Richard Dübell - Der Jahrhunderttraum

  • Kurzbeschreibung (Quelle: amazon)
    Die Menschheit erobert den Himmel
    Deutschland 1891: Die Geschwister Otto, Amalie und Levin von Briest sehen der Wende zum neuen Jahrhundert entgegen und all ihren Verheißungen. Erste Flugzeuge und Zeppeline begeistern die Massen, und Levin von Briest findet darin seine große Bestimmung. Otto hadert mit seiner adeligen Herkunft, er möchte Detektiv werden. Amalie von Briest ist dagegen noch auf der Suche nach ihrem Schicksal – sie träumt von der großen Liebe und merkt nicht, dass sie sie vielleicht schon längst gefunden hat …
    Autor (Quelle: amazon)
    Richard Dübell, geboren 1962, lebt mit seiner Frau und zwei Söhnen bei Landshut. Als Autor von historischen Romanen stürmt er seit Jahren die Bestsellerlisten und legt nach Der Jahrhundertsturm mit Der Jahrhunderttraum ein weiteres großes Epos zur deutschen Geschichte vor.
    www.duebell.de


    Allgemeines
    Fortsetzung zu „Der Jahrhundertsturm
    Erscheinungstermin: 13.Januar im Ullstein Verlag als broschiertes TB mit 736 Seiten
    Gliederung: Landkarte Berlins und Umgebung – Hauptteil in fünf Büchern mit jeweils nummerierten Kapiteln – Epilog – Nachwort – Danksagung – Quellen
    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven
    Handlungsorte und -zeit: Berlin, Schweiz, Frankfurt – 1891 bis 1909


    Zum Inhalt
    Der Roman knüpft lose an die Handlung des Vorgängerromans „Der Jahrhundertsturm“ an. Standen dort gesellschaftliche, politische und technische Entwicklungen der Bismarckzeit im Vordergrund, so spielt sich das Schicksal der Enkelgeneration der Protagonisten des ersten Bandes vor dem Hintergrund der Wende vom 19. zum 20.Jahrhundert ab. Otto von Briest, der älteste Enkel von Paul Baermann und Louise von Briest, absolviert auf Wunsch seines Vaters Moritz ein Ingenieurstudium, von dem er jedoch nicht übermäßig gefesselt ist. Viel lieber würde er mit dem Detektiv Edgar Trönicke, einem Freund der Familie, der die Eisenbahnkatastrophe untersucht, die Ottos Großeltern das Leben kostete, zusammenarbeiten. Sein jüngerer Bruder Levin ist von den Gleitflugversuchen Otto Lilienthals gefesselt und hat keinen größeren Wunsch als „den Himmel zu erobern“. Er arbeitet für diverse Pioniere der Luftfahrt, vor allem im Bereich der Luftschifffahrt, auch wenn sein eigenes Interesse hauptsächlich der Entwicklung von Motorflugzeugen gilt. Amalie, das Nesthäkchen der Familie, lässt sich nicht von ihrer Mutter Antonie, einer engagierten Frauenrechtlerin, die sich besonders für die Frauen der Arbeiterklasse einsetzt, für deren Ziele begeistern. Auch ein „klassischer“ Lebensweg als Ehefrau und Mutter reizt sie nicht. Sie wählt einen ganz eigenen, unkonventionellen Lebensweg, der sie schließlich auch in ferne Länder führt.
    Die Brüder Briest geraten durch ihr Interesse an der Entwicklung von Luftschiffen ins Visier eines gefährlichen und fanatischen Mannes, der für die Zukunft Deutschlands besondere Pläne hat…


    Beurteilung
    Der Folgeband zu „Der Jahrhundertsturm“ ist diesem nur lose verbunden, man kann ihn einzeln lesen, dennoch empfiehlt sich aufgrund des übergeordneten thematischen Zusammenhangs die Lektüre beider Romane. Auch die Handlung von „Der Jahrhunderttraum“ spielt sich vor dem gut recherchierten Hintergrund seiner Zeit, in diesem Fall der Jahre um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20.Jahrhundert, ab. Der Leser wird Zeuge gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen; der positiven Entwicklung der Lage der Frauen, die zunehmend mehr Freiheiten genießen und Anfang des 20.Jahrhunderts zum Studium an Universitäten zugelassen werden, steht auf der negativen Seite das Aufkommen eines massiven Antisemitismus gegenüber, der wenige Jahrzehnte später ein katastrophales Ausmaß annehmen wird.
    Die zentrale Thematik ist jedoch auch in diesem Roman eine technische: Ging es im ersten Band um die Einführung und Verbreitung der Eisenbahn und der dadurch bedingten Veränderungen im täglichen Leben, so geht es hier um die Frühzeit der Fliegerei. Persönlichkeiten, die im Bereich der Aeronautik Rang und Namen haben, werden dem Leser vorgestellt: Otto Lilienthal, Friedrich Wölfert, Graf Ferdinand von Zeppelin, Alberto Santos-Dumont, die Gebrüder Wright und (indirekt) Louis Blériot. Auch die nicht wenigen tragischen Unglücksfälle hat der Autor gründlich recherchiert und faktengetreu dargestellt.
    Die fiktiven Figuren sind gut in den realen historischen Kontext eingebettet und in der Darstellung ihrer Charaktere gründlich ausgearbeitet. So wirkt der weitaus größte Teil des Romans authentisch und glaubwürdig, lediglich zum sehr spannenden Ende hin trägt der Autor etwas zu dick auf.
    Das ausführliche Nachwort gibt viele Zusatzinfomationen zu diversen im Buch angesprochenen Themen und auch die Quellenangabe im Anhang könnte für interessierte Leser lohnende Sekundärliteratur erschließen.


    Fazit
    Ein sehr lesenswerter, gut recherchierter Roman um die Frühzeit der Fliegerei, den man unabhängig vom Vorgängerband lesen kann, aber nicht sollte!
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Deutschland 1891: Otto von Briest und seine Geschwister Amalie und Levin sind entsetzt: Ihre Großeltern Paul und Louise sind bei einem Zugunglück in der Schweiz ums Leben gekommen. Ein Freund der Familie und Detektiv, Edgar Trönicke glaubt, an einen Sabotageakt und stellt Ermittlungen an. Trönicke und sein Berug üben eine große Faszination auf Otto aus, der sich ebenfalls eine Zukunft als Detektiv erträumt. Levin von Briest zieht es zu ganz anderen Dingen: Er hat einen der ersten Flugversuche Otto Lilienthals gesehen und wünscht sich nichts sehnlicher, als von ihm alles über das Fliegen zu lernen. Amalie findet derweil in der faszinierenden Emma von Schley, die davon träumt, als erste Frau mit einem Fallschirm zu springen, eine enge Vertraute. Amalie ahnt nicht, das Emmas Vater einem nationalistischen Kreis in Berlin angehört. Doch als Otto bei seinen Recherchen auf diese Verbindung stößt, steht plötzlich nicht nur das Schicksal ihrer Familie, sondern auch das der gesamten jungen Nation auf dem Spiel.


    Mit "Der Jahrhunderttraum" geht die Deutschland-Saga von Richard Dübell nun endlich weiter. Schon von "Der Jahrhundertstrum" war ich überaus begeistert und auch dieses Buch hat mich wieder von der ersten bis zur letzten Seite restlos begeistert.


    Der Schreibstil des Autors ist angenehm zu lesen und obwohl es viele geschichtliche Aspekte gibt, ist es zu keiner Zeit anstrengend zu lesen. Die Familie Briest führt uns wieder durch eine Zeit Deutschlands, diesmal von 1891 bis 1909, bei der man noch so einiges lernen kann. Dabei tauchen größe Namen wie Ferdinand Graf von Zeppelin, Otto Lilienthal oder auch die Familie Siemens auf. Die Handlung der Geschichte ist gut durchdacht und auch der Perspektivenwechsel zwischen den Geschwistern hat mir gut gefallen. Dabei fand ich Levin mit am interessantesten.


    Stand im ersten Teil eher die Bismarkzeit im Vordergrund und die Industrialisierung der Eisenbahn, spezialisiert sich dieser Band mehr auf die Generation Fliegen. Dabei fand ich es wirklich spannend zu erfahren, wie die Forschungen und Entwicklungen damals vorangeschritten sind und Zepellinge, Gleiter und Fallschirme entstanden sind. Eine Teil des Buches wird auch der Frauenrechtsbewegung gespendet und ein Teil dem Beginn des Antisemitismus. Ich wusste nicht, dass es im Grunde schon so bald mit dieser schrecklicher Tat begann.


    Für mich ist die Jahrhundertsaga ein Must-Read und ich freue mich schon auf hoffentlich bald erscheinende Folgebänder. Schließlich bietet Deutschland noch einiges an geschichtlicher Vergangenheit.

  • Das Buch ist die Fortsetzung vom "Jahrhundertsturm", es kann aber auch ohne Vorkenntnisse gelesen werden.Es umfasst den Zeitrahmen von 1891 -1909


    Im Mittelpunkt steht die Familie von Briest, welche gleich zu Beginn mit einem schweren Schicksalsschlag umgehen muss. Die Großeltern Paul und Louise , kommen zusammen mit vielen anderen Menschen bei einem großen Zugunglück in der Schweiz ums Leben. Ein Freund der Familie, der Privatdetektiv Edgar Trönicke glaubt an Sabotage, was er aber trotz intensiver Ermittlungen ,nicht beweisen kann.


    Die Enkel Amalie, Otto und Levin haben unterschiedliche Lebensmuster. Otto bewundert Edgar und möchte auch Detektiv werden, während Levin durch die Bekanntschaft mit Otto Lilienthal vom Fliegen besessen ist.Amalie hat sich in eine Frau verliebt und möchte mit ihr zusammenleben, für damalige Verhältnisse fast unmöglich.Alle drei kämpfen auf unterschiedliche Weise um ihren Lebenstraum.


    Dem Autor ist es auf hervorragende Weise gelungen, die Familiengeschichte der von Briest in ein beeindruckendes Stück Zeitgeschichte einzubetten. Der Traum vom Fliegen nimmt hierbei einen großen Raum ein. Es kommen neben den fiktiven Figuren , mit Graf Zeppelin, Otto von Lilienthal und Georg Wilhelm von Siemens auch reale Persönlichkeiten vor.
    Die einzelnen Charaktere, auf der einen Seite die vom Traum des Fliegens besessenen Erfinder, auf der anderen Seite die geldgierigen und korrupten Gegner waren sehr präzise beschrieben. Der aufflammende Hass gegen die Juden ,der sich später , wie wir aus der Geschichte gelernt haben, dramatisch verstärkt hat , fand auch eine gebührende Beachtung.
    Der Spannungsbogen war von Anfang an hoch und steigerte sich zum Ende hin sehr dramatisch. Ich habe das Buch mit großer Begeisterung gelesen und spreche eine absolute Leseempfehlung aus. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • 1891-1909. Der Schicksalsschlag trifft Otto von Briest und seine Geschwister Levin und Amalie völlig unvorbereitet. Paul und Louise, ihre Großeltern, starben in der Schweiz bei einem Zugunglück. Otto, der zwar studiert, aber eigentlich lieber Detektiv werden möchte, hängt sich an seinen Freund Edgar Trönicke, der eigenständig Nachforschungen anstellt, weil dieser an Sabotage glaubt. Levin träumt von nichts anderem als Fliegen zu lernen, seitdem er Otto von Lilienthal gesehen hat. Und Amalie, die im Schatten ihrer Brüder steht, trifft auf die schillernde Emma von Schley und schon bald sind die beiden jungen Frauen mehr als nur engste Freundinnen. Jeder der drei Geschwister tut alles für die Erfüllung ihrer Träume, aber haben ihre Träume Platz in dieser Welt, wird es ihnen gelingen, ein glückliches Leben zu führen?


    Richard Dübell hat mit seinem Buch „Jahrhunderttraum“ den Nachfolgeband seines Romans „Der Jahrhundertsturm“ vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und humorig. Ebenso bedient sich der Autor auch einiger Dialekte, die er gekonnt in seine Handlung einfließen lässt, wodurch diese an Authentizität gewinnt. Die gekonnt vorgenommenen Perspektivwechsel zwischen Otto, Levin und Amalie halten den Leser immer aktuell auf dem Stand der Gefühls-, Gedanken- und Erlebniswelt der einzelnen Geschwister. Die geschichtlichen und politischen Hintergründe dieser Zeitepoche des technischen Wandels wurden sehr gut recherchiert und mit der Handlung verflochten, so dass sich neben den fiktiven Protagonisten auch bekannte Persönlichkeiten in der Geschichte wiederfinden und dem Leser bei der Lektüre das Gefühl vermittelt wird, in diesem spannenden Zeitalter hautnah dabei zu sein. Der früh angelegte Spannungsbogen steigert sich im Laufe der Handlung immer mehr und überrascht am Ende mit einem großen Finale.


    Die Charaktere sind sehr schön ausgestaltet und in ihrer Zeit verankert, sie wirken sehr lebensecht und authentisch. Otto ist ein sympathischer Mann, der sich für die Ermittlungsarbeit und den Beruf des Detektives interessiert. Während er eher nüchtern und durchdacht auftritt, hat man bei seinem Bruder Levin den Eindruck eines Träumers. Er wirkt immer ein wenig entrückt und unentschlossen. Amalie ist noch sehr jung und etwas naiv, dadurch auch schnell zu beeinflussen. Sie ist allerdings auch bereit, ein großes Risiko auf sich zu nehmen, denn sie verlässt die Konventionen der Zeit und begibt sich in ein Abenteuer, welches sie in größte Schwierigkeiten bringen könnte, sollte es publik werden.


    „Der Jahrhundertraum“ ist eine sehr spannende und unterhaltsame historische Zeitreise in eine der interessantesten Epochen überhaupt und ein würdiger Nachfolgeroman des „Jahrhundertsturms“. Hier kann man Geschichte hautnah miterleben. Man darf gespannt sein auf die nächste epochale Zeitreise aus der Feder des Autors. Absolute Leseempfehlung!


    Spannende :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • Wie der Traum vom Fliegen war wird


    Die Geschichte beginnt im Jahre 1891, die Geschwister von Briest, Otto, Amalie und Levin werden erwachsen und wissen noch nicht so recht, wie ihr Leben verlaufen soll. Gleichzeitig finden die ersten Versuche statt, sich in die Lüfte zu erheben. Die Jungen sind fasziniert davon. Vor allem Levin träumt den großen Traum vom Fliegen. Otto zieht es eher in die Laufbahn eines Detektivs, wobei dies im ausgehenden 19. Jahrhundert nicht unbedingt schicklich ist, für einen Jungen aus adligem Haus. Auch Amalie weiß noch nicht so richtig, wie es mit ihr weiter gehen soll, aber alle haben sie eins gemeinsam, sie suchen und träumen von der großen Liebe.


    „Der Jahrhunderttraum“ ist der zweite Band zu „Der Jahrhundertsturm“ allerdings beginnt seine Geschichte einige Jahre nach dem Ende des ersten Teils. Hier wird zwar die Geschichte der Familie Briest weitererzählt, aber ich denke, man kann ihn trotzdem auch ohne Vorkenntnisse lesen. Die Protagonisten sind hier die Enkel, die erwachsen geworden sind. Jeder für sich hat seinen eigenen Traum und versucht diesen zu verwirklichen, was nicht immer einfach ist.


    Im Mittelpunkt dieser Geschichte steht aber zweifellos der Menschheit wohl größter Traum. Der Traum, die Lüfte zu erobern. So schildert der Autor ausführlich davon, wer alles an Fluggeräten arbeitete. Über Lilienthal, Zeppelin und die Gebrüder Wright ist alles vertreten, was Rang und Namen zu dieser Zeit hatte. Dübell hat eine schöne Intrige darum gesponnen, das politische Zeitgeschehen wunderbar mit eingearbeitet und ein interessantes Gesamtbild geschaffen. Vielleicht ist die Schilderung an der einen oder anderen Stelle etwas zu ausführlich in technische Details gegangen oder einige Szenen zu langatmig geraten, aber im ganzen gesehen hat es Spaß gemacht, das Buch zu lesen. Zu erleben, wie der Traum vom Fliegen langsam wahr wurde. Dabei zuzusehen, wie die Kinder der Familie Briest ihre eigenen Träume verwirklichten. Wie sie Freundschaften knüpften und ihre wahren Ziele im Leben fanden. Und wie ein Jahrhundert zu Ende ging, um dem nächsten Platz zu machen.


    Mir hat dieser zweite Band gut gefallen. Auch wenn ich fand, dass die eigentlichen Protagonisten etwas zu sehr im Hintergrund standen. Hier waren einfach mehr die technischen Neuheiten vordergründig. Für sich allein genommen war es richtig interessant, aber die Charaktere wie Otto, Amalie und Levin blieben dabei leider etwas blass und konnten nicht so richtig überzeugen. Mir fehlte einfach ein Charakter, mit dem ich so richtig mitfiebern konnte. Erst zum Ende hin, fand ich diesen.


    Eine Karte zu Beginn hilft dabei sich rund um Berlin des ausgehenden 19. Jahrhunderts zurechtzufinden und ein ausführliches Nachwort zum Schluss klärt Fiktion und Wahrheit.


    „Der Jahrhunderttraum“ ist ein schöner, ausführlicher Roman über das ausgehende 19. Jahrhundert. Er erzählt von den technischen Neuheiten der Zeit. Davon wie es politisch im Land aussah. All dies anhand der Lebensgeschichte der Familie von Briest. Mir hat er gut gefallen.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • In diesem zweiten Band stehen die Enkelkinder von Alvin von Briest, Louise von Briest und Paul Baermann (Protagonisten aus Band 1 "Der Jahrhundertsturm") im Mittelpunkt. Da ist zum einem Otto, Ältester der Briest-Kinder, ein mittelmäßiger Student der Ingenieurwissenschaften, der lieber Privatdetektiv statt Ingenieur wäre. In Edgar Trönicke, Familienfreund und Privatdetektiv, findet er ein Vorbild. Ottos jüngerer Bruder Levin träumt, seit seinem Treffen mit Lilienthal (ein deutscher Luftfahrtpionier), von nichts anderem als vom Fliegen. Ihre Schwester Amalie, eine eher stille und ernste junge Frau, die nicht so recht weiß, was sie im Leben möchte bis sie Emma von Schley begegnet. Emma, die einen überfürsorglichen Vater hat, träumt davon, die erste Frau zu sein, die mit einem Fallschirm springt. Amalie macht sich zur Aufgabe ihrer Freundin diesen Traum zu erfüllen. Man begleitet diese drei jungen Menschen auf ihren Weg (1891-1909) und erlebt mit ihnen u.a. den technischen Fortschritt in der Luftfahrt.


    Auch im „Der Jahrhunderttraum“ verbindet der Autor gekonnt das Leben seiner Protagonisten mit historischen Personen und Ereignissen. Seine fiktiven Charaktere treffen historische Persönlichkeiten wie Ferdinand Zeppelin, Georg Wilhelm Siemens oder Otto Lilienthal, ohne dass es zu konstruiert oder unglaubwürdig wirkt.
    Die Luftfahrt und ihre Fortschritte nehmen den größten Teil im Buch ein und man muss mit vielen technischen Details über verschiedene Fluggeräte rechnen. An einigen Stellen war es mir fast ein wenig zu viel. Das liegt aber daran, dass mir das technische Verständnis einfach fehlt und ich mir das Ganze ohne Bilder nicht richtig vorstellen kann.
    Auch die Frauenbewegung, die sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts formiert, wird thematisiert, wenn auch nicht so ausführlich wie die Entwicklungen in der Luftfahrt. Ein Zitat verdeutlicht wie wichtig diese Bewegung damals war und nicht nur bezüglich des besseren Zugangs zu Bildung, sondern auch der allgemeinen Stellung der Frau: „Wer sich als Frau in der Nacht auf der Straße blicken ließ, galt per se als Hure. Eine Frau, die mit hocherhobenen Kopf...um sich blickend dahinschritt, statt gesenkten Kopfs geradeaus zu gehen, machte sich auch am helllichten Tag verdächtig. Ging eine Frau zu schnell, hatte sie ein schlechtes Gewissen. Ging sie zu langsam, lud sie damit indirekt Männer ein, sich ihr zu nähern.“(S.223)


    Der Autor schreibt sehr detailliert und ausführlich. Er baut viele Kleinigkeiten ein und lässt den Leser so an den verschiedenen Neuerungen der damaligen Zeit teilhaben. Er erwähnt zum Beispiel die erste in Serie produzierte Schreibmaschine (Schreibkugel), weiterentwickelte Fotoapparate, neue Sportarten (Fahrradfahren und Skifahren), erste kinomäßige Vorführungen etc. Langatmig ist die Geschichte dadurch trotzdem nicht. Diese Liebe zum Detail ist eher ein Vorteil, denn so bekommt man ein sehr umfassendes Bild. Seine Ausführungen sind zudem unglaublich lebendig. Man fühlt sich mitten im Geschehen und die über 700 Seiten sind schnell gelesen. Seine Charaktere sind auch gelungenen. Sie sind zwar keine hochkomplexen und einzigartigen Persönlichkeiten, die einem für immer im Gedächtnis bleiben werden, aber sie sind glaubwürdig und menschlich. Der Schluss ist spannend, erinnert aber ein wenig an einen Actionfilm, d.h. an einigen Stellen fand ich das Geschehen etwas übertrieben. Aber das ist wiederum Geschmacksache.


    „Der Jahrhunderttraum“ ist eine wirklich gelungene Fortsetzung und ein wunderbarer historischer Roman und bekommt von mir 4,5 Sterne.
    Ich bin gespannt, in welchem Zeitraum Dübell den dritten Band ansiedeln wird...ob er den ersten WK überspringt und in den 1920er weitermacht?! Aber egal, wie er es machen wird, ich freue mich darauf!

  • Klappentext:
    Deutschland 1891: Die Geschwister Otto, Amalie und Levin von Briest sehen der Wende zum neuen Jahrhundert entgegen und all ihren Verheißungen. Erste Flugzeuge und Zeppeline begeistern die Massen, und Levin von Briest findet darin seine große Bestimmung. Otto hadert mit seiner adeligen Herkunft, er möchte Detektiv werden. Amalie von Briest ist dagegen noch auf der Suche nach ihrem Schicksal – sie träumt von der großen Liebe und merkt nicht, dass sie sie vielleicht schon längst gefunden hat …


    Autor:
    Richard Dübell ist als Autor historischer Romane bekannt. Nach dem Erfolg seiner ersten Bücher beim Nymphenburger Verlag/Langen-Müller-Herbig wechselte Dübell zum Verlagshaus Lübbe, das seine Hardcover-Bände im Haus Ehrenwirth und seine Taschenbücher bei Bastei-Lübbe publiziert. Neben seinen schriftstellerischen Aktivitäten leitet er eine Schreibwerkstatt, die er sowohl in Abendkursen als auch als Wochenendseminare und Urlaubsreisen anbietet, und arbeitet als Cartoonist und Grafiker.


    Allgemeines:
    Erscheinungsdatum: 13. Januar 2017
    Verlag: Ullstein Taschenbuch
    Seitenanzahl: 736
    Reihenfolge:
    Der Jahrhundertsturm (Band 1)
    Der Jahrhunderttraum (Band 2)


    Eigene Meinung:
    Nach „Der Jahrhundertsturm“ geht Richard Dübell also nun mit „Der Jahrhunderttraum“ und der Familie von Briest in die zweite Runde.
    Während im ersten Band die Geschehnisse um die Erfindung der Eisenbahn im Mittelpunkt standen, hat sich Dübell hier nun den Traum vom Fliegen ausgesucht. Der Titel ist daher durchaus passend, geht es doch um die Entwicklung von Gleitapparaten, Flugzeugen und Luftschiffen.
    Der Autor entführt uns dabei auf jeder Seite in das alte Deutschland und nimmt uns mit seinen Protagonisten an die Hand, um diese Zeit und die Widrigkeiten, denen dort zu trotzen war, zu erleben.


    Die Geschichte beginnt mit einem Eisenbahnunglück in der Schweiz, bei dem Paul und Louise von Briest, denen wir im ersten Band durch die Geschichte folgen durften, ums Leben kommen. Doch haben diese einen Brief hinterlassen, den der Privatdetektiv Edgar Trönicke leider nie bekommen hat. Paul und er haben Untersuchungen angestellt, zu Unglücken, die mit Absicht herbeigeführt wurden, um die Versicherung zu betrügen. Anscheinend hatte Paul etwas herausgefunden. Doch war auch der Zugunfall solch ein Betrug?
    Natürlich will Moritz von Briest den Tod der Eltern aufgeklärt haben und beauftragt Edgar weiter zu forschen und schon entspinnt sich ein Faden, der die Kinder der von Briests auf eine harte Probe stellen wird.


    Richard Dübell schafft es, dass jeder der Protagonisten stimmig und authentisch wirkt. Jeder von ihnen hat auch eine Leidenschaft, eine Sache für die er kämpfen wird und die auch seinen Charakter so greifbar macht. Levin zum Beispiel entdeckt seine Leidenschaft zum Fliegen und durch ihn treffen wir geschichtliche Personen wie Otto Lilienthal und Ferdinand Zeppelin. Doch auch die anderen Figuren lassen uns teilhaben und vermitteln uns Wissen über die damalige Frauenbewegung oder die technischen Hintergründe eines Luftschiffes.
    Diese sind keinesfalls sachlich oder nüchtern dargestellt, sondern sehr unterhaltsam in die Geschichte eingebaut und fügen sich in den flüssigen und leichten Schreibstil des Autors ein, so dass die etwas über 700 Seiten nur so dahinfliegen.


    Fazit: Richard Dübell ist mit „Der Jahrhunderttraum“ ein mehr als würdiger Nachfolger gelungen und ich kann nur hoffen, dass wir bald mit einer weiteren Episode aus dem Leben der Familie von Briest rechnen dürfen!
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Der Traum vom Fliegen….


    Paul und Louise Baermann waren auf dem Rückweg. Noch in der Schweiz stellte Paul fest, dass die beiden Lokomotiven zu schnell fuhren, er kannte sich da aus und beschloss zu den Zugführern zu gehen… Leider kam der erst Zugführer erst zu spät dahinter, dass Paul recht hatte….
    Bei der Testamentseröffnung auf Gut Briest war auch Edgar Trönicke eingeladen. Und er erfuhr, dass er eigentlich einen Brief von Paul erhalten haben müsste…..
    Moritz von Briest bat Trönicke, den Tod seiner Eltern aufzuklären. Er wollte wissen, ob wirklich nur ein Unglück hinter der Tragödie steckte….
    Otto von Briest wusste noch nicht sicher, ob er Ingenieur oder lieber Detektiv werden wollte. Doch nachdem er bei einer Schießerei gerade mal mit dem Leben davongekommen war, nahm Trönicke ihn nicht mehr mit… Und Otto beschloss, mit seinem Vater nach Amerika zu gehen, wo dieser für seinen Arbeitgeber einen Standort leiten sollte….
    Otto hatte sich zuvor in Trönickes Sekretärin verliebt und diese sich in ihn, doch als ihr Bruder bei einem Unglück schwer verletzt wurde, mochte sie ihn nicht allein lassen…..
    Antonie von Briest, Moritz‘ Ehefrau, setzte sich für die Rechte der Frauen ein. Und Levin, der zweite Sohn, träumte vom Fliegen. Er wurde Gehilfe eines Luftfahrtpioniers….
    In Emma von Schley fand Amalie von Briest, Moritz‘ Tochter‘ eine sehr gute Freundin. Doch dann wurden die beiden wieder getrennt…
    Und dann gab es da noch eine Gruppe von Rebellen, die ein neues Deutschland schaffen wollten…
    Was tat Paul bei den Zugführern? Warum hatte er nicht auf Paul gehört? Ihm nicht geglaubt? Inwiefern hatte Paul recht? Was war das für ein Brief, den Paul erhalten haben sollte? Steckte hinter dem Zugunglück mehr? Hatte Otto den Detektiv-Traum nach dieser Schießerei an den Nagel gehängt? Warum ging er mit seinem Vater nach Amerika? Warum ließ er sich von Hermine abhängen? Sie hätte sich doch trotzdem um ihren Bruder kümmern können? Wessen Gehilfe wurde Levin zunächst? Was war mit Emma und Amalie? Warum wurden die beiden wieder getrennt? Was waren das für Rebellen, die für Unglücke immer eine bestimmte Menschgruppe verantwortlich machten? Inwiefern sollte es da ein neues Deutschland geben? Alle diese Fragen – und noch viel mehr – beantwortet dieses Buch.


    Meine Meinung
    Das Buch ließ sich leicht und flüssig lesen. Es hat einen unkomplizierten Sprachstil, was heißt, dass ich mir nicht bei jedem Wort oder Satz überlegen musste, was der Autor gerade meint. In der Geschichte war ich schnell drinnen und konnte mich auch in die Protagonisten sehr gut hineinversetzen. Antonie von Briest habe ich bewundert. Ebenso wie Levin, der ein weiterer Luftfahrtpionier werden wollte. Für meinen Geschmack hatte Otto seine Hermine zu schnell aufgegeben. Die Rebellen erinnerten mich an eine gewisse Gruppierung vor dem 2. Weltkrieg. Es war in dem Buch von Anfang an Spannung vorhanden, auch wenn sie ab und zu nachließ. Doch es war sehr interessant zu lesen, was die einzelnen Mitglieder der Familie von Briest alles erlebten. Was sie taten, beruflich und privat. Es hat mir sehr gut gefallen, auch wenn es sich hie und da mal ein bisschen gezogen hat.

    Liebe Grüße
    Lerchie



    _______________________
    nur wer aufgibt, hat schon verloren

  • Teil 2 - tolle Fortsetzung


    Hierbei handelt es sich um den zweiten Teil - Teil 1 sollte man unbedingt kennen, bevor man den 2. Teil liest - man kann sich in den zweiten Teil schon hineinlesen ohne den ersten zu kennen, ich denke aber, dass das Lesevergnügen darunter leidet.


    Zum Inhalt (Klappentext):
    Das Ende der Bismarckzeit: Die Geschwister Otto, Amalie und Levin von Briest sehen der Wende zum neuen Jahrhundert entgegen und allen Verheißungen, die es mit sich bringt. Die Menschheit erobert den Himmel, die Flugpioniere begeistern die Massen. Gleichzeitig spalten politische Entwicklungen und nationalistische Tendenzen die Nation. Frauen treten jetzt für ihre Rechte ein, wollen ihre Zukunft selbst gestalten. Auch die Geschwister von Briest müssen sich entscheiden, welche Wege sie einschlagen. Als sie von einem geplanten Attentat auf die preußische Regierung erfahren, sind sie die Einzigen, die diesen Plan durchkreuzen können, und halten plötzlich das Schicksal des neuen Jahrhunderts in ihren Händen ...


    Mein Fazit:
    Der erste Teil hatte mir ja schon sehr gut gefallen, aus dem Grund habe ich mich schon länger auf die Fortsetzung gefreut und hatte hohe Erwartungen. Ich wurde nicht enttäuscht. Tolle Fortsetzung - kann ich absolut jedem empfehlen der Teil 1 gelesen hat und mochte - bzw kann ich generell jedem, der dieses Genre mag, empfehlen, mit dieser Saga zu starten.
    Besonders positive möchte ich den detaillierten Schreibstil hervorheben - dieser ermöglicht es den Lesern, toll in der Geschichte aufzugehen. Turbulenzen und verschiedenste Entwicklungen der Charaktere - man weiß vorab nicht, was einem erwartet...

  • Die Romanhandlung setzt im Jahr 1891 ein und endet mit einem Epilog im Jahr 1909. Zwanzig Jahre sind vergangen, seit der Leser die Familie von Briest im ersten Teil der Jahrhundertsturm-Trilogie verlassen. Obwohl für die den Vorgängerroman nicht kennenden Leser die wichtigsten Zusammenhänge erklärt werden, ist es für das Verständnis und die umfassende Lesefreude vorteilhaft, diesen zuerst zu lesen. Hauptfiguren in „Jahrhunderttraum“ sind die Enkel Alvin von Briests. So wie einst Alvin für die Eisenbahn brannte, sind seine Enkel von der sich gerade entwickelnden Luftfahrt begeistert. Doch der Traum vom Fliegen bleibt lange eben nur ein Traum. Neben anderen Entwicklungen werden Lilienthals erste Flugversuche und Projekte Graf Zeppelins werden ebenso spannend wie interessant beschrieben. Dabei wird der Leser nicht mit technischen Details bombardiert, alles wird zwar hinreichend erklärt, gewinnt jedoch nie die Oberhand im Romangeschehen, sondern ist immer nur Beiwerk.


    Aber nicht nur die technischen Entwicklungen der Zeit werden thematisiert. Ein wichtiger Bestandteil ist auch die gesellschaftliche Analyse der ausgehenden Bismarckzeit. Der Antisemitismus greift zunehmend um sich, angefeuert durch geschickte Propaganda und gestreute Tatsachenverfälschungen. Schuldzuweisungen sorgen für eine angeheizte Stimmung. Das Verknüpfen von historischem Geschehen, technischem Fortschritt, Reflexion der gesellschaftlichen Entwicklung und fiktiver Romanhandlung ist Richard Dübell auch in diesem Roman ausgesprochen gut gelungen. Er hat meisterlich erzählt und in dem über 700 Seiten umfassenden Roman keine Längen aufkommen lassen. So baute sich vor meinem inneren Auge ein umfassendes authentisches Zeitbild auf.


    Aber auch Liebesgeschichten würzen die Romanhandlung. Am hervorstechendsten ist dabei wohl die Beziehung zwischen Amalie von Briest und Emma von Schley. So, wie ich die gesellschaftliche Akzeptanz der Ménage-à-trois im ersten Teil der Trilogie anzweifelte, fällt es mir schwer zu glauben, dass diese Liebe, die ja nicht wirklich geheim gehalten wurde, nicht mehr Anfeindungen ausgesetzt war. Nichts desto trotz bietet sie das Fundament, für die Thematisierung der aufstrebenden Frauenbewegung in Deutschland.


    Die Personen wurden sehr treffend und glaubwürdig charakterisiert. Ihr Tun und Denken war einleuchtend und nachvollziehbar.


    „Der Jahrhunderttraum“ ist ein sehr interessanter und ebenso unterhaltsamer Roman, gut durchdacht und intelligent aufgebaut, dazu ist er nicht nur leicht zu lesen, sondern auch noch sehr lesenswert. Wer wie ich die Verbindung von erzählter und erdachter Geschichte und einem faktischen historischen Rahmen sehr mag, wird bei diesem sehr gut aufgehoben sein.


    Nun warte ich gespannt auf den letzten Teil dieser Trilogie und fiebere schon der neuen Thematik entgegen. Was könnte es sein? Die Entwicklung der Raumfahrt um Wernher von Braun, der Beginn der Computertechnik um Conrad von Zuse? Nun ja, ich werde mich überraschen lassen müssen.

  • DER JAHRHUNDERTTRAUM von Richard Dübell Band 2


    :D Alle sollen/dürfen träumen :D


    „FÜR ALLE, DIE TRÄUMEN. HÖRT NIE DAMIT AUF!“ Das ist die hauptsächliche Botschaft, die dem Buch voransteht und es auch zu vermitteln vermag.
    Inhalt:
    Die Familie von Briest steht im Mittelpunkt des Romans „Jahrhunderttraum“, Band 2 der Deutschlandsaga. Das sind Vater Moritz, Mutter Antonie und deren Kinder Otto, Levin und Amalie. Um diese fünf fiktiven Personen entwickelte der Autor eine opulente Geschichte mit wiederum erfundenen, aber auch vielen real existierenden Menschen. Jeder/Jede hat seinen/ihren Traum.
    Levin von Briest fasziniert schon im jugendlichen Alter das Fliegen und ist begeisterter Anhänger Otto Lilienthals. Er beteiligt sich bald aktiv bei dessen experimentellen Vorarbeiten und den zahllosen mehr oder weniger erfolgreichen Flugversuchen. Auch Otto von Briest, der Ingenieurwesen studiert und wie sein Vater bei Siemens einsteigen soll, ist zunächst angesteckt vom Flugvirus. Später wird ihn ein völlig anderer Berufszweig fesseln.
    Im Laufe der Handlung treten viele Flugpioniere auf: neben Otto Lilienthal sind das Graf Ferdinand von Zeppelin, die amerikanischen Brüder Wright, der brasilianische Erfinder und Luftschiffer Alberto Santos Dumont, der Luftfahrtenthusiast David Schwarz, Friedrich Wölfert u.v.a. Sie alle sind große Phantasten, die sich durch Spott, Häme, Intrigen, Sabotage nicht von ihrem alles überstrahlenden Traum vom Fliegen abbringen lassen.
    Die Frauen im Roman Richard Dübells beginnen sich zu emanzipieren. Antonie von Briest engagiert sich für Frauenrechte und ihre Tochter Amalie findet ihr Glück beruflich und privat bei einer jungen Frau.
    Einen großen Teil des Romans bestimmt der Charakter des Oscar Glock, ein dubioser Berliner Unternehmer und seine jungen Untergebenen: „Die Söhne Walhalls“. Dieser Oscar Glock nutzt die Schwächen, die geheimen Gelüste der Menschen perfide für seine infamen Ziele aus. Er macht seine „Angestellten“ zu willenlosen Werkzeugen.



    Meine Meinung:
    Der Autor packt viele Themen, die verschiedene Bereiche der Gesellschaft betreffen, an. Er gibt Einblicke in die Mode, den Moralvorstellungen, den Anstandsregeln der Zeit, und er spricht die gleichgeschlechtliche Liebe, die Prüderie und die Unzucht an.
    Er versteht es, die Aufbruchstimmung in eine neue Zeit festzuhalten. Alle möglichen Erfindungen, die in die Zeit passen, findet man in dem Buch wieder.
    Und es gibt sehr viele Technikdetails zuungunsten der sonstigen Handlung, zu viele Schauplätze, was zu unnötigen Längen führt.



    Zusammenfassung:
    Ein dramatischer, spannender Beginn und ein ebensolches Ende! Dazwischen viel Zeitkolorit. Gut recherchiert, alles ist stimmig. Das Werk beschreibt die Zeit von 1891 bis 1909, eine geringe Zeitspanne von nur 18 Jahren. Es unterteilt sich in sechs Bücher mit Überschriften, die einen Traum beinhalten (bspw. Buch 1: Der Traum vom Frieden).
    Die Dialekte sind angenehm zu lesen. Zeppelin darf „schwäbeln“, einige andere Personen verfallen immer mal wieder vom Hochdeutschen ins „Berlinerische“ (Edgar Thrönicke, Hermine Leitner).



    Besonders für geschichtsinteressierte Leser eine schöne Lektüre. Von mir 4 Sterne! :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Als die Menschen den Himmel erobern wollten...



    "Der Jahrhunderttraum" von Richard Dübell ist ein historischer Roman über den Traum von der Fliegerei. Zwischen 1890 und 1910 wurde geplant und gebastelt, um diesen Traum wahr zu machen. Doch als erste Versuche von Erfolg gekrönt waren, kamen auch die ersten Ideen auf, diese tolle neue Erfindung militärisch zu nutzen.
    Der Roman ist eigentlich der zweite Teil der "Jahrhundertsturm"-Saga, kann aber auch ohne dieses Vorwissen sehr gut gelesen werden. Wie schon in Band eins wird die Entwicklung der Familie Briest beschrieben, welche Träume und Nöte sie haben und in welche Gefahren sie sich begeben. Spannend und äußerst informativ hat der Autor mich in die damalige Zeit versetzt. Viele Themen der damaligen Zeit hat er in seinem Werk verarbeitet, wie z. B. den beginnenden Hass gegen Juden, die Verbreitung von Detektivbüros oder einfach große Namen wie Siemens und Zeppelin. All das findet man in diesem Buch, das aber trotzdem nie unübersichtlich wird, sondern immer eine klare Geschichte verfolgt.
    Wenn ich den ersten Band nicht gelesen hätte, dann hätte "Der Jahrhunderttraum" vermutlich auch 5 Sterne von mir bekommen, denn die Geschichte ist wirklich sehr gut geschrieben und lässt sich super lesen. Aus irgendeinem Grund sind mir die Hauptfiguren aber diesmal nicht so ans Herz gewachsen wie Paul und Luise. Ich habe mit Levin & Co einfach nicht so sehr mitgelitten, deshalb ziehe ich einen Stern ab.
    Trotzdem bleibt das Buch ein toller historischer Roman mit großartigem Setting in Berlin, inkl. Berliner Schnauze! Ich würde mich sehr über einen dritten Teil freuen, vielleicht wieder mit Hermine und Otto im Gepäck, und diesmal mit dem Traum von großen Ozeandampfern wie der Titanic. Ich bin gespannt, wie und ob es weitergeht!

  • Ich habe die Familie von Briest schon durch den Jahrhundertsturm begleitet und war daher sehr neugierig darauf, wie es mit ihr im Jahrhunderttraum weitergehen würde.


    Im Jahrhunderttraum spielen der Sohn und die Enkel von Paul und Louise, um die es im Jahrhundertsturm ging, die Hauptrolle. Paul und Louise sterben am Anfang des Buches in einem Zugunglück. Die Familie ist nicht davon überzeugt, dass es sich dabei wirklich um einen Unfall oder vielleicht doch um Manipulation gehandelt hat und stellt Nachforschungen an. Für Levin von Briest dreht sich hingegen die Welt um den Traum vom Fliegen, nachdem er Otto von Lilienthal bei einem seiner Versuche mit dem Gleiter beobachten durfte.


    Im Jahrhunderttraum geht es hauptsächlich um diesen Traum vom Fliegen, auch wenn viele andere Themen der Zeit um 1900 aufgegriffen werden. Das ist auch einer der Gründe, warum ich Richard Dübells historische Romane so gerne mag. Er hat ein unglaubliches Talent, fiktive Personen zu erschaffen und diese auf historische Personen treffen zu lassen. So taucht man als Leser wirklich tief ein in die deutsche Geschichte. Im Jahrhundertsturm war dies hauptsächlich Otto von Bismarck, während es hier nun Otto von Lilienthal und Graf von Zeppelin sind, mit denen man als Leser einige Zeit verbringen darf.


    Man merkt, dass Dübell sehr viel recherchiert und ein riesiges Wissen über diese Zeit besitzt. So streut er immer wieder kleine Details ein, die die Handlung so real werden lassen, z.B. erwähnt er nebenbei, dass in Berlin im Jahr 1900 die Post sechsmal am Tag ausgetragen wurde. Diese kleinen Details machen es aus, dass die Geschichte für den Leser real wird.


    Am Ende des Buches gibt es ein Nachwort, in dem Dübell einige historisch wichtige Ereignisse und Personen noch mal aufgreift und erklärt, wie viel davon in seinem Roman Wahrheit und was Fiktion war, was sehr hilfreich ist, wenn man (so wie ich) sich darüber Gedanken macht, inwieweit die Handlung des Romans mit der Realität übereinstimmt.


    Was mir außerdem sehr gut gefallen hat, ist, dass die Rolle der Frauen nicht zu kurz gekommen ist. Besonders Anthonie von Briest kämpft für die Rechte der Frauen aller Gesellschaftsschichten und muss mit den Konsequenzen leben, die dies für ihre gesamte Familie bedeutet.


    Insgesamt ist der Jahrhunderttraum ein sehr gelungener historischer Roman über die Zeit um 1900, in der die ersten Luftschiffe konstruiert wurden und der Traum der Menschen vom Fliegen langsam real wird. Aufgrund der Detailtreue würde ich das Buch jedem Fan historischer Romane empfehlen. Mir hat es wirklich sehr gut gefallen und ich hoffe, dass es noch mehr Teile der Familiensaga geben wird.

  • Der Traum vom Fliegen
    Das Cover des zweiten Bandes, ist im gleichen Stil gehalten wie der erste Band. Pastellfarben, das hat dann den Wiedererkennungswert. Passt genau zur Thematik.
    Der zweite Teil der Jahrhundertsaga von Richard Dübell befasst sich mit der großen Veränderung des Luftraumes. Der Traum vom Fliegen ist in den Köpfen der Ingenieure. Wer kennt diese Pioniere der deutschen Luftfahrt nicht? Otto Lilienthal, Graf Zeppelin. Die Geschichte wird in einem Roman eingebunden der das Leben und Sterben der Familie von Briest erzählt.
    Auch das politische Geschehen der Jahrhundertwende keimt schon auf. Die Frauenbewegung des ausgehenden 19.Jahrhunderts zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch.
    Intrigen und Attentate säumen den Wegesrand der Flugpioniere und deren Unterstützer.
    Die Hauptcharaktere der Saga:
    Die Familie von Briest, allen voran Moritz von Briest und dessen Frau Antonie. Moritz von Briest arbeitet in leitender Position bei der Anfangsfirma von Siemens. Antonie setzt sich für die aufkeimenden Frauenrechte ein.
    Die Kinder der von Briests. Otto, Levin und Amalie. Otto soll in die Fußstapfen des Vaters treten und Ingenieur werden, Kevin ist nach einer Begegnung mit Lilienthal der Fliegerei verschrieben. Dann ist hier noch Amalie, die sich auch in der Frauenbewegung engagieren soll. Was aber alles andere als ihr Anliegen ist.
    Aus dem ersten Teil kommt Edgar von Trönicke, ein Freund der Familie. Er wurde auf Gut Briest nach seinen schweren Kriegsverletzungen aufgenommen und wieder gesund gepflegt. Er soll auch das Zugsunglück untersuchen, bei dem seine Freunde Paul und Louise Baermann ums Leben kamen. Die Eltern von Moritz von Briest.
    Trönicke ist Privatdetektiv und hat als Angestellte Hermine Leitner eine resolutes Persönchen, die sich doch zu behaupten weiß.
    Aber wie in jeder Saga gibt es auch Personen die von der Zeile an ein wenig suspekt sind und von Anfang an Unbehagen verursachen. Oscar Glock ist eine davon. Der will mit aller Macht an die Spitze des Ingenieurwesens kommen, egal wie hoch der Preis dafür ist.
    Mein Fazit:
    Ein historischer Roman, der sehr gut und wie ich finde flüssig und nicht langweilig geschrieben ist. Ab und an sind ein paar Passagen, die etwas langatmig sind, da kann der Leser sich etwas erholen und auf die nächsten spannenden Seiten warten. Der Jahrhundert Traum ist nicht nur ein Roman sondern auch eine Geschichte über Spionage und ein Thriller der Jahrhundertwende.
    Es tut zwar nichts zur Sache, den ersten Band nicht gelesen zu haben, aber ich persönlich werde das nachholen, den ich finde das sollte bei einer Saga schon so sein. Auch freue ich mich auf den dritten Teil.
    Ich kann hier eine klare Leseempfehlung aussprechen.

    :lol::totlach: Jede Minute, die man lacht, verlängert das Leben um eine Stunde (chinesisches Sprichwort)