Bruno Preisendörfer - Als unser Deutsch erfunden wurde (Start: 02.01.2017)

  • um uns langsam zu orientieren

    Ja, das sehe ich auch so. Wir werden jetzt erst mal eingestimmt auf unsere Zeitreise.

    Ausgepackt, dran gerochen und es gestreichelt habe ich das Buch aber schon

    Und mir kommt vor, dieses hier riecht auch so besonders gut. :)

    Bis dahin hat vllt @Sylli schon eine Zusammenfassung gepostet Du weist doch ihre Zusammenfassungen sind Klasse und entwirren das eine oder andere Male mein Gehirn

    Och, jetzt werde ich aber ganz :uups: , aber ich werde tatsächlich gleich einen Versuch starten. Vielleicht ist es diesmal weniger eine Zusammenfassung, aber ich poste mal meine Eindrücke . . .

    der Zeitpunkt jetzt war leider für mich sehr ungünstig.

    Ach, schade, aber dann soll es wohl ein anderes Mal sein. :friends:

  • Naja, vielleicht klappt es ein anderes Mal, der Zeitpunkt jetzt war leider für mich sehr ungünstig.
    Ich wünsche Euch auf alle Fälle ganz viel Spass beim lesen des Buches und in der Leserunde !

    Irgendwann klappt das :)

    Vielleicht ist es diesmal weniger eine Zusammenfassung, aber ich poste mal meine Eindrücke . . .

    aber gerne - diese vielen ersten Grundinformationen müssen ja nicht so detailliert zusammengefasst werden wie bei Rom oder den Physikern :wink:

  • Ich schleiche mich mal kurz rein, um euch eine tolle, interessante Leserunde zu wünschen! Ich hätte mich gern angeschlossen, weil mich das Thema interessiert, aber leider schaffe ich es momentan zeitlich nicht. Still und leise vorbeischauen werde ich dennoch ab und an... :winken:

    :montag: Judith Hermann - Daheim


    "Sehnsucht nach Liebe ist die einzige schwere Krankheit, mit der man alt werden kann, sogar gemeinsam."
    (Bodo Kirchhoff: Die Liebe in groben Zügen)


  • Ich schleiche mich mal kurz rein, um euch eine tolle, interessante Leserunde zu wünschen! Ich hätte mich gern angeschlossen, weil mich das Thema interessiert, aber leider schaffe ich es momentan zeitlich nicht. Still und leise vorbeischauen werde ich dennoch ab und an... :winken:

    ich mag auch unsere stillen Mitleser immer sehr gerne :)

  • Was mir als begeisterter eBook-Leserin gleich beim Aufschlagen aufgefallen ist, ist die wunderschön gestaltete Seite des vorder- und rückseitigen Innendeckels mit einer Ansicht von Wittenberg. Besonders angenehm fand ich die schönen Farben, diesen Luxus hat man bei einem eBook ja nicht.
    Schon während des Lesens der Einleitung ist mir klar geworden, dass uns diese Zeitreise doch in eine uns heute recht fremd anmutende Welt führen wird, als die Neuzeit noch jung war, und das Mittelalter noch seinen langen Schatten warf. Dramatische Veränderungen auf allen Ebenen leiten den Umbruch einer Epoche ein, und doch existiert das Alte neben dem Neuen fort.
    Was mich sogleich für den Autor eingenommen hat, ist seine Sichtweise des Martin Luther. Er blickt noch auf den Menschen des Mittelalters, auf den Hassprediger gegen die Bauern etwa, die sich gegen die Obrigkeit auflehnen und damit auch die gottgewollte Ordnung in Frage stellen. "Luther selbst blies noch einmal die mittelalterliche Hölle an mit seinem Predigeratem, geradezu besessen vom Teufel", schreibt Herr Preisendörfer so treffend. Kürzlich habe ich mal an anderer Stelle gelesen, dass das Luther-Bild, das wir heute haben, erst im 19. Jahrhundert geprägt wurde. Stark idealisiert ist er also heute, und mit seinen Predigten würde er der "political correctness" wohl ganz und gar nicht entsprechen.
    Im 1. Kapitel ging es dann in dieser erfreulichen Tonart weiter. Mir gefällt die Art, wie der Autor die Dinge ins rechte Licht rückt, und es auch bei Kleinigkeiten ganz genau nimmt. Sicher war Columbus Kapitän auf der "Pinta" als es in Richtung Neue Welt ging, und er wird wohl auch den Kurs festgelegt haben, aber letztlich war es doch Rodrigo de Triana, ein junger Matrose, der von seinem Mastkorb aus den ersten Blick auf die Inseln vor der Küste jenes Landes warf, das Columbus für Indien hielt.
    Die apokalyptische Endzeitstimmung war wohl auch fixer Bestandteil des täglichen Lebens, die nicht auf Neuanfang und Zukunft ausgerichtet war, sondern die Menschen auf die Rückkehr zum Ursprung vorbereiten sollte. Und auch Dürer hat sich in seinem Werk ja ganz dieser Geisteshaltung verschrieben.
    Und dann kommt da noch so "ein dahergelaufener Astrologe", wie Luther Kopernikus nannte, und behauptet, dass die Erde um die Sonne wirble. ( Squirrel: Jetzt können wir hinsichtlich der Relativitätstheorie ganz beruhigt sein, hat doch auch der Bruno Preisendörfer, der so kluge Bücher schreibt, den Einstein und seine Theorien nicht wirklich verstanden :wink: ). Großartiges hat natürlich auch Johannes Kepler geleistet, ein Theologe noch dazu, der die Kreisbahnen der Planeten in elliptische verwandelte, und mit dieser physikalischen Wahrheit den Nagel auf den Kopf traf. Doch unser braver Bruno rückt die Dinge gleich im nächsten Absatz wieder zeitgemäß zurecht. Was wir heute als Revolution von Geistesriesen ansehen, was von Theologen als "kopernikanische Kränkung" empfunden wurde, hat damals keine Rolle gespielt. Gekränkt war kein Mensch, weil ohnehin kein Normalsterblicher die Schriften des Domherren verstanden hätte, war es doch nur Gelehrtenzeug, unwichtig fürs praktische Leben.
    So war es wohl auch nicht die Weite des Alls, die beeindruckte, sondern die "Ausweitung" der Welt durch Seefahrer und Eroberer, und doch hat Columbus die Entfernungen viel zu gering eingeschätzt. Die Welt schien kleiner als sie ist, und das war gut so, denn sonst wäre der Wagemutige vielleicht gar nicht losgesegelt.
    Sehr gut hat mir gefallen, wie Herr Preisendörfer von den Pfeffersäcken schreibt, die alsbald die Welt regieren sollten, vom Beute machen, und der Aufteilung der Welt zwischen den beiden erzkatholischen Ländern Spanien und Portugal.
    Immer wieder rückt er auch die alten Landkarten in den Mittelpunkt, und zeigt, wie schwierig es gewesen sein muss, die Welt, in der man lebte, maßstabgerecht abzubilden. Einigkeit gab es also keine im deutschen Reich, eher glich es einem Flickenteppich, aber die Ausdehnung dieses Reiches und der Länder, die es umgab, hat er vortrefflich auf Seite 36 beschrieben.
    Luther sah sich in seinem Selbstverständnis wohl als einer, der gekommen war, um den wilden Deutschen mit seinen wüsten Reden immer wieder gehörig die Leviten zu lesen. In den gebildeten Kreisen des deutschen Landes wurde natürlich Latein gesprochen, sogar die Studenten mussten bei ihren Zechgelagen auf lateinisch lallen (da habe ich natürlich sofort an unseren Cato gedacht - wollte der nicht auch mitlesen?). Dass das Volk damit nichts anzufangen wusste, und Umdeutungen versuchte, zeigt das Beispiel mit den Heiligen drei Königen ja auch sehr gut (seid Ihr auch so wie ich bis dato diesem Irrtum erlegen?)
    Unser Autor hat aber auch aufgeräumt mit der Vorstellung, dass der gute Martin den Leuten aufs Maul schaute. Hat er nicht, sondern sich an der Meißener Kanzleisprache orientiert (was ich auch noch nie gehört hatte), und ist bewusst jedem Dialekt, jeder Spezialisierung der Sprache (wie sie bei Hof oder beim Militär üblich war) ausgewichen. Nur so konnte die Grundlage für unsere einheitliche deutsche Sprache gelegt werden - und doch variiert sie auch heute ganz ungeheuer in Dialektfärbung und Ausdrucksweise. Finde ich toll, dass ich das jetzt weiß!
    Im letzten Abschnitt des Kapitels ist noch viel vom gedruckten Wort die Rede. Obwohl Luther ein Prediger war, ein Volksredner, hing sein Einfluss doch von seinen Schriften ab und deren Verbreitung vom Buchdruck. Und doch ist die Fremdheit von Luthers Deutsch für uns heute offensichtlich und unlesbar.
    Dennoch habe ich mich still für mich gewundert, dass dieser in seiner Ausdrucksweise durch recht derbe Luther hebräisch so gut konnte wie seine Muttersprache. Muss also schon eine beeindruckende und ganz außergewöhnliche Persönlichkeit gewesen sein.

  • Ich kann auch schon etwas mitreden, auch wenn ich mit Kapitel 1 noch nicht fertig bin…

    wunderschön gestaltete Seite des vorder- und rückseitigen Innendeckels mit einer Ansicht von Wittenberg. Besonders angenehm fand ich die schönen Farben, diesen Luxus hat man bei einem eBook ja nicht.

    Und ich weiß jetzt wieder, warum ich gedruckte Bücher bevorzuge - so schöne Dinge entgehen einem eben bei eBooks. Solang ich die Bücher noch irgendwie halten kann, werde ich wohl immer Papierbücher bevorzugen :D Die Stadtansicht ist wirklich wunderschön, gefällt mir auch sehr gut. Eine schöne Einstimmung auf die Zeit.


    eine uns heute recht fremd anmutende Welt führen wird, als die Neuzeit noch jung war, und das Mittelalter noch seinen langen Schatten warf. Dramatische Veränderungen auf allen Ebenen leiten den Umbruch einer Epoche ein, und doch existiert das Alte neben dem Neuen fort.

    Da ich mich oft in diesem Bereich der Geschichte bewegt habe und bewege (zuletzt mit Tilman Riemenschneider und Jan Hus), ist sie mir nicht mehr so fremd, bin mir der Unterschiede aber immer bewusst. Früher angesetzt als unsere Physiker, ist doch auch diese Zeit stark im Umbruch - sowohl bereits in den Wissenschaften als auch sozial auf allen Ebenen, wie wir noch lesen werden.


    Kürzlich habe ich mal an anderer Stelle gelesen, dass das Luther-Bild, das wir heute haben, erst im 19. Jahrhundert geprägt wurde. Stark idealisiert ist er also heute, und mit seinen Predigten würde er der "political correctness" wohl ganz und gar nicht entsprechen.

    Das war mir sehr lange nicht so bewusst, wie stark die Idealisierung Luthers doch in unseren Köpfen vorherrscht. Erst in den letzten Jahren kommt ja immer mehr Bewegung in das Bild des Reformators, der doch eigentlich gar keiner sein wollte. Was aus seinen Thesen in der Welt wurde, war niemals seine Absicht, es hat sich tatsächlich verselbständigt. Er selbst muss ein ziemlich arroganter Mistkerl gewesen sein mit einer Sprache, die ihm niemand in der heutigen Welt zutraute. Aber die Sprache war damals generell sehr derb und unflätig, auf allen Ebenen - Luther war da keine Ausnahme, die war vielmehr Erasmus von Rotterdam, der sich dem entzog. Schaut mal im Anhang auf Seite 427 "Wortgewalt - Sprache, die weh tun sollte"… :loool: Und ja, ich hab bereits im Anhang gestöbert, was da so an Zusatzinformationen versteckt sein könnte. :uups:


    Mir gefällt die Art, wie der Autor die Dinge ins rechte Licht rückt, und es auch bei Kleinigkeiten ganz genau nimmt.

    Mir gefällt seine ganze Art, das Leben und die Geschichte zu beschreiben - er geht so leicht an die Sache heran, aber ganz sicher nimmt er es nicht auf die leichte Schulter. Das macht es uns wiederum viel leichter, in die Thematik hereinzukommen.


    Die apokalyptische Endzeitstimmung war wohl auch fixer Bestandteil des täglichen Lebens, die nicht auf Neuanfang und Zukunft ausgerichtet war, sondern die Menschen auf die Rückkehr zum Ursprung vorbereiten sollte. Und auch Dürer hat sich in seinem Werk ja ganz dieser Geisteshaltung verschrieben.

    Das wiederum kann ich mir immer nur schwer vorstellen, dass die Menschen damals ständig den Weltuntergang vor sich sahen. Aber auf der anderen Seite ist es doch nachvollziehbar: in den Erinnerungen der Menschen ist die letzte Hungersnot von 1431 bis ca. 1440 noch sehr präsent, als eine Reihe von sehr kalten, langen Wintern und warmen, sehr nassen Sommern die Ernten vernichteten und Tausende verhungerten oder an Seuchen starben. Das war ja grad 3 Generationen vor der Zeit, in die wir uns jetzt begeben. Da würde ich evtl. auch ständig den Weltuntergang befürchten (wenn ich auch keine Fische am Himmel sehen würde :loool: )


    ( Squirrel: Jetzt können wir hinsichtlich der Relativitätstheorie ganz beruhigt sein, hat doch auch der Bruno Preisendörfer, der so kluge Bücher schreibt, den Einstein und seine Theorien nicht wirklich verstanden :wink: ).

    genau das gleiche hab ich auch gedacht :totlach:


    Großartiges hat natürlich auch Johannes Kepler geleistet, ein Theologe noch dazu, der die Kreisbahnen der Planeten in elliptische verwandelte, und mit dieser physikalischen Wahrheit den Nagel auf den Kopf traf.

    Kepler zeigt da mal wieder diese wahnsinnige Verbindung von Geistes- und Naturwissenschaften, wie wir sie ja auch bei Leibniz kennen gelernt haben. Ein Theologe, der mal so eben die Astronomie revolutioniert :shock: Ich kann mich vor diesen Geistesriesen immer nur ehrfürchtig verneigen, noch dazu wenn ich bedenke, mit welchen Mitteln diese Menschen das alles geleistet haben :pray:


    Was wir heute als Revolution von Geistesriesen ansehen, was von Theologen als "kopernikanische Kränkung" empfunden wurde, hat damals keine Rolle gespielt. Gekränkt war kein Mensch, weil ohnehin kein Normalsterblicher die Schriften des Domherren verstanden hätte, war es doch nur Gelehrtenzeug, unwichtig fürs praktische Leben.

    Was uns alle wieder auf den Boden der Tatsachen holt in unserer Ehrfurcht - praktische Anwendung hatte das alles nicht für den Bauern auf dem Feld oder den Händler unterwegs. Das sieht in unserer technisierten Welt schon wieder ganz anders aus.


    die "Ausweitung" der Welt durch Seefahrer und Eroberer

    DAS wiederum hat sehr reale Auswirkungen auf die greifbare Welt der Menschen. :wink:

  • so schöne Dinge entgehen einem eben bei eBooks

    Ja, nur eBooks wäre nichts, aber so ein schönes Gemisch hat schon was für sich.


    ist sie mir nicht mehr so fremd, bin mir der Unterschiede aber immer bewusst.

    Wir haben ja schon des öfteren bei unseren LR festgestellt, dass man nicht aus der heutigen Sicht beurteilen soll, aber ganz gelingt es mir doch nie. Würden wir wirklich mit einer Zeitmaschine 500 Jahre zurückversetzt werden, würden wir sicher alle sofort Reißaus nehmen.

    wie stark die Idealisierung Luthers doch in unseren Köpfen vorherrscht.

    Ja, das hast gut ausgedrückt. Ich hatte noch bis vor kurzem ein ganz anderes Bild von ihm.

    er geht so leicht an die Sache heran

    Zwei Seelen und ein Gedanke :friends:

    Das wiederum kann ich mir immer nur schwer vorstellen, dass die Menschen damals ständig den Weltuntergang vor sich sahen

    Vielleicht nicht den Untergang, aber das Ende der Zeiten überhaupt mit der Wiederkehr Christi, was dann ja bedeutet hätte, dass "gerichtet werden die Lebenden und die Toten"; also endlich die totale Gerechtigkeit für all die Elenden, Armen, Kranken und Ausgebeuteten. Darauf warteten die Menschen ja schon seit 1500 Jahren. Und außerdem glaube ich, dass die Kirche mit ihren Geboten, Verboten und Versprechungen das Leben so beherrscht hat, wie wir uns das in unseren kühnsten Träumen nicht mehr vorstellen können.

    genau das gleiche hab ich auch gedacht

    Sagt ich's ja schon: Zwei Seelen und ein Gedanke :friends:

    Ich kann mich vor diesen Geistesriesen immer nur ehrfürchtig verneigen,

    Ja, wir schon, aus unserer heutigen Sicht; aber ein armer Bauer (oder gar erst die Bäuerin), die kaum über ihren Tellerrand hinaus sahen und sich gewiss hauptsächlich darum kümmern mussten, dass überhaupt etwas auf den Teller kam. Denen war es sicher völlig egal, ob sich die Sonne um die Erde drehte oder umgekehrt, und wie kluge Köpfe auf solche Ideen kamen, war ihnen wohl auch wurscht.


    praktische Anwendung hatte das alles nicht für den Bauern auf dem Feld oder den Händler unterwegs. Das sieht in unserer technisierten Welt schon wieder ganz anders aus.

    Und einen Absatz später sagst Du es eh auch so.


    DAS wiederum hat sehr reale Auswirkungen auf die greifbare Welt der Menschen.

    Ja, aber nicht gleich und nicht für jeden ...

  • Würden wir wirklich mit einer Zeitmaschine 500 Jahre zurückversetzt werden, würden wir sicher alle sofort Reißaus nehmen.

    Wahrscheinlich könnten wir gar nicht so schnell rennen wie die uns in die Kerker geworfen hätten :totlach:

    aber das Ende der Zeiten überhaupt mit der Wiederkehr Christi, was dann ja bedeutet hätte, dass "gerichtet werden die Lebenden und die Toten"; also endlich die totale Gerechtigkeit für all die Elenden, Armen, Kranken und Ausgebeuteten. Darauf warteten die Menschen ja schon seit 1500 Jahren.

    okay, die kirchlich-religiöse Auslegung vergess ich so oft :uups:


    Ja, wir schon, aus unserer heutigen Sicht; aber ein armer Bauer (oder gar erst die Bäuerin), die kaum über ihren Tellerrand hinaus sahen und sich gewiss hauptsächlich darum kümmern mussten, dass überhaupt etwas auf den Teller kam. Denen war es sicher völlig egal, ob sich die Sonne um die Erde drehte oder umgekehrt, und wie kluge Köpfe auf solche Ideen kamen, war ihnen wohl auch wurscht.

    die haben sich wahrscheinlich noch gefragt, warum der so gelobt wurde :-s

  • Wahrscheinlich könnten wir gar nicht so schnell rennen wie die uns in die Kerker geworfen hätten

    :rambo:

    okay, die kirchlich-religiöse Auslegung vergess ich so oft

    Oh, Schande über Dich, Du alte:-# Atheistin . . .


    die haben sich wahrscheinlich noch gefragt, warum der so gelobt wurde

    Oder haben gar nicht gewusst, wer das ist, und wovon die reden, die hohen und gelehrten Herren :pray:

  • Ist mir auch so ergangen, war aber schon 23 Uhr.

    :lol: Das war auch meine Zeit gewesen.

    ich hab mit dem Buch weniger Schwierigkeiten als mit Rom oder unseren Physikern. Wir bekommen ja erstmal einen Überblick, was zu der Zeit auf der Welt los war, wie die Menschen dachten und sprachen, was so grob im Umbruch war. Sprachlich und stilistisch einfacher als die anderen beiden, komm ich gut voran.

    :shock: Ich glaube ich muss noch ein wenig "Sachbuchlesen" üben, um das auch mal schreiben zu können. Ich musste mich schon ziemlich konzentrieren um Preisendörfer zu folgen.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • Er selbst muss ein ziemlich arroganter Mistkerl gewesen sein mit einer Sprache, die ihm niemand in der heutigen Welt zutraute.

    Wenn man es aus heutiger Sicht betrachtet, war er teilweise ein ziemlicher Mistkerl und Hassprediger.. Aber für die Menschen damals, war er entweder ein Held oder der personifizierter Antichrist. Die ganzen Wertevorstellungen waren in der damaligen Zeit ganz anders als heute.
    Luther war der Meinung, dass Veränderungen von oben kommen müssen und es an der Obrigkeit liegt, die Lebensbedingungen der Bauern zu verbessern.. Alles andere verstieß seiner Meinung nach gegen die göttliche Fügung. Ich denke, für ihn war der Bauernaufstand gleichbedeutend mit einem Aufstand gegen Gott und deshalb hat er so erbittert gegen die Bauern gehetzt. Womit ich nicht sagen will, das ich dies gut finde, im Gegenteil. Aber es ist immer schwierig die Menschen von damals zu beurteilen, waren doch ihre Wertvorstellungen ganz anders als heute.

    Einem Haus eine Bibliothek hinzuzufügen heißt, dem Haus eine Seele zu geben.


    Marcus Tullius Cicero


    (106 - 43 v. Chr.), römischer Redner und Staatsmann



  • Einleitung + 1. Kapitel


    Also erst Mal muss ich jetzt echt schreiben: @Sylli deine Zusammenfassung ist einfach nur toll! Das hätte ich nie so hingekriegt :uups:

    Kürzlich habe ich mal an anderer Stelle gelesen, dass das Luther-Bild, das wir heute haben, erst im 19. Jahrhundert geprägt wurde. Stark idealisiert ist er also heute, und mit seinen Predigten würde er der "political correctness" wohl ganz und gar nicht entsprechen.

    An der Stelle musste ich lachen, zimperlich in seinen Aussagen war er wirklich nicht gerade. Aber wie es scheint, nicht nur er. Die haben sich alle nichts geschenkt, wie ich zum einen einem Artikel der Geo entnehmen konnte und auch noch dem Anhang unseres Buches. Da konnte ich zwar nur kurz stöbern, aber das ist ja schon ziemlich derb. Ich kann jetzt nicht anders, aber mein erster Gedanke war, dass sich da so im Vergleich zu heute auch nicht so viel geändert hat. Wenn man sich so Kommentare bei youtube oder sonstwo anschaut :-? Da wird es auch oft unterirdisch.
    Über Luther mehr zu erfahren finde ich ganz spannend. Mein Bild ändert sich mittlerweile ständig von ihm und ich glaube um eine gute Biographie komme ich dann irgendwann doch nicht so ganz herum. (Kurze Notiz an mich: Antrag für Lebenslesezeit noch verlängern, um all das lesen zu können was mich interessiert)


    Mir gefällt die Art, wie der Autor die Dinge ins rechte Licht rückt, und es auch bei Kleinigkeiten ganz genau nimmt.

    Das gefällt mir auch sehr gut! Als wenn ich mit Preisdörfer auf dem Sofa sitzen würde und er mir langsam seine Gedanken erzählt und dabei von Hölzchen aufs Stöckchen kommt. Da muss ich mich sehr konzentrieren um ihm folgen zu können. Aber es lohnt sich!



    Sehr gut hat mir gefallen, wie Herr Preisendörfer von den Pfeffersäcken schreibt, die alsbald die Welt regieren sollten, vom Beute machen, und der Aufteilung der Welt zwischen den beiden erzkatholischen Ländern Spanien und Portugal.

    Für mich war neu, dass das auch noch mit deutschen Geldern mit finanziert wurde. Vorausgesetzt, dass ich das jetzt richtig verstanden habe.


    Immer wieder rückt er auch die alten Landkarten in den Mittelpunkt, und zeigt, wie schwierig es gewesen sein muss, die Welt, in der man lebte, maßstabgerecht abzubilden. Einigkeit gab es also keine im deutschen Reich, eher glich es einem Flickenteppich, aber die Ausdehnung dieses Reiches und der Länder, die es umgab, hat er vortrefflich auf Seite 36 beschrieben.

    Was er über die alten Landkarten und wie schwierig es war sich ein richtiges Bild seiner Umgebung zu machen, fand ich sehr spannend.


    Luther sah sich in seinem Selbstverständnis wohl als einer, der gekommen war, um den wilden Deutschen mit seinen wüsten Reden immer wieder gehörig die Leviten zu lesen. In den gebildeten Kreisen des deutschen Landes wurde natürlich Latein gesprochen, sogar die Studenten mussten bei ihren Zechgelagen auf lateinisch lallen (da habe ich natürlich sofort an unseren Cato gedacht - wollte der nicht auch mitlesen?). Dass das Volk damit nichts anzufangen wusste, und Umdeutungen versuchte, zeigt das Beispiel mit den Heiligen drei Königen ja auch sehr gut (seid Ihr auch so wie ich bis dato diesem Irrtum erlegen?)

    Ich bin evangelische Katholikin (Katholisch sozialisiert und später -nach meiner Scheidung- zum evangelischen Glauben konvertiert, nur kurz zur Erklärung :) ), von daher wusste ich das mit den drei Buchstaben C+M+B und ihre wirkliche Bedeutung :wink: Wenigstens das mal :lol:
    Das Latein eine Sprache der Priester und Gelehrten war, aber darüberhinaus auch noch im Wirtshaus Latein "gelallt" ( :lol: ) werden musste, dass fand ich insofern interessant, weil sich da ja eine ziemliche Kluft zwischen der "normalen" und der "gelehrteren" Bevölkerung auftut.
    Ich kann es jetzt nicht so schön formulieren, aber ich versuche es mal. Jetzt wird mir auch klar, warum sich Luther auch noch dafür eingesetzt hatte, dass alle (!) Kinder lesen und schreiben lernen. Und warum er sich für die Deutsche Sprache so eingesetzt hat. Das mit der Schulbildung habe ich in der Geo gelesen. Es waren dann tatsächlich später doch Kinder der reicheren Leute, die eine Schulbildung genießen konnten, aber immerhin ein Anfang.


    Unser Autor hat aber auch aufgeräumt mit der Vorstellung, dass der gute Martin den Leuten aufs Maul schaute. Hat er nicht, sondern sich an der Meißener Kanzleisprache orientiert (was ich auch noch nie gehört hatte), und ist bewusst jedem Dialekt, jeder Spezialisierung der Sprache (wie sie bei Hof oder beim Militär üblich war) ausgewichen. Nur so konnte die Grundlage für unsere einheitliche deutsche Sprache gelegt werden - und doch variiert sie auch heute ganz ungeheuer in Dialektfärbung und Ausdrucksweise. Finde ich toll, dass ich das jetzt weiß!

    Ich auch! :)

    Dennoch habe ich mich still für mich gewundert, dass dieser in seiner Ausdrucksweise durch recht derbe Luther hebräisch so gut konnte wie seine Muttersprache. Muss also schon eine beeindruckende und ganz außergewöhnliche Persönlichkeit gewesen sein.

    Ich sag ja, dieser Luther muss wirklich eine spannende Person mit vielen Facetten gewesen sein. Ein Kind seiner Zeit, aber immer wieder mit unglaublichen neuen Ideen und ziemlich derb in seinen Ausdrucksweisen. Aber wie schon mal geschrieben, die haben sich alle gegenseitig nichts geschenkt.


    Das war mir sehr lange nicht so bewusst, wie stark die Idealisierung Luthers doch in unseren Köpfen vorherrscht. Erst in den letzten Jahren kommt ja immer mehr Bewegung in das Bild des Reformators, der doch eigentlich gar keiner sein wollte. Was aus seinen Thesen in der Welt wurde, war niemals seine Absicht, es hat sich tatsächlich verselbständigt

    Ja, genau das!


    Er selbst muss ein ziemlich arroganter Mistkerl gewesen sein mit einer Sprache, die ihm niemand in der heutigen Welt zutraute. Aber die Sprache war damals generell sehr derb und unflätig, auf allen Ebenen - Luther war da keine Ausnahme, die war vielmehr Erasmus von Rotterdam, der sich dem entzog. Schaut mal im Anhang auf Seite 427 "Wortgewalt - Sprache, die weh tun sollte"… Und ja, ich hab bereits im Anhang gestöbert, was da so an Zusatzinformationen versteckt sein könnte.

    Ich habe da auch schon reingeblättert und werde mich noch ein wenig mehr drin vertiefen. Endlich wieder mal ein Anhang, der richtig viel Übersicht liefert und sehr informativ ist.

    Das wiederum kann ich mir immer nur schwer vorstellen, dass die Menschen damals ständig den Weltuntergang vor sich sahen.

    Ist doch heute auch noch so. Ich weiß schon gar nicht mehr wie oft in den letzten Zeiten der Weltuntergang vorhergesagt wurde :-,


    (wenn ich auch keine Fische am Himmel sehen würde )

    :totlach:

    Was uns alle wieder auf den Boden der Tatsachen holt in unserer Ehrfurcht - praktische Anwendung hatte das alles nicht für den Bauern auf dem Feld oder den Händler unterwegs. Das sieht in unserer technisierten Welt schon wieder ganz anders aus.

    Meinst du das sich wirklich heutzutage jeder dafür interessiert? Ich glaube/befürchte es eher nicht. Zumal ich es immer schwieriger finde bei so vielen neuen Erkenntnissen noch halbwegs die grobe Übersicht zu behalten. :uups:


    Würden wir wirklich mit einer Zeitmaschine 500 Jahre zurückversetzt werden, würden wir sicher alle sofort Reißaus nehmen.

    :lol: Ach nee, lass mal. Ich muss da nicht hin. Ich finde es immer amüsant, wenn ich von Leuten höre, die sooo gerne früher gelebt hätten, weil es da ja noch viel besser war. Aber so ohne unseren vielen Errungenschaften, egal welcher Art, mag ich ehrlicherweise nicht mehr leben.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • Aber es ist immer schwierig die Menschen von damals zu beurteilen, waren doch ihre Wertvorstellungen ganz anders als heute.

    Ja, das mit der Beurteilung funktioniert nicht, weil's eine ganz andere Welt war. Ich finde es überhaupt problematisch von unserer heutigen Perspektive aus, rückblickend zu werten.

  • deine Zusammenfassung ist einfach nur toll! Das hätte ich nie so hingekriegt

    Danke! :love: So kapiere ich auch besser, was ich da eigentlich gelesen habe.

    und ich glaube um eine gute Biographie komme ich dann irgendwann doch nicht so ganz herum.

    Ja, aber es müsste eine sein, die ihn frei von jeder Idealisierung zeigt. Such ich schon eine Weile und bin noch nicht fündig geworden. Falls Dir eine unterkommt, bitte *auch wissen will* :winken:

    Für mich war neu, dass das auch noch mit deutschen Geldern mit finanziert wurde.

    Für mich auch. Hängt das mit dem Handel zusammen, mit den reichen Kaufmannsfamilien oder mit dem Ablasshandel. Wer könnte da denn Klarheit in den Köpfen schaffen :?::!: Wie hast Du denn das interpretiert @Squirrel?

    Ich bin evangelische Katholikin

    Das ist ja interessant, habe ich noch nie gehört! Und ich bin so schön katholisch erzogen worden, dass ich gar nie auf die Idee gekommen wäre, dass die Initialen etwas anderes, noch dazu etwas Lateinisches bedeuten könnten.
    Mir gefällt das immer so gut, wenn sich so kleine Irrtümer klären und Wissenslücken schließen. Die großen Lücken kann ich in diesem Leben sowieso nicht mehr kitten. :-?

    Ich kann es jetzt nicht so schön formulieren

    Doch kannst Du, hab alles verstanden! :friends:


    Ich sag ja, dieser Luther muss wirklich eine spannende Person mit vielen Facetten gewesen sein. Ein Kind seiner Zeit, aber immer wieder mit unglaublichen neuen Ideen und ziemlich derb in seinen Ausdrucksweisen. Aber wie schon mal geschrieben, die haben sich alle gegenseitig nichts geschenkt.

    Immer noch wundere ich mich, dass der gute Luther das alles überlebt hat. Muss schon ein vortrefflicher Kerl gewesen sein, trotz seiner Umgangsformen. Und finde so schön, was am rückseitigen Buchdeckel steht. Habt Ihr das gelesen, was er über die Ehe schreibt? Wie er sich wundert, dass im Bett jetzt plötzlich ein paar Zöpfe neben ihm liegen, die vorher nicht da waren. Zöpfe trug sie also zur Nacht, die brave Katharina ... :sleep:

    Endlich wieder mal ein Anhang,

    Den wollte ich erst am Ende lesen, aber jetzt ... schaue ich da auch mal rein! Ihr habt mich verführt :wink:


    Ich weiß schon gar nicht mehr wie oft in den letzten Zeiten der Weltuntergang vorhergesagt wurde

    Ich denke, die meinten da nicht den Weltuntergang im negativen Sinne, sondern das Ende aller Zeiten überhaupt durch das Kommen Christi und sein Gericht. Und da hätten natürlich alle die Unterdrückten und Ausgebeuteten endlich ihren gerechten Lohn. Wenn ich mich noch richtig erinnere, wird auf dieses Ereignis ja seit den Urchristen gewartet. Zu Lutherzeiten also sicher noch. Ob die katholische Kirche heute auch noch wartet, entzieht sich meiner Kenntnis, weil vor 20 Jahren ausgetreten.


    Meinst du das sich wirklich heutzutage jeder dafür interessiert?

    Gar keine Spur! Jeder in keinem Fall, brauch ich nur im nächsten Umfeld Umschau zu halten :roll:


    Ich finde es immer amüsant, wenn ich von Leuten höre, die sooo gerne früher gelebt hätten, weil es da ja noch viel besser war.

    Das denken nur die, die sich nicht genauer für auch nur irgendeine ferne Zeit interessieren. Stell Dir nur mal vor, Du hättest vor 500 Jahren Zahnschmerzen gehabt - ein Albtraum :lechz: Ich hätte noch nicht mal mit meiner Uroma tauschen wollen.


    Ja, nee ist klar. Aber wer weiß

    Sicher! :thumleft: Musst nur oft genug mit uns lesen.

  • So ich hab dann auch endlich mal das zu Lesende geschafft....

    Ich glaube ich muss noch ein wenig "Sachbuchlesen" üben, um das auch mal schreiben zu können. Ich musste mich schon ziemlich konzentrieren um Preisendörfer zu folgen.

    Immerhin ging es nicht nur mir so. Sachbücher sind für mich auch eher "Neuland" und als Letztes hatte ich den Ian Mortimer gelesen. Der ist gaaaanz anders. Hier bei Preisendörfer hatte ich zu Beginn echt Mühe zu wissen, was er mir denn jett sagen will :shock: Soviele Informationen und für mich war das alles durcheinander. Hab ich immer noch nicht ganz kapiert, daher danke dir @Sylli für die tolle Zusammenfassung. :applause:
    So hast du in meine Hirnwindungen wenigstens was Ordnung gebracht.
    Bei mir hats dann eingesetzt als es um die Sprache ging und wir langsam dann wirklich zu Luther und seinen Schriften kamen. Ab da kam ich mit :totlach:


    Ich bin evangelische Katholikin (Katholisch sozialisiert und später -nach meiner Scheidung- zum evangelischen Glauben konvertiert, nur kurz zur Erklärung ), von daher wusste ich das mit den drei Buchstaben C+M+B und ihre wirkliche Bedeutung Wenigstens das mal

    Ich wusste das auch, aber wohne ja auch im tiefsten Katholikenland :mrgreen: