Dauerberieselung.

    Nachdem ich den zweiten Band "Dominotod" verschlungen hatte, wollte ich nun unbedingt noch den ersten Band rund um Nathalie Swensson nachholen. In "Dominotod" hat mich nicht nur die Figur überzeugt, sie war mir auch sympathischer. Hier in diesem Buch war ich zeitweise leicht genervt, denn sie erscheint mir weitaus oberflächlicher als im zweiten Buch.

    Wie das Land, in dem die Geschichte spielt, ist auch die Atmosphäre in diesem Kriminalroman nordisch angehaucht. Eher düster und dunkel, wie oft Geschichten aus dem Norden, bleibt der Autor hier dieser gänigen Linie treu.

    " So gefährlich nah " ist das Debüt von Jonas Moström und an und für sich gelungen. Der Autor hat einige falsche Spuren eingebaut. Und so war die Auflösung, die Identität des Täters, nicht nur für Nathalie Swensson, sondern auch für mich eine Überraschung. Wirklich clever gemacht!

    Sehr gefallen hat mir, dass man als Leser Einblick in die Arbeit von Nathalie, die als Psychiaterin arbeitet, bekommt. Man kriegt einen authentischen Einblick in die Sitzungen mit den Patienten und in ihre Krankheitsbilder.

    Den Schreibstil von Jonas Moström empfand ich als angenehm zu lesen. Gerade die Atmosphäre in Stockholm ist sehr lebendig beschrieben. Da es oft dunkel und kalt ist zum Zeitpunkt, in dem die Story spielt, ist dieser zeitweise auch sehr düster, was sehr gut passt. Ich freue mich definitiv auf einen dritten Band rund um die Psychiaterin Nathalie Swensson.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Für diesen Krimi von Jonas Moström habe ich mich entschieden, weil mir „Herzversagen“ aus seiner Feder sehr gut gefallen hat, und ich mehr von ihm lesen wollte. Deshalb bin ich wohl mit viel zu hohen Erwartungen an den 1. Band der Nathalie Svensson Reihe herangegangen.
    Für mich war das Buch leider eine herbe Enttäuschung, da mir der Fall von Anfang an sehr unrealistisch und an den Haaren herbeigezogen vorgekommen ist. Die Protagonistin machte es mir ebenfalls nicht einfach Sympathien für sie zu entwickeln und es ist mir, ehrlich gestanden, bis zum Schluss nicht gelungen.
    Mir gefällt es nicht, wenn das Leben von Ermittlern, Opfern und Tätern so miteinander verwoben ist, wie in diesem Fall. Hier fehlt mir eindeutig die Distanz, weshalb mich die Geschichte nicht zu begeistern vermochte.
    Langweilig erzählt und unglaubwürdig in der Auflösung, hat mich dieser Krimi überhaupt nicht überzeugt, weshalb ich nur :bewertung1von5: :bewertung1von5: vergebe.

    Liebe Grüße von Lorraine :)


    "Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen." (Karl Kraus) :study: