Greg Palast - Gern geschehen, Mr. President! Wie man die US-Wahl manipuliert in 10 einfachen Schritten

  • Der Autor: (lt. Buchinnenseite)
    Greg Palast (*1952 in L.A.) ist unabhängiger Reporter/Ermittler/Filmemacher und arbeitet u.a. für die BBC, den Guardian und den Rolling Stone. Seine Bücher waren mehrfach auf der New York Times Bestsellerliste. Palast war Dozent an den Universitäten Cambrige und Sao Paolo und ist "Patron of the Trinity College Philosophical Society", eine Position, die vormals schon Jonathan Swift und Oscar Wilde innehatten. Palast lebt in L.A.


    Inhalt: (Klappentext)
    Wie kann es sein, dass im Kernland der Demokratie immer und immer wieder "kranke und gefährliche Schwachköpfe" (Robert F, Kennedy, jr.) wie George W. Bush (oder Donald Trump) Präsidenten werden?
    Ganz einfach: Sie werden gar nicht wirklich gewählt.
    Die Wahlen werden durch einen riesigen, von Milliardären finanzierten, Farbige , Studenten, Gefängnisinsassen und Bürger lateinamerikanischer Herkunft ausschließenden Wahl-Manipulationsapparat gestohlen. Etwa 6 Millionen Stimmen bei den letzten Wahlen. 2016 wahrscheinlich noch mehr.
    Wie das geht und welche Tricks dabei angewendet erden, wer dahinter steht und was ihre Ziele sind - das alles deckt Greg Palast in diesem Buch auf, das zeigt, dass die Demokratie der USA nur noch ein schlechter Witz ist.


    Meine Meinung:
    Ich muss zugeben, ich war bereits anfangs skeptisch bei diesem Buch. Beschreibt es Verschwörungstheorien oder setzt es sich wirklich mit Missständen auseinander?
    Jetzt nach der Lektüre bin ich immer noch etwas zwiegespalten.
    Es beginnt schon mit dem Stil des Buches: Reisserisch, journalistisch, gewisse Phrasen immer wiederholend (wird es dadurch wahrer?), gespickt mit Schimpfnamen wie "der Aasgeier". Da es aus dem Englischen übersetzt wurde, kann ich natürlich nicht sagen, wie sehr der Stil unter der Übersetzung gelitten hat.
    Dem Beginn des Buches in einer Art Vorwort von Robert F. Kennedy, jr. mit dem Titel "Eine feindliche Übernahme Amerikas" folgen zahlreiche Kapitel die die Wahlmanipulationen aufdecken sollen. Wenn die genannten Inhalte tatsächlich so stimmen, so ist es tatsächlich erschreckend, wie eine "angebliche" Demokratie schon längst keine mehr ist. Ich zweifle viele der Beispiele nicht an und ich finde es positiv, dass der Autor nicht nur gegen die Republikaner schießt mit seinen Anklagen, sondern auch gegen die Demokraten (wenn auch um einiges weniger) und somit "versucht" unparteiisch zu sein und nur den Demokratieverfall anzukreiden, jedoch merkte ich bei der Lektüre immer wieder, dass mir bei manchen Kapiteln zu viele Daten zu wahllos miteinander verknüpft werden, bzw. Zusammenhänge geschaffen werden, die ich - vielleicht als Europäer und somit Nichtamerikaner - nicht nachempfinden kann.
    Als Beispiel hierzu:
    Der Autor echauffiert sich über die neue (!) Notwendigkeit, sich bei der Registrierung bzw. Wahl mit einem Lichtbildausweis zu identifizieren, als der der man ist und unterstellt, dass diese Lichtbildausweispflicht vor allem arme bzw. Farbige trifft, die es sich nicht leisten könnten zur durchschnittlich 30 km entfernten Behörde zu fahren, um sich um solch einen Identitätsauswweis, der ihn als amerikanischen Staatsbürger ausweist, zu kümmern. Er stellt diese neue Anforderung meiner Meinung nach in dem Buch als eine rassistische und klassenfeindliche Schikane hin. Das passt für mich als Europäerin, die es gewohnt ist, einen Ausweis zu besitzen, einfach nicht zusammen und ca. 30 km 1 x im Leben sind meiner Meinung auch nicht unzumutbar.
    Wenn es jedoch dann z.B. weitergeht mit der Kritik des Autors, dass Personen aus den Wählerlisten gestrichen werden, weil sie z.B. im Zuge eines Studiums oder eines militärischen Auslandseinsatzes sich nicht an der eigentlichen Wohnadresse aufhalten, dies aber nicht wirklich erfahren sondern bei der Wahl dann einen "provisorischen Wahlzettel" ausfülllen dürfen, der dann nicht gezählt wird (angeblich weil ja Protest gegen die Streichung erhoben wird, dieser durchgeht und somit das "Provisorium" ungültig wird, weil er ja tatsächlich wählen hätte dürfen) dann neigt man als Leser schon dazu sich manchmal an den Kopf zu fassen bzw. diesen zu schütteln.
    Allerdings bleibt bei allen Schilderungen in diesem Buch für mich so ein schaler Beigeschmack, der teilweise auch hervorgerufen wird durch die immer wiederkehrenden Fußnoten mit Hinweisen auf die Homepage des Autors um weitere Infos zu erhalten und äußerst schlechte Bilder mit eingefügten Listen, die die Angaben im Buch bestätigen sollen, aber nicht wirklich gut lesbar sind bzw. für mich zu wenig aussagen. Im hinteren Teil des Buches findet sich auch noch ein 44 Seiten langer Comic, der die Inhalte des Buches nochmal in dieser Form darstellt. Auch hier wieder für mich der Eindruck: Nur wenn ich etwas immer und immer wiederhole, wird es deswegen nicht besser oder richtiger. Es stellt sich für mich auch weiterhin - wie vor Beginn der Lektüre - die Frage, an welche Leser das Buch gerichtet sein soll: An Verschwörungstheoretiker oder wissensdurstige Faktensammler?
    Zusammenfassend ist das Buch für mich eines der schwächeren, die ich heuer gelesen habe, obwohl mich die Thematik wirklich interessiert hätte und ich dem Autor diverse Fakten auch nicht absprechen will. Er hat sicher viele Stunden Recherche und Arbeit in das "Aufdecken" der Manipulationen gesteckt, aber die Aufbereitung des Inhaltes ließ für mich doch einiges zu wünschen übrig.

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    Erich Kästner

    "Das fliegende Klassenzimmer"


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