Über die Autorin:
Dame Hilary Mantel (06.07.1952) wuchs als ältestes Kind einer irisch-katholischen Familie auf. Ihre Eltern trennten sich ohne sich scheiden zu lassen und sie nahm später legal den Namen ihres Stiefvaters an. Geprägt durch ihre Erziehung an Klosterschulen und den familiären Erfahrungen, legte sie früh ihren Glauben an Gott an, was sich in ihren Romanen spiegelt. Sie studierte Jura in London und Sheffield und schloss mit dem Bachelor ab, doch übte sie den Beruf nie aus. Sie arbeitete in verschiedenen Bereichen, immer unterbrochen von langen Zeiträumen schwerer Krankheit, die ihr Leben stark beeinflusste. Mit ihrem Mann, den sie zwei Mal heiratete, lebte sie jahrelang erst in Botswana, später in Djidda, ehe die beiden nach England zurückkehrten.
Sie wurde bereits früh für ihre Werke ausgezeichnet. Für ihren Sensationserfolg „Wolf Hall / Wölfe“ sowie dessen Fortsetzung „Bring up the Bodies / Falken“ erhielt sie jeweils den Man Booker Prize und ist damit eine von nur drei Autoren, die diesen renommierten Preis zwei Mal verliehen bekamen.
(Quelle: Wikipedia dt & eng.)
Buchinhalt:
Wir alle haben Geister in unserem Leben. Es sind Facetten unserer Persönlichkeit, die wir nie realisieren konnten. Für jedes Ja stirbt ein Nein, für jeden Jungen, der geboren wird, entsteht der Geist eines Mädchens.
Hilary Mantel hat sich ihren Geistern gestellt. In ihrer Autobiografie erzählt sie von ihrem Aufwachsen in einfachsten Verhältnissen und von den Zwängen, denen sich das eigensinnige und träumerische Mädchen unterwerfen muss. Und sie berichtet von ihrer Krankheit, die dazu führen wird, dass sich das Äußere der jungen Frau verändert und sie niemals Kinder gebären wird. Im Angesicht der Geister entscheidet sie sich für ein Geistesleben und wird zu einer der meistgefeierten Autorinnen und wichtigsten sozialkritischen Stimmen Englands.
„Von Geist und Geistern“ erzählt das bewegte und bewegende Leben einer Frau, die ihre Schwächen immer wieder in Stärken verwandelt hat. Ein Zeugnis, das Mut macht und staunen lässt.
(Quelle: Klappentext)
Das Buch, erschienen 2003, umfasst 239 Seiten und ist unterteilt in sechs Kapitel.
Meine Meinung:
Hilary Mantel legt in diesem Buch ein extrem persönliches Bild ihrer selbst vor und durch welche Erfahrungen sie wurde, wer und was sie heute ist. Es ist keine klassische Autobiografie im Sinne von „geboren in, aufgewachsen in, studiert“, auch wenn sie meist chronologisch erzählt mit kleineren Vorgriffen in ihr späteres Leben, sondern es ist ein Blick tief in das Innerste ihrer selbst. Da Hilary Mantel ihre Erzählungen bereits in einem sehr frühen Alter beginnen lässt, sehen wir das Kind von klein auf aufwachsen und folgen seinen Gedanken, Ideen, Fantasien. Ihr Leben ist stark geprägt durch die ärmlichen Verhältnissen, die gesellschaftlich sanktionierte Lebensweise ihrer Familie, die katholische Erziehung an Klosterschulen und dem Zwang, sich als Mädchen zu fügen und anzupassen. Außer bei den Großeltern ist sie als Mädchen nicht wichtig, eher ein Nichts, hat sich zu fügen und still zu sein – in der Familie wie außerhalb. Das bremst das hochintelligente Kind stark aus, das sich daraufhin in sich selbst zurückzieht und in ihren Gedanken bereits damals viele Leben führt und in ihrer Fantasie ausbaut. Und schon als Kind ist sie sehr oft sehr krank, ohne dass wirklich danach geschaut wird. Früh geht sie ihren eigenen Weg, folgt ihren eigenen Gedanken und Überzeugungen und wird doch immer wieder boykottiert – sei es durch die Gesellschaft, die jungen Frauen in den 60er und 70er Jahren immer wieder massiv Knüppel zwischen die Beine warf, sei es durch ihre Krankheit, die viel zu spät ernst genommen, diagnostiziert und behandelt wurde und massiv ihr Leben beeinträchtigt bis heute.
Beim Lesen dieser Lebensgeschichte hatte ich durchweg den Eindruck, dass Hilary Mantel dieses Buch in erster Linie für sich selbst geschrieben hat um mit sich, ihrem Leben, ihrer Krankheit und dem Weg, den dieses Leben genommen hat, ins Reine zu kommen; ihre „Geister“ zu besänftigen und zu verabschieden und für sich zu klären, wie sie zu dem Menschen wurde, der sie heute ist. Ob sie es wirklich immer veröffentlichen wollte, kann ich nicht beurteilen – ich weiß, dass ich selbst eine derart persönliche und tiefgreifende Geschichte meines Innersten, meines Selbst, nie an die Öffentlichkeit bringen würde. Hut ab vor dem Mut, der Welt so viele und extrem persönliche Einblicke in ihr Leben, ihre Gefühle und Gedanken zu geben.
Mein Fazit:
Eine sehr lesenswerte Geschichte über eine Frau, die so gebeutelt wurde und doch immer wieder aufstand, die Krone gerade rückte und weiter ihren Weg ging, gleich wie schwer er war. Aber wer zu diesem Buch greift, muss sich wirklich für die Frau Hilary interessieren, für den Menschen hinter der öffentlichen Autorin, denn nur darum dreht sich diese Lebensgeschichte.