Rob Zombie, B.K. Evenson - Lords of Salem / The Lords of Salem

  • Inhalt: Salem, Massachusetts, Ende des 17. Jahrhunderts; nachdem Reverend Hawthorne den Hexenzirkel von Margaret Morgan auf frischer Tat bei einer Teufelsbeschwörung, inklusive Menschenopfer, erwischt, lässt er die Frauen auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Vor ihrem Tod verflucht Margaret die Nachfahren von Hawthorne und seinen Helfern...
    Gegenwart, Heidi ist Moderatorin bei einem kleinen Radiosender, wo sie allabendlich mit ihren Kollegen Whitey (der, mehr oder weniger offensichtlich, in sie verliebt ist) und dem älteren Herman (der sie argwöhnisch im Auge behält, da sie erst kürzlich, auf sein Drängen hin, einen Drogenentzug gemacht hat) durch die Rocksendung führt. Der Sender promotet das örtliche Horrorfilmfestival, zu diesem Anlass wurde Francis Matthias in die Sendung eingeladen, der ein Buch über die Hexen von Salem geschrieben hat. Als sie eine Schallplatte der unbekannten Band "The Lords", die Heidi anonym zugestellt wurde, in der Show abspielen, ist das Echo der Hörer auf die seltsame Musik gespalten: offenbar ist das Stück für Männer eher unangenehm, während die Frauen in geradezu ekstasische Begeisterung ausbrechen. Nachdem Herman die Band scherzhaft als die "Lords von Salem" bezeichnet wird Francis hellhörig, denn unter diesem Namen war seinerzeit Margaret Morgens Hexenzirkel bekannt. Er findet heraus, dass Heidi mit wirklichem Namen Adelheid Elizabeth Hawthorne heisst und eine direkte Nachkommin von Reverend Hawthorne ist. Als bekannt wird, dass, während die obskure Schallplatte im Radio abgespielt wurde, eine bisher unbescholtene Frau sich erst selbst verstümmelt und dann ihren Geliebten getötet und zerstückelt hat, stellt er weitere Nachforschungen an. Inzwischen wird Heidi von Alpträumen und grausigen Visionen heimgesucht, die sie an ihrem Verstand zweifeln lassen...
    Meine Meinung: Der Roman beruht auf dem ursprünglichen Drehbuch zu Rob Zombies gleichnamigen Film. Ich hatte noch ungefähr ein Drittel zu lesen, als sich mir die Gelegenheit bot den Film zu sehen; die Eindrücke haben sich dabei bestimmt etwas vermischt. Auf jeden Fall ist das Buch insgesamt detaillierter und sehr viel brutaler. Gleich zu Beginn dürfen wir an einer schwarzen Messe teilhaben, wobei an blutigen Einzelheiten nicht gespart wird.
    Die Einführung der Charaktere ist gelungen, die Verwendung einer satanischen Musik als Auslöser funktioniert auf dem Papier nicht so gut wie im Film, ist aber noch glaubhaft umgesetzt. In manchen Momenten, gerade bei Heidis alptraumhaften Visionen, merkt man den Ursprung (als Drehbuch) deutlich, ein typischer "Buch zum Film"-Effekt, wenn Einfälle, die visuell funktionieren, mit Worten beschrieben werden. Interessanterweise sind gerade von diesen Szenen viele nicht im fertigen Film enthalten.
    Nachdem der Mittelteil sich etwas zieht, geht zum Ende hin nochmal richtig die Post ab. Wo im Film ein rauschartiges, knallbuntes, symbolhaftes Bildgewitter auf den Zuschauer einprasselt, manchmal unfreiwillig komisch, manchmal übertrieben provokant, werden im Roman zwar alle losen Fäden verknüpft, allerdings mithilfe eines niederschmetternden Gemetzels. Was in beiden Fällen bleibt, ist die Frage, ob das jetzt den ganzen Aufwand wert war.
    Fazit: Mr. Zombie hat sich vom Satanismus-Horror a'la "Rosemaries Baby" (Buch 1967, Film 1968), "Der Exorzist" (Buch 1971, Film 1973) und "Das Omen" (1976) inspirieren lassen, liegt aber näher an dem etwas ruppigen "Hexensabbat" (Buch "Allisons Haus" 1974, Film 1977) und nahm nicht die geringste Rücksicht auf die realen Hexenprozesse in Salem. Für Freunde dieser Richtung Okkultgrusels, die sich an saftigen Details nicht stören, ist das Buch sicher einen Blick wert, ebenso für diejenigen, die aus dem Film nicht schlau geworden sind.


    Ein wenig anspruchsvoller als man es von der Romanadaption eines Low-Budget Horrorfilmes erwartet; als Feierabend- oder Reiselektüre geeignet.


    3/5