Bin auch wieder da und up-to-date
Eine Ursache für den Niedergang der öffentlichen Badehäuser war wohl die Angst vor Krankheiten und die Vermutung, dass sie sich über giftige Dämpfe ausbreiteten. Vor 500 Jahren hätte sich wohl niemand die Existenz von Bakterien vorstellen können, und auch nicht, dass diese unsichtbaren Kleinstlebewesen für die Übertragung tödlicher Krankheiten verantwortlich waren. Bei Seuchen und Epidemien musste es sich auch nicht immer um die Pest handeln, weil sämtliche Infektionskrankheiten als „Pestilenzien“ bezeichnet wurden und alle Geschlechtskrankheiten als „Syphilis“.
So ganz ungerechtfertigt war die Angst ja nicht, wenn wir an Viruserkrankungen denken, die meist über Tröpfcheninfektion übertragen werden. Und eine echte Grippe war damals ganz sicher tödlich. Und ich weiß nicht, ob zwischen den Badenden das Wasser gewechselt wurde, was natürlich auch ein Übertragungsweg ist Aber ins andere Extrem zu verfallen war natürlich genauso fatal
Mich fasziniert besonders der "Englische Schweiß", der ja vier Mal verheerend wütete und danach einfach verschwand. Alle anderen Krankheiten gab und gibt es noch bis auf die Pocken, aber diese Krankheit ist einfach wieder verschwunden
Immer wieder erstaunt es mich, wenn ich lese, dass man zur Lutherzeit vom Inneren des menschlichen Körpers noch so gut wie nichts wusste, und was heute in der Medizin alles möglich ist. Der Zeitraum von rund 500 Jahren erscheint mir für diese Revolution überhaupt nicht lange, zumal sich die Macht der Kirche ja über einen langen Zeitraum als gewaltiger Hemmschuh für jeden Fortschritt erwiesen hatte.
Dabei wussten die Araber im Mittelalter sehr viel über Medizin - es ging nur verschütt bzw. wurde ignoriert, da es ja von Heiden kam Mich erstaunt das Ganze überhaupt nicht, aber ich hab mich auch schon immer sehr für Medizingeschichte interessiert.
So könnte man im botanischen Werk von Leonhart Fuchs, dem anatomischen von Andreas Vesal und dem astronomischen von Nikolaus Kopernikus, alle aus dem Jahre 1543, den symbolischen Aufbruch in die moderne Zeit verstehen.
Besonders Vesal hat da viel getan und riskiert mit seinen Obduktionen, um den Körper besser kennenzulernen.
Und natürlich legen wir Zeitreisende auch Wert auf ein Treffen mit Paracelsus, gleichzeitig Magier, Prophet und Empiriker, eine Kombination, die wir aus heutiger Sicht sehr strikt trennen würden.
Über ihn möchte ich auch noch mehr erfahren
Die Frage wäre, ob ich das Zeug auch einnehmen wollte. Da waren ja doch etwas fragwürdige Ideen gewesen, wie man das eine oder andere heilen kann. War das nicht bei der Syphillis gewesen, dass man sogar Quecksilber als Alternative zu Gebeten bekam? Ich weiß nicht was ich da lieber gewählt hätte
Quecksilber war noch recht lang bis ins 20. Jahrhundert hinein die einzig wirksame Medizin gegen die Syphilis - und wenn man ansonsten von einem sehr unangenehmen Tod bedroht ist, riskiert man alles
Oh ja! Ein Punkt der mich wiederum sehr fasziniert. Eine Fülle von Informationen Und das ist der pure Wahnsinn -in meinen begeisterten Augen- was ein Archäologe alles daraus erschließen kann. Das sind die reinsten Detektive in meinen Augen.
Die Abfallgruben sind für Archäologen wohl immer die interessantesten Ausgrabungsorte. Und stinken werden die Sickergruben heute wohl hoffentlich nicht mehr
wurde dann gar nicht mehr gebadet?
Mehrheitlich nicht mehr, da die Masse der Menschen keine Bäder besaß. Nur wenige hatten überhaupt den Platz für einen Zuber...
Und wo ging man hin, wenn man sich behandeln lassen wollte? Gab es da schon so etwas wie Ärzte die zu einem gingen (wenn man vermögend war) oder zu denen man ging?
Naja, über die Qualität der Medicusse kann man wohl streiten. Ansonsten gab es die Bader und Wundärzte und ich vermute, die meisten Armen gingen zu Kräuterweiblein. Und fahrenden Quacksalber gab es zur Genüge. Behandlungsmöglichkeiten wie wir sie kennen gab es damals ganz sicher nicht.
Gerade hatte es nicht mehr gejuckt.
ich geh jetzt duschen
Oder, bekanntes Beispiel, Konstanze von Sizilien, die auf dem Marktplatz Friedrich II. zur Welt brachte, nachdem ihr unterstellt wurde, dass sie unfruchtbar sei. Es wurde dann behauptet, sie würde gar kein Kind erwarten, sondern es sei das Kind eines Bauern o.ä. Sabine Weigand hat es in dem "Buch der Königin" toll beschrieben.
ein tolles Buch und ein hervorragendes Beispiel für die damalige Praxis - wobei die öffentliche Geburt wohl nicht faktisch belegbar ist, aber möglich gewesen wäre es. @Sylli das Buch ist ein hervorragend recherchierter Roman, den Du wirklich lesen kannst
Über das medizinische Wissen des Medicus wollen wir vielleicht nicht ganz so genau nachdenken.
lieber nicht
Doch, die gingen ziemlich rasch wieder zur Tagesordnung über. Eine Frau mit einem großen Haushalt und jeder Menge Arbeit konnte es sich bestimmt nicht leisten, ihre Pflichten lange zu vernachlässigen. Geburten waren damals eher die Routine und nicht die Ausnahme, wie heute, wo die Familienplanung nach dem 2. Kind meist schon abgeschlossen ist.
sie hatten ja echt keine Wahl, sie mussten wieder ran. Da gab es auch tatsächlich wenig Unterschied zwischen Arm und Reich, außer dass vielleicht eine reiche Frau nicht so körperlich hart arbeiten musste. Aber ausruhen war nicht angesagt damals. Das ist tatsächlich etwas, was ich mir kaum vorstellen kann: es muss doch echt eine Strapaze gewesen sein, so schnell wieder ins Hamsterrad zu müssen.
Ich habe ganz einsam hinter Euch hergelesen und bin jetzt beim letzten Abschnitt über Sterben, Tod und Begräbnis.
Da hast du uns ja eingeholt
Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, den Anhang habe ich jedoch wegen der dort extrem kleinen Schrift kaum genutzt.
Das ist schade. Hast Du keine Leselupe zur Hilfe?
Als Leser von gut recherchierten historischen Romanen war mir vieles schon bekannt, dennoch habe ich das Buch gern gelesen. Luther nahm glücklicherweise keinen übertrieben großen Raum ein. Immerhin konnte ich verifizieren, dass der kürzlich von mir gelesene Roman "Sturm in den Himmel" von Asta Scheib offenbar viele historisch überlieferte Details eingeflochten hat, so z.B. die Tatsache, dass der arme Luther wegen seines "Nussdiebstahls" aus der heimischen Speisekammer von seiner Mutter unbarmherzig bis auf´s Blut geprügelt wurde.
So geht es mir auch, mir gefällt das Buch auch sehr gut, besonders die thematische Gliederung. Mit den alten Texten hatte ich ja keine Schwierigkeiten, aber damit steh ich allein auf weiter Flur, ich weiß.
Dann sollte ich wohl nochmal in Asta Scheibs Buch hineinschauen.