Immer wieder rückt er auch die alten Landkarten in den Mittelpunkt, und zeigt, wie schwierig es gewesen sein muss, die Welt, in der man lebte, maßstabgerecht abzubilden. Einigkeit gab es also keine im deutschen Reich, eher glich es einem Flickenteppich, aber die Ausdehnung dieses Reiches und der Länder, die es umgab, hat er vortrefflich auf Seite 36 beschrieben.
Mir war schon klar das sämtliche Landkarten nicht absolut korrekt gewesen sein können, zur damligen Zeit. Aber das es am Ende dann doch so große Unterschiede gegeben hat *wow*
Ich hab ja schon Probleme damit, die Entfernung zum Nachbarhaus korrekt abzuschätzen - wie sollte man dann zur damaligen Zeit Entfernungen schätzen? Angefangen damit, dass die Maße nicht standardisiert waren und aufgehört damit, dass die Wege ja niemals direkt waren. Außerdem haben wir ja bei unseren Physikern gelesen, dass die Navigation ohne Zeitmessung zu immensen Fehleinschätzungen von Richtung und Entfernung führten - also hatten die Menschen gut 100 Jahre zuvor gleich gar keine Chance, Entfernungen zwischen Kontinenten auch nur halbwegs korrekt wiederzugeben. Warum man aber immer wieder nach Süden ausgelegte Karten gezeichnet hat, das erschließt sich mir mal gar nicht.
Der Flickenteppich war natürlich Karls größtes Problem - die Landesfürsten all der Kleinstaaten hatten ja in erster Linie nur ihre eigenen Interessen im Sinn und meist waren sie sich ja nur einig in Ablehnung der kaiserlichen Entscheidungen und Wünsche Nichts schweißt ein Team so gut zusammen wie die Ablehnung des Chefs, das war also schon damals so
Luther sah sich in seinem Selbstverständnis wohl als einer, der gekommen war, um den wilden Deutschen mit seinen wüsten Reden immer wieder gehörig die Leviten zu lesen.
Und das hat er ja gehörig getan, mündlich wie schriftlich. Er muss ein sehr guter Rhetoriker gewesen sein, zumindest hab ich so den Eindruck.
habe ich natürlich sofort an unseren Cato gedacht - wollte der nicht auch mitlesen?
Er wollte drüber nachdenken, hat aber gleich eingeschränkt, dass er zeitlich wohl sehr eingespannt sein wird…
Dass das Volk damit nichts anzufangen wusste, und Umdeutungen versuchte, zeigt das Beispiel mit den Heiligen drei Königen ja auch sehr gut (seid Ihr auch so wie ich bis dato diesem Irrtum erlegen?)
Ich wusste, dass es nicht die Heiligen Drei Könige symbolisiert, aber die genaue Bedeutung hatte ich vergessen. Da das Volk kein Latein konnte, haben sie sich halt was zurechtgedeutet - zumal die Sternsinger ja auch immer am 6.1. losziehen, da war das ja echt naheliegend.
an der Meißener Kanzleisprache orientiert (was ich auch noch nie gehört hatte), und ist bewusst jedem Dialekt, jeder Spezialisierung der Sprache (wie sie bei Hof oder beim Militär üblich war) ausgewichen. Nur so konnte die Grundlage für unsere einheitliche deutsche Sprache gelegt werden - und doch variiert sie auch heute ganz ungeheuer in Dialektfärbung und Ausdrucksweise.
Die Kanzleisprache war mir jetzt auch kein Begriff - so weit zurück bin ich in meinen Handschriften noch nie gekommen, hab ca. 100 Jahre später gestoppt da muss ich mal unsere Archivarin befragen Aber es zeigt für mich gut Luthers Intelligenz bzw. zielgerichtetes Denken, dass er die Dialekte und Soziolekte vermied. Nur so konnte er möglichst viele und vor allem möglichst einflussreiche Menschen erreichen. Dass er damit den Grundstein für ein einheitliches Deutsch legte, war ihm vermutlich herzlich egal, denn für ihn war die Kanzleisprache ja "Hochdeutsch", also die Form der deutschen Sprache, die die Gebildeten verstanden. Auch hier zeigt sich dabei ein Grundproblem, dass Kaiser Karl hatte: er konnte kaum deutsch und war wohl insgesamt nicht ganz so sprachbegabt - das ist echt hinderlich in der Kommunikation mit den Untergebenen
Im letzten Abschnitt des Kapitels ist noch viel vom gedruckten Wort die Rede. Obwohl Luther ein Prediger war, ein Volksredner, hing sein Einfluss doch von seinen Schriften ab und deren Verbreitung vom Buchdruck.
Ohne den Buchdruck und ohne die dadurch weit verbreiteten Schriften wäre Luther doch auch nur ein x-beliebiger Prediger geblieben, der irgendwo im Stübchen saß und Sonntags auf der Kanzel wetterte… seine Thesen wurden zwar anfangs ohne sein Wissen verbreitet, aber die Verbreitung war nur durch diese Erfindung in diesem Umfang möglich. Davor waren Handschriften viel zu kostbar als dass sie viele erreicht hätten. Insofern könnte man vielleicht behaupten, Gutenberg ist schuld
Dennoch habe ich mich still für mich gewundert, dass dieser in seiner Ausdrucksweise durch recht derbe Luther hebräisch so gut konnte wie seine Muttersprache.
Das gehörte damals bestimmt mit zum Studium und zur Bildung an der Universität. Ich glaube, mal irgendwo gelesen zu haben, dass hebräische Bibeln gar nicht so selten waren.
Das Latein eine Sprache der Priester und Gelehrten war, aber darüberhinaus auch noch im Wirtshaus Latein "gelallt" ( ) werden musste, dass fand ich insofern interessant, weil sich da ja eine ziemliche Kluft zwischen der "normalen" und der "gelehrteren" Bevölkerung auftut.
Eine Kluft, die bestimmt von beiden Seiten gewollt war - die Abgrenzung der sozialen Schichten war ziemlich undurchlässig und von beiden Seiten so gewollt.
Meinst du das sich wirklich heutzutage jeder dafür interessiert? Ich glaube/befürchte es eher nicht. Zumal ich es immer schwieriger finde bei so vielen neuen Erkenntnissen noch halbwegs die grobe Übersicht zu behalten.
Sicher interessiert sich nicht jeder für die technischen Hintergründe all unserer Gadgets und Spielzeuge, aber sie haben viel mehr Einfluss auf unser Leben und sind daraus nicht mehr wegzudenken. Nimm nur uns - ohne die Technik könnten wir hier nicht schreiben und über die alte Zeit diskutieren. Astronomie, Satelliten etc. sind auch aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken - denk nur an GPS und die Navis in den Autos, an die Handyortung und und und. Damals wurden die absoluten Grundlagen dazu gelegt ohne dass sie für die damals lebenden Menschen eine Auswirkung hatten
als Letztes hatte ich den Ian Mortimer gelesen. Der ist gaaaanz anders.
Ja, der hat aber auch eine ganz andere Zielsetzung: Alltagsleben in England im Mittelalter - wie lebten die normalen Menschen, wie waren Städte aufgebaut etc etc. Der spaziert halt wirklich mit Dir an der Hand durchs England des 14. Jahrhunderts.
Ich glaube, daran muss ich mich erstmal gewöhnen
Das kommt schon, keine Bange
ich fand es sschon sehr interessant, das man sich auf das wesentliche konzentrierte ............. wie eben die Eroberung der *neuen* Welt und das All irgendwo *links liegen lies*
Das All war uninteressant außer für ein paar Gelehrte wie Kepler, Kopernikus, Galilei etc. Ansonsten schauten die Menschen in den Himmel, lebten nach dem Tag-Nacht-Rhythmus und hatten Angst vor der Sonnenfinsternis - der Rest war nicht wichtig. Aber Schifffahrt, Handel, neue Kontinente - die hatten Einfluss auf das Leben, evtl. auch auf das der Bauern wenn der Landesfürst mal wieder die Steuern erhöhte um mehr Pfeffer kaufen zu können für sein Essen.
Oh Mann ich seh schon, ich werde nachher (hoffentlich) viel gelernt haben
Ich hab Vorsprung - ich hab über die alle schon Biografien gelesen z.B. über Johanna die Wahnsinnige
Was täten wir bloß ohne Dich und Dein Wirtschaftsverständnis
Ich hab eigentlich nur in anderen Worten wiederholt, was Preisendörfer selbst geschrieben hat - außer vielleicht die Familienzusammenhänge
Schon beim ersten Buch dachte ich, wieviel man doch gelesen haben muss, um es so allgemeinverständlich zu erklären.
Schau Dir mal das Literaturverzeichnis an
Ich habe vor kurzem Die Farben des Jahres von Ann Baer gelesen, ein Jahr im Leben einer Frau im Mittelalter.
dann wär das angehängte Buch bestimmt auch interessant für Dich
Und auch, wieviele Ausdrücke in unserer Alltagssprache nicht "natürlich gewachsen" sind, sondern von Luther stammen, das habe ich auch nicht gewusst.
das war mir auch neu und ich find sowas immer total spannend
Ich dachte eigentlich, dass ich schon so einiges über Martin Luther weiß. Meine Schwägerin war (evangelische) Pastorin und hat sich daher schon von Berufs wegen sehr für den Herrn auf der Wartburg interessiert. Und ich fand Religion und Religionsgeschichte bzw. Geschichte generell immer sehr interessant und habe viel darüber gelesen. Aber man kann nie genug darüber lesen und es gibt immer wieder was neues, interessantes zu erfahren .
Okay, und schon wissen wir wen wir notfalls löchern können
könntest du das Namensverzeichniss in Zukunft vor deine Erklärung eingügen? Da brauch ich nicht zu viel hin und her zuscrollen
Ich versuch daran zu denken