Elisabeth Escher - Hannas schlafende Hunde

  • Zur Autorin (lt. Buch):
    Elisabeth Escher, geboren 1956 in Wels/OÖ, lebt als AHS-Professorin, freie Mitarbeiterin bei den Salzburger Nachrichten und Schriftstellerin mit ihrer Familie in Salzburg.
    Preisträgerin des "Christine-Busta-Lyrikpreises 2006, 2007 Aufnahme in den P.E.N. International.
    Zahlreiche Publikationen:
    Kinderliteratur; Italienischlehrbücher;
    Romane: "Bienengift", "Ein Herz für Hercules";
    Lyrik: "So viel Liebe auf Papier", "worte wege gehen".
    Mehr dazu auf ihrer Hompage


    Das Buch wurde u.a. mit Hannelore Elsner (als Großmutter) und Nike Seitz (Hanna) verfilmt und kam Mitte letzten Jahres in die Kinos. Beim Durchlesen der Inhaltsangabe zum Film muss meiner Meinung nach jedoch festgehalten werden, dass der Film auf dem Buch basiert, aber doch eindeutige Unterschiede zu finden sind (z.B. die Geschichte mit dem Pfarrer kommt so im Buch nicht vor) Trailer


    Zum Inhalt (lt. Buchrücken):
    Alles wirkt friedlich, wenn Hunde schlafen. Doch Hannas Hunde warten nur darauf geweckt und losgelassen zu werden. Auch in der Welt des Mädchens, das in einer österreichischen Kleinstadt in den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts aufwächst, scheint auf den ersten Blick alles friedlich. Doch die Vergangenheit wirft lange Schatten: Hannas erblindete jüdische Großmutter hat in der Zeit des Nationalsozialismus zu viel gesehen, um es in Worte fassen zu wollen. Der streg katholische Vater hält den Blick hartnäckig nach vorne, auf das Ewige Licht gerichtet, ohne ihn jemals nach links oder rechts abzuenden. Und die Mutter hat ein Leben im Verborgenen hinter sich. Hannas Ahnungen, dass sich dunkle Geheimnisse hinter der scheinbaren Idylle verbergen, verwandeln sich nach und nach in Gewissheit.
    Schließlich muss Hanna erkennen , dass die Gefahr der schlafenden Hunde in einer Gesellschaft der Verdrängung nicht nur eine Angelegenheit von Gestern, sondern auch von Heute und Morgen ist.


    Meine Meinung:
    Das Buch ist die Geschichte von Hanna, die in einem Haushalt mit ihren Eltern, den beiden Brüdern und ihrer blinden Großmutter aufwächst. Zur Großmutter hat sie eine ganz persönliche Bindung, ihr vertraut sie voll und ganz, und für sie ist sie auch das sehende Auge, dass der Großmutter immer alles beschreibt, da diese erblindet ist.
    Obwohl das Buch bereits in den 60er-Jahren spielt, so zieht sich doch das "damals" durch die ganze Geschichte. Ein "damals" das meist nur angedeutet wird, wo Sätze angefangen werden, aber nie vollendet. Das Buch ist in mehrere Kapitel gegliedert, die am Ende des Buches angeführt werden, bei einigen wird dazu der Hinweis vermerkt "Zeitsprung vorwärts" oder "Zeitsprung zurück". Ich persönlich wäre auch ohne diese Hinweise ausgekommen.
    Der Roman ist sehr düster, geprägt vom "nicht auffallen wollen" als jüdischstämmige Familie, die Mutter von Hanna heirate einen Arier und Hanna ist Halbjüdin. Auch nach Ende des Krieges gibt es weiter die nichtjüdischen Nachbarn, über die die Großmutter das eine oder andere Kommentar von sich gibt, aber immer nur andeutungsweise. Gemeindemitglieder, die sich damals ihr "Schweigen" nur Einforderungen von Diensten bezahlen ließen, bzw. sich jetzt noch als die "besseren" sehen.
    In einem "Zeitsprung vorwärts" - Hanna ist bereits selbst erwachsen und Lehrerin - begegnet ihr der Rassismus erneut in Form von Aussagen eines ihrer Schüler über die türkischstämmigen Mitschülerinnen.
    Bei einem Rückblick in die Schulzeit der Mutter wird deutlich, dass Menschen das sehen, was sie sehen wollen (Die Lehrerin der Mutter hatte diese als arisch eingetragen, wohlwissend, dass dies nicht stimmte und ein Mitarbeiter des Ministeriums hielt einen Vortrag über die Rassenlehre und schilderte bei der Betrachtung und Vermessung der Mutter, dass sie eben der "Prototyp eines deutschen Mädels" sei, nachdem er voher darüber referierte, wie man Juden erkennt und abfälligste Bemerkungen über diese zum besten gab).
    Das erwärmende an dem Buch ist die Beziehung von Hanna zur Großmutter und die für mich sehr emotionale Sprache der Autorin, die der Gefühlswelt von Hanna sehr viel Raum gibt.


    Ich habe das Buch zusammenfassend mit 4 Sternen beurteilt.

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    „An allem Unrecht, das geschieht, ist nicht nur der Schuld, der es begeht, sondern auch der, der es nicht verhindert.“

    Erich Kästner

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    Lesen gefährdet die Dummheit

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