Als Kind wurde Adelina vom Blutfieber heimgesucht. Seitdem trägt sie ein Mal, das sie für jeden sichtbar als Malfetto kennzeichnet. In der Gesellschaft gilt sie somit als verabscheuungswürdig. Einige dieser Malfettos haben durch die Krankheit jedoch auch eine übernatürliche Gabe erhalten. Sie haben sich als Elite zusammengeschlossen und bilden die Gemeinschaft der Dolche. Langzeit glaubt Adelina, dass sie keine besondere Gabe hat. Doch plötzlich spürt sie eine dunkle Energie aufflammen, die sie kaum kontrollieren kann.
Von Marie Lu kenne ich bereits die Legend-Trilogie, mit der sie mich begeistern und fesseln konnte. Gerne bin ich ihr daher nach Kenettra ins Jahr 1361 gefolgt, denn das ist das Setting für den Auftaktband ihrer neuen historischen Fantasy-Trilogie um die Protagonistin Adelina Amouteru und die Young-Elites.
Der Großteil des Romans wird aus Sicht der Ich-Erzählerin Adelina präsentiert. Ab und an fließen Kapitel eines auktorialen Erzählers ein, die die Erlebnisse anderer Figuren schildern. Hauptsächlich verfolgt man jedoch die 16-Jährige, deren Leben sich auf den knapp 400 Seiten mächtig verändert. Obwohl man als Leser durch die Ich-Erzählerperspektive einen direkten Draht zur Protagonistin hat, ist es mir nicht gelungen eine Bindung zu ihr aufzubauen. Sie ist definitiv interessant, denn sie besitzt nicht nur eine besondere Gabe, die sie selbst erst entdecken und zu kontrollieren lernen muss, sondern sie schwankt stets zwischen Liebe und rachgieriger Dunkelheit und bis zum Ende weiß man kaum, was sich bei ihr durchsetzen wird. Trotzdem habe ich keinen wirklichen Zugang zu ihr gefunden.
Die Handlung fängt spannend an, erlebt dann eine kleine Durststrecke, bis die Spannung wieder anzieht und in einem fulminanten Abschluss mit unerwarteten Wendungen endet. Marie Lu ist es gelungen die Atmosphäre in ihrer erdachten Welt gut zu beschreiben. Beim Lesen nimmt man die Abneigung vieler Menschen gegen die Malfettos wahr und man spürt es unter der Oberfläche brodeln und wartet nur darauf, dass sich die Bevölkerung endgültig von ihnen befreien will oder aber, dass die Elite endlich etwas gegen die Unterdrückung tut. Gegen Ende hat die Autorin eine Entwicklung eingebaut, die vielleicht unpopulär sein wird, aber mir hat gefallen, dass sie den Mut dazu hatte, denn es ist einfach stimmig.
Dieser Roman macht mir das Rezensieren tatsächlich etwas schwer. Es ist kein Buch, dem ich sofort den Stempel "Ich liebe es." oder "Es hat mir nicht gefallen." aufdrücken kann. Es hat durchaus seinen Reiz, was sicherlich an der interessanten Protagonistin liegt, aber dann wiederum fehlte mir der Zugang und etwas Tiefe. Die Handlung ist auch nicht schlecht, hat zwischendrin aber ein paar Längen, wo sich weder Story noch Protagonistin besonders weiterentwickeln. Ich bin wirklich etwas hin- und hergerissen. Direkt nach dem Lesen war ich sogar nicht einmal sicher, ob ich den Folgeband auf meine Wunschliste legen sollte oder nicht. Ich bin aber gespannt, wie sich die Protagonistin, die ihre Kraft aus der Dunkelheit und der Angst anderer schöpft, weiterentwickeln wird, deshalb werde ich mich letztlich wohl doch für die Fortsetzung entscheiden, sobald diese erschienen ist.
Fazit: Ich habe erwartet, dass mich der Auftaktband der Young-Elites-Trilogie genauso fesseln würde, wie vor einigen Jahren "Legend". Doch dem war leider nicht so. Gute Ansätze in der Handlung und eine interessante Protagonistin, aber leider auch in beiden Bereichen Schwächen haben dafür gesorgt, dass ich nicht komplett begeistert bin. Ich habe irgendwie mehr erwartet und bin noch nicht abschließend sicher, ob mir Band zwei dieses geben können wird. Ich vergebe daher 3,5 Sterne.
- Gebundene Ausgabe: 416 Seiten
- Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 - 17 Jahre
- Originaltitel: The Young Elites
- Homepage: www.young-elites.com