Joost Zwagerman - Duell/Duel

  • Ein 30 Millionen Euro teures Kunstwerk verschwindet, entwendet von einer jungen Künstlerin, die es für ein eigenes Projekt zeitweilig nutzen möchte. Direktor Jelmer Verhooff kommt ihr jedoch auf die Schliche und macht sich gemeinsam mit einem seiner Restauratoren auf, um das Werk wieder zurückzuholen. Alles scheint zu gelingen, doch dann...
    Es ist eine Novelle, gerade mal 142 Seiten lang (und sechs Seiten Nachwort), die einen herrlichen Einblick bietet in den Kunstbeschrieb. Neben der eigentlichen Handlung gibt es immer wieder längere Abschnitte, in denen die Art und Weise was Kunst heutzutage bedeutet, angesprochen wird. Das klingt jetzt vermutlich sehr trocken, ist es aber überhaupt nicht. Joost Zwagerman verfügt über das Talent, bekannte Sachverhalte in neuer und amüsanter Weise darzustellen. Zum Beispiel: "..., dass seine Frau ihrer Ehe den Sprengstoffgürtel umgeschnallt hatte." Oder "Viele junge Künstler sind Installateure, die installierende Installationen installieren." Er blickt nicht herab auf die Szene, sondern stellt bestehende Verhältnisse auf seine teils satirische, teils humorvolle Weise dar, sodass sich die ganze Geschichte mit einem beständigen Grinsen im Gesicht lesen lässt. Und ich kam nicht umhin, mich beim weiteren Lesen zu fragen, was Kunst denn eigentlich überhaupt ist (Kommt es nicht von 'können'?).
    Ich habe die Lektüre dieses kleinen Büchleins eines mir bis jetzt völlig unbekannten Autors wirklich genossen, sodass ich mir auch weitere Werke von ihm anschauen werde. Leider hat Joost Zwagerman, der in den Niederlanden sehr bekannt und erfolgreich war, vor etwas mehr als zwei Jahren seinem Leben ein Ende gesetzt.

    :study: Das Eis von Laline Paul

    :study: Der Zauberberg von Thomas Mann
    :musik: QUALITYLAND von Marc-Uwe Kling

  • ### Inhalt ###
    Jelmer Verhoff ist der jüngste Museumsdirektor der Niederlande und wird für seine Verdienste gefeiert. Er hat sich im Hollandsmusem einquartiert, um zu verhindern, dass während der bald anstehenden Renovierung des Museum Hausbesetzer das Gebäude einnehmen. Vor der Schließung organisiert er noch eine letzte Ausstellung mit dem Namen "Duell". Junge Künstler unter 30 sollen ihre Werke präsentieren. Neben vielen Installationen aus Stahl ist da Emma Duiker, eine Ende 20 jährige Künstlerin, die sich mit Inbrunst einem Thema gewidmet hat, nämlich dem Kopieren eines 30 Millionen schweren Kunstwerkes namens "Untitled No. 5" des Künstlers Roth. Verhoff schüttelt innerlich etwas mit dem Kopf: Haargenaues Kopieren... Allerdings hat er sich erst kürzlich von dem Vortrag des amerikanischen Kunsthistorikers Bernhard Shorto mitreißen lassen mit dem Titel "The End of Arts as We know it", in dem Shorto sagt, das alles Kunst sein könne. Also jaa, insofern ist auch Duikers Werk Kunst. Doch am Ende der Ausstellung macht der Chefrestaurator Verhoffs, Olde Husink, eine alarmierende Entdeckung: Der 30-Milionen-Roth im Museum ist nicht das Original! Verhoff greift zum Hörer und ruft Duiker an...


    ### Meinung ###
    Ich finde die Geschichte reizvoll und gut erzählt. Thematisch finde ich es auch ansprechend. Die Motive Duikers, die im Dialog mit Verhoff zutage gefördert werden sind sogar geradezu bestechend plausibel und hätten auch mich überzeugt, wenngleich ich natürlich auch völlig verstehen kann, dass Verhoff trotz allem nicht begeistert ist. Neben der kurzen und spannenden Haupthandlung bekommt man als Leser auch einen netten Einblick in den Kunstbetrieb, in das Gebahren von Künstlern, Restauratoren und sonstigen Vögeln, die sich in der Dunstglocke der Kunst herumtreiben.


    ### Fazit ###
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    Was ist Kunst? In diesem Büchlein bekommen wir eine mögliche Antwort, verpackt in eine anregende Geschichte über die Kunst und die Menschen, die sich in ihr betätigen.

    Der ideale Tag wird nie kommen. Der ideale Tag ist heute, wenn wir ihn dazu machen. -- Horaz


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