Klappentext:
Hauptkommissar Claudius Zorn kann es nicht fassen, als er am Morgen seines fünfundvierzigsten Geburtstags neben Staatsanwältin Frieda Borck aufwacht. Wie, bitteschön, konnte das passieren? Auf dem Präsidium kommt es fortan zu peinlichen Zusammentreffen der beiden, und zwischendurch wartet Zorn wie ein liebeskranker Teenager darauf, dass die Staatsanwältin auf seine SMS antwortet. Doch eigentlich hat Zorn noch ein viel gravierenderes Problem: Schröder und er ermitteln in einem neuen Fall, die Leiche eines jungen Mannes wurde an einen Baum gefesselt am Flussufer gefunden. In seinem Oberschenkel steckt ein Zimmermannsnagel, ein möglicher Hinweis auf Folter. Schröder bittet Zorn, die Anruferliste auf dem Handy des Toten durchzugehen. Zorn, nicht ganz bei der Sache, kümmert sich erst viel zu spät darum. Nur, um auf etwas zu stoßen, was er lieber nie gefunden hätte. Denn der Tote hat kurz vor seiner Ermordung eine Nummer gewählt, die Zorn kennt. Und plötzlich steckt Zorn mitten in etwas drin, das ihn vor ein schier unlösbares moralisches Dilemma stellt. (von der Fischer-Verlagsseite kopiert)
Zum Autor:
Stephan Ludwig arbeitete als Theatertechniker, Musiker und Rundfunkproduzent. Er hat drei Töchter, einen Sohn und keine Katze.
Zum Schreiben kam er durch eine zufällige Verkettung ungeplanter Umstände. Er lebt und raucht in Halle. (von der Fischer-Verlagsseite kopiert)
Allgemeine Informationen:
6. Band der Halle-Krimireihe mit Zorn und Schröder
Zwischen die Kapitel aus der Jetztzeit sind Passagen aus den Erinnerungen der Personen geschaltet
Aus mehreren personalen Erzählperspektiven, die meisten davon aus Zorns Augen
51 Kapitel auf 410 Seiten
Persönliche Meinung:
Zorns persönlichster Fall. Er ist familiär so weit darin verwickelt, dass er eigentlich vom Fall abgezogen werden müsste, aber für literarische Ermittler gelten bekanntlich andere Gesetze als für diejenigen aus der Realität.
Neben den unschönen Erlebnissen steht Zorns neue Aufgabe im Fokus: Als Vater. Edgar heißt der Kleine, Mama und Papa des Jungen leben zwar nicht zusammen, doch sie verstehen sich gut und teilen sich die Erziehungsaufgaben. Wobei Zorn seinen Teil der Elternschaft offenbar mit Schröder teilt, der bei sämtlichen Unternehmungen von Vater und Sohn dabei zu sein scheint.
Und noch ein Problem belastet Zorn: Seine gemeinsame Nacht mit der Staatsanwältin und die Sehnsucht, die sich daraus entwickelt, und die Distanz, mit der sie ihm im Dienst begegnet.
Der Fall ist nicht besonders verzwickt, aber von der Sorte, die den Leser miträtseln lässt. Glaubt man, der Lösung auf der Spur zu sein, kommt garantiert ein Puzzlestein dazwischen, der nicht ins Gesamtbild passt. Der Täter ist zwar keine große Überraschung, doch den Weg zu seiner Entlarvung schildert der Autor logisch und schlüssig. Auch wenn das tatsächliche Geschehen dahinter haarscharf an der Unglaubwürdigkeit vorbeischrammt.
Dass einige Figuren überzeichnet sind, verzeiht man dem Buch. Ein paar Sentimentalitäten auch.
Natürlich gehören die Frotzeleien zwischen Zorn und Schröder dazu, doch hier sind sie nicht so zahlreich, so bemüht geistreich und unecht wie in einigen Vorgängerbänden. Und auch Zorn tappt nicht in jedes Fettnäpfchen und tritt nicht von einer Peinlichkeit in die nächste. Das ist sicher der privaten Geschichte geschuldet, die ihn belastet.
Für mich der beste Band der Reihe.