Christoph Ransmayr - Cox oder der Lauf der Zeit

  • Kurzmeinung

    Jean van der Vlugt
    Sprachlich versiert erzähltes Nichts, philosoph. auf Glückskeksniveau,oberflächlich,fast Kitsch,ohne interessante Brüche
  • Kurzmeinung

    Emili
    Farbenprächtig und märchenhaft. Wunderschöne fliessende, bildhafte Sprache.
  • Der Bücherstapel wächst und wächst....

    Das geht nicht nur Dir so :-))


    Tipp: Lass ihn liegen, wie und wo er ist und lege Ransmayrs "Atlas" oben drauf, und dann arbeite den Stapel von oben ab - es lohnt sich!

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • @drawe Ich habe ihn schon öfters bei Lesungen erlebt. Eben daher hab ich mir das vorstellen können, wo er Pausen macht, wie er Rufzeichen mitten im Satz betont, wie er Sätze ausklingen lässt... Und an den österreichischen Zungenschlag muss ich mich nicht erst gewöhnen. :wink:


    Ich habe noch "Der fliegende Berg" von ihm, aber das habe ich noch nicht gelesen. Kennt es jemand?

  • ach so - da habe ich Dich wohl missverstanden!

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Ich habe noch "Der fliegende Berg" von ihm, aber das habe ich noch nicht gelesen. Kennt es jemand?

    Zu Deinen Diensten, siehe hier: Christoph Ransmayr – Der fliegende Berg
    Und ich bin betrübt, dass diese Rezi in all den Jahren bisher absolut ohne Kommentar blieb... Nun ja!

  • Eure Begeisterung kann man gar nicht mehr widerstehen und gestern habe ich mir "Cox oder der Lauf der Zeit" und "Atlas eines ängstlichen Mannes" recht günstig bestellen können.
    "Cox oder der Lauf der Zeit" hatte ich ursprünglich von meiner Liste gestrichen, weil mir der Anfang recht brutal vorkam. Zumindest hatte mich die Leseprobe abgeschreckt, aber ich gehe mal erschwert davon aus, dass es nicht so weiter geht.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • dass es nicht so weiter geht.

    na ja ...
    nicht durchgängig :)
    Aber er macht es wett. Ich habe es gar nicht richtig glauben können, als das Buch aus war.
    Viel Spaß beim Lesen!

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


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  • Wie gesagt, eurer Begeisterung konnte man wirklich schwer widerstehen. Ich habe das Buch angefangen und bin unglaublich eingefangen von der wunderbaren Erzählkunst Ransmayrs. Das ist ja der pure Wahnsinn! Man wird wirklich von den Worten durch das Buch getragen. Es ist wie ein Fluss von Worten. Wobei ich mich interessanterweise auch anfänglich erst einlesen musste. Ich kann auch nicht genau sagen an was es gelegen hatte. Der Funke war also nicht vom ersten Satz an bei mir übergesprungen, dann aber richtig. Mittlerweile bin ich auf Seite 232 gelangt und habe leider nicht mehr viel vor mir.

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  • Dann ist es uns beim "Einlesen" ähnlich gegangen. Ich finde das relativ normal, wenn man jeweils ein neues Buch beginnt, da unmerkbar jeder Autor seine Sprach- und Inhaltswelten hat.
    Um wieviel mehr noch dann bei Ransmayr?!!


    Gutes Weiterlesen! Und da er doch schon einiges geschrieben hat, gibt es vielleicht noch mehr zu entdecken. In Abst¨nden, sozusagen: "Genußlektüre"...

  • Ich finde das relativ normal, wenn man jeweils ein neues Buch beginnt, da unmerkbar jeder Autor seine Sprach- und Inhaltswelten hat.

    Ja, ich empfinde das auch normal, dass geht mir fast immer so.

    Gutes Weiterlesen! Und da er doch schon einiges geschrieben hat, gibt es vielleicht noch mehr zu entdecken. In Abst¨nden, sozusagen: "Genußlektüre"...

    Mittlerweile habe ich das Buch -leider- beendet, es hätte gerne etwas länger sein können. Ich habe noch 3 Bücher von Ransmayr zu Hause auf die ich mich ja dann noch freuen kann :)

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  • Ja, ich kanns dir nachfühlen, das war mir auch arg, als die Geschichte aus war, weil ich so versunken war und noch nicht auftauchen wollte! Ich hab mir das Hörbuch gegönnt und damit mein Vergnügen verlängert.

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


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  • vielleicht finden sich hier noch andere zukünftige Leser ein

    Ja, ich. Hier habe ich ein paar Worte dazu geschrieben.


    Das erste Buch in diesem Jahr, das beinahe an "Lincoln im Bardo" heranreicht.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • ### Inhalt ###
    Alister Cox, ein englischer Rockstar unter den Uhren- und Automatenbauern seiner Zeit, wird an den Hof des chinesischen Kaisers Qianlong gerufen, damit dieser ihm seinen Durst nach ausgefallenen Zeitmessern stillen kann. Die unglaublichsten Wünsche erfüllen Cox und seine Gefährten dem chinesischen Kaiser, dem Allmächtigen, dem Herren aller Horizonte, dem Herren der Zehentausend Jahre: Uhren, ausgestattet mit an die Grenzen der Vorstellbarkeit ausgeschmückten Pracht aus Gold und Edelsteinen und selbst Metallen, an denen Menschen bei er bloßen Berührung sterben können. Eine Uhr, die das Zeitempfinden eines spielenden Kindes anzeigt und eine Uhr, die das Verfließen der Zeit eines Todgeweihten anzeigt. Doch dann verlangt der Kaiser ein Werk, was Cox und seine Gefährten sich nur in ihren kühnsten Träumen gewagt hätten auszumalen.


    ### Positives ###
    Die Sprache, derer sich Christoph Ransmayr in seinem Buch bedient ist opulent, fantastisch und exorbitant. Die Bechreibungen des Lebens am Hofe des Kaisers, die unerreichbare Erhabenheit, die verübten Grausamkeiten, um völkische Abweichler zu bestrafen, die bis ins letzte Detail geplanten und ausgeübten traditionellen Handlungen und Gebote des Hofes, all das wird in einer Fülle und Sattheit beschrieben, die einen schwindlig werden lassen. Das ganze Buch ist eine Folge von Darstellungen über die Unübertroffenheit des chinesischen Kaisers. Dazwischen wird die Geschichte der vier Gefährten aus London erzählt, die seine unerhörten Wünsche erfüllen. Durch diese Sprache bekommt man ein gutes Gefühl von dem Allmachtsgedanken der Kaisers und der Furcht seiner Untergebenen, wenn es zum Beispiel auf S. 60 heißt: „Hatte Qianlong das Interesse an den Fähigkeiten seiner englischen Gäste verloren? Oder sie einfach vergessen? Schließlich mußte der Herr über Himmel und Erde das Gewicht der Welt durch die Zeiten tragen und endlose Listen von Fragen gleichzeitig bedenken und konnte so ganze Armeen aus seinem Gedächtnis verlieren.“ Das Ende des Buches finde ich gelungen und bildet einen gekonnten und augenzwinkernden Abschluss des dargestellten Kaiserkultes.


    ### Negatives ###
    Die Sprache, die auf der einen Seite, das Gefühl von Allmacht und Unübertroffenheit vermittelt, ist auf der anderen Seite ein Fluch. Sie wirkt auf mich oft zu süffig, zu schwer, zu sperrig. Oft habe ich einen Satz zwei bis dreimal lesen müssen und am Ende sind trotzdem keine leuchtenden Bilder vor meinem geistigen Auge entstanden, wenn es zum Beispiel auf S. 56 heißt: „Aber wie von den krachenden, im Tageslicht blaß wie Wasserzeichen an den Himmel gekritzelten Feuerwerksgarben angezogen, hatte sich zu den Felswänden und aus den Schluchten des Shan-Gebirges schlagenden Echos der Explosionen ein böiger Wind erhoben, der die Schneeschauer noch hoch über den Erdboden verdichtete und davontrug, bis in die Himmelsareale über den Verbotenen Stadt - und seine kristalline Fracht erst dort endlich los und fallen lassen."


    ### Fazit ###

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:
    Eine süffige, oft aber auch sperrig wirkende Sprache, ein Gesamtkonstrukt mit einem gekonnten Ende, das einen schmunzeln lässt.

    Der ideale Tag wird nie kommen. Der ideale Tag ist heute, wenn wir ihn dazu machen. -- Horaz


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  • Wie so oft, komme ich wieder Jahre später mit meinem Leseeindruck von einem Buch:


    Cox ist eines der besten Bücher, die ich überhaupt jemals gelesen habe. Ransmayrs Sprache ist wuchtig, kraftvoll, drastisch, dann wieder zart, sensibel und voller Poesie. Im deutschsprachigen Raum gibt es nicht allzu viele Schriftsteller, die so schreiben können. Er ist ein wirklicher Künstler mit einem virtuosen Zugriff auf die deutsche Sprache. Der Gegenstand dieses Romans passt ganz wunderbar dazu: exotisch und fremd, doch an manchen Stellen auch merkwürdig vertraut. Die Ähnlichkeit in der Wahrnehmung von Zeit zwischen dem Kaiser und Cox finde ich ungeheuer anrührend.

    Die beschriebenen Gewaltszenen werden nicht voyeuristisch geschildert, sondern als Ausdruck eines anderen Menschen- und Gottesbildes.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:


    Ich bin eher niemand, der einen Roman inhaltlich oder sonst wie auseinandernimmt. Was mich anzieht, sind Inhalt und Sprache, eine Magie, die ein Buch für mich haben muss. Wobei sich die Magie auf extrem unterschiedliche Weise äußern kann, denn ich finde auch Hemingways Romane magisch.

    signed/eigenmelody

    Dear Life,

    When I said "Can my day get any worse?" it was a rhetorical question, not a challenge.

    -Anonymous

  • Nun bin ich dazu gekommen, mir mein eigenes Bild von dem gelobten Autor zu machen.

    Mir hat es gefallen. :D

    Christoph Ramsmayr könnte man als Künstler bezeichnen. Seine Sprache ist das, was den Roman ausmacht, finde ich. Natürlich auch die philosophischen Fragen, die er mit der Geschichte aufwirft. Doch die Sprache ist das wichtigste Element, finde ich. Er erzählt sehr bildhaft, fließend, teils poetisch, teils sanft, teils voller Energie.


    Mir hat der Vergleich von Farast sehr gut gefallen, er hat die Sprache des Romans mit einem Fluss verglichen. Genau so habe ich die Geschichte erlebt. Die floss in mich hinein. Auf wenigen Seiten teilt der Autor recht viel mit: die Erhabenheit und Macht des chinesischen Kaisers Quianlong über sein Volk, ja sogar über die Welt, die Grausamkeit mancher Regelungen, die in dem Staat herrschen, die Traurigkeit des Verlustes, die Neugierde am Erschaffen neuer Dinge und noch vieles mehr. Farbenprächtig und märchenhaft.

    Der geschichtliche Rahmen zu dieser Geschichte hat mir gut gefallen, und wie so oft bei mir der Fall ist, hätte ich diesen Roman lieber ausführlicher gelesen. O:-)

    2024: Bücher: 90/Seiten: 39 866

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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    Dalai Lama

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