Bruno Preisendörfer - Als unser Deutsch erfunden wurde (Start: 02.01.2017)

  • für die tolle Zusammenfassung.

    Sehr gerne :winken:


    Ich wusste das auch, aber wohne ja auch im tiefsten Katholikenland

    Aber dann hättest Du es ja eigentlich NICHT wissen dürfen. Die Katholischen haben das ja annodazumal aus dem Lateinischen in eine deutsche Bedeutung uminterpretiert. Deshalb dachte ich, das Lateinische wäre in Vergessenheit geraten. Oder versteh ich da was falsch?

  • Aber dann hättest Du es ja eigentlich NICHT wissen dürfen. Die Katholischen haben das ja annodazumal aus dem Lateinischen in eine deutsche Bedeutung uminterpretiert. Deshalb dachte ich, das Lateinische wäre in Vergessenheit geraten. Oder versteh ich da was falsch?

    Achso? Hatte das jetzt anders verstanden, ich zumindest wusste das :-k Vielleicht lag es dann eher daran, dass meine Mutter evangelisch war?
    Aber ich kann mich auch noch erinnern, dass wir damals auch bei den Sternsingern waren und die kritzeln das ja an die Tür. Da wird ja auch erklärt, was das heißt. Kann also auch daher kommen^^

  • Aber ich kann mich auch noch erinnern, dass wir damals auch bei den Sternsingern waren und die kritzeln das ja an die Tür. Da wird ja auch erklärt, was das heißt. Kann also auch daher kommen^^

    Gib's einfach zu, pralaya, Du bist einfach umfassend gebildet :pray:

  • So ich habe mich auch in die Tiefen des Wissens dieses Buches begeben und bin immerhin schon durch die Einleitung gekommen. Ich habe sie allerdings auch zweimal gelesen. :roll: Ich glaube, daran muss ich mich erstmal gewöhnen, aber ob ich das erste Kapitel schaffe wage ich erstmal zu bezweifeln, aber ich werde gleich auch noch eine Runde lesen. Das Cover gefällt mir allerdings sehr gut.

    Was mir als begeisterter eBook-Leserin gleich beim Aufschlagen aufgefallen ist, ist die wunderschön gestaltete Seite des vorder- und rückseitigen Innendeckels mit einer Ansicht von Wittenberg.

    Ja das Cover vorne und die Bildgestaltung von Wittenberg ganz vorne und auch ganz hinten im Innendeckel-Bereich gefallen mir außerordentlich gut. Und auch der erste Satz macht Lust auf mehr Wissen.

    Was mich sogleich für den Autor eingenommen hat, ist seine Sichtweise des Martin Luther. Er blickt noch auf den Menschen des Mittelalters, auf den Hassprediger gegen die Bauern etwa, die sich gegen die Obrigkeit auflehnen und damit auch die gottgewollte Ordnung in Frage stellen.

    Ich habe mich ehrlicherweise noch nie so ewig lange mit Luther aufgehalten, aber jede Persönlichkeit hat auch ihre Schattenseiten und Leichen im Keller, obwohl zur damaligen Zeit ja bedeutend häufiger geflucht wurde als heute (glaub ich). Aber sicher ist, das ich damals wohl ziemlich schnell auf dem Scheiterhaufen verbrannt wäre. :-,O:-)


    Aber es gibt historische Zeiten, die ich durchaus gerne kennengelernt hätte, auch ohne die Technologisierung deer heutigen Zeit. Ich wäre gerne im alten feudalen Japan gewesen. Das war auch eine ziemlich harte Zeit, aber definitiv hatte sie auch gute Seiten und Traditionen. Ich bin definitiv gespannt, was mich geschichtlich in dieser Lutherzeit erwartet. Melde mich später nochmal mit ein paar Worten, denn vielleicht komme ich ja doch noch weiter voran in Kapitel 1. 8-[:rambo:

    :study: 13 Gebote (Mortimer Müller) 290 / 426 Seiten

    :study: Einfach Mensch sein (Sy Montgomery) 32 / 208 Seiten


    SUB: 857

  • Ich bin noch nicht mit dem ersten Kapitel durch, aber so viel kann ich schon mal sagen: Preisendörfer stopft unheimlich viel Information auf wenige Seiten. Und es macht unheimlich Spaß zu lesen. Zunächst mal zu dem Anfang, den Überblick über das was uns erwartet fand ich sehr gelungen. Und ich kann nur sagen, wow über den Einband. Ein tolles Gemälde von Wittenberg. Die Einleitung hat schon ein gutes Bild der damaligen Zeit abgegeben und das Luthers Sprache deftig war, das war mir bekannt. Ich lese dann mal weiter und melde mich später noch einmal und dann auch mit mehr Diskussion.

    Liebe Grüße von der buechereule :winken:


    Im Lesesessel


    Kein Schiff trägt uns besser in ferne Länder als ein Buch!
    (Emily Dickinson)



    2024: 010/03.045 SuB: 4.302

    (P/E/H: 2.267/1.957/78)

  • Aber sicher ist, das ich damals wohl ziemlich schnell auf dem Scheiterhaufen verbrannt wäre.

    Muss gar nicht sein!
    Schau mal, der gute Martin hat auch überlebt, und das mit diesen ketzerischen Ansichten.

    Ich wäre gerne im alten feudalen Japan gewesen.

    Bloß nicht weiblichen Geschlechts.

  • So Dank der Zusammenfassung von @Sylli hat sich mein Gehirn wieder entwirrt und glaubt ihr´s danach habe ich auch echt kapiert was der gute Herr Preissendoerfer von mir wollte :totlach:

    gleich beim Aufschlagen aufgefallen ist, ist die wunderschön gestaltete Seite des vorder- und rückseitigen Innendeckels mit einer Ansicht von Wittenberg. Besonders angenehm fand ich die schönen Farben,

    Ja, ich gebe es zu :uups: Ich habe das Buch mit Schutzfolie gekauft und genauso nur ins Regal gestellt, bis ich angefangen habe zu lesen. Dafür wurde meine Augen auch um so größer als ich das Buch auf geschlagen habe und dann diese wunderschöne gestaltete Seite gesehen habe.

    Was mich sogleich für den Autor eingenommen hat, ist seine Sichtweise des Martin Luther. Er blickt noch auf den Menschen des Mittelalters, auf den Hassprediger gegen die Bauern etwa, die sich gegen die Obrigkeit auflehnen und damit auch die gottgewollte Ordnung in Frage stellen.

    So richtig konnte ich am Anfang gar nicht glauben das unser guter Herr Luther so ein *Halunke* gewesen sein soll :uups: Okay, mein Bild von Luther wird sich nach Beendigung grundsätzlich geändert haben.

    So war es wohl auch nicht die Weite des Alls, die beeindruckte, sondern die "Ausweitung" der Welt durch Seefahrer und Eroberer, und doch hat Columbus die Entfernungen viel zu gering eingeschätzt. Die Welt schien kleiner als sie ist, und das war gut so, denn sonst wäre der Wagemutige vielleicht gar nicht losgesegelt.

    Wie soll ich es am besten ausdrücken :-k
    ich fand es sschon sehr interessant, das man sich auf das wesentliche konzentrierte ............. wie eben die Eroberung der *neuen* Welt und das All irgendwo *links liegen lies*


    Sehr gut hat mir gefallen, wie Herr Preisendörfer von den Pfeffersäcken schreibt, die alsbald die Welt regieren sollten, vom Beute machen, und der Aufteilung der Welt zwischen den beiden erzkatholischen Ländern Spanien und Portugal.
    Immer wieder rückt er auch die alten Landkarten in den Mittelpunkt, und zeigt, wie schwierig es gewesen sein muss, die Welt, in der man lebte, maßstabgerecht abzubilden.

    Mir war schon klar das sämtliche Landkarten nicht absolut korrekt gewesen sein können, zur damligen Zeit. Aber das es am Ende dann doch so große Unterschiede gegeben hat *wow*

    Das war mir sehr lange nicht so bewusst, wie stark die Idealisierung Luthers doch in unseren Köpfen vorherrscht.

    Hier kann ich dir nur zustimmen :thumleft:

    Wir haben ja schon des öfteren bei unseren LR festgestellt, dass man nicht aus der heutigen Sicht beurteilen soll, aber ganz gelingt es mir doch nie. Würden wir wirklich mit einer Zeitmaschine 500 Jahre zurückversetzt werden, würden wir sicher alle sofort Reißaus nehmen.

    Ohja, wie oft habt ihr mir schon den Kopf zurecht gerückt, das ich viel kleiner denken sollte, das die Menschen gar nicht die Mittel hatten. Nein, in eine Zeitmaschine würde ich nach den lesen der Sachbücher auch nicht mehr gerne steigen wollen.

    Das Latein eine Sprache der Priester und Gelehrten war, aber darüberhinaus auch noch im Wirtshaus Latein "gelallt" ( ) werden musste, dass fand ich insofern interessant, weil sich da ja eine ziemliche Kluft zwischen der "normalen" und der "gelehrteren" Bevölkerung auftut.

    Dabei stellt sich bei mir die Frage. "Konnte sich ein kleiner Bauer überhaupt den Besuch im Wirsthaus leisten?"

    Sobald wir lernen, uns selbst zu vertrauen, fangen wir an zu leben. ( Johann Wolfgang Goethe )


    Jede Begegnung , die unsere Seele berührt hinterlässt eine Spur die nie ganz verweht. ( Lore-Lillian Boden )

  • So Dank der Zusammenfassung von @Sylli hat sich mein Gehirn wieder entwirrt und glaubt ihr´s danach habe ich auch echt kapiert was der gute Herr Preissendoerfer von mir wollte

    Ja doch glaub ich, ging mir genauso :mrgreen:
    Ich glaube ich fang nachher auch schonmal mit den ersten paar Seiten für morgen an, wo ich merke, dass ich dafür was länger brauche :-,

  • Oh, Schande über Dich, Du alte :-# Atheistin . . .

    jaja ich weiß, das ist mein Schwachpunkt :uups:

    OT
    Ich komme erst heute zum Lesen, gestern hatte mein Mann als Dachdecker schlecht Wetter, da war er unverhofft zu Hause.


    Grüße von missmarple

    na, das musstet Ihr ja schließlich gemeinsam ausnutzen :wink:


    Ich glaube ich muss noch ein wenig "Sachbuchlesen" üben, um das auch mal schreiben zu können. Ich musste mich schon ziemlich konzentrieren um Preisendörfer zu folgen.

    Wenn wir mit Preisendörfer durch sind, hast du bestimmt Übung :loool:


    Luther war der Meinung, dass Veränderungen von oben kommen müssen und es an der Obrigkeit liegt, die Lebensbedingungen der Bauern zu verbessern.. Alles andere verstieß seiner Meinung nach gegen die göttliche Fügung. Ich denke, für ihn war der Bauernaufstand gleichbedeutend mit einem Aufstand gegen Gott und deshalb hat er so erbittert gegen die Bauern gehetzt.

    Damit hast Du ja völlig recht und ich hab mal wieder den Fehler gemacht, zu sehr meine eigene Sozialisierung in meine Gedanken einfließen zu lassen. Allerdings hat er seine Hetzschriften schon sehr extrem formuliert. :-#


    Aber es ist immer schwierig die Menschen von damals zu beurteilen, waren doch ihre Wertvorstellungen ganz anders als heute.

    Und wir können nur versuchen, uns ein wenig in ihre Vorstellungen einzudenken. :wink:


    Ich kann jetzt nicht anders, aber mein erster Gedanke war, dass sich da so im Vergleich zu heute auch nicht so viel geändert hat.

    :totlach: da beschwer sich noch mal einer über die Jugendsprache von heute :loool:


    *auch wissen will*
    Für mich auch. Hängt das mit dem Handel zusammen, mit den reichen Kaufmannsfamilien oder mit dem Ablasshandel. Wer könnte da denn Klarheit in den Köpfen schaffen Wie hast Du denn das interpretiert Squirrel?

    So, dann will ich mal versuchen, meine Gedanken hier klar verständlich zu formulieren - eigentlich hat Preisendörfer es doch schon direkt auf den Punkt gebracht in dem Kapitel.
    Wir befinden uns in einer Zeit, in der der Habsburger Karl V. regierte - er ist der Enkel des vorherigen Kaisers Maximilian I. und der Katholischen Könige Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragon, Sohn Philipps des Schönen und Johannas der Wahnsinnigen. Damit stammt er von zwei der vorherrschenden Dynastien ab und herrscht über ein Reich, in dem "niemals die Sonne unterging" - er war Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation und gleichzeitig König in Spanien. Schon sein Großvater Maximilian war finanziell abhängig von den Fuggern, denn er war ständig pleite und musste sich ein Vermögen leihen, um seinen Verpflichtungen nachzukommen. Neben den Fuggern, die ihren Handel auf Europa und auf die Finanzierung des Kaisers konzentrierten, war das Geschlecht der Welser das zweite Augsburger Kaufmannshaus, dass international und zusammen mit den Kaisern ein Machtimperium aufbauten. Preisendörfer beschreibt sehr ausführlich, dass die Welser die Hauptkonzessionäre für Übersee waren, d.h. sie bekamen von Karl V. die Konzessionen, um Südamerika, v.a. Venezuela, auszubeuten. Das ist der eine Punkt, weshalb viel deutsches Geld nach Übersee floss.


    Der zweite Punkt ist der Handel, den Preisendörfer anreisst, indem er die Handelsstadt Frankfurt ins Spiel bringt. Durch Import floss viel Geld ins Ausland, so eben auch nach Übersee und Indien durch den Handel mit Gewürzen, die sehr begehrt und sehr teuer waren.


    Der dritte Punkt ist für mich schlicht die Tatsache, dass Spanien neben Portugal die Macht war, die Südamerika eroberte und ausbeutete - und Karl V. ist der spanische König. Also flossen bestimmt auch deutsche bzw. europäische Steuergelder über Umwege in diese Unternehmungen, vermute ich - aber das kann ich nicht mit Gewissheit sagen. :-k Übrigens so als Info am Rande: Papst Alexander, der die Neue Welt zwischen Spanien und Portugal aufteilte, war der Borgia-Papst - korrekt geschrieben Borja, denn er war Spanier :-,


    Der Ablasshandel zog immense Geldsummen nach Rom, blutete also das Reich finanziell aus ohne materielle Gegenleistung. Das ist aber ein ganz anderes Problem der damaligen Zeit, eines, dass die Wirtschaft und die Landesfürsten schwer schädigte, indem es die Geldressourcen aus den Ländern, damit aus dem Handel zog.


    Konnte ich Euch weiterhelfen? :scratch: Jetzt mach ich mir aber erst etwas zu essen, ehe ich den Rest hier nachlese - ist ja fast wie beim Wichteln hier :totlach:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • So viel Namen ... :shock:?(

    'tschuldigung :pale:


    Fugger + Welser = Augsburger Kaufmannsfamilien
    Karl V. = Kaiser zur Zeit der Reformation
    Maximilian = Opa von Karl, vorheriger Kaiser


    Isabella + Ferdinand = die (spanischen) Könige, die die Mauren in Spanien zurücktrieben, was ihnen den Ehrennamen "Die Katholischen Könige" einbrachte
    Johanna = ihre Tochter, die wahnsinnig wurde
    Philipp = Sohn von Maximilian, zu früh gestorben um Nachfolger zu werden


    besser? :uups:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • Äh..... :totlach:
    Oh Mann ich seh schon, ich werde nachher (hoffentlich) viel gelernt haben :-,

  • und glaubt ihr´s danach habe ich auch echt kapiert was der gute Herr Preissendoerfer von mir wollte

    Das ist doch zu viel des Lobs, da werde ich ja noch eitel :queen:


    "Konnte sich ein kleiner Bauer überhaupt den Besuch im Wirsthaus leisten?"

    Dorfgasthaus vielleicht schon.


    da beschwer sich noch mal einer über die Jugendsprache von heute

    Die könnten noch eine ganze Menge lernen vom Luther.


    Konnte ich Euch weiterhelfen? Jetzt mach ich mir aber erst etwas zu essen, ehe ich den Rest hier nachlese

    Was täten wir bloß ohne Dich und Dein Wirtschaftsverständnis (da setzt es bei mir immer aus) und das Essen hast Dir jetzt redlich verdient. :friends:

  • Okay, mein Bild von Luther wird sich nach Beendigung grundsätzlich geändert haben.

    Meines auch!

    wie eben die Eroberung der *neuen* Welt und das All irgendwo *links liegen lies*

    War doch noch leichter hinzukommen in die Neue Welt, als ins All, aber ich glaub, den "kleinen" Leuten war das eine so egal wie das andere.

  • Dann klinke ich mich auch mal ein. Auch von mir vielen Dank @Sylli für die Zusammenfassung :thumleft: .


    Für mich ist es ja schon das zweite Buch von Herrn Preisendörfer. Und schon beim ersten Buch ("Als Deutschland noch nicht Deutschland war") habe ich gestaunt über die Fülle an Wissen, die er doch recht locker-leicht rüberbringt.

    Mir gefällt die Art, wie der Autor die Dinge ins rechte Licht rückt, und es auch bei Kleinigkeiten ganz genau nimmt.

    Das mag ich auch sehr.

    Mir gefällt seine ganze Art, das Leben und die Geschichte zu beschreiben - er geht so leicht an die Sache heran, aber ganz sicher nimmt er es nicht auf die leichte Schulter. Das macht es uns wiederum viel leichter, in die Thematik hereinzukommen.


    Schon beim ersten Buch dachte ich, wieviel man doch gelesen haben muss, um es so allgemeinverständlich zu erklären.


    unwichtig fürs praktische Leben.

    Ja, wir schon, aus unserer heutigen Sicht; aber ein armer Bauer (oder gar erst die Bäuerin), die kaum über ihren Tellerrand hinaus sahen und sich gewiss hauptsächlich darum kümmern mussten, dass überhaupt etwas auf den Teller kam. Denen war es sicher völlig egal, ob sich die Sonne um die Erde drehte oder umgekehrt, und wie kluge Köpfe auf solche Ideen kamen, war ihnen wohl auch wurscht.

    Ich habe vor kurzem Die Farben des Jahres von Ann Baer gelesen, ein Jahr im Leben einer Frau im Mittelalter. Die Lutherzeit war zwar etwas später, aber so viel hat sich nicht geändert. Der Horizont eines durchschnittlichen Bauern reichte nun einmal nicht viel weiter als über sein Dorf hinaus, er war zu beschäftigt damit, zu überleben.
    Um Könige usw. hat sich doch der durchschnittliche Mensch damals nicht so unbedingt beschäftigt, weil es ja nicht direkt mit ihm zu tun hatte. Deshalb war es ihnen auch ziemlich egal, wer an der Macht war.
    Was die Religion anbelangte, das war was ganz anderes. Schließlich ging es da um das Seelenheil jedes Einzelnen.
    Was übrigens meine Sicht der Geschichte sehr geprägt hat, waren die Anti-Geschichtsbücher von Bernt Engelmann (leider nur antiquarisch erhältlich). In diesen schreibt er über die deutsche Geschichte nicht aus Sicht der "obersten Zehntausend", sondern aus Sicht der kleinen Leute. Habe ich mehrfach aus der Bücherei ausgeliehen und mir vor einigen Jahren auch zugelegt.


    Immer wieder rückt er auch die alten Landkarten in den Mittelpunkt, und zeigt, wie schwierig es gewesen sein muss, die Welt, in der man lebte, maßstabgerecht abzubilden.

    Das fand ich wahnsinnig interessant. Irgendwie ist es logisch, weil man ja nicht über die Landschaften drüberfliegen konnte, um sie zu kartographieren.


    Luther war der Meinung, dass Veränderungen von oben kommen müssen und es an der Obrigkeit liegt, die Lebensbedingungen der Bauern zu verbessern.. Alles andere verstieß seiner Meinung nach gegen die göttliche Fügung. Ich denke, für ihn war der Bauernaufstand gleichbedeutend mit einem Aufstand gegen Gott und deshalb hat er so erbittert gegen die Bauern gehetzt.

    Ach ja, Luther und die Bauernaufstände. Da fühlten sich die Bauern so richtig verraten und verkauft. Einerseits muckte Luther gegenüber Papst und Kaiser - also den Autoritäten schlechthin - auf, so dass die Bauern dachten, dass er auf ihrer Seite steht. Und dann sowas. Ich glaube auch, dass er das für einen Aufstand gegen die göttliche Fügung hielt.


    Dass das Volk damit nichts anzufangen wusste, und Umdeutungen versuchte, zeigt das Beispiel mit den Heiligen drei Königen ja auch sehr gut (seid Ihr auch so wie ich bis dato diesem Irrtum erlegen?)

    Oh ja. Und meine im Rheinland lebende katholische Freundin weiß das bestimmt auch nicht - muss ich nachher mal fragen.


    Hat er nicht, sondern sich an der Meißener Kanzleisprache orientiert (was ich auch noch nie gehört hatte),

    Das habe ich auch noch nie gehört :-k .


    Ich musste an der Stelle nicht nur grinsen, sondern lauthals lachen, als Luther "Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnaden..." umgeändert hat. Weil Maria doch schließlich kein Bierfass ist und daher nicht voll sein könne :totlach: .
    Und auch, wieviele Ausdrücke in unserer Alltagssprache nicht "natürlich gewachsen" sind, sondern von Luther stammen, das habe ich auch nicht gewusst.


    Ich dachte eigentlich, dass ich schon so einiges über Martin Luther weiß. Meine Schwägerin war (evangelische) Pastorin und hat sich daher schon von Berufs wegen sehr für den Herrn auf der Wartburg interessiert. Und ich fand Religion und Religionsgeschichte bzw. Geschichte generell immer sehr interessant und habe viel darüber gelesen. Aber man kann nie genug darüber lesen und es gibt immer wieder was neues, interessantes zu erfahren :drunken: .

    Lesen ist wie Reisen, ohne dass man dabei einen Zug oder ein Schiff besteigen müsste. Es eröffnet neue, unbekannte Welten. Es bedeutet, ein Leben zu führen, in das man nicht hineingeboren wurde, und alles mit den Augen eines anderen zu sehen. Es bedeutet, zu lernen, ohne mit den Konsequenzen der eigenen Fehler leben zu müssen.

    Madeline Martin, Der Buchladen von Primrose Hall

  • Ich glaube ich fang nachher auch schonmal mit den ersten paar Seiten für morgen an,

    Das habe ich mir auch vorgenommen, hoffentlich fallen mir die Äuglein nicht allzu schnell zu :wink:

    Nur so als Anregung :-, könntest du das Namensverzeichniss in Zukunft vor deine Erklärung eingügen? Da brauch ich nicht zu viel hin und her zuscrollen :totlach:

    Dorfgasthaus vielleicht schon.

    Sicher, aber bist du dir sicher das in so einer *Sperluke* dann noch Latein gesprochen wurde?

    Sobald wir lernen, uns selbst zu vertrauen, fangen wir an zu leben. ( Johann Wolfgang Goethe )


    Jede Begegnung , die unsere Seele berührt hinterlässt eine Spur die nie ganz verweht. ( Lore-Lillian Boden )

  • Am Ende dieses Abschnitts geht's um die Wiedertäufer die im Münster 1 1/2 Jahre die Macht inne hatten. Die 3 Käfige sind natürlich Imitationen, die Echten sollen im Museum stehen, allerdings streiten darüber manche noch. Die Herren Wiedertäufer waren: Jan van Leyden (Der Anführer), Knipperdolling und Krechting.


    :study: weiter geht's

    :study: 13 Gebote (Mortimer Müller) 290 / 426 Seiten

    :study: Einfach Mensch sein (Sy Montgomery) 32 / 208 Seiten


    SUB: 857

  • Der Horizont eines durchschnittlichen Bauern reichte nun einmal nicht viel weiter als über sein Dorf hinaus, er war zu beschäftigt damit, zu überleben

    Ja, das vergisst man heutzutage viel zu leicht, wie eng die Welt damals war


    ("Als Deutschland noch nicht Deutschland war")

    Das habe ich auch schon parat - und kommt heuer wohl auch noch dran.

    Irgendwie ist es logisch, weil man ja nicht über die Landschaften drüberfliegen konnte, um sie zu kartographieren.

    Und auf See noch schwieriger! Waren schon wagemutige Burschen damals.

    Weil Maria doch schließlich kein Bierfass ist und daher nicht voll sein könne

    Das fand ich auch sehr amüsant - und als ich noch katholisch war, ist mir die Formulierung beim Beten auch immer furchtbar blöd:-# vorgekommen. Beruhigt mich direkt, dass das der Luther auch so sah.

    Aber man kann nie genug darüber lesen und es gibt immer wieder was neues, interessantes zu erfahren .

    Wie wahr! :)


    Nur so als Anregung könntest du das Namensverzeichniss in Zukunft vor deine Erklärung eingügen? Da brauch ich nicht zu viel hin und her zuscrollen

    :thumleft:


    aber bist du dir sicher das in so einer *Sperluke* dann noch Latein gesprochen wurde?

    Die Bauern konnten eh keines, und die Studenten mussten auch im betrunkenen Zustand Latein lallen, sonst gab es eine Strafe.
    Bitte, wo ist der Cato? ?( Ich dachte, der will auch dabei sein.