Kleiner Verlag zeigt Interesse | Was muss ich beachten?

  • Hallo!


    Aus gegebenem Anlass wollte ich fragen, was ich beachten muss, wenn ein kleiner Verlag Interesse an meinem Manuskript zeigt. Es ist mein erstes richtiges Buch und ich möchte ich auf keinen Fall versehentlich einen ungerechten Vertrag unterzeichnen etc.
    Telefonisch bekam ich auf die Frage mit was für Verkaufszahlen ich grob rechnen kann eine sehr ausweichende Antwort.
    Versteht mich bitte nicht falsch, ich bin sehr glücklich, dass überhaupt ein Verlag Interesse zeigt und ich weiß, dass ich mit meinem ersten Buch sicher nicht das große Geld machen werde.
    Ich bin nur etwas skeptisch, weil der Verlag schon nach einem Tag Interesse zeigte und mir am nächsten Tag schon telefonisch gesagt wurde, dass er das Buch auf jeden Fall nehmen möchte. Sind so schnelle Zusagen normal?
    Jetzt muss mein Manuskript erstmal sorgfältig gelesen und auf Fehler korrigiert werden, dann bekomme ich noch eine Mail. Ich habe allerdings ganz vergessen zu fragen, wann ich einen Vertrag geschickt bekomme.
    Wahrscheinlich wird sich alles, das ich hier frage im Laufe der Zeit sowieso herausstellen, aber mich beschäftigt das Thema gerade einfach zu sehr, um nicht trotzdem zu fragen.
    Wie lauft der Konakt mit einem Verlag normalerweise ab? Worauf muss man im Vertrag achten?
    Lohnt es sich bei kleinen Verlagen überhaupt, das Buch dort zu veröffentlichen anstatt über Amazon etc.? Also können es sich kleinere Verlage überhaupt leisten, nennenswerte Werbung zu machen?
    Theoretisch könnte ich natürlich auch erstmal abwarten, ob sich ein größerer Verlag meldet, aber das halte ich für ziemlich unwahrscheinlich.
    Oh, eine Frage noch: Was haltet ihr von dem Pseudonym Nina Wolf? Mein Buch enthält viele autobiographische Aspekte, deshalb bin ich nicht sicher, ob ich meinen echten Namen zur Veröffentlichung verwenden möchte.


    Danke im Vorraus!

  • Ich bin nur etwas skeptisch, weil der Verlag schon nach einem Tag Interesse zeigte und mir am nächsten Tag schon telefonisch gesagt wurde, dass er das Buch auf jeden Fall nehmen möchte. Sind so schnelle Zusagen normal?

    Das erscheint mir auch etwas merkwürdig. Deine Skepsis ist begründet und so schnelle Zusagen sind nicht normal. Bei mir hatte sich ein Verlag erst nach einem dreiviertel Jahr mit einer Zusage gemeldet, was auch wieder ziemlich spät ist, aber nach nur einem Tag - das kann eigentlich nichts sein.

    Worauf muss man im Vertrag achten?

    Da gibt es viele Stolperfallen. Grundsätzlich solltest du nichts unterschreiben, wenn der Verlag nicht sämtliche Kosten trägt. Das gilt auch für Lektorat und Korrektorat. Ebenfalls ist die kostenpflichtige Zwangsabnahme eigener Bücher ein Grund, den Verlag zu meiden. Und auch eine Verpflichtung, zeitlich unbegrenzt dieses Buch und alle weiteren Bücher über diesen Verlag zu veröffentlichen, wird dich nicht glücklich machen.


    Viele Verträge mancher Firmen, die sich als Verlag bezeichnen, sehen zwar gut aus, legen allerdings alle Pflichten dem Autor auf und halten das Risiko für sich selbst gering.


    Gerade solche Firmen nehmen JEDES Manuskript an, schmieren dem Autor Honig ums Maul, selbst wenn das Geschriebene später das Papier nicht taugt, auf dem es gedruckt ist. Ich wäre bei einer solchen Zusage sehr, sehr vorsichtig.
    Was für Bücher hat dieser Verlag denn sonst noch im Programm? Anhand dieser Bücher sieht man oft schon, ob er etwas taugt oder nicht.

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • Das erscheint mir auch etwas merkwürdig. Deine Skepsis ist begründet und so schnelle Zusagen sind nicht normal. Bei mir hatte sich ein Verlag erst nach einem dreiviertel Jahr mit einer Zusage gemeldet, was auch wieder ziemlich spät ist, aber nach nur einem Tag - das kann eigentlich nichts sein.

    Da habe ich mich wohl etwas unklar ausgedrückt, genau genommen waren es zwei Tage. Also nach einem Tag habe ich eine Mail bekommen, in der stand, dass grundsätzlich Interesse besteht und er sich bald noch einmal melden wird. Das war so formuliert, dass es auch nur bedeuten kann, dass das Exposé vielversprechend klang. Heute Abend habe ich am späten Nachmittag dann eine Mail bekommen, in der stand:
    "Wir werden gerne Ihr Buch in unser Programm aufnehmen. Für weitere Einzelheiten möchte ich Sie bitten, mich anzurufen oder mir mitteilen wann ich Sie erreichen kann."
    Telefonisch wurde mir eben gesagt, dass er es überflogen hat und dass ihm der Schreibstil gut gefallen hat. Außerdem klang es so, als wäre mein Buch thematisch gerade genau das, wonach der Verlag gesucht hat. Das wundert mich ehrlich gesagt, denn konkret handelt es sich um den Verlag Iatros, den man doch eher für Sachbücher kennt.
    Also vielleicht ist es ihnen ja gerade sehr wichtig, den Belletrisikbereich auszuweiten. Er hat auch betont, dass sie gerne junge Autoren fördern.
    Ich habe im Internet jedenfalls keine Erfahrungsberichte mit dem Verlag gefunden und denke mir dadurch, dass doch jemand etwas geschrieben hätte, wenn man am Ende doch das Lektorat selbst bezahlen müsste etc.
    Oh, übrigens hat er auch angekündigt, mir in der nächten Mail die Kontaktdaten einer anderen österreichischen Autorin, die für den Verlag schreibt, zu geben.
    Naja, im Endeffekt kann ich wohl nur abwarten was da herauskommt...

  • Liebe Nina, den Verlag kenne ich leider nicht, deswegen kann ich nichts dazu sagen. Aber ich hätte nachfolgend einen Link für dich. Dort kannst du dich unabhängig davon etwas einlesen betreffend Standartverträge, Verlagswesen usw. und dort findest du alles Wissenswerte darüber wie seriöse Verlage arbeiten - und wie sie es nicht tun. Vielleicht nimmt es dir etwas Unsicherheit bzw. kannst du dich auch über Verträge usw. informieren. Ich drücke dir jedenfalls die Daumen für dein Buchprojekt und dass sich alles in Wohlgefallen auflöst. Ganz liebe Grüße, Bettina.


    http://www.aktionsbuendnis-fai…e.com/web/index.php?id=18

  • Da habe ich mich wohl etwas unklar ausgedrückt, genau genommen waren es zwei Tage.

    Ob nun ein oder zwei Tage macht nicht wirklich einen Unterschied. Zumindest finde ich nichts Negatives über den Verlag.
    Einen Belletristikbereich haben sie auch - soweit ich sehen konnte geht das mehr in Richtung regionale Romane, wenn auch noch nicht viele in diesem Bereich vorhanden sind. Das kann sich nur ändern, wenn sie mehr Autoren dafür gewinnen können. Im Grunde ist dieser Mangel an Auswahl für die Sichtbarkeit deines Buches zumindest auf den Seiten des Verlags nur förderlich :wink:

    Lohnt es sich bei kleinen Verlagen überhaupt, das Buch dort zu veröffentlichen anstatt über Amazon etc.?

    Tja, das ist die Frage. Je nachdem, ob und wie viel Arbeit du hineinstecken willst, kann die Antwort so oder so ausfallen. Ein Verlag möchte im Grunde verdienen - und das kann er entweder nur beim Autor, dann ist es kein guter Verlag, oder beim Leser. Im letzteren Fall hat er natürlich ein Interesse daran, das Buch auch zu verkaufen und wird entsprechend Werbung machen. Aber auch er wird das Buch bei Amazon einstellen, wie du es als Selbstverleger tun würdest.
    Bei Verlagen erhält ein Autor in der Regel zwischen 5 und 10% des Verkaufspreises - eher zwischen 5 und 7% (10% sind schon sehr viel) für die Druckausgabe. Für E-Books sind es meist ein paar Prozente mehr. Je nachdem, wie gut der Verlag dein Buch verkaufen kann, bekommst du dann eben mehr oder weniger Tantiemen. Vorteil: Ein guter Verlag nimmt dir viel der Arbeit ab. Nachteil: Du bist gebunden und musst möglicherweise Zugeständnisse machen, die du beim Selbstverlegen nicht machen musst.


    Verkaufst du selbst, kannst du dir auch den Preis aussuchen und dementsprechend deine Gewinnmarge. Aber hier musst du dich eigenständig um Lektorat, Korrektorat, Werbung und Verkauf kümmern. Das ist mit viel Arbeit verbunden und nicht mal eben so gemacht. Je nachdem, wie gut du es schaffst, dich zu vermarkten, kannst du viel umsetzen - oder eben auch nicht.


    Eine bekannte Autorin, Poppy J. Anderson, war gerade bei Markus Lanz gewesen und erzählt dort über ihre Karriere als Selfpublisherin: Videolink. Das könnte recht interessant für dich sein.


    Und bevor du fragst - ich habe damals den Verlagsvertrag - trotz garantiertem Vorschuss, den ich bekommen hätte, abgelehnt und mich fürs reine Selfpublishing entschieden. Dabei ist Amazon nicht alles. Ich verkaufe nur meine Taschenbücher da, die E-Books gibt es zusätzlich bei vielen anderen Verkaufsportalen, wo ich teilweise mehr Umsätze mache als beim großen A. Bisher habe ich meine Entscheidung, meine Bücher selbst zu verlegen, jedenfalls nicht bereut, aber das kann bei dir natürlich anders sein.

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    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • Ob nun ein oder zwei Tage macht nicht wirklich einen Unterschied.

    Keinen großen, aber eine Reaktion innerhalb von ein paar Stunden wäre wirklich unrealistisch gewesen und ich wollte nur betonen, dass es nicht so war.
    Danke für die Antworten!
    Ich denke ich bin nur skeptisch, weil es zu schön klingt, um wahr zu sein. Andere suchen ewig nach einem Verlag und bekommen nur Absagen, während ich mit meinem ersten Werk sofort einen Interessenten finde.
    Kann aber natürlich Glück sein.

  • "ich möchte auf keinen Fall versehentlich einen ungerechten Vertrag unterzeichnen etc."


    Das wichtigste ist, dass sich die Honorarstaffelung (prozentuale Beteiligung) auf den Netto-Verkaufspreis bezieht und nicht auf den Netto-Verlagsumsatz (das ist der Verkaufserlös, den der Verlag durch Verkäufe an Grossisten/ Buchhändler erzielt). Letzte Regelung ist seltener und falls sie im Vertrag steht, sollten die Prozente entsprechend höher sein, nämlich zweistellig.


    "bekam ich auf die Frage mit was für Verkaufszahlen ich grob rechnen kann eine sehr ausweichende Antwort."
    Das wüsste der Verlag selbst gerne und zwar am liebsten von dir. ;-)


    "weil der Verlag schon nach einem Tag Interesse zeigte und mir am nächsten Tag schon telefonisch gesagt wurde, dass er das Buch auf jeden Fall nehmen möchte. Sind so schnelle Zusagen normal?"


    Ja, positive Entscheidungen können sehr schnell ergehen. In der Regel wird nämlich relativ schnell gesichtet. Nur die formalen Absagen dauern mitunter Monate.


    "Ich habe allerdings ganz vergessen zu fragen, wann ich einen Vertrag geschickt bekomme."
    Dies sagt einem der Verleger/Lektor normalerweise am Telefon ("Ich sende Ihnen den Vertrag jetzt zu.")


    "Lohnt es sich bei kleinen Verlagen überhaupt, das Buch dort zu veröffentlichen anstatt über Amazon etc.?"
    Ja, auch ein kleiner Verlag ist ein Erfolg in der Vita des Autors. Verlagsveröffentlichungen sind immer höher angesehen als Selfpublishing, auch wenn sich das in den letzten Jahren relativiert hat.


    "können es sich kleinere Verlage überhaupt leisten, nennenswerte Werbung zu machen?"
    Nein, aber auch große Verlag machen keine Werbung für einen neuen Autor, sondern höchstens für Bestsellerautoren. Verlage setzen nicht auf klassische Werbung, sondern auf Pressearbeit, Aktionen, etc.


    "Theoretisch könnte ich natürlich auch erstmal abwarten, ob sich ein größerer Verlag meldet"
    Kaum zu empfehlen. Nicht zocken, sondern froh sein, dass ein Verlag willens ist zu veröffentlichen.
    Falls sich doch einer meldet, nimmst du dies 1. als Bestätigung deines Könnens und 2. bietest du ihm dein nächstes Werk an.


    "Was haltet ihr von dem Pseudonym Nina Wolf?"
    Sehr vokalhaltig, klingt gut. Leicht zu merken.


    "Mein Buch enthält viele autobiographische Aspekte"
    Das ist bei Erstwerken meistens so.


    "bin ich nicht sicher, ob ich meinen echten Namen zur Veröffentlichung verwenden möchte."
    Das hängt davon ab, wie er klingt. Ob er sich als Autorenname eignet?
    Alternativen: Mädchenname (der Mutter), zweiter Vorname, Anglisierung